Er fühlte sich nicht bereit an für den Aufbruch, selbst, als sie längst unterwegs waren. Es war eine unwirkliche Reise, seltsam losgelöst von seinen eigenen Gedanken. Samir musste nur Prinz Cristian folgen, der sie anführte, über eine Landkarte, die er selbst nur bedingt hatte auswendig lernen können und die in seinem Kopf mehr weiße Flecken als sichere Wege hinterließ.
Sie waren knapp zwei Dutzend Männer in der Gruppe: Cristian mit drei Soldaten die er aus seinem eigenen Heerzweig mitgebracht hatte, ausgesucht wegen ihrer Fertigkeit und ihrer Loyalität, General Dimontero und einer seiner Männer, dann Jester, Thabohani und er, ohne Begleiter. Das Dutzend Soldaten um Antonez war nicht von Cristian persönlich ausgewählt worden, sondern rein zufällig aus den verbliebenen Gesunden ausgelost. Samir verstand auch ohne, dass es irgendjemand ausgesprochen hatte, dass die Männer allein dabei waren, um für Prinz Cristian zu sterben, falls sie auf dem Weg durch das Herzland angegriffen werden sollten. Ihm selbst war nichts anderes beigebracht worden, damals, als er noch der strahlende Wanderprinz gewesen war, der Stoff von Legenden.
Dann hatte er sich die Mühe gemacht, all diese Männer kennenzulernen und nie wieder jemanden allein dafür auserwählt, dass er ersetzbar war. Er hatte sich seitdem immer Mühe gegeben, die einfachen Männer und Frauen auf seinem Weg genauer kennenzulernen, ohne sein Gefolge war er fast einer von ihnen gewesen – aber die candalonischen Soldaten schienen sich kaum dafür zu interessieren, neue Freundschaften mit den Fremdlingen zu schließen, weder mit ihm und Elwa, noch mit Jester, Thabohani oder gar Dimontero. Was von anderen Teilen der Welt kam, war kein Grund für Neugierde. Nun, wahrscheinlich hatten sie andere Dinge im Kopf, als sich für die Gepflogenheiten anderer Leute zu interessieren. Es fiel ihm selbst deutlich schwerer, sich auf etwas anderes als die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Mission zu konzentrieren.
Ihr erster Reisetag war unspektakulär. Sie ritten die breite und gut ausgebaute Straße nach Olencia, dem Hauptstützpunkt des Heeres, legten nur eine kurze Rast über Mittag ein und wurden in der Kaserne bereits erwartet. Prinz Cristian teilte ihnen knapp den Plan für den nächsten Tag mit, bevor er sich daran machte, den Beginn der Reise in seinen Notizen festzuhalten, der Kommandant der Kaserne wollte sein Zimmer für Elwa räumen und Elwa lehnte ab, um stattdessen draußen mit den Männern an der kühler werdenden Abendluft zu sitzen.
Einer der Soldaten aus der Kaserne wusste die Fiedel zu spielen und sie lauschten ihm höflich, ein paar der Soldaten summten die bekannten Lieder mit. Jester saß auf einer nahen Mauer und stopfte sich seine Pfeife, Thabohani warf selbst im schwindenden Abendlicht noch seine Äxte in die Zielscheiben auf dem Kasernenhof, Dimontero war drinnen bei Prinz Cristian. Samir vermisste die Gemeinschaft der Zeltlager, die sie früher auf seinen Reisen aufgeschlagen hatten, die fröhlichen Runden, die entspannten Gespräche. Er wusste nicht so recht, wie er den restlichen Abend herumbringen sollte, ohne die bunte Mischung von Soldaten, Dienerinnen und Dienern, von Freunden. Hier war alles streng getrennt – anders, als an dem kleinen Grenzposten von Antonez, obwohl einige der Soldaten dort schon mit ihnen am Feuer gesessen haben mussten. Es mochte daran liegen, dass die Kaserne größer war und ranghöhere Befehlshaber eine aufgelockerte Stimmung nicht zuließen, aber es machte es nicht einfacher.
„Ich hatte gehofft, dass es sich natürlicher anfühlt", sagte er nachdenklich zu Elwa, die dem Fiedelspieler aufmerksam zusah, ein fasziniertes Funkeln in ihren Augen. Sie hatte gelernt, Instrumente zu spielen, wie er wusste, aber die Fiedel hatte sie nie meistern können. Bei seinen Worten drehte sie sich zu ihm um.
„Es ist zu natürlich für sie", erwiderte sie bedächtig. „Die Soldaten, meine ich. Nur ein weiterer Einsatz. Nichts, von dem es sich anfühlt, als würde es ihr Leben für immer verändern. Wahrscheinlich wird es sich anders anfühlen, wenn wir erst fort von den großen Städten sind."
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Dornen - Das Königreich in Flammen
Fantasía~ Feuer hatte ihm Djadi geraubt und Feuer würde er sich entgegenstellen müssen, um ihn zurück zu bringen. ~ Über ein Jahr ist vergangen, seit Prinz Samir und seine Begleiter das erlöste Königreich Ilreth verlassen haben, um ihren verlorenen Freund z...