38. Kapitel

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Und irgendwann nach einer langen Fahrt waren wir da. Wir wussten von Antonia, dass sich die Bären zur Zeit hier aufhielten, denn irgendjemand aus ihrem Waldameinsenstamm hatte sie hier gesehen. Ameisen können mehr, als man von ihnen erwartet.

Aber nun bogen wir in eine kleine Waldstraße ab und ließen die Vogelwandler heraus. Bald meldete Violett: Hab sie! Circa zwölf Kilometer östlich von euch! Ich warte hier und halte euch auf dem neuesten Stand. Sie schickte noch ein Bild hinterher, auf dem zu sehen war, wie ein paar Braunbären mit Eisbären und Grizzlys neben einem Transporter saßen. Drumherum liefen erwachsene Männer. Warte, sind das da auf dem Bild nicht Johannes, Yannik und Silas?, fragte Mr Nanook und zurück kam nur ein: Wer ist Johannes? Die schlichte Antwort war: Jo heißt eigentlich Johannes. - Ach so, ja dann. Äh, ja! Da sind diese drei dummen..., kam von Violett zurück und mir wurde mulmig zumute. Ich wollte jemanden fangen, mit dem ich mal in einer Klasse war? Aber das musste jetzt sein. Lea und Autumn waren wichtiger.

Irgendwann blieb der Transporter mitten im Wald stehen und Mrs Clark meinte: „So, das letzte Stück gehen wir zu Fuß, sonst fallen wir auf.“

Also gingen wir aus den Transportern heraus und zogen die Netze mit heraus. Ich gehörte zu denen, die kämpfen würden. Liam würde nur Netze werfen und Nelly würde beides machen. Alle anderen hatte auch ihre ausgemachte Position, aber die wusste ich nicht alle auswendig.

Einige von uns verwandelten sich, darunter auch ich und dann liefen wir leise durch den Wald.

Da saßen die Bären und ich hätte vermutet, dass sie bemerken würden, dass wir kamen, denn auch sie konnten Woodwalker erspüren. Aber sie schienen uns nicht zu bemerken.

Dann schrie plötzlich Violett: Jetzt! Unser Zeichen, dass die Netze geworfen werden sollten. Die Netze flogen durch die Luft und landeten präzise auf den Bären. Mir wurde etwas leichter zumute, denn anscheinend musste ich nicht groß weiter kämpfen.

Doch die Bären fanden irgendwo ein Loch, das vorher nicht da war. Sie hatte es dort wahrscheinlich hineingeschnitten, als sie das Netz heute Nacht verschleppt hatten! Verdammt! Und wir hatten es einfach in der Aufregung nicht bemerkt. Nun standen sie auf den Netzen. Oh, das wird gefährlich...

Liam warf sein Netz zur Seite und rannte einfach auf einen Bären los. In seinen Augen war pure Wut. Er war so wütend, dass sein Kopf abschaltete. Und dann kam ein Na dann mal los! in unsere Köpfe, das von Ayan, einem Moschusochsen, kam, und schon verwandelte er sich in seine Zweitgestalt und rannte auf die Bären los. Mit seinen kräftigen Hörnern schleuderte er einen Bären zur Seite. Schon liefen auch andere in den Kampf. Ich hielt noch immer inne.

Sollte ich? Sollte ich gegen einen Bären kämpfen? Schaffte ich das? Aber ich musste Lea und Autumn retten und ehe ich mich versah, war ich schon mitten im Kampf. Ich stürtzte mich auf Yannik. Bei ihm wusste ich schon, wie er kämpft.

Er sah mich feindselig an und zischte: Du schon wieder, Kätzchen! - Ja, da bin ich wieder, sagte ich so selbstbewusst, dass es mich selbst überraschte. Dann stürmte Yannik aber auch schon vor und wollte mich mit seinen Pranken schlagen. Aber ich wich aus und zog ihm eine Krallenspur über die Flanke. Er knurrte noch, während er mich wieder angriff.

Dieses Mal war ich aber nicht so vorbereitet und er zog mir die Krallen über die Schulter. Sie fing an schrecklich zu brennen und ich schrie kurz auf. Ich hatte mich zwar schon so manches mal verletzt oder irgendwie geblutet, aber das war das erste Mal, dass das in meiner Zweitgestalt passierte und ich wusste woher es kam. An meinem Nacken hatte ich zwei Narben, wusste aber nicht wovon. Ich hatte sie schon seit immer. Mein Vater sagte, ich hatte sie sogar schon gehabt, als ich überhaupt erst zu ihm gekommen war.

Plötzlich wurde ich zur Seite geschleudert. Ich spürte, wie meine Flanke anfing zu brennen. Dann rutschte ich auf dem feuchten Waldboden aus und knallte gegen einen Baum, der hinter mir stand. Mein Kopf schmerzte. Yannik kam näher und sah auf mich herunter, dann zog er noch einmal mit den Krallen über meinen Hals und ich konnte mich nicht einmal wehren. Alles drehte sich. Jetzt setzte er an, seine Zähne in meinen Nacken zu bohren. Ich verpasste ihm einen müden Pfotenschlag, der ihm aber lediglich ein paar Haare seines Fells ausriss.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt