Wie immer wartet schon eine schwarze Limousine auf mich, als ich mit meinem bodenlangen schwarzen Abendkleid aus dem Haus heraustrete, in dem meine Wohnung ist. Es ist Ende August und ein lauer Abendwind kommt mir entgegen. Mit meiner Handtasche in der Hand mache ich mich auf dem Weg zu Auto, wo mir bereits die Wagentür von meinem heutigen Fahrer Christian aufgehalten wird.
"Gut siehst du aus Emma", lächelt er mich an. Christian gibt mir die meiste Zeit, wenn ich ihn sehe, Komplimente. Er hat mich auch schon Mal nach einem Date gefragt, aber ich bin momentan nicht auf eine Beziehung aus und das hat er dann auch verstanden. Komplimente verteilt er trotzdem noch, die ich auch gerne annehme.
"Dankeschön", lächle ich zurück und lasse mich in die Limousine gleiten. Sofort umhüllt mich die angenehm kühle Luft, die die Klimaanlage verursacht.
"Wer ist es heute?", fragt Christian, als er sich auf den Fahrerplatz niedergelassen hat und den Wagen startet.
"Erfolgreicher Bänker", antworte ich und ziehe mein Handy aus meiner Tasche, um die Infos über meinen heutigen Kunden nochmal durchzulesen.
"Es ist ein Geschäftsessen mit neuen Geschäftskunden."
"Du klingst nicht so begeistert", lacht Christian und sieht mich durch den Rückspiegel an.
"Na ja, ich sage es mal so", auch ich muss jetzt ein wenig lachen, "Ich habe heute nicht so Lust, aber da muss ich jetzt nun mal durch." Ich arbeite neben meinem Studium bei einem Begleitservice, wo Männer eine weibliche Begleitung für einen Abend mit anschließender Nacht "buchen" können. Natürlich verkaufe ich dabei meinen Körper, aber es ist schnell verdientes Geld und irgendwie muss man ja über die Runden kommen.
Die meisten Männer, die ich bis jetzt getroffen habe, sind sehr zuvorkommend gewesen und freuen sich, in weiblicher Gesellschaft gesehen zu werden. Der sexuelle Part gehört aber zu jedem Treffen dazu, was sich vor allem auf mein Gehalt ausübt.
"Wird schon", antwortet Christian und blickt mich aufmunternd durch den Rückspiegel an. Er hält den Wagen vor einem vornehmen Restaurant und öffnet mir die Tür.
"Wir sehen uns", verabschiede ich mich und gehe in das Restaurant herein.
"Guten Abend die Dame", begrüßt mich ein Kellner, "Kann ich sie zu ihrem Platz -", fängt er weiter an zu reden, wird aber von jemand anderem unterbrochen.
"Ich glaube sie gehören zu mir", sagt eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und blicke einen gutaussehenden Mann um die 50 Jahre an. Er ist größer als ich, hat einen coolen Undercut und einen leichten Bart. Seine Haare sind an einigen Stellen grau, was ihn für mich noch attraktiver aussehen lässt.
"Emma", stelle ich mich mit meinem richtigen Namen vor. Viele meiner Kolleginnen benutzen einen anderen Namen, aber mir ist das egal. Nur mit meinen Vornamen kann man nicht viel anfangen und wenn jemand nach meinem Nachnamen fragt, nehme ich bei jedem Treffen einen anderen.
"Jens", stellt er sich vor und legt einen Arm um mich, um zusammen zum Tisch zu gehen.
"Bezaubernd siehst du aus", flüstert er und seine Hand rutscht von meinem Rücken ein wenig weiter zu meinem Po. Da wir aber in der Öffentlichkeit sind, ist sie nach ein paar Sekunden wieder an Ort und Stelle an meinem Rücken.
Am Tisch angekommen, stellt er mir seine Geschäftspartner vor und wir bestellen unser Essen. Das Essen an sich ist nicht so verkrampft gewesen, wie ich es schon häufig erlebt habe. Alle teilnehmenden Personen sind entspannt gewesen und haben sich nicht zu sehr auf die Vertragsoptionen, um die es hier immerhin geht, versteift.
Nach ungefähr zwei Stunden ist das Essen vorbei und Jens und ich machen uns mit einem Taxi auf den Weg in ein Hotel. Schon während dem Essen ist seine Hand an meinem Bein hoch und runter gewandert, denn auch jetzt im Taxi fängt er schon wieder an. Jens' Hand fährt immer weiter hoch, langsam verteilt er kleine Küsse auf meinem Hals.
"Nicht hier. Warte bis wir im Hotel sind", flüstere ich und schiebe seine Hand wieder weg.
"Warum", flüstert auch er und seine Hand fängt wieder an zu wandern, "Wir können doch hier schon Mal anfangen." Mit intensivem Blick schaut er mich aus seinen dunklen Augen an. Es scheint, als würde er mich schon mit seinen Blicken ausziehen.
"Nein", sage ich nun bestimmter, sodass auch der Taxifahrer auf uns aufmerksam wird.
"Alles in Ordnung", fragt er uns und schaut uns durch den Rückspiegel an.
Währenddessen greift Jens nach meinenm Handgelenk, sodass ich seine Hand nicht mehr wegschlagen kann. Der intensive Blick ist zu einem bedrohliche gewichen.
"Nein, alles in Ordnung. Fahren sie weiter", sagt er streng zum Taxifahrer und widmet sich dann wieder mir. "Ich möchte jetzt schon anfangen", sagt er wieder zu mir und fängt an, meinen Hals zu küssen. Ich befreie meinen Arm aus seinen Griff und drücke ihn von mir weg.
"Halten sie an", sage ich zum Taxifahrer, der es auch sofort tut. Die ganze Szenerie hat er während der Fahrt durch den Rückspiegel beobachtet.
Plötzlich knallt es. Mein Kopf fliegt zur Seite und meine Wange schmerzt. Jens hat mir eine Ohrfeige verpasst.
"Hey!", mischt sich der Taxifahrer ein. "Was 'Hey'?", fragt Jens provozierend, "Wenn sie nicht will." Ich spüre wie mir die ersten Tränen in die Augen steigen. Nach meiner Tasche greifend, öffne ich die Autotür und stolpere aus dem Taxi. Erst jetzt realisiere ich, was mir gerade passiert ist. Ich setze mich auf eine nahegelegen Bank. Der laue Abendwind, der mich noch vor ein paar Stunden umhüllt hat, ist einer kalten Luft gewichen, weshalb sich eine Gänsehaut bildet. Die ersten Tränen suchen sich ihren Weg aus meinen Augen, weshalb ich sie wegwische.
Dass der Abend so enden wird, damit habe ich nicht gerechnet. Jens ist am Anfang sehr zuvorkommend und nett gewesen. Auch während dem Essen ist alles in Ordnung gewesen, aber das er so eine Art hat, habe ich nicht gedacht.
Ich werde ihn morgen auf jeden Fall bei der Agentur melden, denke ich mir. Wenn Kunden sich unangebracht verhalten oder wie Jens gewalttätig werden, können wir diese bei der Agentur melden, sodass sie nicht mehr ein Kunde von uns sein können.
Mein Gehalt habe ich zum Glück schon zur Hälfte vorab bekommen, sonst wäre der Abend komplett umsonst gewesen. Die andere Hälfte hätte ich morgen früh noch bekommen. Ich wische eine Träne weg, die aus meinem Auge kullert und ziehe mein Handy aus meiner Tasche.
Es ist bereits nach 23 Uhr, was bedeutet, dass mich noch nicht mal mehr Christian abholen kann. Ich stecke mein Handy zurück in meine Tasche und lasse mich gegen die kalte Lehne der Bank sinken. Mittlerweile habe ich aufgehört zu weinen, meine Wange schmerzt allerdings immer noch.
"Hey, geht es dir gut", werde ich plötzlich angesprochen und schaue nach oben. Vor mir steht ein Mann in Sportklamotten, der völlig außer Atem ist. Es scheint so, als sei er gerade vom Joggen gekommen.
"Ja, danke", antworte ich, auch wenn es nicht wirklich die Wahrheit ist.
"Wirklich? Hier sitzen nicht alle Tage Frauen im Abendkleid, vor allem nicht um die Uhrzeit", redet er weiter. Erst jetzt fällt mir der österreichische Dialekt auf, mit dem er redet.
"Ja, ich sollte mir vielleicht mal ein Taxi rufen", antworte ich einfach nur, mache aber keine Anstalten, mein Handy herauszuholen.
"Das kann auch ich machen", sagt der Unbekannte nun und zückt kurz darauf sein Handy.
"Ich habe eins bestellt. Solange warte ich noch."
"Danke", antworte ich und lächle ihn an. Erst jetzt schaue ich ihn mir genauer an. Der Unbekannte ist von oben bis unten in Sportklamotten eingepackt. Einzig und allein sein Gesicht schaut unter einer schwarzen Kappe hervor. Mir kommt er bekannt vor, aber ich weiß nicht woher und wahrscheinlich erkenne ich auch zu wenig in der Dunkelheit.
Nach kurzer Zeit parkt ein Taxi am Straßenrand und ich steige ein.
"Vielen Dank", sage ich noch zu dem Unbekannten bevor ich die Tür schließe und dann fährt das Taxi auch schon los.
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Eine neue FanFiction von mir. Ob und inwiefern ich diese Geschichte weiterschreiben werde, schaue ich in der nächsten Zeit und vor allem, was ich für Ideen habe. Freue mich aber natürlich über Votes und Kommentare und vor allem auch über Kritik.
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Liebe auf Umwegen
FanfictionEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.