Kapitel 22

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Violet, Arthur und Josh sitzen auf dem Boden und lehnen sich an den Holzbalken eines Zauns an. „Josh, wie alt bist du eigentlich?", fragt Violet. „Ich bin gerade erst 7 geworden.", antwortet er. „Oh, alles Gute nachträglich!", antwortet Violet freudig. Unter den Masken von ihr und Arthur ist es erdrückend warm. „Wieso setzt ihr eure Masken nicht ab?", fragt Josh neugierig. Doch Arthur und Violet antworten ihm nicht. Er steht auf und stellt sich vor die Beiden. „Ihr seid bestimmt diese Gesuchten!", sagt er und zeigt auf sie. Violet schielt zu Arthur und er zu ihr. „Ihr seid es. Ganz sicher. Aber ihr müsst euch keine Sorgen machen. Ich verrate euch nicht. Papa sagt immer, wer petzt ist doof.", sagt Josh und lächelt. Violet zieht vorsichtig ihre Maske hoch. Sie lächelt Josh entgegen. „Was macht ihr hier?", fragt er. „Wir suchen nach einer Unterkunft...Irgendwas, wo wir uns verstecken können.", antwortet Violet. Josh denkt kurz nach: „Ihr könnt mit zu mir! Aber erst heute Abend, und auch nur über die Hintertür. Mein Papa schläft immer auf der Couch. Aber er schläft fest. Meine Mutter ist manchmal nicht zuhause, und wenn doch, dann ist sie meistens im Schlafzimmer." Violet blickt zu Arthur. „Ist das wirklich eine gute Idee? Einen kleinen Jungen so auszunutzen? Zu gefährden?! Das können wir nicht verantworten..." Als hätte Arthur ihre Gedanken gelesen, wendet er sich wieder Josh zu: „Kleine, es ist echt toll, dass du uns helfen willst...Aber ich denke, dass würde dir und deiner Familie nur Probleme bringen." Der kleine Junge leckt sich auffällig über seine Wunde an der Lippe. Wie hypnotisiert starrt er die Beiden an. Und auch Arthur und Violet starren ihn an. „Er braucht selbst Hilfe. Er sagt es mit seinen Augen. Er möchte uns nicht nur helfen, sondern auch sich.", denkt sich Violet. „Okay, so machen wir's. Holst du uns dann ab?", erwidert sie. „Ja, ihr könnt euch im Geräteschuppen verstecken. Dann hole ich euch später rein, wenn mein Papa schläft.", sagt Josh und grinst.

Mittlerweile ist es stockdunkel. Violet reibt sich frierend die Oberarme. Da hören sie leise Schritte. Die Tür des kleinen Schuppens öffnet sich. Josh grinst ihnen entgegen. Zu dritt gehen sie durch den Hintereingang in das Haus. Auf Zehenspitzen schleichen sie sich an dem schlafenden Vater von Josh vorbei. „Ein ganzer Kasten Bier...So leben also die Reichen. Im Grunde sind sie genau so arme Schweine wie wir alle.", denkt sich Violet. Sie gehen die Treppen rauf und in das Zimmer von Josh. Er schließt die Tür ab. „Schönes Zimmer.", raunt Arthur. „Ich wollte immer ein eigenes Zimmer haben." Josh stellt sich vor Arthur und blickt diesen an. Arthur hockt sich runter zu ihm. „Du guckst so traurig.", sagt er zu Josh. „Du bist der Joker, stimmt's?", fragt der Kleine. „Ja, so kannst du mich nennen.", antwortet Arthur. Er legt seine Hände an Josh's Gesicht und formt mit den Daumen ein Lächeln aus Josh's Lippen. „Besser.", raunt Arthur und grinst. Violet guckt den Beiden etwas verunsichert zu. „Manchmal vergesse ich, dass Arthur einen richtigen Knacks hat..."

Arthur lässt wieder von Josh ab. „Ich habe für euch Essen aufgehoben, und eine Matratze hingelegt.", sagt der Kleine und zeigt auf zwei Teller auf seinem Schreibtisch. „Oh, das ist ja nett von dir!", sagt Violet und lächelt erfreut.

Josh liegt in seinem Bett, neben ihm auf der Matratze Violet und Arthur. „Wie ist das...jemanden zu töten?", fragt Josh plötzlich. „Befreiend.", antwortet Arthur ehrlich. „Wenn dich dein Leben lang etwas zurückhält...Und wenn dieses ''Etwas'' Jemand ist, dann bist du froh davon frei zu sein. Du zu sein.", redet er weiter. Josh nickt nachdenklich. „Ist bei dir alles okay? Wie ist deine Lippe so aufgerissen?", fragt Violet einfühlsam. „Mein Papa war wütend.", antwortet Josh ernst. Violet guckt ihn mitfühlend an und streicht über seine Wange. „Könnt ihr meinen Papa töten?", fragt Josh emotionslos. Violet lässt sofort von ihm ab und schaut verwirrt zu Arthur. „Sorry, Kleiner. Wir töten nicht im Auftrag. Wir haben nur die getötet, die uns Unrecht getan haben. Das ist nicht unser Job.", antwortet Arthur Josh. Dieser nickt etwas enttäuscht. „Ist dein Vater so schlimm?", fragt Violet. „Er tut Mami immer weh...und ich darf nichts dagegen tun, sonst schlägt er mich. Ich muss auf alles hören, was er mir sagt.", erklärt Josh. Violet nimmt ihn in den Arm: „Ach du armer, kleiner Junge. Keine Sorge...Irgendwann gibt es auch für dich ein Happy End."

Ein lauter Knall lässt die drei aus ihrem Schlaf erwachen. Schreie sind zu hören. „WAS MACHST DU, WENN ICH NICHT ANWESEND BIN?! MIT WIE VIELEN KOLLEGEN HAST DU SCHON GEVÖGELT, HUH?!", hört man eine männliche Stimme. „Ich mache auf Arbeit nichts außer arbeiten!! OB DU ES GLAUBST ODER NICHT!", schreit nun eine weibliche Stimme zurück. Man hört wieder einen Knall und die Frau schreien. „DU SCHREIST MICH NICHT AN; VERSTANDEN?!", schallt es nun wieder von der männlichen Stimme. Violet blickt verwirrt zu Arthur und dann zu Josh. Dieser aber springt sofort auf. „Papa, lass das!", ruft er schon beim öffnen der Tür. Nun hören Arthur und Violet nur noch Stimmen, und können sich nur vorstellen was passiert. „Papa, lass Mama in Ruhe!", ruft Josh erneut. „Misch dich nicht ein!", entgegnet ihm sein Vater. „Josh, geh wieder in dein Zimmer.", ist ganz leise die Mutter von ihm zu hören. „Nein! Ihr sollt aufhören! Ihr sollt euch nicht streiten!", erwidert Josh. „Wir streiten nicht! Wir reden nur. Geh wieder in dein Zimmer. Wir werden jetzt auch leiser...diskutieren.", sagt Josh's Vater mit einer ruhigen Stimme. Stille. Kurz darauf kommt Josh wieder zu Arthur und Violet ins Zimmer und setzt sich schwer ausatmend auf sein Bett. „Alles okay?", fragt Violet vorsichtig. Josh blickt zu Boden und schüttelt seinen Kopf. „Passiert das öfter?", fragt Arthur. Josh nickt. „Mama blutet wieder am Kopf...", sagt er und ihm laufen Tränen über die Wangen. Violet und Arthur stehen sofort auf und setzen sich links und rechts neben Josh. Sie legen beschützend ihre Arme um ihn. „Sie sind wie Mami und Papi...Nur ohne Streit. Sie kuscheln mit mir, interessieren sich für mich...Ich will, dass sie meine neue Mami und Papi sind.", denkt sich Josh und vergräbt seinen Kopf in Arthur's Shirt.

JOKER Die Geschichte der Violet Summer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt