„Nein, bitte – es geht mir nicht darum, dass ich lesen will, ich möchte wissen, ob es hier irgendwo eine Bücherei hat!"
Willehad war rot angelaufen über die ungewohnte Vehemenz, die er zu Tage legen musste, um zu den beiden Kammerdienern durchzudringen, die sich um ihn kümmern sollten. König Maddeo hatte gesagt, dass sie ihm alle Wünsche von den Augen ablesen würden, dass er sich wie zuhause fühlen sollte – aber wenn er nach dem Weg zu Bibliothek fragte, dann verschwanden sie nur und karrten ein buntes Sammelsurium aus völlig nutzlosen Büchern heran.
Immerhin hatte er Platz in seinen neuen Gemächern und mit den Büchern hatten sie ihm auch leere Regale gebracht, in die er sie sofort einsortieren konnte. Ein Teil von ihm bekam glasige Augen vor Freude – das erste Mal seit seinem Aufbruch, dass er seine eigene, ganz persönliche Bibliothek besaß, selbst wenn sie nur geliehen war. Er hatte es vermisst, mit dem Geruch der alten Seiten einschlafen zu können und er vermutete, dass er besonders nach der letzten Nacht auf harten Heepritschen so gut schlafen würde, wie schon lange nicht mehr. Natürlich nur, wenn er aufhören konnte, sich wegen seiner Entgleisung vor König Maddeo Vorwürfe zu machen.
Im Moment versuchte er, den Fehler wieder gutzumachen, indem er sich mit Feuereifer wieder in die Recherche stürzte. Natürlich, der Hölzerne Kapitän war nah und er war sich sicher, dass Prinz Samir in all seinem Glanz leichtes Spiel mit dem Drachen haben würde, der die letzte Hürde zu dem mysteriösen Mann aus den Geschichten darstellte, aber irgendetwas konnte immer noch schiefgehen, aus irgendeinem, an den Haaren herbeigezogenen Grund konnte es noch immer sein, dass es seine Bücher brauchte, sein Wissen. Zumindest hoffte er darauf. Und er lechzte danach, mehr über das Klippenschloss und die Klippenstadt zu erfahren, vielleicht Aufzeichnungen der letzten Könige selbst zu entdecken. Natürlich war nichts dergleichen unter den Büchern zu finden, die ihm die Diener brachten, so bunt die Mischung auch sonst war.
Vielleicht war es besser, wenn er einfach aufgab und abwartete, dass sein Part in ihrem unglaublichen Abenteuer von ganz allein sein Ende fand. Gegen den Drachen konnte er so oder so nicht viel ausrichten.
Seufzend sah er zu, wie die Kammerdiener ein weiteres Mal aus den Gemächern eilten, ohne ihm das Gefühl zu geben, dass sie ein Wort verstanden hatten von dem, was er ihnen zu erklären versucht hatte. Er wusste nicht, was er mit seiner Zeit anfangen sollte – am liebsten hätte er sich in seiner vollen Kleidung aufs Bett fallen gelassen und geschlafen, bis das nächste Mal etwas geschah. Höchstwahrscheinlich das Abendessen, nachdem das Planungstreffen nur mit Samir und Sharif stattfand. Beschwert hatte er sich nicht über die ausbleibende Einladung, froh, dass er überhaupt davon erfahren hatte, aber es war nur ein weiterer Beweis, dass er nicht mehr viel beizutragen hatte.
„Ich hatte noch nie so viel Platz nur für mich selbst, das ist so seltsam!"
Er zuckte zusammen, als Lore völlig ohne Klopfen oder sonstige Vorwarnung direkt in sein Zimmer gerauscht kam. Sie ging wie selbstverständlich an seinem Himmelbett vorbei und ließ sich auf eine der rot gepolsterten Liegen fallen, bevor sie sich ihm tatsächlich zuwandte.
„Gut, du bist es tatsächlich", sagte sie dann. „Du ahnst ja nicht, wie viele verwirrte Höflinge ich aus Versehen auf der Suche nach dir überrascht habe."
„Seit wann bist du hier?", fragte er überrascht. „Und wie hast du hergefunden?"
König Maddeo hatte ihnen versichert, dass er sofort nach Lorelei und Yusuf schicken würde, aber beim Mittagessen waren sie beide nicht gewesen und seitdem hatte er auch von all seinen anderen Begleitern nichts mehr gehört.
„Die Krankenstation ist ein Stockwerk weiter unten", antwortete sie mit einem Gähnen. Geschlafen hatte sie also auch noch nicht. „Eine der Pflegerinnen dort hat mir gesagt, dass sie einen von euch hier oben einquartiert haben - den mit der Brille. Ich musste danach nur der Bücherspur folgen."
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Dornen - Das Königreich in Flammen
Fantasy~ Feuer hatte ihm Djadi geraubt und Feuer würde er sich entgegenstellen müssen, um ihn zurück zu bringen. ~ Über ein Jahr ist vergangen, seit Prinz Samir und seine Begleiter das erlöste Königreich Ilreth verlassen haben, um ihren verlorenen Freund z...