4. Kapitel

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Kurz darauf standen Liam und Lea auf und brachten ihre Tabletts weg.

Bald hatten auch Nelly und ich aufgegessen und standen auf.

Wir gingen zu unserer Hütte und Nelly erzählte darüber, dass sie in Menschenkunde letztens aus Versehen ihre Ohren und Arme teilverwandelt und sich damit richtig blamiert hatte.

So kamen wir, fröhlich erzählend, zu unserer Hütte und zogen uns um. Dann gingen wir ins weiß-türkis geflieste Badezimmer.

Kurz bevor wir schlafen gingen, holte ich mein Handy heraus, stellte den Wecker für morgen früh und rief meinen Vater an.

Das Telefon hupte etwas länger als üblich. Dann erklang die Stimme meines Vaters. „Hallo Ayla! Wie geht's dir?“ Ich hörte, dass er aufgeregt war.

Ich erzählte ihm alles bis ins kleinste Detail, wie meine Zeit hier verlaufen war, und beschrieb ihm mein Zimmer.

Dann legte ich mich schlafen. Dieses Bett war viel höher und gemütlicher als meins zu Hause, trotzdem konnte ich nicht einschlafen. Ich war viel zu aufgeregt. Irgendwann schlief ich dann doch tief und fest.

Als mich mein Handy mit meinem Lieblingslied weckte, war ich sofort hellwach.

„Nelly, aufstehen! Komm, steh schon auf!“, sagte ich und rüttelte an ihrem Bett. Sie murmelte etwas vor sich hin, zog sich dann um und schon marschierten wir gemeinsam ins Bad und machten uns frisch.

In der ersten Stunde hatten wir Verwandlung bei Aurora Willow, einer Narwalwandlerin.

Wir versammelten uns vor der abgeschlossen Tür im ersten Stock und warteten auf die Lehrerin.

Als sie ankam, traten alle, bis auf die Bären beiseite und ließen sie zur Tür. Als sie den vorderen (Jo, glaub ich) anrempelte, ging er dann doch beiseite und stolperte dabei. Niemand lachte oder wagte es auch nur das Gesicht zu verziehen.

Dann schloss Mrs Willow auf und ging hinein. Gerade kam noch Lea angesprintet und murmelte uns zu: „Verschlafen!“ Wir gingen zu dritt die Treppe hinunter. „Ich hasse Verwandlung“, murrte Lea, und sie murmelte noch etwas vor sich hin, dass sie das noch nie so gut konnte. Mich beruhigte das nicht gerade, aber ich wollte trotzdem guten Mutes in meine erste Verwandlungsstunde gehen.

Als wir unten ankamen, sah ich mich um. Dort war tatsächlich ein sehr großer See, eine kleine Steinmauer mit einer Tür zum warmen Bereich und dazwischen ein breiter Weg. Es gab auch eine Tür nach draußen.

Wir setzten uns im Halbkreis auf den Boden und warteten. Der Unterricht begann und Mrs Willow forderte mich auf, nach vorne zu kommen.

Ich trat mit klopfendem Herzen nach vorne. „Hast du dich schon mal verwandelt?“, fragte mich die Lehrerin freundlich. „Etwas länger her und erst ein paar Mal...“, murmelte ich.

Sie zeigte mir das Bild eines Albinolöwen und ich bemerkte sofort ein leichtes Kribbeln, aber auch einen Anflug von Schwindel. Ich wusste von Grace, der Milanfreundin meines Vaters, dass das nicht normal war, dass mir beim Verwandeln schwindelig wurde.

Also konzentrierte ich mich auf das Kribbeln. Aber ich spürte auch, wie mir schwindeliger wurde und ich mich immer schwerer auf den Beinen halten konnte. Konzentrier dich!, schrie meine innere Stimme. Konzentrier dich oder du wirst dich schrecklich blamieren! Aber es klappte nicht. Mir wurde immer schwindeliger und ich hörte noch, wie Nelly meinen Namen rief. Mir wurde schwarz vor Augen und ich bemerkte, wie ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte.

Als ich blinzelnd erwachte, sah ich in die durchdringenden, aber freundlichen Augen einer großen, schlanken Frau.
Die Wand und die Decke waren weiß gestrichen und ich spürte die weiche, blau-gelb gestreifte Decke auf meinen Beinen.

Neben der Frau standen Nelly und Lea, die mich erleichtert ansahen. Ich richtete mich eilig auf und schaffte es noch nicht einmal Fragen zu stellen, so schnell fiel Nelly mir in die Arme und rief: „Ich hatte solche Angst!“ - „Du bist einfach umgefallen, als du dich verwandelt hast!“, rief Lea mit glasigen Augen und umarmte mich ebenfalls. Ich wollte mich nie wieder aus dieser Umarmung lösen.

Dann scheuchte die Frau die beiden aber heraus und meinte, dass ich etwas Ruhe brauche.

„Ich bin Sydney Clark“, stellte sie sich vor und ich murmelte, immer noch total verwirrt, meinen Namen.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt