Krankenhaus

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Als ich meine Augen kurze Zeit wieder öffne, weiß ich zunächst nicht, wo ich bin und was passiert ist. Um mich herum ist es laut und ich werde angesprochen, aber kann es nicht sofort verarbeiten. Ich blicke in die Augen eines älteren Mannes, doch ich verstehe nicht, was er sagt. Zu sehr pocht es in meinen Kopf, zu sehr tut alles weh. Ich spüre, wie Blut von meinem Kopf nach unten über meine Wange läuft. Mein Blick schweift rüber zu Martin. Er hat seine Augen geschlossen und lehnt mit seinem Kopf gegen der kaputten Fensterscheibe. Ich möchte etwas sagen, aber aus meiner Kehle kommt kein Ton. Ich drehe meinen Kopf wieder von Martin weg, höre, wie ich noch angesprochen werde, aber meine Augen fallen wieder zu und ich bin weggetreten.

"Sieh wacht auf."

Grelles Licht blendet mich, als ich das nächste Mal meine Augen öffne. Ich muss mehrmals blinzeln, bis ich einigermaßen sehen kann. Ich liege in einem Bett und mein Vater und Francesco sitzen vor mir und lächeln mich an.

"Wie geht es dir", fragt mein Vater und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen. Ich möchte antworten, aber aus meinem Hals kommt nur ein Husten.

Francesco reicht mir ein Glas Wasser, was ich dringend brauche, denn ich trinke es in einem Zug aus.

"Ich bin müde", lächle ich und lasse meinen Kopf wieder in das Kissen sinken.

"Das sind die Schmerzmittel", sagt nun Francesco. "Ihr habt wirklich Glück gehabt. Das hätte auch schlimmer ausgehen können. Du bist da wirklich fast unbeschadet rausgekommen."

"Francesco hat Recht", redet mein Vater weiter und nimmt meine Hand in seine, "Du hast nur leichte Verstauchungen." Erst jetzt gehen meine Gedanken zu Martin. Sofort steigen mir die Tränen in die Augen.

"Wo ist Martin?" Sofort streiche ich eine Träne weg, die aus meinem Auge ihren Weg nach unten gesucht hat.

"Er liegt einen Raum neben dir. Sein Arm ist angebrochen, er hat eine Gehirnerschütterung, sonst ist er aber fit", beruhigt mich mein Vater.

"Darf ich zu ihm?"

"Die Ärzte haben gesagt, sobald er wach ist." Ich nicke und streiche über meine Wangen, um Tränen wegzuwischen. Meine Gedanken schweifen zu dem Grund, warum der Unfall passiert ist. Hätten Martin und ich daran gedacht, einen Wecker zu stellen, wäre der Unfall nicht passiert. Martin hätte nicht so schnell fahren müssen und wir würden jetzt nicht im Krankenhaus liegen.

Ein paar Stunden später, es ist bereits Nachmittag, sitze ich bei Martin am Bett. Mein Vater und Francesco sind vor kurzem gegangen und Martin ist mittlerweile schon eine Weile wach. Die Ärzte wollten noch ein paar Untersuchungen machen, weshalb ich nicht sofort zu ihm ins Zimmer gehen durfte. Danach haben sie mir die Bestätigung gegeben, dass ich zu ihm darf.

Ich merke Martin an, dass es ihm schlechter geht als mir. Durch die Gehirnerschütterung hat er starke Kopfschmerzen, die auch durch die Schmerzmittel nicht komplett weggehen. Er hat die Augen geschlossen und atmet ruhig, da auch das Reden ihn anstrengt.

Ich lege meine Hand auf seine. Er öffnet seine Augen und lächelt leicht. Wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen.

"Nicht weinen. Uns geht es gut. Das ist das Wichtigste", flüstert er und legt seine Hand auf meine Wange, um eine kleine Träne wegzuwischen.

"Deshalb weine ich", flüstere ich zurück. "Ich bin einfach froh, dass nichts schlimmeres passiert ist." Die Freudentränen fließen jetzt einfach nur so aus meinen Augen und Martin und ich genießen den Moment, den wir für uns haben.

Kurze Zeit später klopft es an der Tür und eine Schwester schaut herein.

"Herr Hinteregger, Sie haben Besuch", sagt sie und es treten daraufhin Fredi Bobic und Adi Hütter in den Raum.

"Ich lasse euch Mal alleine", sage ich zu Martin, gebe ihn einen kurzen Kuss und schenke seinem Trainer und dem Sportvorstand noch ein kleines Lächeln, bevor ich das Zimmer verlasse und in meines gehe.

Sie werden jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit über den Unfall reden, wie es passiert ist, wie es ihm geht und was sie auf einer Pressekonferenz darüber sagen können, denn natürlich hat die Presse davon schon Wind bekommen und sofort einen kleinen Artikel darüber veröffentlicht. Mein Vater hat ihn mir vorhin noch zugeschickt. Der Artikel ist nicht sonderlich lang und eigentlich nur voller Spekulationen, weshalb ich mir vorstellen kann, dass es heute noch eine Pressekonferenz geben wird. Da Martin und ich das Krankenhaus morgen schon wieder verlassen können, kann es aber auch gut sein, dass sie erst morgen stattfindet, damit er selbst vor die Presse treten kann.

Nach einer dreiviertel Stunde verlassen seine beiden Vorgesetzten seinen Raum und ich gehe wieder zu ihm, um zu erfahren, was sie wollten.

"Begeistert sind sie nicht gewesen", sagt Martin nur, als ich mich zu ihm ins Bett quetsche. Es ist nicht sonderlich bequem, aber es tut gut, seine Nähe zu spüren.

"Vor allem weil ich wegen der Gehirnerschütterung erstmal ausfalle", redet er weiter. "Aber sie sind froh, dass sonst nichts größeres passiert ist und dass es uns gut geht."

"Sollst du selbst vor die Presse treten", frage ich ihn und fahre mit meiner Hand über seine Brust. Meine einzelnen Finger fahren seine Muskeln nach und ich spüre, wie er sich unter meinen Bewegungen anspannt.

"Ja, morgen Nachmittag ist schon eine Pressekonferenz angesetzt worden", antwortet er. "Da kann ich mich mal wieder rechtfertigen, weil ich mich nicht richtig verhalten habe." Seine Enttäuschung spiegelt sich in seiner Stimme wieder.

"Das wird schon", beruhige ich ihn. "Und wenn nicht, sorgen wir mal wieder für eine Schlagzeile."

Hätte ich gewusst, dass dies schon so bald passieren wird, hätte ich es an diesem Abend nicht so laut ausgesprochen.

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Da heute Abend die Eintracht im Nachholspiel gegen Werder Bremen spielt, gibt es heute ein neues Kapitel. Vielleicht schießt der Hinti ja wieder ein Tor :D wünschenswert wäre es!

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