29. Kapitel

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Also gingen wir wieder und ließen die beiden zurück.

Ich fragte mich, was Mrs Snowfly ihm erzählen und ob er das glauben würde.

Sofort musste ich an Lea denken und fühlte mich schlecht, einmal weil ich sie alleine gehen lassen habe und einmal weil ich es noch nicht geschafft hatte, ihr zu helfen.

Mittlerweile wusste die ganze Schule, dass wir etwas machten, das wir ihnen nicht erzählten, aber sie wussten noch nicht, was es war. Würden wir die Bären besiegen können, wenn wir sie mit der ganzen Schule angriffen? Aber wie sollten wir sie finden? Wäre es dumm, sie einfach anzugreifen, weil es dann zu viele Verletzte gab? Hatte Maya uns die ganze Zeit falsche Informationen gegeben und wir hatten es einfach nicht bemerkt? Oder hatte sie doch die Wahrheit gesagt?

In meinem Kopf war zu viel los, was bei mir auf Dauer Kopfschmerzen auslöste. Nelly schien es ähnlich zu gehen und wir machten gemeinsam einem Spaziergang an der Kiesküste entlang, die direkt hinter den Schülerhäusern war. Die ganze Zeit sagten wir kein Wort.

Was hätten wir auch sagen sollen? Über Lea zu reden verursachte nur noch mehr Kopfschmerzen und wir fanden immer noch keine Lösung, wie wir sie befreien konnten. Über den schönen Sonnenuntergang, der direkt vor unserer Nase im Wasser verschwand, wäre nur ein kleines, unbedeutendes, von den wichtigen Sachen ablenkendes Gespräch gewesen. Und sonst? Über Autumn? Das wäre das selbe gewesen wie bei Lea und hätte sowieso nichts gebracht.

So schwiegen wir. Stumm liefen wir nebeneinander her und sagten nichts. Es war etwas bedrückend, aber wir brauchten es beide.

Dann vertiefte ich mich wieder in die Frage, ob ich meinem Vater und Grace jetzt etwas erzählen sollte. Grace wünschte ich keine Kopfschmerzen, aber sie könnte schlaue Dinge zu irgendwelchen Strategien erzählen, was bestimmt hilfreich wäre. Und mein Vater? Ich war mir nicht sicher, wie er helfen könnte. Als geheimer Spion? Der irgendetwas Dummes behauptet und der von den Bären als normaler Mensch registriert werden würde, was er in Wirklichkeit ja auch fast war?

Ich wusste keinen Weg, der sich wirklich gut anfühlte. Aber es fühlte sich blöd an, überhaupt keinen Plan zu haben. Wir konnten Lea und Autumn nicht mehr lange einfach da sitzen lassen. Aber was sollten wir sonst tun?

Diese Ratlosigkeit störte mich sehr und die nächsten Tage vergingen wie in Zeitlupe. Den Unterricht bekam ich kaum mit. Nach der Schule ging ich spazieren oder machte abwesend Hausaufgaben. Nelly und Liam ging es ähnlich.

„Sollten wir vielleicht die fragen, die nur ganz knapp nicht in unsere Liste gekommen sind?", fragte Nelly mich bei einem Spaziergang. „Vielleicht. Eigentlich ist die Idee nicht schlecht.", meinte ich nur und wir sahen uns an. Dieser Blick genügte, um als Verabredung mit Liam in der Höhle zu gelten.

So saßen wir mit Liam ein paar Stunden später in der Höhle und diskutierten darüber. „Ich finde die Idee gut“, hatte Liam am Anfang nur gesagt und Nelly und ich hatten genickt. Also erweiterten wir die Liste und sahen sie uns noch einmal an. „Wir können das aber nicht einfach so machen, ohne den anderen Bescheid zu geben“, warf ich nachdenklich ein und daraufhin trommelten wir alle wieder bei Olivia und Cora zusammen.

Wir fragten einmal in die Runde, ob das eine gute Idee war. „Gefällt mir!“, rief Jamie, unser Biber, sofort mit begeisterter Stimme. Lana und Nani waren eher skeptisch: „Was ist, wenn da noch jemand dabei ist, der uns verrät?“, fragte Nani. „Warum sollte da noch jemand sein? Das mit Maya war ein Eigentor, klar, aber warum sollten die uns verraten? Die mochten die Bären sowieso noch nie!“, warf Ava ein, die die Idee sofort begrüßt hatte. Lana blieb auch skeptisch: „Bist du dir da denn wirklich sicher?“, fragte sie und sah uns einmal fragend an. „Nein“, musste die Belugawandlerin zugeben. „Aber es ist am sinnvollsten, ihnen zu vertrauen.“

Wir unterhielten uns noch bis in die späten Abendstunden, dann hatten wir aber endlich alle überzeugt und überarbeiteten anschließend die Liste noch einmal.

„Fertig!“, rief Nelly dann begeistert, ließ den Stift auf das Papier fallen und streckte sich mit einem ausgiebigen Gähnen. Endlich waren wir fertig und ich wollte gar nicht wissen, wie spät es war. Durch das Fenster leuchtete der Mond. Da fast alle hundemüde waren, beschlossen wir, für heute aufzuhören.

»𝔽·𝕣·𝕠·𝕤·𝕥•𝕎·𝕒·𝕝·𝕜·𝕖·𝕣·𝕤«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt