Silvester

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"Sehr gut. Es funktioniert immer besser", lobt mich Martin und zieht mich am Ende des Anfängerhügels in eine feste Umarmung. Mittlerweile fährt er nicht mehr neben mir her, sondern schaut mir von unten mit zu und gibt mir kleine Tipps, wenn ich bei ihm angekommen bin.

"Ja, finde ich auch", antworte ich und gebe ihm danach einen kurzen Kuss.

"Wollen wir mal eine blaue Piste fahren?", fragt Martin, "Ich denke, dass das auf jeden Fall machbar ist für dich." Dass mir Martin andauernd so gut zuredet, tut wirklich gut und finde ich auch sehr lieb von ihm. Natürlich übt er auch Kritik an mir aus, aber das zeigt mir genauso, dass er ehrlich zu mir ist und das schätze ich sehr.

"Gerne", antworte ich und zusammen machen wir uns auf den Weg zur ersten blauen Piste. Auch hier schiebe ich mich mit meinen Stöcken über die Kannte und probiere, es genauso zu tun, wie auf dem Anfängerhügel. Martin fährt immer in unmittelbaren Abstand hinter mir her, falls ich doch noch mal mein Gleichgewicht verliere und hinfalle. Nach kurzer Zeit komme ich aber unbeschadet am Ende der Piste an, wo sich direkt ein Lift befindet, mit dem man wieder nach oben fahren kann.

Martin und ich fahren den Tag über noch einige andere Pisten; auch eine Rote, wo ich mich allerdings schwerer tue, als bei den blauen Pisten, bis wir am späten Nachmittag ins Hotel zurückkehren, um uns für die Silvesterfeier fertig zu machen.

Ein paar Stunden später befinden wir uns in der überfüllten Hotelbar wieder. Die Stimmung ist bei allen Gästen mehr als gut und ich bewege mich mit einem Longdrink in der Hand zur Musik, während Martin in ein paar Metern Entfernung sitzt und mir dabei zu schaut. Ich habe ihn zwar mehrfach aufgefordert, mit mir zu tanzen, aber da ist Martin wirklich resistent. Er tanzt nicht gerne und macht da für mich auch keine Ausnahme.

Ich trage heute tatsächlich mal ein kurzes enges Cocktailkleid, was in der Mitte meiner Oberschenkel endet, obwohl ich überhaupt kein Kleidmensch bin. Ich mag das Kleid aber, weil es genau die richtigen Stellen betont und ich mich sogar wohl fühle, was sonst meist nicht der Fall ist.

Nach einiger Zeit auf der Tanzfläche gehe ich zurück zu Martin, der immer noch auf der gleichen Stelle an der Theke sitzt. Ich stelle mich zwischen seine Beine und lege meine Lippen auf seine, um ihn zu küssen. Martin zieht mich näher an sich, indem er seine Hände auf meinen Po platziert. Als wir uns voneinander lösen, schauen wir uns einfach nur an. Meine Hände liegen auf seiner Brust.

"Danke, dass wir zusammen hier sind", flüstere ich, obwohl es in der Bar sehr laut ist, doch an Martins Reaktion merke ich, dass er mich verstanden hat. Er lächelt.

"Für dich immer." Ich stelle mein leeres Glas ab und bestelle mir sofort einen weiteren Vodka Lemon, wovon ich sofort wieder einen Schluck nehme. Ich spüre bereits die Wirkung des Alkohols in meinem Körper und freue mich, endlich mal wieder richtig zu feiern. Mit meinen Getränk in der Hand fange ich an, vor Martin zu tanzen. Ich spüre, wie der Alkohol mich lockerer werden lässt und bewege mich im Rhythmus der Musik. Martins Blick liegt die ganze Zeit auf mir und ihm entgeht keine Bewegung.

"Partypeople, nur noch eine Minute", ruft plötzlich der DJ in sein Mikrophon, sodass alle auf ihn Aufmerksam werden.

"Seid ihr bereit für das neue Jahr", ruft er weiter und die Menge fängt an zu jubeln. Ich habe mittlerweile aufgehört zu tanzen und habe mich auf einen Barhocker neben Martin gesetzt. Mein Getränk habe ich auf der Theke abgestellt. Auf einer großen Leinwand hinter dem DJ läuft ein Countdown herunter, der mittlerweile bei 30 Sekunden angekommen ist. Ich schaue rüber zu Martin und lege meine Hand auf seine, die er dann ineinander verschränkt.

"10, 9, 8, 7, 6,", fängt der DJ an, den finalen Countdown herunterzuzählen und jeder tut es ihm nach.

"5, 4, 3, 2, 1, Frohes Neues Jahr!" Martin und ich stehen auf und fallen uns in die Arme. Ich drücke meine Lippen auf seine und küsse ihn. Einige Konfettikanonen werden losgelassen, wodurch die Bar mit goldenen Schnipseln bedeckt wird. Von draußen hört man die Raketen in die Luft fliegen; die Musiker übertönt allerdings fast das meiste.

"Frohes neues Jahr", flüstert Martin, als wir unsere Lippen voneinander lösen und lächelt mich an.

"Frohes Neues", sage auch ich und drücke meine Lippen wieder auf seine. Es scheint, als würde die Zeit um uns herum still stehen. Ich bekommen nicht mit, wie die Menschen wieder anfangen zu tanzen, wie die Musik wieder einsetzt. Ich bin gerade voll und ganz bei Martin und genieße es.

"Ich liebe dich", flüstere ich und schaue in Martins Augen. Meine Hände liegen wieder einmal in seinem Nacken, seine auf meinen Hüften.

"Ich liebe dich auch", flüstert auch er und küsst mich ein weiteres Mal. Wir lösen uns kurz darauf voneinander und nehme meinen Vodka Lemon von der Theke.

"Willst du einen Schluck", frage ich Martin, doch er schüttelt den Kopf.

"Heute nicht. Morgen muss ich mal wieder trainieren."

"Dann bleibt mehr für mich", lache ich und ziehe genüsslich das Getränk durch meinen Strohhalm. Ich sage zu Martin, dass ich wieder tanzen gehe. Ich lasse mich wieder vom Rhythmus der Musik ergreifen und fange an, mich zu bewegen. Es scheint, als würde ich durch die Musik geleitet werden. Jeder einzelner Muskel steht unter Spannung und lässt mich eine Bewegung nach der anderen durchführen.

++++

Es geht weiter und ich muss leider sagen, dass die Geschichte bald zu Ende ist. Ein paar Kapitel gibt's aber noch.

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