"Francesco, was soll ich denn tun", fange ich verzweifelt an zu reden, "Ich würde in einem Monat so viel verdienen, wie sonst in einem halben Jahr."
Francesco sitzt neben mir auf meinem kleinen Sofa und liest sich immer wieder den Vertrag durch.
"Das Gehalt ist schon ausschlaggebend", murmelt er, "Aber du musst auch die andere Seite sehen." Ich nehme einen Schluck von meinem Tee und höre ihm weiter zu. Bis jetzt habe ich nur Francesco von der Sache erzählt. Nachdem ich gestern von dem Gespräch zurückgekommen bin, habe ich ihm nur eine Nachricht geschrieben, dass ich nicht mehr zu dem Treffen mit seinen Freunden kommen werde, er aber morgen direkt vorbeikommen soll.
Das hat er auch gemacht, weswegen wir jetzt grübelnd über dem Vertrag sitzen.
"Du stehst dann auch ein wenig in der Öffentlichkeit", redet er weiter, "Glaub nicht, dass nicht über euch berichtet wird. Denn das soll ja auf jeden Fall passieren, um die Alkoholeskapaden des Hintereggers zu überspielen." Martin Hinteregger ist in der letzten Zeit zwei Mal aufgefallen, weil er betrunken in der Öffentlichkeit unterwegs gewesen ist. Ich habe mich gestern nämlich erstmal über ihn schlau gemacht und habe mir auch gründlich die Artikel darüber angesehen.
"Und außerdem sollst du bei ihm einziehen. Ist dir das bewusst?", fragt mich Francesco. Er schaut mich skeptisch an. Ich merke schon, dass er nicht sehr überzeugt ist von dem Angebot.
"Ja, das habe ich gelesen." Ich habe aber auch gelesen, dass ich ein eigenes Zimmer in seiner Wohnung gestellt bekomme. Somit muss ich nicht dauerhaft mit Martin in einem Bett schlafen und ich hätte auch mal meine Privatsphäre.
"Das soll schon nächste Woche passieren Emma. Und was noch ganz anderes", macht Francesco weiter, "Hier steht auch, dass ihr euch in der Öffentlichkeit küssen sollt. Das machst du doch sonst gar nicht mit deinen Kunden. Du meinst doch immer, dass das die Grenze überschreiten würde."
Francesco hat in dieser Hinsicht schon recht. Ich küsse nie meine Kunden, während ich mit ihnen schlafe. Aber ich schlafe nun Mal auch mit ihnen, was viel intimer ist, als jemanden zu küssen und das sage ich auch Francesco.
"Ich schlafe doch aber mit ihnen. Dann werde ich es auch schaffen, den Hinteregger zu küssen."
Francesco schaut mich genervt an. "Du hast doch in deinen Gedanken schon längst unterschrieben, oder?"
"Du kennst mich zu gut", grinse ich ihn entschuldigend an und lehne mich gegen ihn.
"Weißt du, ich will nur nicht, dass du dich vielleicht in ihn verliebst. Hast du daran schon Mal gedacht", fragt er vorsichtig nach.
"Warum sollte ich", antworte ich nur."Wenn du bei ihm einziehst, seht ihr euch fast den ganzen Tag. Da kann das vielleicht schon passieren", führt mir Francesco seine Gedanken aus, "Ich will nur nicht, dass am Ende die acht Monate rum sind und du mit einem gebrochenen Herzen dastehst, weil er nichts von dir will und der Vertrag ausgelaufen ist."
"Danke, dass du dich um mich sorgst, aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass das nicht passieren wird", lächle ich ihn an. Francesco ist sehr einfühlsam und sensibel. In der Öffentlichkeit oder vor seinen Freunden würde er es nie zugeben, denn dafür ist sein italienischer Stolz zu groß. Aber als er sich vor ein paar Monaten von seiner Freundin Vanessa getrennt hat, bin ich es gewesen, die ihn getröstet hat, weil er abends plötzlich vor meiner Tür gestanden hat und geweint hat.
"Du musst es auch so sehen", rede ich weiter, "Das Geld, was ich dafür bekomme, ist so viel, dass ich erstmal eine Weile abgesichert bin. Wer weiß, ob ich nach meinem Studium sofort eine Anstellung finde, weißt du? Dann hätte ich wenigstens noch Geld."
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Liebe auf Umwegen
FanfictionEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.