Manuel ließ sich auf seinen Stuhl am Ende des langen, milchigen Glastisches fallen und trank ein Schluck Wasser. Er merkte förmlich, wie das Getränk seine Speiseröhre entlangfloss und diese wieder befeuchtete, nachdem er nun eine halbe Stunde durchgeredet hatte.
Nach Wochen hatten sie ihr neustes Projekt, ein neues Krankenhaus in Münster, fertiggestellt. Erfreut über die positive Resonanz der Auftraggeber und seiner Mitarbeiter, lächelte er schwach.
Es gab noch eine kleine Fragerunde, dann hatte Manuel es hinter sich gebracht. Nachdem die Firmenexternen den Besprechungsraum verlassen hatten, bat er seine Mitarbeiter erneut um Ruhe.»Ich möchte, dass wir nächste Woche Freitag darauf anstoßen«, sagte er mit lauter Stimme. »Es war eine schwierige und harte Zeit für uns alle, aber wir haben das zusammen durchgestanden und gemeistert. Mit einer kleinen Feier möchte ich mich bei euch bedanken. Ihr könnt Freunde und Familie mitbringen, für Trinken sorge ich.«
Seine Mitarbeiter bedankten sich klatschend und einige klopften Manuel auf die Schulter.
Der Architekt führte sehr enge Beziehungen zu seinen Mitarbeitern; sie waren eine kleine Firma mit zehn Angestellten, aber das war ihm recht. So konnte er gut den Überblick behalten und sich den Wünschen und Forderungen jedes Einzelnen stellen. Er hatte sie vor fünf Jahren gegründet, nachdem er zwei Jahre nach seinem Studium in einer riesigen Firma gearbeitet hatte, in der er höchst unzufrieden war. All das was ihn dort störte, krempelte er in seiner eigenen Firma um und machte es - hoffte er zumindest - besser.Nachdem er sich noch um weitere Emails und Anträge gekümmert hatte, fuhr Manuel seinen Computer herunter und schloss die Firma für den heutigen Tag ab. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er Patricks Auftritt verpassen würde. Seufzend machte er sich auf den Weg zum Nachtclub. Es war alles wie immer; er bezahlte 20€ Eintritt, setzte sich an die Bar und bestellte ein Glas Rotwein und wartete auf Patrick. Jeden Freitag war es das gleiche Spiel, außer dass er mit jedem Mal mehr Schmetterlinge im Bauch hatte, wenn der Kleinere ihn grüßte.
»Guten Abend, Hübscher«, raunte der Tänzer mit sachter Stimme in sein Ohr und Manuels Nackenhaare stellten sich auf.
»Patrick«, lächelte er sanft und drehte sich auf dem Barhocker so um, dass er ihn sehen konnte. »Möchtest du auch etwas trinken?«
Mit zwei vollen Gläsern Rotwein machten sie sich auf zu Patricks Zimmer. Dort angekommen, vernahm Manuel den gewohnten Duft, der ihm so gefiel. Es war größtenteils Patricks Parfüm, gemischt mit dem Geruch von Sex.
Er setzte sich auf die Couch und beobachtete den Tänzer gebannt bei seinem Tun. Patrick war kurz mit Geld beschäftigt, seine gestrigen Freier hatte er noch nicht aufgeschrieben, weil er den Abend zu müde war, um seinen Papierkram zu erledigen. Manuel störte es nicht, wenn der Kleinere sich noch um andere Dinge kümmerte, wenn er da war. Es gab ihm das Gefühl, dass er ihm vertraute.
»Wie geht es dir?«, fragte der Tänzer, ihm immer noch den Rücken zugekehrt.
»Gut«, antwortete Manuel, der Patricks Rückenmuskulatur beobachtete, und wie sich diese bewegte, wenn er das Geld ordnete und Dinge auf Zettel schrieb. »Wir haben endlich das Projekt beendet. Nächsten Freitag feiern wir den Erfolg.»
»Dann sehen wir uns gar nicht«, sagte der Kleinere gedankenverloren.
Manuel spürte einen Stich in seinem Magen. Eigentlich wollte er ihn fragen, ob er dazukommen wollte. Er wusste, dass es heikel war; keiner seiner Mitarbeiter kannte Patrick, wie auch, und eigentlich sollte auch niemand erfahren, dass er regelmäßig einen Nachtclub besuchte. Aber allein der Gedanke daran, Patrick auf seiner Feier tanzen zu sehen und wahrscheinlich betrunken auf der Clubtoilette mit ihm zu vögeln, ließ ihn fast hart werden.
»Du kannst kommen, wenn du willst«, sagte Manuel plötzlich, nachdem er in seinen Gedanken versunken war.
»Mh?«, fragte Patrick und drehte sich zu ihm um. »Zu der Party?«
»Ja, ich meine, also«, der Architekt war nervös und konnte dem Tänzer nicht in die Augen blicken. »Ich dachte, das wäre schön. Ich habe wirklich alles in dieses Projekt gesteckt und wenn ich es ebenbürtig feiern will, finde ich, darfst du nicht fehlen. Wahrscheinlich ist es auch dir zu verdanken, dass ich meinen Kopf nicht verloren habe in der ganzen Zeit.«
»Gibt es dort kostenlosen Alkohol?«, fragte der Kleinere und grinste schelmisch.
»Ja, der ganze Abend geht auf mich.«
»Wenn ich Tim mitbringen darf, bin ich dabei«, sagte Patrick und Manuel willigte ein, auch wenn es ihn ärgerte, dass Patrick seinen Kollegen mitbringen wollte, immerhin sollte der Abend ihnen gehören. Aber wenn das die einzige Möglichkeit war, den Tänzer bei sich zu haben, nahm er es gezwungenermaßen an.
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Fulfill Me | kürbistumor
Fanfiction[abgeschlossen] Patricks Regel Nummer eins als Sexarbeiter: verliebe dich nicht in einen Kunden. Als Manuel auftaucht, wird dies auf die Probe gestellt.