37. Kapitel

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Nelly merkte das und sagte nur: „Ayla, lass uns das später machen. Wir werden noch einmal hier her kommen und dann nicht alleine. Mit Hilfe.“ Dann nahm sie meinen Oberarm und zog mich weg.

Sie hatte ja recht. Wir konnten die Fallen nicht einfach so nur zu zweit suchen. Trotzdem zog mich irgendetwas dazu, das einfach zu tun. Nein. Nein. Nein. Du machst das nicht, Ayla. Nein!, versuchte ich mich zu überreden. Nein, das kannst du nicht tun.

Dann liefen wir zurück. Es war schon spät und wir gingen sofort ins Bett.

Ich konnte aber nicht einschlafen und lag nur wach herum und dachte nach. Sollte ich einfach alleine dahin gehen und sie selbst suchen? Nein, ganz schlechte Idee. Ich würde wieder in eine hineintreten. Das konnte ich nicht riskieren. Außerdem kam ich nicht unerkannt aus dem Zimmer. Ich schlief immer noch auf dem Boden und Nelly, aus Geselligkeit, neben mir. Es würde ihr sofort auffallen.

Ich seufzte leise und bald schlief ich dann doch ein.

Ein paar Tage später trafen wir uns wieder bei Olivia und Cora. Dort besprachen wir noch eine Menge organisatorische Dinge und bald bemerkten wir, dass alles perfekt vorbereitet war und wir es nur noch umsetzen mussten. Es wurde schlagartig still und wir sahen uns an. Dann ergriff Liam das Wort: „Also, wie wär's mit Samstag Vormittag?“

Es folgte Stille. Totenstille. Niemand traute sich, etwas zu sagen.

Diese Stille war aber auch nur so lang, bis Violett das Wort ergriff. „Ja, find ich gut. Dann haben wir noch ein paar Tage Zeit und schaffen alles. Hat wer was dagegen?“ Dann schüttelten einige ihre Köpfe und so verabredeten wir, uns am Samstag um neun Uhr hier zu treffen. Natürlich würden wir vorher noch Mrs Snowfly und Mrs Clark unseren Plan erzählen, aber sonst war alles gut organisiert.

Die nächsten Tage übten wir kämpfen und gingen unzählige Male den Plan durch. Die Spannung war auf dem höchsten Level und wir verkrampften uns. Jetzt durfte nichts schiefgehen, sonst war alles umsonst!

Ich vergaß sogar die Fallen, die mir vor ein paar Tagen noch Bauchschmerzen bereitet hatten. Ich vergaß einfach alles, was nicht mit Leas und Autumns Befreiung zu tun hatte.

Es herrschte gespanntes Warten auf den Tag, an dem alles vorbei war. An dem alle Last von uns fallen würde und wir uns einfach auf die Schule konzentrieren konnten. Das schafften viele im Moment nämlich nicht, darunter auch ich. Mein Vater und Grace wussten schon von der Sache mit Lea und Autumn und halfen, so gut sie konnten. Grace gab immer wieder Tipps zu Kampftechniken und mein Vater ermutigte mich. Ich war sehr glücklich, die beiden an meiner Seite zu haben, trotzdem hatte ich Angst. Angst, etwas falsch zu machen, Angst, dass Grace oder meinem Vater wegen mir etwas passierte.

Die Woche zog sich in die Länge. Am Donnerstag wurde mein Verband entfernt und ich konnte wieder normal laufen und war bereit mitzuhelfen. Es fühlte sich gut an, wieder normal laufen zu können.

Und nach ungeduldigem Warten war es Samstag. Sofort nach dem Aufstehen trafen wir uns bei Olivia und Cora, sprachen den Plan noch einmal durch und liefen dann aufgeregt zu den Netzen. Dort mussten wir etwas feststellen, was unseren Plan ruinieren könnte. „Nein! Die ganze Arbeit, alles, alles umsonst!“, rief Ava aufgebracht, als wir an der Stelle ankamen, wo die Netze gestern noch fein gefaltet übereinander lagen.

Levin wurde wütend: „Diese dreckigen Mistbären! Erst entführen sie Lea und dann auch noch das!“ Es hörte sich so an, als wenn er Lea mögen würde. Wahrscheinlich kam das auch nur so rüber, weil er Autumn nicht erwähnt hatte.

Alle sahen sich geknickt um. Das konnte doch nicht wahr sein! „Können die von uns, die fliegen können, bitte einmal schauen, ob sie die Netze finden?“, fragte Nelly und schon verwandelten sich Cora, Lilly und einige andere in ihre Vogelgestalt. Sie flogen schnell in verschiedenen Richtungen weg.

Lange passierte nichts. Ich hörte nur die leisen Gedankenstimmen, von denen, die losgeflogen waren, miteinander sprechen, ob sie schon etwas gefunden hatten. Ich verstand nicht wirklich, was sie redeten, bis plötzlich Jimmy rief: Leute! Ich hab sie! Sie liegen im Wald, etwas zerstreut, aber sind noch ganz! Kommt schnell her! Sofort sprangen alle erleichtert auf. Dann liefen einige zu Mrs Clark, um sie zu fragen, ob sie mit dem Transporter der Schule dort hin kam.

Mit dem Transporter hätten wir auch so die Netze transportieren wollen, also mussten wir uns keine Sorgen machen, dass sie nicht hineinpassten. Bald waren wir an der Stelle und erblickten die Vogelwandler, die schon hier her geflogen waren. Sie hatten die Netze schon zurechtgezupft und so lagen sie halbwegs ordentlich auf dem Waldboden.

Schnell luden wir sie in den Transporter und stiegen ein.

„Haha, die haben die ja näher zu sich heran geholt, das macht alles ja noch einmal einfacher“, sagte Mrs Clark mit einem nervösen Lachen. Klar passten wir alle nicht mit dem Netz in einen Transporter, deshalb fuhr hinter uns noch einer, den Mr Nanook fuhr. Wir waren jetzt sehr viele Schüler, die, mit Hilfe von zwei Lehrern, ihren Freunden helfen wollten. Ich war sehr ungeduldig und in meinem Kopf spielten sich schon alle Situationen durch, die es so gab. Immer wieder dachte ich darüber nach, was alles schief laufen könnte.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt