Das Signal der Späherinnen, dass die Angreifer im Norden gesichtet worden waren, kam in völliger Dunkelheit. Asifa und Ofelia waren beide rasch auf den Beinen und halfen bei den letzten Vorbereitungen, während die Frauen hastig zu ihren Posten eilten, nur wenige im Kessel selbst verbleibend. Asifa half Ofelia, die Krankenstation zwischen den schützenden Ästen des Waldes in fast völliger Schwärze aufzubauen, bevor Ofelia sie mit einem sanften Kuss zurück in Richtung des Dorfes schob.
„Du hast andere Stärken als ich", sagte sie leise. „Wir sollten uns darauf konzentrieren."
Asifa ließ sie nur ungerne zurück, selbst in dem Wissen, wie schnell sie mit dem Abwarten im Kessel selbst unglücklich gewesen wäre, die Spannung in der Luft zu greifbar. Als sie zurück zu ihrer eigenen Hütte eilte, waren nur noch vereinzelte Frauen im Dorf, um die letzten Kerzen und Feuer zu löschen, und sie stellten ihren Umweg nicht in Frage, als sie durch die Tür schlüpfte und sie rasch hinter sich zuzog, trotz der Finsternis, die sie dadurch einhüllte.
„Sharif", sagte sie halblaut und lauschte auf seine Reaktion. Für einen Moment geschah nichts, dann hörte sie das Rascheln von Klamotten in der Nähe der Feuerstelle.
„Ich nehme an, der Angriff kommt bald", sagte er trocken. „Wo kann ich helfen?"
„Komm mit mir", sagte sie. „Verhülle dein Gesicht."
Mehr Rascheln. Sie wusste nicht, ob Ofelia die Kleidung hier gelassen hatte, in der sie ihn erst in die Hütte geschmuggelt hatten, aber viel würde es nicht mehr ausmachen. Das musste sie Sharif nicht erklären – er kannte die Stimmung vor einer Schlacht, groß oder klein, genauso gut wie sie. Wenn es eine Möglichkeit gab, ihn aus dem Kessel hinaus zu bekommen, dann war es das hier.
Für eine Weile folgte er ihr ohne ein weiteres Wort, nicht ganz so lautlos und flink wie sie selbst, nicht nachdem er fast einen Monat nur gelegen hatte, aber genug, damit niemand ihnen Aufmerksamkeit schenkte. Das Ausgangstor stand weit genug offen, um sie bequem durchzulassen, unbewacht. Asifa wusste, dass genug der Kriegerinnen auf der anderen Seite warteten, bereit, im Notfall zurückzufallen und das Tor zu verteidigen, aber noch war es nicht so weit und sie und Sharif konnten den hinteren Teil der Drachenhöhle ohne Probleme betreten.
Erst, als sie in der Ferne die sanft graue Helligkeit des Höhlenausgangs sehen konnten, fragte er halblaut: „Was wird es sein? Eine geheime Mission, um den Kommandanten zu töten?"
Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
„Das hier ist nicht dein Kampf, Sharif", sagte sie. „Die Südseite wird nur oberflächlich kontrolliert werden, jetzt, wo der Angriff von der anderen Seite kommt. Du kannst den Weg hinabsteigen, den wir gekommen sind und Samir suchen."
„Und dich im Stich lassen?", gab er zurück. Sie konnte sich vorstellen, wie er sie dabei ansah, das Zucken seiner Mundwinkel.
„Du hast seit dem Drachenkampf keine Bewegung mehr gehabt", sagte sie trocken. „Ich bezweifle, dass du uns eine große Hilfe wärst."
„Ich kann schießen", beharrte er. „Es gibt bestimmt Plätze, an denen die Frauen mich nicht ..."
„Ich schulde ihnen etwas", unterbrach Asifa ihn barsch. „Du nicht. Ich will nicht, dass du verletzt wirst."
Er schnaubte auf. „Und umgekehrt soll ich zulassen, dass du dich mitten in den Kampf stürzt, während ich davor fliehe?"
„Du hattest oft genug kein Problem damit."
„Ich schulde den Frauen genauso etwas wie du", sagte er langsam. „Das Mädchen – Ria. Ohne sie würde ich nicht mehr leben. Wenn ich gehe und sie ... ich kann ihr nicht den Rücken zukehren."
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Dornen - Das Königreich in Flammen
Fantasy~ Feuer hatte ihm Djadi geraubt und Feuer würde er sich entgegenstellen müssen, um ihn zurück zu bringen. ~ Über ein Jahr ist vergangen, seit Prinz Samir und seine Begleiter das erlöste Königreich Ilreth verlassen haben, um ihren verlorenen Freund z...