Ich rannte immer weiter, immer schneller.
Alles um mich herum vergessend rannte ich einfach nur, mit einem ganz bestimmten Ziel.
Ich ließ die Kreuzung hinter mir und lief am Spielplatz vorbei.
Es kam mir total absurd vor, dass ich, als ich am Samstag hier war, nicht wusste, dass alle meine Antworten nur eine Ecke weiter warteten. Dass ich nicht wusste, dass ich nur um diese eine verdammte Ecke biegen musste.
Bittere Frustration machte sich in mir breit und ließ mich meine Hände zu Fäusten ballen und meine Fingernägel in meine Handfläche bohren.
Wieso war ich so ein unglaublicher Idiot? Wieso war mir sein Verhalten nicht aufgefallen? Doch, jetzt wo ich darüber nachdenke, es war mir aufgefallen ... ich hatte es nur negativ aufgenommen ... Mein Unterbewusstsein hatte Angst, es ginge vielleicht um ein Mädchen...
Ja, je länger ich darüber nachdenke ... es stimmt. Schon länger hatte ich mich in den Grauhaarigen verschossen, wollte es mir aber nie wirklich eingestehen.
Sonst war so etwas eigentlich nicht meine Art ... meistens löse ich die Dinge mit Worten, einfachen Worten.
Diesmal dachte ich, ich kann es wieder so lösen und vielleicht hätte ich das auch geschafft ... wenn ich nicht die komplett falschen Wörter, in komplett falschen Sätzen benutzt hätte.
Mit reden, meiner einzigen brauchbaren Waffe, habe ich mir selbst ins Bein geschossen.
Lass mich einfach in Ruhe! Lass mich in Ruhe und ... verschwinde einfach!
Genau das habe ich gesagt ... diese Wörter haben ihn wahrscheinlich mehr verletzt als irgendein Faustschlag es je getan hätte. Ich habe es sogar bemerkt, bemerkt wie der Glanz in seine goldenen Augen erlosch ... und was habe ich verdammt noch mal getan?!
Nichts! Ich Vollidiot bin einfach gegangen, hab den Jungen einfach stehen lassen und bin vor meinen Problemen davon gelaufen.
Wie? Wie konnte ich ihm so etwas schreckliches ... so etwas grausames antun?
Ich musste schluchzen und rieb mir, während ich um eine Ecke bog, meine geröteten Augen, bis ich bald darauf schon zum Stehen kam.
Jetzt stand ich hier, vor seinem Haus, mit nichts , als einer Jogginghose und einem kurzem Shirt. Die Gänsehaut an meinen Armen hatte ich gar nicht wahrgenommen. Ich war viel zu viel damit beschäftigt, dass kleine Familienhaus vor mir anzustarren.
Einige Momente später löste ich mich allerdings aus der Starre und ging mit zitternden Beinen durch das Gartentor und den Kiesweg zur Haustür entlang. Die kleinen Steinchen knirschten leise unter meinen Turnschuhen.
Vor der Tür angekommen blieb ich stehen und atmete nochmals einige Male durch, bevor ich all meinen Mut zusammen nahm und auf die Klingel drückte.
Es dauerte einige Momente, in denen ich nervös mit dem Saum meines Shirts spielte und die Zähne zusammen biss. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, ging die Tür auf und vor mir stand Bokuto.
Meine Augen weiteten sich leicht als ich ihn sah. Seine roten, komplett geschwollenen Augen, wurden von leichten Augenringen geziert, seine sonst so resistenten grauen Haare, hingen leblos in sein Gesicht, seine Haltung war gebückt und sein Blick wich sofort gen Boden als er mich sah.
Aber, was hätte ich auch erwarten sollen? Dass er fröhlich wie immer sein Leben weitergeht ... ?
Ich wusste nicht recht was ich jetzt tun sollte, ich war ohne jeglichen Plan einfach drauf los gestürmt. Ich hatte nur einen Gedanken mit einem festen Ziel gefasst:
Den ganzen Mist den ich gebaut hatte wieder gerade zu biegen!
Ich stand also einige Momente lang da, ohne recht zu wissen, wie ich die jetzige Situation angehen sollte, bis ich es nicht mehr aushielt, ein paar Schritte auf ihn zuging und ihn einfach umarmte.
Der Größere zuckte etwas zusammen und ließ es zwar geschehen, aber erwiderte die Umarmung nicht. Ich drückte ihn noch fester an mich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ein wohlige Wärme überkam mich und ich schniefte leicht in seine Schulter. Die Tränen die während dem Laufen versiegt waren, fingen wieder an unaufhörlich über mein Gesicht zu kullern.
Nur mit Anstrengung brachte ich unter den Schluchzern einige abgehackte Sätze heraus.
,,Es ... tut mir ja so leid ...", meine Stimmer zitterte, aber ich riss mich zusammen und sprach weiter.
,,Ich weiß nicht ... was da in mich gefahren ist ... ich wollte nicht ... ich wollte dich nicht so anschreien ... In dem Moment ... wusste ich einfach nicht ... was ich machen soll ...", ich krallte meine Hände noch mehr in seinen Rücken, fuhr dann aber fort.
,,Alles schlechte ... was in letzter Zeit so passiert ist ... hat sich angestaut ... Ich weiß nicht ... wieso ich das alles an dir ausgelassen habe ... Du warst immer für mich da ... hast mir immer geholfen ... So schlimme Worte hattest du nicht verdient ... Ich war so ein egoistischer Idiot ... habe nicht auf Gefühle anderer geachtet ... habe nicht auf deine Gefühle geachtet ... es tut mir so leid ... Denn, weißt du ... ich ... liebe dich", meine Stimme wurde zum Ende hin immer leiser, brach schließlich ganz ab und verfiel komplett den Schluchzern, bis ich spürte , dass Bokuto nun auch seine Arme um mich gelegt hatte.,,Mach so was bitte nie wieder, ja?", vernahm ich seine leicht brüchige Stimme. Als Antwort nickt ich nur und schniefte wieder leise in seine Schulter.
Einige Zeit standen wir so da, bis ich anfing zu zittern; die Tür stand immer noch offen und kalte Luft drang in die Wohnung.
,,Komm rein", sagte der Volleyballer sanft, zog mich ins Haus und schloss die Tür hinter mir.
,,Danke ... Bokuto-san", flüsterte ich wischte mir einzelne Tränen weg.
,,Nenn mich Kōtarō", meinte er und lächelte mich etwas verschmitzt an.
Da war es wieder, dieses breite Lächeln was mir in den letzten Tagen gefehlt hatte. Ich weiß bis heute nicht wieso ich ihn einfach vergessen habe, wieso er für kurze Zeit einfach nicht existent schien, wieso er kurz wie vom Erdboden verschluckt war, ich weiß es nicht. Es ist mir ein Rätsel welches ich wahrscheinlich nie lüften werde.
Aber, muss ich das denn überhaupt?
,,Keiji", erwiderte ich und lächelte ihn mit dem breitesten Lächeln an, das ich zu bieten hatte.
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~Still here~ BokuAka
Fanfiction"Lass mich einfach in Ruhe! Lass mich in Ruhe und ... verschwinde einfach!" --- Akaashi's Leben sieht düsterer aus denn je und zu allem Übel wird ihm von ein auf den anderen Tag genau das genommen, was für ihn zu erst gar nicht so wichtig erschien...