Willehad war froh, dass er den stetigen Würgereiz auf das heftige Rattern des Wagens schieben konnte statt auf Yusufs blutige Verbände, die Lore gerade frisch auswechselte. Theoretisch ging er ihr zur Hand, aber praktisch konnte er wenig mehr tun, als ihr hastig ihre Tasche zu reichen und zu versuchen, so wenig wie möglich zu ihrem Patienten hinzusehen.
Yusuf hatte Glück gehabt – die Kralle des Drachen hatte sich tief in seinen Körper gegraben, aber vor seinem Herzen gestoppt. Sein Arm war wenig mehr als ein Wulst aus rohem Fleisch, aber die Wunde war erstaunlich sauber und Lore hatte die Blutung größtenteils stoppen können, bevor es zu spät geworden war.
„Das Wasser", sagte Lore knapp und Willehad zwang sich dazu, nicht sein Hemd über Mund und Nase zu ziehen, als er ihr den Krug mit dem Wasser reichte. Ein Prinz, der kein Blut sehen konnte. Nicht einmal riechen. Er hätte niemals mitkommen sollen, so nutzlos wie er war. Sein Blick wanderte verstohlen zum anderen Ende des Wagens, wo Prinzessin Elwa an Prinz Samirs Seite wachte und immer wieder das Tuch neu befeuchtete, das auf seiner Stirn lag. Er schlief unruhig, unter Schmerzen, ausgelaugt von einer langen Nacht und einem waghalsigen Kampf. Seine Kleidung wurde noch von den Brandlöchern geziert, die er dem Drachen zu verdanken hatte, aber mehr als Ruhe brauchte er nicht, damit er wieder auf die Beine kam.
Willehad musste das neidische Seufzen unterdrücken dabei, wie sanft Elwas Hand mit dem feuchten Tuch über seine Stirn strich und konnte nicht verhindern, dass er sich vorstellte, an seiner Stelle zu sein. Heroisch gegen den Drachen gezogen, umsorgt von einer wunderschönen Prinzessin ... Nur einen Augenblick später wurde ihm klar, wie furchtbar dieser Gedanke war nach allem, was das Biest angerichtet hatte. Die Scham ließ ihn erröten, obwohl niemand sonst wusste, was er gedacht hatte. Er war selber gerade so wachgeworden während dem Angriff des Drachen, aufgeschreckt von den Schreien und der plötzlichen Hitze, aber bis er sich aufgerappelt und zum Lager hochgeeilt war, war der Drache bereits wieder fortgeflogen. Ohne das Leben von Samir oder Yusuf zu beenden, die verletzt und ohne Gegenwehr direkt vor ihm gelegen waren. Willehad fragte sich, was im Kopf des Monsters vorgegangen sein musste, dass es so einfache Beute zurückließ nachdem es schon so bösartig das Lager zerstört hatte, aber die einzige Antwort, die ihm ein sehr grimmiger Antonez geben konnte war, dass es wahrscheinlich die nahende Attacke der übrigen Soldaten gefürchtet hatte.
„Fertig", verkündete Lore neben ihm müde. „Für die nächste Stunde oder so sollte es ihm den Umständen entsprechend gut gehen, dann wechsle ich die Kräuterpackungen aus und flöße ihm mehr von dem Weidenrindentrank ein."
Damit war ihre Arbeit mitnichten getan. Yusuf war der erste gewesen, um den sie sich gekümmert hatte, Sharif und Asifa nicht von seiner Seite weichend, aber mit ihrem gut bestücktem Kräuterbeutel hatte sie sich den Rest der Nacht um die Ohren geschlagen damit, den zahlreichen Verwundeten der Attacke zu helfen und die anderen beiden Heiler zu unterstützen, die in der Basis und bei den neu angekommenen Soldaten dabei gewesen waren. Auch jetzt gab es noch genug zu tun, denn sie waren mit den Verletzten aufgebrochen so schnell es nur möglich gewesen war.
Eine Handvoll der unverletzten Soldaten war bis zum nächsten Dorf geritten und hatte dort mehrere Wagen besorgt, mit denen sie hastig das notdürftige Lager neben den schwelenden Ruinen der Befestigung zurückgelassen hatten. Nur ein Dutzend Männer waren verblieben, um die Toten zu bergen und alles zu retten, was sie noch finden konnten, bevor der König hoffentlich Verstärkung schickte, um den zerstörten Grenzposten wieder aufzubauen. Ihre kleine Gruppe hatte die mitgebrachten Pferde gegen einen der Wagen eingetauscht, damit sie Yusuf und Samir nicht auf einem Pferderücken transportieren mussten, wenngleich der Wagen auf dem unebenen Pfad nicht viel angenehmer war. Yusuf stöhnte leise in seiner Ohnmacht, wann immer sie einen besonders großen Stein überfuhren und Willehad zuckte jedes Mal zusammen.
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Dornen - Das Königreich in Flammen
Fantasy~ Feuer hatte ihm Djadi geraubt und Feuer würde er sich entgegenstellen müssen, um ihn zurück zu bringen. ~ Über ein Jahr ist vergangen, seit Prinz Samir und seine Begleiter das erlöste Königreich Ilreth verlassen haben, um ihren verlorenen Freund z...