Ende einer Partynacht

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Nach einiger Zeit auf der Tanzfläche möchte ich wieder zu Martin gehen, aber an dem Platz, wo er vorhin noch gesessen hat, ist er nicht mehr. Ich stelle mich an die Theke und schaue mich um, kann ihn aber in den Menschenmengen nicht entdecken. Ich schaue auf mein Handy. Eine Nachricht hat er mir nicht geschrieben, weswegen ich versuche, ihn anzurufen, aber es geht nur die Mailbox dran.

Ich stelle mein leeres Glas auf der Theke ab und möchte mir dieses Mal ein Wasser bestellen, da ich den Alkohol schon ganz schön merke. Dazu komme ich allerdings nicht, denn ich werde angesprochen.

"Na, hat dich dein Zuhälter alleine gelassen?" Ich drehe meinen Kopf und schaue in das freche Grinsen eines gutaussehenden Mannes Mitte 20. Mir persönlich steht er viel zu nah an mir und ich probiere, ein wenig Abstand zwischen uns zu bekommen, aber er rückt das Stück wieder zu mir auf.

"Ich weiß nicht, was du meinst", antworte ich einfach nur und kann endlich mein Wasser beim Barkeeper bestellen, der es mir kurz danach vor mich hinstellt. Ich nehme sofort einen Schluck, da ich starken Durst habe. Das kühle Nass, was meine Kehler herunterläuft tut gut und bringt mich sofort ein wenig runter.

"Wirklich nicht? Der Hinteregger bezahlt dich doch, dass du heute mit ihm hier bist." Seine braunen Augen blitzen mich durch das schwummrige Licht an und ich spüre, wie er eine Hand um mich legt. Ich antworte nicht auf sein Gerede, nehme seine Hand von meinem Körper und drehe mich um, sodass ich mit meinem Rücken gegen der Theke lehne und meinen Blick durch die Menschen schweifen lassen kann.

Der Typ kommt mir plötzlich wieder näher. Seinen Arm hat er um meine Schulter gelegt, weswegen er mich ein wenig zu sich zieht. Martin macht dies auch häufig bei mir, aber dabei fühle ich mich wohl. Jetzt möchte ich einfach nur weg, aber sein Griff ist zu stark.

"Was willst du", zische ich ihn an und schaue zu ihm. Sein Gesicht wird gerahmt von einem dunklen Dreitagebart, der sein Gesicht markant aussehen lässt.

Der Fremde kommt mir immer näher, bis ich seine Bartstoppel an meiner Wange spüre. Ich bekomme eine Gänsehaut am ganzen Körper und möchte am liebsten verschwinden.

"Ich zahle dir mehr, wenn du für eine Nacht mal einen anderen haben möchtest."

"Lass mich in Ruhe", zische ich ein weiteres Mal und komme dieses Mal tatsächlich aus seinen Griff, da er mich nicht mehr so stark gehalten hat.

"Temperamentvoll bist du auch, gefällt mir", lacht er und möchte wieder zu mir kommen, aber Martin steht plötzlich vor mir.

"Alles okay hier", er schaut besorgt auf mich herunter, gibt mir einen kleinen Kuss und schaut dann zu dem Fremden, der mich belästigt hat.

"Alles in Ordnung", sage ich, denn ich habe keine Lust auf Ärger, doch der Fremde sieht das anscheinend anders.

"Ich wollte mir deine kleine Mal ausleihen", lacht er Martin provozierend an und kommt einen Schritt auf ihn zu. Martin weicht nicht aus. Sein Blick verdunkelt sich und ich merke, wie sich sein Körper anspannt.

"Martin, lass gut sein", möchte ich ihn beruhigen, aber es bringt nichts. Meine Hand, die an seinem Arm liegt, schüttelt er ab und drängt mich ein wenig nach hinten.

"Was ist dein Problem", sagt Martin zu seinem Gegenüber und geht noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sie fast Brust an Brust stehen. Martin ist ein wenig größer als der Fremde, weswegen er auf ihn hinab schaut.

"Du bezahlst sie doch. Ich habe ihr einfach mal ein Angebot gemacht", lacht Martins Gegenüber. Doch sein Lachen verschwindet augenblicklich, denn Martin holt aus und sein Faust landet im Gesicht des Fremden

Ich schreie geschockt etwas auf, wodurch jetzt auch die Menschen um uns herum aufmerksam geworden sind. Der Fremde stolpert rückwärts gegen die Bar und möchte zurückschlagen, aber ein paar umliegende Gäste halten ihn zurück.

"Rede nicht so über meine Freundin", sagt Martin ihm noch, bevor er sich wieder zu mir dreht. Mir stehen vor Schock die Tränen in den Augen, weswegen ich Martin nur verschwommen erkennen kann.

"Gehen wir", sagt Martin und nimmt meine Hand. Ich folge ihm einfach. Er zieht mich durch die Menschen bis wir aus der Bar draußen sind und in der Hotellobby stehen.

"Ist wirklich alles okay", fragt er jetzt ein weiteres Mal und schaut mich an. Seine Hände liegen an meinem Gesicht, sodass ich ihn anschauen muss.

"Ja", schluchze ich. "Ein wenig geschockt, aber sonst alles in Ordnung. Du hättest ihn aber wirklich nicht schlagen müssen. Das gibt bestimmt wieder Aufsehen." Einzelne Tränen laufen nun über meine Wange, bleiben an meinem Kinn hängen und tropfen von da auf mein Kleid. Ich nehme seine Hand in meine und schaue, ob sie verletzt ist. Zwei der Knöchel sind etwas aufgeschürft, aber es blutet nicht wirklich.

Martin lächelt leicht: "Ich weiß, aber er hatte es nicht anders verdient." Er gibt mir einen Kuss. Kurz danach steigen wir in den Aufzug, um in unser Zimmer zu kommen, wo ich sofort meine High Heels von meinen Füßen streife, um mich auf unser Bett zu legen. Die Wirkung des Alkohols hat mittlerweile etwas nachgelassen, was mich aber nur müder macht.

"Kann es sein, dass du ganz schön viel getrunken hast", lacht Martin und legt sich neben mich. Sofort rutsche ich zu ihm heran und kuschle mich an ihn.

"Nö, das letzte, was ich getrunken habe, war Wasser", kichere ich. Ich weiß nicht, wie viel Uhr es mittlerweile ist, aber meine Augenlider werden immer schwerer, weswegen ich sie schließe und meinen Kopf auf Martins Brust lege.

"Willst du dich nicht mehr umziehen", fragt Martin noch, doch ich schüttle nur den Kopf und schlafe langsam ein.

Liebe auf Umwegen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt