16. Elend

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  Patrick saß seit Stunden zusammengebrochen auf dem Boden und schluchzte. Schluchzte elendig und versank im Selbstmitleid.

  Wie konnte er nur auf ihn reinfallen? Es war doch alles so... echt gewesen. Die Küsse, der Sex, sein Versprechen auf ihn aufzupassen. Doch er hatte ihn nur ausgenutzt, schon damals in der Bar bei seinem unbezahlten Glas Rotwein gesehen, dass er eine verlorene Seele gewesen war. Also hatte er ihn aufgebaut, um ihn nur noch tiefer fallen zu lassen.

  Patrick wusste nicht, wen er in diesem Moment mehr hasste; sich selbst oder Alex. Wäre er nicht so gutgläubig gewesen, wäre er nie an diesen Idioten rangekommen. Und er hatte es ihm selbst gestanden: Er machte sowas mit allen labilen Persönlichkeiten, die ihm über den Weg liefen und die er interessant genug fand.

  »Psychopath«, fluchte Patrick und wischte sich abermals die Tränen aus den Augen.

  Mittlerweile brannten diese wie Feuer, weil er stundenlang schon weinte. Jetzt hatte er niemanden und nichts mehr. Kein Geld, eine Wohnung, die er nicht bezahlen konnte, Mobiliar, welches viel zu teuer gewesen war. Er hätte nicht auf Alex hören sollen, nicht mal zu der Zeit, in der er ihm noch vertraute. Er brauchte keine große Wohnung, er brauchte keine schicken Möbel. Ihm reichte eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung mit Sachen von IKEA.

  Schon bevor er aus der Bude mit seinem Ex-Freund ausgezogen war, schuldete er Alex 10.000€. Das war mehr als genug gewesen, wäre da nicht dieser beschissene Vertrag dazugekommen.

  Der ist nur dazu da, damit ich versichert bin, dass du mir die ausgeliehene Summe zurückzahlst. Kein festes Datum, keine Schummeleien. Nur das Geld, was ich dir gebe, bekomme ich irgendwann zurück. Das hatte er gesagt. Die Zinsen hatte er nicht erwähnt. Dass er ihm das Doppelte zurückzahlen musste, hatte er nicht erwähnt. Er hatte nicht erwähnt, dass er monatliche Beträge von Patrick erwartete.

  Hätte er doch nur diesen beschissenen Vertrag vorher durchgelesen!

  Alex hatte ihn ein letztes Mal gefickt, bevor er mit der Wahrheit rausgerückt hatte. Bevor er Patrick gedroht hatte, zum Anwalt zu gehen, weil er bessere Kontakte besaß und gewinnen würde.

  »Scheiße«, fluchte Patrick und raufte sich die Haare, bis diese wehtaten. »SCHEISSE!«

  Er stand auf und trat auf den nächstbesten Gegenstand ein, um Dampf abzulassen. In kürzester Zeit schwoll sein Schienbein davon an und puckerte wie wild.

  »Nichts bekommst du hin«, schluchzte er. »Du bist ein verdammter Versager.«

  Er war ganz allein. Er konnte niemanden anrufen, niemand würde ihm zuhören, niemand würde ihm helfen. Er hatte es sich selbst eingebrockt. Hätte er nur Sebastian früher gehen lassen. Hätte er eine Ausbildung durchgezogen. Doch jetzt stand er ganz verzweifelt da; ohne Job, ohne Freunde, ohne Familie, ohne Hoffnung. Was konnte er bloß tun? Und wie, um Himmels Willen, sollte er jemals 60.000€ zurückzahlen?

Fulfill Me | kürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt