Kapitel 25 - Tobende Meereswoge

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Reader POV

Mein Herz schlug aufgeregt in Erwartung auf die bevorstehende Tat. In wenigen Momenten begann der Plan oder wie Peter es nannte, das Rollenspiel. Ich war aufgeregt vor Spannung, nicht vor Nervosität, denn Peters Zuversichtlichkeit färbte mehr und mehr auf mich ab. Gemeinsam würden wir das schon deichseln.

Es war Nacht, der Himmel etwas wolkenverhangen, aber noch freundlich. Der schwache Mond schimmerte nur kaum durch die Wolkendecke, weswegen das Meer tintenschwarz war. Peter und ich flogen knapp über die Meeresoberfläche und hatten das große Schiff erspäht, auf dem sich der Junge mit dem Herz das aus wahrer Liebe geboren war, befand. Die Wolkenbänder spielten Peter und mir in die Karten, denn in dieser Düsternis würde keines der Crewmitglieder uns entdecken. Auf dem Deck schwankten ein paar Laternen, die die Dunkelheit für die wachhabenden Offiziere und Matrosen vertreiben sollten. Sie hielten Ausschau in der Ferne nach großen, weißen Segeln. Peter und ich waren also nahezu unsichtbar und unscheinbar. Niemand würde uns bemerken. Die große Heckgalerie war stark beleuchtet, Gelächter und eine heitere Unterhaltung drang durch die geöffneten Fenster nach draußen. Offenbar feierte dort der Kapitän noch mit ein paar ausgewählten Gästen. Peter und ich erreichten das Schiff und hängten uns an die Bordwand. Kein Alarm wurde geschlagen, niemand rannte aufgeregt über das Deck, was so viel bedeutete, dass niemand uns beide bemerkt hatte. Peter nickte mir zu. Ich nickte zurück. Ich wusste was zu tun war. Wir hatten das ausführlich besprochen und auch mein Schatten wusste was zu tun war, der bereits, irgendwo in der Dunkelheit auf seinen Einsatz wartete.

Ich schloss die Augen und versuchte meine Magie zu konzentrieren. Ich musste nun gemeinsam mit Peter einen heftigen Sturm heraufbeschwören. Wir sammelte also all ihre Energie und gab diese geladene Magieenergie nach außen hin ab, so dass die Umgebung sich knisternd damit vollsaugen konnte, zumindest hatte Peter es mir so oder so ähnlich erklärt. Die Wolken färbten sich schwarz und zogen sich verärgert zu, zu einer dichten, undurchlässigen Masse, als wären sie urplötzlich verärgert worden. Das Meer bäumte sich mehr und mehr auf, wie ein unruhiges Ungetüm, welches plötzlich aus seinem Schlaf geweckt worden war. Die Wellen brandeten laut und ungestüm gegen die Bordwand des Schiffes. Schaumkronen bildeten sich auf den Wellen, wie der schäumende Mund einer Seebestie. Die weißen Schaumkronen stachen aus der Schwärze somit sehr gut heraus, wie strahlendweise Zähne, wenn man in das Maul eines Ungetüms starrte. Das Schiff wurde unruhig, heftige Böen setzten ein und die Wolken entließen ihr erstes, erzürntes Grollen, einen tiefen Donner. Die Segel begannen heftig im Wind zu schlagen. Taue peitschten wie giftige Schlangen und die Rahen und Masten knirschten und ächzten unter dem ungebändigten Segeltuch im Wind.

Peter lächelte mir stolz zu. Wir hatten es geschafft, gemeinsam, aber ich war sicher, dass Peter mehr daran beteiligt gewesen war als ich, diesen Sturm zu beschwören. Schließlich ist Peter der erfahrenere und stärkere im Umgang mit Magie.

Sofort brach der Tumult auf dem Schiff aus. Seeleute polterten aufgescheucht über die Planken. Sie alle waren erschrocken und unerwartet getroffen von dem plötzlich auftauchenden Sturm. Eben war alles noch friedlich gewesen und nun donnerte, zischte und grollte es. Der Klang einer Schiffsglocke erfüllte die Nacht.

„Verdammt was ist passiert?!" polterte eine dunkle Stimme.

„Sir! Keine Ahnung, Captain Sir! Ein Sturm kam auf, wie aus dem nichts. Es hat keinerlei Anzeichen gegeben!"
„Refft die Segel! Schnell! Die Windböe zerfetzt uns sonst Segel und Rah, schlimmstenfalls sogar den Mast!" brüllte eine Frauenstimme aufgebracht und scharf.

Männer und Frauen kletterten in die Takelage und holten schnell die Segel ein. Ein Donner zischte über die Wolkenfront und ein Platzregen setzte nun ein. Die Anweisungen der Offiziere gingen nahezu im Regen unter und alle brüllten mit Leibeskräften gegen die Lautstärke des Regens an. Die Planken wurden schnell rutschig, so dass jeder aufpassen musste nicht hinzufallen, schlimmstenfalls vom Mast zu fallen, denn die Männer und Frauen kletterten immer noch in der Takelage und geiten die letzten Segel auf. Der Regen vereinfachte es nicht gerade. Der Wind wurde immer heftiger und die See immer unruhiger, so dass das Schiff derweil beträchtlich schwankte.

Lost: Verloren an die Dunkelheit - [Dark Peter Pan X Dark Reader]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt