Kapitel 24

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"Ugh...", war alles was Lucy herauspressen konnte. Es fiel ihr wahnsinnig schwer die Augen zu öffnen, sie fühlten sich schwer an, als wären sie zusammen geklebt. Als sie es dann doch schaffte, blendeten sie die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster des Krankenzimmers einfielen. Die blonde musste blinzeln. Drei mal. Vier mal. Bis sie sich auch an die Lichtstrahlen gewöhnt hatte.
Langsam bewegte sie ihren Kopf. Nach links. Nach rechts. Sogar den Kopf zu heben versuchte sie. Dann versuchte sie ihre Hände zu bewegen und konnte sich schon bald auf den Ellenbogen abstützen. Aber kaum hatte sie ihren Oberkörper bewegt, durchfuhr sie ein stechender Schmerz und sie fiel zischend zurück in ihr Kissen.
"Lucy, wie gut, dass du wach bist", hörte man ein kleines dunkelblauhaariges Mädchen von der Tür aus, die sie geöffnet hatte. "Du hast mir Sorgen gemacht, es war schwer dich zu versorgen..", erzählte Wendy, schloss die Tür und tappste mit kleinen Schritten auf die Blonde und ihr Bett zu.
"Wendy was mache ich hier?", fragte Lucy, ein klein wenig verwirrt. "nun ja..", begann die kleine, "du bist ganz plötzlich aufgetaucht, du standst in der Tür und warst verletzt. Du sagst aus als könntest du dich gerade so auf den Beinen halten... Und dann bist du umgekippt. Man könnte also sagen du bist wortwörtlich mit der Tür ins Haus gefallen..." Die Kleine lachte leicht: "An was kannst du dich denn noch erinnern, Lucy?"
"Ich.. Ich weiß, dass Levy und Gajeel mich besuchen gekommen sind und als sie weg waren, habe ich mir einen Auftrag genommen... Einen S-Klasse Auftrag und dann bin ich allein los... Ich musste ein Buch finden, aber als ich es hatte, da wurde ich angegriffen... Das letzte woran ich mich erinnere, ist das Loch in meiner Seite und dass ich vor Fairy Tails Toren stand...", krächzte Lucy, ihre Stimme noch heiser von ihrer körperlich angeordneten System-herunterfahren-Sequenz, "Ich hab keine Ahnung, wie ich hier her gekommen bin. Im einen Moment war ich noch dort und dann schon hier.." Langsam und behutsam setzte Lucy sich auf.
"Warum bist du überhaupt allein los?", hörte man jetzt auch eine männliche Stimme von der Tür aus und die Köpfe beider Mädchen drehten sich zu ihrer Quelle. "Was, dachtest du weil ohr die GMG gewonnen habt, bist du auch qualifizierte S-Klasse Magierin?" Die Worte aus seinem Mund waren harsch und man hätte sich durchaus netter ausdrücken können, aber die besorgten Züge und die Sorge in seiner Stimme gaben seine wahren Gedanken Preis. "Natsu...", meinte Wendy, ihre Stimme geziert von leichter Sorge, Mitgefühl und einem Unterton, der ihm sagen wollte, er solle sich trotzdem etwas genauer überlegen, welche Worte seinen nicht wirklich vorhandenen verbalen Filter verlassen. "Ich denke ich bin in der Lage das für mich selbst zu entscheiden...", murmelte Lucy, deutlich zu kraftlos, um jetzt lauthals zu streiten. "S-Klasse ist doch nicht umsonst S-Klasse, glaubst du die setzen den Stempel auf die Zettel, weil ihnen langweilig ist? Lucy wie konntest du so unvorsichtig sein?", hielt der Pinkhaarige Moralapostel seinen Vortrag, die Sorge in seiner Stimme verließ ihren Posten nicht wine Sekunde. Lucy ließ einen schwachen Laut des Spotts von den Lippen, aber Natsu ließ sich nicht beirren. Er redete und redete, Lucy hätte schwören können, dass seine Stimme vor all der Sorge ab und zu gezittert hat.
"Natsu ich muss mir von dir nicht sagen lassen, wie ich Verantwortung für mich selbst übernehmen sollte", spielte Lucy mit einem müden Schmunzeln auf all die vorherigen Male an, bei denen Natsu mehr als eigensinnig und unvorsichtig gehandelt hatte. Der junge Mann schaute seine ehemalige beste Freundin mit Reue in die Augen, bevor er zu Boden schaute. "Ich hatte Angst um dich, Lucy, Ich habe mir Sorgen gemacht...", murmelte er. Da horchte Lucy auf. "Entschuldigung, wie war das bitte?", fragte sie etwas ungläubig nach, eine Spur Wut in der Stimme, bevor sie sich auf die Beine hiefte. "Du hattest Angst um mich?", wiederholte sie seine Aussage, "Wie lustig, mein lieber, denn das letzte Mal, als du dich um mich hättest sorgen können, nein, als du dich um mich hättest sorgen müssen, da hast du mich aus der Gilde gejagt."
Mit jedem Wort trat die Blonde ein wenig näher an den Jungen heran. Das kleine blauhaarige Mädchen noch immer am ihrem Platz neben dem Bett, zu benommen von der Situation, um irgendetwas zu tun.
"Natsu, ich hatte Angst.", vertiefte Lucy ihre Aussage, "Mein bester Freund, den ich über alles geliebt habe, hat mir nicht vertraut. Noch nie hat mich jemand mit so viel Hass in den Augen angesehen. Du hattest Angst, Natsu?"
Inzwischen stand die blonde Junge Frau genau vor dem Pinkhaarigen. Dieser nickte nur, nicht dazu in der Lage etwas heraus zu bringen. Lucy begannen währenddessen die Tränen die Wange herunter zu laufen.
"Du hast dir Sorgen gemacht? Du hast gelitten?", wurde Lucy ein wenig lauter, "Ich habe meinen Besten Freund und eine Familie verloren. Und als ich eine neue Familie hatte, musste ich noch jemanden verlieren. Ich bin es leid Menschen zu verlieren die mir wichtig sind, verstehst du das? Und du sagst du hast die Sorgen gemacht? Wenn du dir wirklich Sorgen gemacht hättest, hättest du mich nicht gehen lassen." Stellte Lucy klar, die Enttäuschung so eindeutig präsent, dass sie auch von Levys Magie hätte in den Raum gezaubert sein können. Sie sah Natsu direkt in die Augen. Seine grünen Irden waren geziert von Schmerz und Schuld. Seine beste Freundin stand vor ihm und weinte. Dabei wollte er sie doch nie wieder weinen sehen. "Es tut mir leid...", war alles was er herausbringen konnte, bevor ihm selbst die Tränen die Wangen runter rollten. "Ja", Lucy wischte sich ihre weg, ihre Stimme nur ein Hauch von Ungläubigkeit, "Mir auch."

"Lucy deine Wunde", sagte Wendy warnend, aber ruhig und griff sanft den Arm der blonden, um sie in das Bett zurück zu bringen. Lucy nahm ihren Blick nicht von Natsu während sie nickte, in der Hoffnung den Funken ehrliche Reue und Schuld, der sich in seinen Augen gespiegelt hatte, nicht falsch gesehen zu haben. Dann drehte sie sich zum Bett um und ging behutsam dorthin zurück. "Danke, Natsu.", sagte Lucy dann, noch immer verletzt, aber etwas ruhiger als zuvor. Ein sanftes, aber ehrliches Lächeln war in ihrer Stimme zu hören. Der Pinkhaarige schaute sie fragend an.

"Dafür, dass du mich aufgefangen hast."

"Hau Ab!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt