"Herr Hinteregger, es steht mittlerweile fest, dass Sie zu schnell gefahren sind und deshalb den Unfall gebaut haben. Wie stehen Sie dazu?", fragt ein Reporter die erste Frage.
Martin sitzt mit Fredi Bobic und Adi Hütter in dem Raum, wo die Pressekonferenzen stattfinden und muss nun Rede und Antwort stehen. Ich liege stattdessen in seiner Wohnung auf dem Sofa und schaue ihm mit zu. Martin und ich sind heute Morgen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Dass er trotz Gehirnerschütterung jetzt gleich eine Pressekonferenz geben muss, finde ich nicht gut. Aber so ist es halt. Die Presse stürzt sich auf alles, was eine Schlagzeile gibt.
Kevin hat uns heute morgen abgeholt. Martins Auto ist ja immerhin kaputt und auch wenn es noch fahrfähig wäre, dürften Martin und ich nicht fahren; er wegen seiner Gehirnerschütterung und ich wegen den Schmerzmitteln, die sich noch in meinem Blut befinden. Kevin hat ihn vorhin dann auch zum Stadion gefahren, was ich wirklich nett von ihm finde. Generell haben Martin und ich gestern von der Mannschaft noch ein Genehsungsvideo bekommen. Kevin hat dabei mit der Innenkamera in der Kabine gefilmt und nacheinander hat jeder sein Gesicht in die Kamera gestreckt, um uns gute Besserung zu wünschen. Ich habe mich darüber richtig gefreut und ich finde, dass man dadurch nur noch ein Mal mehr sieht, dass die Mannschaft zusammenhält und sie mehr als nur ein Team sind.
"Ich weiß, dass ich durch mein Verhalten nicht das beste Vorbild bin und deswegen bitte ich auch um Entschuldigung. Ich hätte es wahrscheinlich eher riskieren sollen, zu spät zum Training zu kommen, als einen Unfall zu bauen", antwortet Martin auf die Frage. Die Kamera fokussiert jetzt ausschließlich ihn, sodass sein Trainer und Fredi Bobic nicht mehr zu sehen sind. Ich nehme ein Glas Wasser von dem kleinen Wohnzimmertisch, der vor dem Sofa steht, und nehme einen Schluck.
"Eine weitere Frage. Herr Hinteregger, wo sind Sie überhaupt gewesen, dass Sie zu schnell fahren mussten", fragt der selbe Reporter weiter.
"Wo ich war, ist privat. Das Wichtigste ist, dass es meiner Freundin und mir weitestgehend gut geht und dass sonst keine andere Person dabei verletzt worden ist." Dass Martin nicht öffentlich sagt, wo wir gewesen sind, finde ich gut. Martin hat immer noch ein Privatleben und dies muss nicht vollkommen in der Öffentlichkeit ausgetreten werden. Manche Fußballer finden es vielleicht nicht schlimm, dass jeder darüber Bescheid weiß, wo sie gerade sind. Aber Martin kann es nicht leiden. Er teilt ja auch nicht sein ganzes Leben auf Social Media, denn auf keiner Plattform ist er in irgendeiner Weise angemeldet.
Ein andere Reporter fragt weiter: "Man sieht ja, dass ihr Arm in einem Gips ist. Wird Sie der Gips beim Fußball spielen hindern?"
"Der Gips an sich wird mich wahrscheinlich nicht groß hindern. Natürlich muss ich mich erst ein wenig daran gewöhnen und auf meinen Arm fallen sollte ich auch nicht. Aber ich denke, dass es möglich sein wird, zu spielen."
"Genau", fängt jetzt Fredi Bobic an zu reden und die Kamera zoomt heraus, sodass wieder alle zu sehen sind. "Der Gips wird kein großes Problem sein. Martin wird durch die Gehirnerschütterung aber trotzdem erstmal nicht spielen können. Wir hoffen aber, dass er zum letzten Spiel in diesem Jahr wieder im Kader sein kann."
Das letzte Spiel wird in drei Wochen sein. Danach fängt sofort die Winterpause an und Martin und ich haben vorgehabt, über Weihnachten bei seinen Eltern zu sein, damit ich sie auch mal in echt kennenlerne. Außerdem ist Martin der Meinung, dass ich unbedingt mal auf Skiern stehen muss. Als ich ihm erzählt habe, dass ich noch nie Ski gefahren bin, ist er fast aus allen Wolken gefallen und meinte sofort, dass wir das ändern müssen. Er als Österreicher kann natürlich Ski fahren. Bei mir in der Familie ist das etwas anders. Keiner kann Ski fahren, weswegen ich es auch nicht kann.
"Natürlich ist der Ausfall von Martin ein Verlust für die Mannschaft", redet jetzt Adi Hütter weiter. "Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass unsere Spieler diesen Ausfall kompensieren könne. Wir haben mit Makoto Hasebe und Timothy Chandler Verteidiger, die sehr variabel einsetzbar sind und wenn es hart auf hart kommt, weiß ich auch, dass ich mich auf die beiden verlassen kann. Das Wichtigste ist jetzt auch erstmal, dass Martin wieder fit wird."
Adi Hütter habe ich bis jetzt noch nicht kennengelernt. Natürlich sehe ich ihn immer, wenn ich im Stadion bin. Zunächst sehe ich ihn am Spielfeldrand und später dann meistens auch im VIP-Bereich. Er redet auch häufig nach dem Spiel noch mit den Spielern, aber ich bin leider noch nicht dazu gekommen, ein Gespräch mit ihm zu führen.
"Herr Hinteregger, Sie sind ja in den letzten Monaten abseits des Platzes schon häufiger aufgefallen. Wie wollen Sie in Zukunft dafür sorgen, dass dies nicht mehr geschieht."
Die Kamera zoomt nun wieder an Martin.
"Natürlich muss ich an mir selbst arbeiten. Ich habe mir deswegen auch professionelle Hilfe an die Seite gestellt. Mein Berater hilft mir, wie ich mein Image aufbessern kann. Dies ist allerdings ein Prozess, der länger dauern wird. Das geht nicht von heute auf morgen. Der Unfall ist jetzt ein Rückschlag gewesen, aber ich glaube ich bin auf einem guten Weg." Martin lächelt leicht in die Kamera. Gestern wollte er noch pünktlich zum Training kommen, um nicht wieder schlecht über sich lesen zu müssen und heute muss er sich schon wieder rechtfertigen.
"Die letzte Fragen jetzt. Ja, Sie nochmal", sagt Fredi und die Stimme des Reporters ertönt ein weiteres Mal. Als er seine Frage ausspricht, gefriert in mir alles. Mir wird gleichzeitig heiß und kalt; ich fühle mich wie gelähmt. Das Wasserglas, das ich gerade in die Hand genommen hat, fällt aus meiner Hand und zerspringt auf dem Wohnzimmertisch. Ich möchte am liebsten Schreien, aber ein Kloß in meiner Hals hindert mich daran. Auf meine Füße tropft das Wasser, das vom Tisch tropft, als Martin seine Antwort sagt.
"Ich werde darauf keine Antwort geben, denn alleine schon das zu fragen, ist gegenüber meiner Freundin und mir mehr als respektlos."
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Einfach weil ich Lust drauf habe, gibt es heute schon das nächste Kapitel.
Was wird wohl für eine Frage gestellt werden
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Liebe auf Umwegen
FanfictionEmma arbeitet während ihres Studiums bei einem Begleitservice und bekommt einen Auftrag, der ihr Leben verändern wird.