Liebe auf Umwegen

Letzter Tag

"Weißt du, was heute ist", frage ich Martin und rutsche zu ihm herüber. Martin hat heute Trainingsfrei, ich keine Uni und dementsprechend liegen wir noch im Bett. Die letzten zwei Monate sind wie im Flug vergangen und es ist mittlerweile März.

Die Eintracht steht in der Tabelle im soliden Mittelfeld, meine Zeit an der Uni geht dem Ende zu und auch mein Vertrag, den ich mit Martin und der Agentur habe, ist heute zu Ende.

"Keine Ahnung, Dienstag?", nuschelt Martin und schließt seine Augen wieder, um vor sich hinzudösen.

"Ja, das auch", lache ich. "Heute ist aber noch etwas ganz anderes." Ich lege mich auf meinen Bauch und stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab, sodass ich Martin anschaue. Dieser öffnet seine Augen und blickt zu mir.

"Und das wäre was", fragt er etwas desinteressiert. Ich merke, dass seine Laune heute morgen nicht die beste ist, weshalb ich mit der Sprache rausrücke.

"Mein Vertrag läuft heute aus." Ich lächle Martin mit einem großen Lachen an, da ich meine Freude wirklich kaum zurückhalten kann. Dass ich ab morgen nicht mehr an die Agentur gebunden und auch kein Geld mehr von Martin überwiesen bekomme, freut mich. Es wird für mich ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Zum einen genau aus diesem Grund. Zum Anderen, weil ich demnächst meine Bachelorarbeit abgeben und mein Studium endlich beenden werde. Für die Zeit danach habe ich schon einige Praktika sicher, um herauszufinden, in welcher Branche ich arbeiten möchte. ich freue mich auf die Zukunft und vor allem, diese mit Martin zu verbringen.

Er selbst hat seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt erst vor ein paar Wochen nochmal um zwei Jahre bis 2024 verlängert, was bedeutet, dass ich erstmal nicht wegziehen muss, wäre der Vertrag zum Beispiel schon im Sommer ausgelaufen.

"Wirklich", fragt Martin überrascht und setzt sich etwas auf. Seine Laune scheint sofort besser zu werden, denn in seinem Gesicht sitzt ein Lächeln.

"Ja, heute ist der letzte Tag. Morgen sind dann acht Monate vorbei", grinse ich weiter und muss an die letzten Monate denken. Dass ich mich wirklich in Martin verlieben könnte, hatte ich am Anfang für unmöglich gehalten. Aber es ist anders gekommen. Ich habe in Martin einen liebevollen und einfühlsamen Freund gefunden, der mich so nimmt, wie ich bin und mich nicht verändern möchte.

"Das ging schneller als gedacht", lacht Martin und gibt mir einen Kuss auf den Mund.

"Ja, finde ich auch", lache ich etwas, denn es kommt mir so vor, als wäre es gestern gewesen, dass Martin und ich am Mainufer saßen und uns geküssten haben, damit die Presse auf uns aufmerksam wird. Genauso wie ich bei ihm eingezogen bin und wir uns so erst wirklich näher gekommen sind. Im Allgemeinen sind es Erinnerungen, die ich nie in meinem Leben vergessen werde und ich freue mich, weitere Erinnerungen mit Martin zu sammeln.

Natürlich hatten wir auch Zeiten, wo es schwerer gewesen ist. Als die Presse uns "verfolgt" hat, ist die schlimmste Zeit gewesen. Es standen falsche Informationen in der Zeitung; es ist herausgekommen, dass ich bei einem Begleitservice angestellt war und Martin musste bei einer Pressekonferenz wieder alles in Ordnung bringen. Diese Zeit ist anstrengend und nervenaufreibend gewesen, aber auch das haben wir überstanden und darauf bin ich wirklich stolz.

"Sollten wir das heute Abend feiern", lacht nun Martin und lässt sich wieder in die Kissen sinken. Sein Blick ist nachdenklich, aber glücklich an die Decke gerichtet.

"Gerne", lächle ich ihn an und rücke noch ein Stück näher, um seinen Kopf zu mir zu ziehen und ihm einen Kuss auf den Mund zu drücken.