Truth (18)

1.3K 103 22
                                    


Der nächste Tag war angebrochen und Jimin konnte sich seine Vorfreude Jungkook zu sehen nicht erklären. Er wollte wütend auf den Alpha sein, weil er ihn einsperren wollte, aber er konnte es nicht. Nicht nach seiner Entschuldigung und erst recht nicht nach dieser Zärtlichkeit, welche sie ausgetauscht hatten. Die Momente nach dem Kuss waren verschwommen, aber Jungkook hatte sich mit seinem typischen Grinsen in die Nacht geschlichen.
Doch nun holte der Alpha ihn nicht ab. Genauso wenig wie Taehyung. Also ging er allein. Auch beim Frühstück war die Elite nicht anzutreffen, weswegen der Orangehaarige sich zu Mino und seinem Rudel gesellte. Sie waren ebenfalls in seiner Klasse und nach dem Frühstück liefen sie zusammen in den Unterricht. Jedoch war auch da keine Spur von Taehyung oder Yoongi, was Jimin dazu verleitete sich Sorgen zu machen. War etwas passiert?
Er nahm sich vor jemanden zu fragen.
Die Mittagszeit war in Windeseile angebrochen und Jimin trug gerade sein Essen zum Tisch von Baekhyun, als kurz darauf die Cafeteria Tür aufgeschlagen wurde und Jungkook mit Jin und den anderen hereinkam. Seinem Gesichtsausdruck zur Folge, war etwas geschehen. Zwischen den Armen von Namjoon und Hoseok hing ein Typ, der nicht an diese Schule gehörte. Seine Kleidung war zerfetzt und dreckig. Er war ein Fremdling und sein Geruch verleitete den Orangehaarigen zum Nase rümpfen. Niemand in dem Saal wagte es zu sprechen. Jimin war sich sicher, sie wollten nur schnell hindurch, um in einen sicheren Raum zu gelangen. War er ein Spion?, schoss es dem Schüler in den Sinn. Ein Angreifer?
Als sie an Jimin vorbeigingen, hob der Mann seinen Kopf und starrte ihn mit seinen Augen an. Fixierten ihn förmlich.
"Sieh mal einer an, der Ausreißer", seine Stimme klang kratzig, doch sein Grinsen war schleimig und hinterhältig.
Jimin kannte diese Stimme.
Und mit einem Mal prasselten Erinnerungsfetzen auf ihn ein und er ließ sein Tablet fallen.
Sein Kopf begann zu dröhnen und er hielt sich die Finger an die Stirn. Jungkook stand plötzlich neben ihm und musterte ihn besorgt.
Jimin!
Du musst abhauen!
Ich lass dich nicht zurück!
Du musst!
"Ich hätte nicht gedacht, dass du es lebend aus dieser Hölle schaffst. Anscheinend bist du doch was besonderes."
Der Orangehaarige merkte, wie sich Baekhyun und einige Wölfe in der Cafeteria erhoben und auch die Elite von Jungkook musterte den Mann abschätzig. Jennie erschien neben ihm und auch Kai und Zico drängten sich zu ihnen vor.
Doch das nahm er nur halb wahr, denn in seinem Kopf begann sich etwas zu regen. Etwas dunkles, düsteres. Etwas mächtiges und wildes. Und es wollte raus.
"Schade, dass du nicht mit ansehen konntest, was mit den anderen passiert ist. Wie sie geschrien haben, wie sie gebettelt, wie sie die Göttin angefleht haben, sie gehen zu lassen."
Zico konnte sich nicht im Zaun halten und schlug ihm ins Gesicht. Das Geräusch dieser brechenden Nase würde der Orangehaarige nie vergessen. Doch der am Bodenliegende lachte nur. Blut tropfte aus seiner Nase. Und Jimin stellte fest, dass er diesen Geruch hasste. Den Geruch von Blut.
"Du hättest die Schreie hören sollen. Und die deines Bruders waren am Lautesten."
In dieser Sekunde brannte eine Sicherung in Jimin durch.
Die Macht in ihm übernahm die Kontrolle und der Fremde wurde mit purer Gewalt gegen die drei Meter entfernten Wand gedrückt. Keiner hatte ihn bewegt. Keiner hatte ihn angerührt. Er wurde einfach so gegen die Wand gepresst.
"Da hat wohl doch was von den Experimenten gefruchtet", stöhnte der Typ.
Jungkook fragte sich, was er damit meinte.
Mit jedem Schritt den Jimin auf ihn zu ging, wurde der Eindringling tiefer in das Stützwerk gepresst. Jeder in diesem Saal wagte keinen Finger zu rühren. Angst schoss in die Nase des Orangehaarigen. Sie musste von den Menschen stammen.
"Sprich. Dann lasse ich dich leben", bot Jimin an. Seine Stimme klang fremd. Was war ihm widerfahren, dass er zu so etwas fähig wurde?, fragten sich die Anwesenden. Niemand erkannte den süßen Wolf mit dem Engelsgesicht und dem glockenhellen Lachen wieder.
"Weißt du, du warst mir immer am liebsten, Kleiner. Du hattest diesen eisernen Willen zu überleben. Nicht so wie die anderen."
Der Griff von Jimin verfestigte sich und die Wand begann zu bröckeln. Der Eindringling sah jedoch nicht allzu betroffen aus. Werwölfe waren widerstandsfähiger in vielerlei Hinsicht. Bei Verletzungen heilten sie schneller. Wenn einem Schmerzen zugefügt wurden, tat es nicht auf Anhieb weh.
Jetzt mischte sich Jennie ein. Ihr Blick war undurchdringlich.
"Was meinst du damit?"
Er lachte gehässig und spuckte Blut.
Es war nicht mehr rot.
"Das würdest du gern wissen, nicht wahr? Aber, da ich eh sterben werde, kann ich es auch erzählen", er machte eine kurze dramatische Pause, ehe er fortfuhr.
"Fünfzig Kilometer von hier entfernt, gibt es eine Teststation."
Jihyun.
Ich habe einen Bruder namens Jihyun.
Und er lebt.
"Und was wird in diesem Labor getestet?", wollte Jaebum wissen. Der Wolf trat näher an den Gefangenen heran, um ihn besser verstehen zu können.
"Man züchtet Monster. Monster, die nur mit bloßer Gedankenkraft töten können."
Er war ein Monster. Ein Monster, dass nur zum Morden erschaffen wurde. Eine Waffe.
"Ihr macht also Experimente an Menschen?", stellte Shownu fest und ließ seine Finger knacken. Seine Gier nach Gewalt konnte Jimin geradezu riechen.
"Wo denkst du hin? Sie machen Tests an Omegas."
Jimin bemerkte, wie jeder in diesem Saal den Blick auf ihn richtete.
Er war ein Omega.
Er hatte einen Bruder.
Und er war ein Monster.
Seine Sicht verschwamm, doch er zwang sich standhaft zu bleiben.
Du bist Jimin!
Und du gibst nicht auf!
"Wisst ihr, was das absolut Beste ist? Das alle zu willenlosen Bestien werden. Außer der kleine Zwerg hier."
Daraufhin sah er Jimin direkt ins Gesicht. Er konnte fühlen, wie die Augen des Fremden bis in seine Seele stierten. In seine verletzte Seele.
"Und deinen Bruder kannst du nicht retten."
Der Tod kam viel zu schnell. Jimin konnte es in seinen Augen sehen, bevor er ihm mit einem bloßen Kopfnicken den Schädel vom Hals riss. Das Blut spritze in alle Richtungen und der Körper flog mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.
In seinem ganzen Körper kribbelte es. Und zum ersten Mal, seit er wieder aufgewacht war, hörte er noch eine weitere Stimme in seinem Kopf.
Die Stimme seines inneren Wolfes.
Er war nicht in der Lage irgendwem in die Augen zu sehen, und er glaubte auch, dass es niemand wollte.
Lass mich frei und wir werden sie zerfetzen, säuselte sein Wolf und Jimin kam dem Angebot entgegen, in dem er sich auf den Weg nach draußen machte. Keiner hielt ihn auf. Nicht einmal Jungkook.
Die Tür zur Cafeteria schwang auf, ohne den  Hauch einer Berührung, und Jimin griff in sich hinein, in dieses Becken seiner Macht. Wärme erblühte, seine Knochen ächzten und die Welt begann zu kippen.
Dann rannte er hinaus in das Licht der Mittagsstunde und stieß ein Heulen aus, dass die Wälder und Seen und Tiere und das Kleine Volk, sowie alle Schüler des St. Souls erzittern ließen. Denn Jimin machte sich auf die Suche nach seinem Bruder und würde jeden in Stücke reißen, der sich ihm in den Weg stellte.

_____________________________________________

Stellt euch Jimin wie eine Mischung aus Rhysand aus Reich der Sieben Höfe und Elfi aus Stranger Things vor. Sie waren beide meine Inspiration. Obwohl Jungkook auch zu Rhysand passen würde.

Und wie findet ihr diese dramatische Wendung? Ich sag euch, jetzt geht's richtig los.

Feel free to comment!

Erin🌸

Moon Child [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt