Als ich am nächsten Morgen aufwache, schaue ich in Martins Gesicht. Er ist bereits wach und schaut mich an.
"Guten Morgen."
"Morgen", nuschle ich und schließe wieder meine Augen. Ich weiß nicht, wie viel Uhr es ist, aber ausgeschlafen fühle ich mich noch nicht zu 100%. Und das, obwohl ich sehr gut neben Martin geschlafen habe. Ich habe mich geborgen gefühlt, nicht alleine und vor allem hat mich Martin ziemlich beruhigt. Mein Aufgewühltes Inneres, was mir in den letzten zwei Wochen den Schlaf geraubt hat, ist wie weggeblasen.
Ich spüre, wie mir Martin eine Strähne aus dem Gesicht streicht und seine Hand danach an meiner Wange liegen bleibt. Die kleine Berührung fühlt sich gut an, genauso wie er gestern seine Hand auf meinem Oberschenkel abgelegt hatte. Eine innere Wärme breitet sich in meinem Körper aus und ich fange ein wenig an zu lächeln.
Ich spüre, wie Martin an mich herangerutscht ist. Sein Atem kitzelt mich an meiner Nase und ich öffne meine Augen. Wir schauen uns einfach nur an. Meine Augen treffen auf seine und es scheint, als würde die Welt stillt stehen. Auch Martin lächelt leicht und ich merke, wie sein Blick zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin her schweift. Langsam kommt er mir näher. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als wir plötzlich auseinander schrecken, weil Martins Handy klingelt.
"Wer ist das denn?", nuschelt er und setzt sich auf, um sich an die Bettkannte zu setzen. Er hat heute Nacht nur eine Boxershort getragen, weshalb ich jetzt vollen Blick auf seinen trainierten Rücken habe. Von seinem Telefonat bekomme ich nicht viel mit. Ich höre aber, dass es Marco sein muss. Während Martin telefoniert, denke ich über den Moment von gerade nach. Hätten wir uns wirklich geküsst, denke ich mir und muss dann selbst ein wenig schmunzeln, denn in der Öffentlichkeit machen wir es ja eigentlich durchgängig. Nur dass es vorhin irgendwie zwischen uns geknistert hat.
Von meinen Gefühlen überwältigt lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und schaue zu Martin. Als er auflegt schaut er zu mir.
"Marco hat uns eingeladen", fängt er an und legt sein Handy wieder zur Seite, "Aber du musst nicht mit, wenn du dich noch nicht gut fühlst."
"Doch, doch! Gerne", antworte ich ihm und Martin verschwindet daraufhin im Bad. Den restlichen Tag verlieren wir beide kein Wort mehr über den "Beinahe Kuss" von heute Morgen. Auch nicht, als wir uns gegen 17 Uhr auf den Weg zu Marco machen.
"Kommen noch mehr", frage ich, als wir gerade im Auto sitzen und durch die Straßen von Frankfurt fahren. Draußen herrscht das typische herbstliche Wetter. Es ist bereits dunkel, vereinzelt fallen Regentropfen auf die Windschutzscheibe und ein rauer Wind weht zwischen den Häusern.
"Soweit ich weiß kommen Kevin, Timothy mit seiner Frau , Danny, vielleicht auch noch mehr", antwortet er mir und ich nicke darauf. Auf Timothy bin ich um ehrlich zu sein gespannt. Ich habe ihn bis jetzt nur einmal getroffen, als ich das erste Mal Im Stadion gewesen bin, und da ist er schon ganz schön lustig gewesen. Ich hoffe, dass er heute nicht anders ist.
Martin parkt seinen Wagen vor einer hübschen neuen Stadtvilla, die mehr als nur modern aussieht. Fußballer müsste man sein, denke ich mir, als wir den kleinen Weg, der zur Haustür führt, nach oben gehen. Ich muss aber auch ein wenig schmunzeln, denn würde ich so viel Geld verdienen, würde ich wahrscheinlich auch in so einem Haus wohnen. Ich habe es schon gemerkt, als mein erstes Gehalt für die Fake-Beziehung überwiesen worden ist. Ich bin förmlich in einen Shoppingrausch verfallen, weil ich mich nicht daran erinnern konnte, wann ich das letzte Mal so viel Geld zur Verfügung hatte. Zwei weiteren Male bin ich in so einen Shoppingrausch verfallen, weswegen mein Kleiderschrank momentan überquillt, aber ich habe mir auch vorgenommen, dass es in der nächsten Zeit nicht wieder vorkommen wird. Es ist nur die Frage, wie lange ich das einhalten kann.
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Liebe auf Umwegen
FanficEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.