Der verlorene Sohn ... Lebewohl! (Part2)

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Plötzlich bleibe ich stehen und schaue die Tür mit dem Schild 'Betreten auf eigne Gefahr' an. Ich musste schlucken und mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Es ist ihr Zimmer. Also von den beiden. Jetzt ist nur noch einer übrig. George. Etwas zwingt mich meine Hand auf die Türklinke zu legen und sie vorsichtig zu öffnen, als würde mich dort etwas Gefährliches erwarten ...

Das Zimmer ist noch immer so, wie früher, nur ... hat es seine Energie verloren. Man fühlt sich nicht mehr so wohl wie früher und man möchte so schnell wie möglich wieder raus hier. Die Vorhänge sind zugezogen und es ist dunkel, so war es aber eigentlich immer, außer Molly hat hier sauber gemacht und die Fenster geöffnet. Einmal waren sie auch offen, weil bei einer Erfindung der beiden etwas schief gelaufen ist. Wir mussten sofort die Fenster öffnen, um nicht an dem dicken Rauch zu ersticken. Beide fingen an zu lachen, weil wir wie die Verrückten nach Luft schnappen und Husten mussten, weil wir zu viel Rauch eingeatmet hatten. Mein Blick wandert durch den Raum und bleibt an dem Tisch hängen, auf dem komischerweise nichts steht. Früher waren immer irgendwelche Erfindungen drauf oder ein Notizbuch mit Ideen für den nächsten Scherzartikel. Und zusätzlich überall verstreute Süßigkeiten. Ich schaue auf den Fußboden, irgendwelchen Flecken sind und es scheint, als hätte jemand etwas Schweres auf den Boden geschmissen. George. Mein Blick wandert weiter zum linken Bett, es ist nicht gemacht, oder wurde ziemlich lange nicht benutzt.

Wieder beiße ich mir auf die Unterlippe. Er hat also die ganze Zeit in Freds Bett geschlafen, um ihm irgendwie näher zu sein. Wahrscheinlich um nichts Dummes anzustellen, aber es zeigt auch wie sehr er seinen Bruder vermisst. Ich wende mein Blick ab und streiche mit meiner rechte Hand die Schubladen entlang. Ob sie noch immer Scherzartikel zwischen ihren Socken und Unterwäsche versteckt haben? Natürlich nur die verbotenen, die Molly ihnen sofort abnehmen würde und ihnen lebenslang Hausarrest geben würde. Meine Hand fährt weiter über die Wand, wo es so manche Brandflecken und Löcher gibt.

Jede Berührung erinnert mich an eine wunderbare Zeit, die einfach nur so leicht und gelassen war, aber dann kommt dieses Gefühl in mir auf, dass mir sagt, dass es nie wieder so sein wird. Ich halte bei dem Spiegel inne, der mit einem Tuch abgedeckt ist und natürlich kein Spiegelbild zeigt, was wohl Sinn der Sache ist. Ich kann mir auch vorstellen, wer den Spiegel mit bedeckt hat und warum. Andere Menschen sehen sich selbst, während George jedes Mal Fred's Gesicht sieht. Wahrscheinlich bricht es ihm das Herz und er wird jedes Mal furchtbar wütend, denn er wird Fred nie wieder sehen. Vielleicht hat er auch diese Gedankengänge, ob er es verdient hat zu lachen, zu weinen und das wichtigste ...zu leben, während Fred es nicht mehr kann. Woher ich das weiß? Ich kenne dieses Gefühl wegen meinen Eltern und es wird immer tief in uns bleiben. Manchmal werden die Gedankengänge erscheinen. Ich habe durch ihn gelernt damit zu leben und endlich wieder zu leben. George, er in dieser schweren Zeit immer für mich da.

„Du bist die erste, die hier reingekommen ist, seit ... er nicht mehr hier ist", ich zucke leicht zusammen und schaue über meine Schulter. Dort steht George, zum Spiegel schaut und dabei weder ein Grinsen, oder lächeln auf den Lippen hat, wie sonst immer, wenn er mich erschreckt hat. Ich schaue wieder zum Spiegel und wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Fragen, wieso Molly nicht hierher gekommen ist, um sauber zu machen? Weil es ihr das Herz bricht und es ihr deutlich zeigt, dass dieses Zimmer nicht mehr von zwei ihrer Söhne bewohnt wird, sondern nur noch von einem? Wieso die anderen nicht gekommen sind? Wahrscheinlich aus dem selben Grund. „Früher wollten wir, dass keiner reinkommt und uns stört. So oft haben wir Ron dafür bestraft, wenn er es doch getan hat und sogar Ginny musste lernen uns nicht zu stören. Mum hat es natürlich trotzdem immer getan und fast die Tür kaputt gemacht, aber jetzt wagt sie es nicht mehr einfach hereinzukommen. Als ich noch hier gewohnt habe, hat sie immer an die Tür geklopft und gewartet bis ich die Tür geöffnet habe. Sie ist nicht mehr einfach reingestürmt und hat dieses Zimmer nie wieder betreten. Als würde es sie umbringen es doch zu tun. Ehrlich gesagt, war ich wütend auf sie. Sie hat immer so getan, als wäre Fred nicht tot und wollte einfach normal weiterleben, als hätte sie nicht einen Sohn verloren. Hat normal gekocht und die Familie mit einem Lächeln dauernd hierher eingeladen, als hätte Fred nie existiert. Ich habe geglaubt, sie hat ihn wirklich vergessen, und wenn sie dieses Zimmer betreten würde, dann würde sie das Theater nicht mehr aufrecht erhalten können. Ich war so wütend auf sie und wollte sie anschreien, wie sie es wagen kann Freds Tod einfach herunterzumachen und die anderen es einfach so hinnehmen können. Als hätte Fred nie zu dieser Familie gehört. Als würde er ... Ich war so verdammt wütend und wollte ... aber jetzt weiß ich, es war keine Wut, sondern Eifersucht. Sie konnte weiter leben, während ich in diesem Zimmer immer wieder innerlich gestorben bin. Ich hab mich in sein Bett gelegt und jeden Tag hier drinnen verbracht, ohne etwas zu tun. Den Spiegel habe ich schon am ersten Tag mit einem Tuch verdeckt, denn ... ich habe immer ihn gesehen und irgendwie hat es mich jeden Tag aufs Neue traurig gemacht. Ich hatte auch so... Gedanken...Wieder zu ihm zu gehen. Bei ihm zu bleiben, also ... ich wollte sterben." Ich öffne meinen Mund, aber nichts kam heraus. Ich spüre, wie anfange zu zittern und wollte mich umdrehen, um George fest zu umarmen und ihm zu sagen, dass er sowas niemals denken darf, tue es aber nicht. Er wollte weiter reden und ich wollte ihn nicht unterbrechen. Endlich wollte er darüber reden.

ZwangsheiratWo Geschichten leben. Entdecke jetzt