Schon zwei Tage später erhalte ich eine Nachricht von Martin.
Hallo Emma,
morgen findet der Umzug schon statt. Pack schon mal deine Sachen. Ich komme morgen Mittag nach dem Training vorbei, um dir zu Helfen. Die Miete für deine Wohnung ist auch geklärt. Du wirst sie also nicht weiter bezahlen.
Als die Nachricht bei mir ankommt, sitze ich gerade in einem Seminar meines Studiums. Ich studiere Germanistik an der Goethe Universität hier in Frankfurt. Ich bin momentan im fünften Semester und habe somit nur noch ein weiteres vor mir, bis ich meinen Abschluss habe.
Dass der Umzug zu Martin nun aber tatsächlich schon so früh stattfindet, erstaunt mich doch. Immerhin habe ich den Vertrag erst am Freitag unterschrieben, heute ist Montag. Aber da werde ich wohl nichts dagegen tun können. Vielleicht sieht dadurch unsere Beziehung auch noch realer aus.
"Alles klar", werde ich von meiner Sitznachbarin Johanna gefragt. Etwas erschrocken schaue ich auf: "Ja, alles in Ordnung. Warum?"
"Du hast so erstaunt auf dein Handy geschaut", lacht sie und widmet sich dann wieder unseren Aufgaben. Auch ich probiere mich wieder auf die Aufgaben zu konzentrieren, auch wenn meine Gedanken immer wieder zu dem nahestehenden Umzug schweifen.
Zu Hause angekommen, klingle ich als erstes bei Francesco, um zu schauen, ob er zu Hause ist. Und tatsächlich öffnet mir der 27 - jährige Italiener die Tür. Er arbeitet als Personaltrainer in einem Fitnessstudio und kann sich seine Termine so legen wie er will.
"Musst du gleich arbeiten", frage ich deshalb. Francesco schüttelt mit dem Kopf und fragt: "Nein, warum?" Wie fast immer steht er in einer kurzen Jogginghose und einem Tanktop vor mir, wodurch man sehr gut seinen trainierten Körper sieht.
"Super", lache ich, "Dann kannst du mir ja jetzt helfen, meine Klamotten einzupacken. Ich ziehe morgen zum Hinteregger." Francesco verschluckt sich an dem Apfel, in den er immer wieder hineinbeißt.
"Morgen schon", hustet er und ihm steigen ein paar Tränen in den Augen. Ich erkläre meinem besten Freund, dass mir Martin eine Nachricht geschrieben hat.
"Also hilfst du mir bitte?"
"Klar", antwortet er und geht hinter mir her in meine Wohnung. Gemeinsam haben wir uns dazu entschieden, bei meinen Klamotten anzufangen und dabei auch gleich noch ein wenig auszumisten. Francesco sitzt vor meinem Kleiderschrank auf meinem Bett und ich ziehe nach und nach einzelne Kleidungsstücke aus meinem Schrank, die er begutachtet und dann entscheidet, ob ich sie weiterhin behalten soll oder ob sie wegkönnen. Bei manchen Sachen muss ich ihm allerdings widersprechen und hole sie aus dem Stapel wieder heraus, der eigentlich für die Klamotten gedacht ist, die weg können.
Nachdem wir meine Klamotten in zwei großen Koffern verstaut und meine Schuhe in ein paar Kisten untergebracht haben, schaue ich mich in der Wohnung um, was ich noch gebrauchen könnte. Über meine Möbel muss ich erst gar nicht nachdenken. Ich ziehe ja immerhin in die fertige Wohnung von Martin und bis die acht Monate rum sind, können sie auch hier stehen bleiben.
Mein Blick bleibt auf meiner Kommode im Wohnzimmer hängen, wo ich einige Bilder stehen habe. Nacheinander schaue ich mir die Bilder an und entscheide mich dann dafür, ein Bild noch mitzunehmen, wo ich mit meinem Vater drauf zu sehen bin. Das Bild ist bei meinem Auszug von Zuhause entstanden. Wir sitzen beide auf meinem alten Sofa aus meinem alten Zimmer, haben ein Bier in der Hand und lächeln fröhlich in die Kamera. Lächelnd nehme ich das Bild von der Kommode und packe es in meinem Rucksack.
Am nächsten Tag besuche ich noch zwei Vorlesungen am Vormittag in der Uni, bin aber um die Mittagszeit wieder zu Hause. Gegen 13 Uhr klingelt es dann auch an meiner Tür.
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Liebe auf Umwegen
FanfictionEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.