19. Freier

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  Patrick zupfte in seinen Haaren herum, sprühte erneut Haarspray in diese, wuschelte hindurch, doch sie saßen nicht so, wie er es wollte. Frustriert stöhnend stand er von seinem Frisiertisch auf, kritzelte auf ein Blatt Papier den Umsatz des letzten Freiers und begab sich wieder in die Lounge, um noch einen abzuholen.

  Momentan machte er mindestens drei Männer am Abend. Teilweise ekelte es ihn an, außerdem hatte er nach den zweiten kaum noch Energie, um ihnen voll und ganz die Leistung zu geben, die er leisten wollte, doch er musste endlich sein ganzes Geld abbezahlen. Die letzten zwei Monate konnte er weitaus mehr überweisen, weshalb ihm nur noch dreitausend Euro fehlten. Er musste es diesen Monat schaffen. Er würde endlich frei von Alex und seinen Drohungen sein. Er konnte endlich wieder leben.

  »Patrick«, kam direkt ein gieriger Kunde auf ihn zu und lächelte breit, als er zurück in die Lounge stolzierte.

  Er hatte schiefe Zähne und ein hässliches Grinsen, dachte Patrick, fuhr ihm jedoch trotzdem direkt mit den Händen über die Brust. Er leckte sich die Lippen und schaute ihn mit einem heißen Blick an. Es war nur noch wie ein Schalter, den er umlegen musste. Dann bekam er jeden herum.

  »Na, Süßer«, grinste er. »Kommst du mit mir mit?«

  »Oh ja.«

  Der Tänzer hatte das Gefühl, dass dies eine schnelle Nummer werden würde. Dem Kerl ging ja jetzt schon fast einer ab. In seinem Zimmer angekommen, leierte er seine Regeln herunter und fing an, den Mann auszuziehen, ohne wirklich bei der Sache zu sein. Natürlich, nach außen hin schien es so, als ob er nur Augen für den Blonden vor sich hatte, aber in seinem Kopf spielte sich was ganz anderes ab.

  Jeden Freier verglich er mit Manuel. Manchmal suchte er sie sich sogar aus, wenn sie ein wenig aussahen wie er. Lange, dunkle Haare, grüne Augen oder ein schlaksiger, großer Körper, solche Kerle lud er in sein Zimmer ein, wurde doch von jeden einzelnen enttäuscht. Sie waren alle einfältig, langweilig, nicht Manuel.

  Patrick vermisste ihn. Sehr. Mittlerweile hatten seine Albträume abgenommen, weil er fast das ganze Geld zusammen hatte, aber dafür träumte er jetzt von ihm. Oft war er unerreichbar, entweder er konnte ihn nicht hören und sehen oder sie wurden durch eine Schlucht getrennt. Manchmal stritten sie sich in ihren Träumen, ganz selten liebten sie sich.

  Er versuchte ihn zu vergessen, doch er konnte es nicht. Alles erinnerte Patrick an ihn und er konnte sich dafür verfluchen. Immer wieder fiel er auf Männer rein; Spielsucht, Manipulation, riesiges Arschloch, welches denkt, er selbst bekäme nichts auf die Reihe.

  War das wirklich Manuels Intension gewesen? Er wollte sicherlich nur helfen. Aber der Tänzer war so sauer gewesen. Erst hatte er ihm alles anvertraut, sein Herz ausgeschüttet, obwohl es ihn nicht zu interessieren hatte und dann, anstatt für ihn da zu sein, wollte er ihm Geld geben. Hatte er denn gar nicht zugehört?

  »K-Könntest du vielleicht nicht die ganze Zeit Manuel stöhnen? A-Außerdem bin ich eigentlich schon vor einiger Zeit gekommen, also, ich«, stotterte der Mann unter ihm.

  »Oh, scheiße, sorry«, fluchte Patrick, zog seinen Penis aus seinem Loch und vernichtete das Kondom im Mülleimer.

  Als Entschädigung rechnete er ihm weniger Geld an und entschuldigte sich abermals, als der Mann sich von seinem eigenen Sperma befreite.

  »Dieser Manuel muss wohl ein glücklicher Mann sein«, kicherte sein Gegenüber nervös und zog sich wieder an.

  »Was? Ja, ja«, Patrick war in seinen Gedanken verloren und nahm seine Umgebung nur noch schwammig wahr.

  »Nun denn«, der Mann gluckste und schaute den Tänzer mit freudig funkelnden Augen an. »Dann, ehm, einen schönen Abend noch und viel Glück mit deinem Manuel.«

  Patrick lächelte nur verträumt und brachte ihn nicht einmal mehr an die Tür. Ihm wurde nämlich etwas klar.

  Er schüttelte seinen Kopf, um wieder klare Sicht zu erlangen, verließ sein Zimmer hastig, um duschen zu gehen. Die warmen Wassertropfen verschafften ihm einen freien Kopf und das machte ihn noch sicherer in seinem Entschluss. Er musste zu Manuel. Jetzt.

Fulfill Me | kürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt