13 - Ein Echo von Vergangenheit

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Sie blieben im Eingang des Schlosses stehen, auch als ihre Freunde längst im Schlund der Mauer verschwunden waren und das mehrstimmige Hufgeklapper auf der anderen Seite verklungen.

„Es ist seltsam, sie einfach so gehen zu lassen, nicht wahr?", meinte Lorelei nach einer Weile leise. „Falsch."

„Es ist kein einfacher Weg zum Drachen", sagte Yusuf. „Wir würden sie nur aufhalten. Und riskieren, dass er schneller bemerkt, dass etwas faul ist, wenn plötzlich gleich mehrere lustig miteinander schwatzende Mädchen Teil der Drachengarde sind."

Willehad ließ die Worte an sich vorbeiziehen und nahm sie entgegen seiner Natur nicht einmal persönlich. Sein Blick war auf Prinzessin Elwa fixiert, die mehrere Schritte nach vorne gegangen war und aufrecht auf dem Pfad stand, unverwandt nach vorne starrend über die Ebene, die die Stadt umgab. Er hatte den Verdacht, dass sie sich nicht rühren würde, bis sie die winzigen, unkenntlichen Gestalten auf der Straße zu den Bergen hin nicht mehr sehen konnte. Der Gedanke ließ seinen Mund trocken werden. Obwohl die Erkenntnis über ihre Zuneigungen noch so frisch war, hatte er in der kurzen Zeit deutlich mehr Beweise dafür gesehen, als ihm lieb war.

„Kommst du, Willehad?"

Lorelei hatte sich Yusufs gesunden Arm vorsichtig um die Schulter geschlungen, um ihn sicher zurück zur Krankenstation zu führen, beide bereits zum Gehen gewandt. Er befeuchtete unauffällig seine trockenen Lippen.

„Gleich", sagte er, weiter zu Elwa blickend.

„Willehad", sagte Lorelei leise, warnend.

„Ich weiß", erwiderte er knapp. „Aber sie kann jetzt trotzdem Gesellschaft brauchen."

Sie hob die Augenbrauen, sagte aber nichts mehr. Er fragte sich für einen kurzen Moment, ob sie Recht hatte mit ihrer Warnung – ob er nur versuchte, die Abreise des Wanderprinzen zu seinen Gunsten zu nutzen. Aber er sah auch, wie die Schultern der Prinzessin kraftlos nach unten gesackt waren und nach so vielen gemeinsamen Stunden in Hadids Bibliothek konnte er sie schlecht einfach so stehen lassen. Willehad holte tief Luft, dann trat er an ihre Seite.

„Er wird erfolgreich sein. Er wird zurückkehren."

Vielleicht hätte die Eifersucht ihn etwas anderes wünschen lassen sollen, aber Willehad war kein eifersüchtiger Mann. Er hoffte mit ganzem Herzen, mit rasendem Puls, mit banger Erwartung, dass ihre Begleiter unbeschadet wiederkehren würden, dass ihr Abenteuer ein glückliches Ende finden würde. Natürlich zog es in seinem Herzen, als die Prinzessin sich mit einem schwachen, erzwungenen Lächeln zu ihm drehte und ihm klar war, dass sie ihn wahrscheinlich nie lieben würde, aber dafür würde er keinem wunderbaren Begleiter wie Samir Misserfolg oder gar den Tod wünschen. Allein dass ihm der Gedanke gekommen war, ließ ihn erschaudern.

„Das ist es nicht, was mir Sorgen bereitet", erwiderte Elwa dumpf. „Es ist etwas, das Asifa gesagt hat, etwas ..."

„Hatte sie wieder einer ihrer Vorahnungen?", fragte Willehad überrascht. Er konnte sich nicht entsinnen, dass die Prinzessin und der Schatten des Wanderprinzen besonders gut miteinander klargekommen wären, bestimmt nicht besser als er. Und ganz bestimmt nicht in einem Schloss, in dem es einen nicht geringen Aufwand bedeutete, sich abseits der lauschenden Diener und hellhörigen Speisesäle zu treffen und unterhalten.

„Nicht nur das", antwortete Elwa vage und drehte sich seufzend wieder zurück zum Schloss. Er begleitete sie auf dem Weg zurück, auch wenn er keine Ahnung hatte, ob ihre Gemächer in einer ähnlichen Richtung lagen wie seine. Zwei Diener, einer für ihn und einer für sie, warteten stumm in den Schatten der hohen Eingangshalle, bereit, sie zurückzuführen und zu Willehads Erleichterung schien es sie tatsächlich zuerst in die gleiche Richtung zu verschlagen.

Dornen - Das Königreich in FlammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt