21. Aussprache

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  Nach dem Kuss kam die Aussprache. Obwohl die zwei übereinander herfielen, Küsse der letzten vier Monate nachholen wollten, wussten sie, dass es was zu klären gab. Manuel goss ihnen Champagner ein und sie setzten sich auf die große Couch ganz nah beieinander.

  »Es tut mir leid, dass ich so wütend abgehauen bin«, murmelte Patrick und spielte mit seinen Fingern, Manuels Blicke ignorierend. »Ich weiß, dass es unfair war! Aber anstatt für mich da zu sein, bietest du mir Geld an. Scheiße, Manu, ich will dein Geld nicht. Ich will dich.«

  »Das ist mir auch klar geworden. Ich meine, genügend Zeit zum Überlegen hatte ich ja«, schmunzelte der Architekt. »Aber weswegen bist du hier, weshalb hast du mich geküsst?«

  »Na ja, eigentlich hast du mich geküsst«, stellte Patrick klar und schlug ein Bein über das andere, was ihn automatisch in Manuels Richtung drehte.

  Als er sich endlich traute aufzusehen, erkannte er Angst in den Augen des Architekten. War er ängstlich, weil er ihn wieder verlassen könnte? Weglaufen war keine Option mehr für Patrick, aber das konnte Manuel immerhin schlecht wissen. Und nach den schlechten Beziehungen, die der Tänzer hinter sich hatte, vermutete der Architekt, dass er lieber gar keine Neue eingehen würde.

  »Was ist?«, fragte Patrick schließlich und spielte mit einen seiner Haarsträhnen. Oh, wie er das vermisst hatte.

  »Du hast nicht auf meine Fragen geantwortet«, wiederholte Manuel und seufzte kaum hörbar.

  »Ich bin wegen dir hier - wegen uns«, der Kleinere bemerkte, wie schwer es ihm fiel, darüber zu reden, den nächsten Schritt zu gehen. Er griff nach Manuels Hand. »Ich hatte bisher keine gute Erfahrung mit Beziehungen und deswegen habe ich dich auch von mir weggeschubst. Ich war schon lange nicht mehr so glücklich mit einem Menschen, wie mit dir, aber gleichzeitig habe ich Angst, dass wir es kaputt machen, wenn wir..., wenn wir.«

  »Wenn wir zusammenkommen?«, fragte Manuel sanft und Patrick nickte. »Ich bin nicht einer deiner Exfreunde. Ich verstehe deine Zweifel, deine Angst, aber was willst du tun, Patrick? Ich kann nicht für dich sprechen, aber mich zerreist es mit jedem Moment mehr, in dem ich nicht im Klaren bin, was wir sind. Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir zusammenkommen und es versuchen.«

  Ein kleines Lächeln hüpfte über das Gesicht des Tänzers und er steckte die gezwirbelte Haarsträhne hinter Manuels Ohr. Es würde zwar schwer werden, aber er hatte Recht; sie sollten es versuchen. Der Architekt würde ihm zeigen, dass nicht jede Beziehung zum Scheitern verurteilt war. Er war seit dem ersten Moment so einfühlsam und nett, was könnte da schiefgehen? Er konnte es sich nicht länger vormachen, dass Manuel nur sein Kunde war. Er hegte Gefühle für ihn, schon lange.

  »Versuchen hört sich gut an«, lächelte Patrick und nickte intuitiv. »Sehr gut sogar.«

  Er gab ihm einen sanften Kuss auf die Lippen und wollte sich wieder von ihm trennen, doch Manuel legte seine Hand in seinen Nacken und zog ihn erneut näher zu sich heran.

  Küssen fühlte sich für Patrick immer noch wie etwas Verbotenes an, doch das machte es umso aufregender. Sein Körper kribbelte abermals und er wünschte, er hätte sich schon viel früher hierfür entschieden.

  »Also versuchen wir's«, stimmte Manuel bei, als sie sich getrennt hatten und küsste die Hand des Tänzers sanft.

  Patrick nickte lächelnd und legte seinen Kopf in Manuels Schoß. Endlich durfte er seine Anziehung zu dem Größeren zeigen. Endlich konnte er mit ihm so viel kuscheln wie er wollte, ohne dass es als Leistung galt. Endlich konnte er sich seinen Gefühlen voll und ganz hingeben, ohne sich einzureden, dass er es nicht durfte, weil Manuel sein Kunde war. Das Versteckspiel hatte ein Ende und Patrick fühlte sich so viel freier; als hätte er gerade erst gelernt zu atmen.

Fulfill Me | kürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt