Ein paar Tage später, es ist der 30. Dezember, sind wir auf dem Weg nach Ischgl. Obwohl Martins Heimatort und Ischgl beide in Österreich liegen, brauchen wir für den Weg fast sechs Stunden, weshalb wir schon am frühen Morgen um 4:30 Uhr uns auf den Weg machen, um noch genügend Zeit vom Tag zu haben.
Das Hotel, das Martin gebucht hat, liegt direkt am Skilift, wo sich jetzt um halb 11 lange Schlangen bilden. Wir checken ein und ich muss feststellen, dass das Hotel sehr nobel ist. Nachdem wir uns kurz in unseren Zimmern eingerichtet haben, gehen wir in das hoteleigene Restaurant, um eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen, bevor wir uns auf die Ski stellen.
"Ich hoffe ich tu mir nicht weh", lache ich ein wenig, als wir im Skiverleih stehen und mir der Mitarbeiter meine Ski anpasst. Martin steht gegenüber von mir, mit seinen Skiern bereits in der Hand und lächelt mir zu.
"Ich passe auf", sagt er nur und zieht seine Mütze etwas tiefer in sein Gesicht, als der Blick einer Gruppe Jungs zu lange auf ihm liegt. Martin möchte, nachdem unser Privatleben so stark in der Öffentlichkeit auseinandergetreten worden ist, heute lieber nicht erkannt werden und das kann ich auch verstehen. Auch ich trage gerade eine Mütze und habe mein Halstuch etwas höher im Gesicht sitzen.
"So, das sollte jetzt alles passen", sagt der Mitarbeiter des Skiverleihs zu mir und reicht mir noch einen Helm und ein Paar Skistöcke.
Zusammen machen wir uns dann auf den Weg zum Anfängerhügel, wo zu meinem Erstaunen nicht nur Kinder ihre ersten Fahrversuche machen, sondern auch eine Handvoll Erwachsene.
"Also", fängt Martin an, als wir oben stehen und hinunter schauen. "Wenn wir jetzt hinunterfahren, müssen deine Skier aussehen wie ein Pizzastück. Später müssen sie dann aussehen wie Pommes, aber dazu kommen wir dann." Martin zeigt mir daraufhin, wie ich meine Skier positionieren soll. Die Spitzen sollen zueinander zeigen, sodass daraus tatsächlich die Form eines Pizzastückes entsteht. Bei seiner Erklärung muss ich ein wenig lachen, weil er es mir wahrscheinlich so erklärt, wie er es selbst vor Jahren beigebracht bekommen hat.
"Wir fahren jetzt in Schleifen runter. Bereit?"
Ich nicke und schiebe mich mit meinen Stöcken über die leichte Kannte des Hügels. Meine Skier stelle ich sofort in die Position, die mir Martin erklärt hat. In der ersten Schleife verlagere ich mein Gewicht so, dass ich eine Kurve fahre, verliere dabei allerdings mein Gleichgewicht und falle in den Schnee. Martin, der die ganze Zeit neben mir fährt, bleibt sofort stehen und hilft mir hoch.
"Alles okay?", fragt er fürsorglich und gibt mir meine Stöcke in die Hand, damit ich mich abstützen kann und nicht sofort den Berg herunterrutsche.
"Ja, danke", antworte ich ihm und möchte ihm ein Lächeln schenken, muss aber feststellen, dass es durch mein Halstuch, welches meinen Mund verdeckt, nicht zu sehen ist.
"Was habe ich falsch gemacht", frage ich und klopfe mir dabei den Schnee ein wenig von meiner Skihose, die ich von Martins Schwester bekommen habe, da sie ihr zu klein ist.
"Nicht ganz so viel dein Gewicht verlagern. Dann sollte es klappen", antwortet mir Martin. Ich nicke und schiebe mich ein weiteres Mal nach vorne und fahre den Berg hinab. Bei der nächsten Schleife versuche ich, Martins Tipp umzusetzen und schaffe es tatsächlich, um die Kurve zu fahren, ohne hinzufallen.
"Super", ruft mir Martin zu und ich steuere schnurstracks auf die nächste Schleife zu. Auch diese und die zwei weiteren Schleifen schaffe ich zu fahren, ohne hinzufallen und erreichen dann das Ende des Hügels. Glücklich schaue ich zu Martin, der kurz nach mir ankommt. Ich ziehe meine Brille, ziehe mein Halstuch nach unten und lächle ihm zu. Er tut es mir gleich und gibt mir einen kurzen Kuss auf den Mund.
"Macht's Spaß?"
"Und wie", lache ich und Martin und ich stellen uns auf eine Art Fließband, um wieder an den Anfang des Anfängerhügels zu kommen. Ich fahre noch einige Male den Hügel herunter, falle natürlich auch noch einige Male hin, aber von Fahrt zu Fahrt wird es besser. Nachdem ich es einigermaßen sicher auf meinen Skiern stehe, erklärt mir Martin den nächsten Schritt mit den Pommes. Dabei sollen meine Ski gerade zueinanderstehen und erst zum Pizzastück werden, wenn ich die Schleife fahre. Dadurch bin ich schneller und verliere auch immer Mal wieder den Halt, aber im Großen und Ganzen funktioniert es für den ersten Tag schon ganz gut. Gegen Abend, es ist bereits halb fünf, sind meine Kräfte allerdings aufgebraucht und ich spüre jeden Muskel in meinen Beinen.
"Martin, können wir morgen weiter üben", stöhne ich erschöpft und lasse mich in einen Schneehaufen fallen. Trotz der Skihose, die ich trage, spüre ich sofort die Kälte des Schnees an meinen Beinen.
"Ja, können wir machen", lacht Martin und setzt sich neben mich. Ich kuschle mich an ihn und lasse mir die letzten Sonnenstrahlen der Sonne, die in der nächsten Stunde untergehen wird, auf mein Gesicht strahlen. Auch Martin hat Brille und Schal ausgezogen und tut es mir gleich.
Nach kurzer Zeit, in der wir einfach nur den Moment genießen und nichts sagen, steht Martin auf und schaut mich erwartungsvoll an.
"Na los, aufstehen! Es wird bald dunkel."
Ich probiere, aufzustehen, schaffe es aber wegen meinen schmerzenden Beinen nicht und lasse mich deshalb wieder lachend in den Schnee sinken.
"Ich glaube ich brauche Hilfe", lache ich und strecke Martin meine Hände hin, damit er mir aufhilft.
"Na komm", lacht jetzt auch er und fasst mich an den Händen, um mich hochzuziehen. Zusammen machen wir uns dann zurück zum Hotel, wo wir unsere Skier, Skischuhe und Skistöcke im Skikeller lassen, um dann auf unser Zimmer gehen.
"Das tut wirklich gut", flüstere ich. Martin und ich sind, nachdem wir vom Essen gekommen sind, direkt in den Spabereich des Hotels gegangen. Zusammen liegen wir jetzt in einen kleinen Whirlpool, indem sich meine schweren Beine wunderbar entspannen. Martin hat dafür extra einen Whirlpool reserviert, der in einem extra abgegrenzten Bereich des Spas liegt, damit wir ungestört sind.
"Finde ich auch", flüstert Martin. Ich lehne mit meinen Kopf an seiner Schulter, meine Hand liegt auf seiner Brust und streicht langsam auf und ab. Meine Finger zeichnen seine Muskeln nach, wandern von der Brust weitere nach unten zu seinen Bauchmuskeln und machen da weiter.
"Emma", flüstert Martin.
"Hm?", frage ich und fahre mit meinen Fingern an dem Hosenbund seiner Badehose entlang, bevor ich wieder zu seinen Bauchmuskeln fahre.
"Ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."
++++
Ich bin die letzten Tage kaum auf Wattpad gewesen und war gerade richtig erstaunt, wie die Reads nach oben gegangen sind. Zudem ist die Story gerade auf Platz 1 unter dem Hashtag Österreich. Vielen Dank dafür!
Ach so, ich war nur einmal in meinem Leben Ski fahren und habe keine Ahnung, ob man das noch so lernt mit Pizza und Pommes. Sagt mir bescheid, wenn ich falsch liege :D
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Liebe auf Umwegen
FanfictionEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.