Chapter 12

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Gelangweilt stütze ich den Kopf auf meiner rechten Hand ab und seufzte resigniert. 

Ich hatte es komplett vergessen... Montags hieß es nach der Schule immer zusammen mit Akaashi in der Bibliothek lernen und Hausaufgaben erledigen. Das heißt, die Zeit verläuft noch schleppender als während dem Unterricht. Das wiederum heißt, ich habe viel zu viel Zeit mir auszumalen wie schlimm der Schwarzhaarige auf meine Frage nachher reagieren könnte.

Ja, ich hatte es nicht vergessen. Ich habe mir vorgenommen ihn heute zu fragen ob er mit mir zusammen sein will und ich werde keinen Rückzieher machen! Komme was wolle! 

Anders als ich, war Akaashi heute höchst motiviert zu lernen und zwar noch mehr als sonst. Als hätte er seit 'ner langen Zeit endlich wieder hier sein dürfen oder so...

Ich guckte zu besagtem Schwarzhaarigen hinüber. Er schien sich über irgendetwas zu ärgern. Seine Stirn lag in Falten und seine Augen schienen todernst. Er war schon süß...

,,Bokuto-san? Hörst du mir überhaupt zu?"

Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und musste feststellen, dass nicht irgendeine Matheaufgabe, sondern ich hier gerade angeschnauzt wurde. 

Ich stutzte. Da war er wieder, mein Nachname. Nannte man jemanden den man liebt nicht beim Vornamen? Dies war auch einer der Gründe wieso ich zweifelte.

Wieso nannte er mich nicht beim Vornamen? Ich hatte ihm doch gesagt er soll es tun! Vielleicht meinte er ja, er liebt mich nur auf Freundschaftsebene...

Heißt das, er will mir jedes Mal wenn er mich beim Nachnamen nennt, signalisieren dass wir nur Freunde sind?! 

Nein, nein, nein, das kann gar nicht sein. Er würde das viel direkter machen... oder? 

Bevor ich es merkte, verlor ich mich schon wieder in meinen Gedanken und der Schwarzhaarige neben mir seufzte genervt auf, was mich auch gleich wieder in die Wirklichkeit holte.

,,Direkt oder Indirekt?", platze es aus mir raus, bevor ich überhaupt nochmal darüber nachdenken konnte.

Akaashi runzelte zum wiederholten male an diesem Tag die Stirn ,,Bitte?"

Schnell schüttelte ich den Kopf um meinen wirren Gedanken zu entfliehen. 

,,Egal, vergiss es einfach. Ich geh mal raus frische Luft schnappen.", wank ich schnell ab, erhob mich von dem harten Stuhl und streckte mich ausgiebig.

,,Ich finde wir sollten für heute sowieso Schluss machen. Du wirkst noch unkonzentrierter als sonst", erwiderte der Schwarzhaarige und erhob sich ebenfalls. ,,Warte draußen bitte auf mich, ich bring die Bücher noch schnell zurück"

Ich nickte rasch und machte mich auch gleich daran die Bibliothek zu verlassen. Während ich durch die Schulflure Richtung Ausgang huschte, schien mein Herz ein Stück schneller zu schlagen. Ich schaff das schon... ich werde ihn fragen!

Bei der Eingangstür angekommen stellte ich meine Tasche auf den Boden ab und setzte mich auf ein Geländer gleich neben der Tür. Einige Minuten verbrachte ich wartend, in denen ich einen Plan ausarbeitete, wie genau ich danach vorgehen wollte.

Nachdem mein Plan, meiner Meinung nach, eine Glanzleistung war, konnte ich auch schon hinter der gläsernen Eingangstür einen Jungen ausmachen, der sich als Akaashi entpuppte. 

Kurze Zeit später befanden wir uns auch schon auf dem Heimweg.

,,Hast heute ja bisschen länger gebraucht", bemerkt ich beiläufig, denn es stimmte. Normalerweise brauchte der Schwarzhaarige nicht länger als eine Minute. Ich habe es sogar schon mal gestoppt!

Guckt nicht so! Ich hatte halt ne neue Uhr die ich ausprobieren wollte... ist jetzt aber auch egal.

Fragend blickte ich zu dem Jungen neben mir, der lächelnd eine Hand in seine Jackentasche gleiten ließ und ein... ein Foto herausholte.

,,Als ich gerade alles eingepackt habe, ist mir das in die Hände gefallen", er hielt das Foto etwas hoch und reichte es mir. ,,Es war in einem meiner Lernbücher. Ich habe es überall gesucht, es ist eines meiner Lieblingsfotos!"

Leicht überrascht nahm ich das Foto in meine Hände. Der Rahmen war leicht ausgefranzt und die Bildqualität ließ auch zu wünschen übrig, aber man konnte trotzdem alles noch genau erkennen. 

Man konnte zwei lächelnde Jungen im Alter von ungefähr acht Jahren sehen, die die Arme umeinander gelegt hatten und die von unten bis oben mit Kratzern und Schlammspuren bedeckt waren. Trotz dieser Tatsache grinsten die beiden Kinder in die Kamera als hätten sie die Zeit ihres Lebens und die hatten sie auch!

Ich beobachtet das Bild noch etwas lächelnd, bevor ich es wieder Akaashi reichte und er fortfuhr. 

,,Ich weiß noch, wie wir damals Fledermaus und Eule gespielt haben...", er guckte verträumt in den Himmel und lachte verlegen ,,Du musstest mich immer vor den anderen bösen Eulen retten!"

Ich erinnerte mich, gut sogar.

,,Naja, du warst damals wirklich eine kleine Heulsuse...", kurz stoppte ich und musterte den Schwarzhaarigen neben mir ,,Heute ist von dieser Heulsuse aber nicht mehr wirklich viel übrig"

Akaashi musste schmunzeln. ,,Ich nehme das jetzt einfach mal als Kompliment auf, Bokuto-san"

,,Akaaaashi, ich sagte doch du sollst mich Kōtarō nennen! Meinem V-o-r-n-a-m-e-n!"

,,Jaja, Bokuto-san", erwiderte er und tat so, als hätte er es nicht gehört.

Seufzend ließ ich die Arme hängen und trottete weiter neben ihm her. Bald kam die Kreuzung in Sicht, bei der sich unsere Wege immer trennten. Mein Herz begann schneller zu schlagen.

Ich pack das... reiß dich zusammen, man!

Wir kamen bei besagter Kreuzung an und der Setter machte sich daran sich zu verabschieden, als ich ihm das Wort abschnitt.

,,Bevor wir uns hier jetzt trennen, wollte ich dich noch was fragen, etwas Wichtiges!", meine Stimme klang fest und und entschlossen ... bis mir wieder die Freundschaftsebene-Sache einfiel.

,,Bokuto-san?", der Schwarzhaarige vor mir legte den Kopf etwas schief und sah mich fragend an, nachdem ich einige Momente einfach nur still da stand.

,,Genau... was ich fragen wollte, ähm... Willst du... willst du... Willst du, dass ich dich nach Hause begleite?"

Innerlich haute ich mich grad für diese dumme, komplett verblödete Frage. Ich wollte doch... ach maaaan!

,,Nein, nicht nötig Bokuto-san. Ich schaffe das schon", erwiderte er lächelnd und fuhr fort ,,Ich habe aber auch noch eine Frage an dich..."

Mein innerer Ärger verflog und meine Aufmerksamkeit galt ganz dem Schwarzhaarigen, der mich mittlerweile schüchtern anlächelte.

,,Ja..?", fragte ich unsicher und guckte ihn mit großen Augen an. 

,,Möchtest du mein Freund sein, Bokuto-san?"

Als er diese Wörter aussprach, brauchte ich erstmal eine gute Stunde um sie zu verarbeiten und schließlich nochmal gute zwei Stunden um den Sinn dahinter zu verstehen.

Hatte er grad wirklich... wieso ging ihm das so leicht über die Lippen? Das ist doch unfair...

Ich legte die Ungerechtigkeit der Welt beiseite und fiel dem Jungen vor mir um den Hals. Er erwiderte etwas überrascht die Umarmung und legte den Kopf auf meiner Schulter ab. 

,,Und? Möchtest du?", fragte er nochmal und drückte mich an sich.

Klar, eigentlich musste ich keinen Moment darüber nachdenken. Wenige Minuten zuvor wollte ich ihn ja noch dasselbe fragen. 

Gerade genoss ich aber einfach den Moment und flüsterte kurz darauf: ,,Ja!"

~Still here~ BokuAkaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt