Draco Malfoy braucht niemanden !

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Leise wie ein Schatten bewegte ich mich durch das düster beleuchtete Haus, meine Sinne scharf gespannt, während mein Herz wild gegen meine Brust hämmerte. Die Dunkelheit schien sich um mich zu legen, als ich die Tür hinter mir schloss, und eine beklemmende Stille umgab mich, nur unterbrochen vom fernen Tick-Tack einer einsamen Uhr. Flimmernde Schatten tanzten unheimliche Muster an den Wänden, die meine Anwesenheit zu verspotten schienen, doch ich ließ mich nicht davon ablenken und erinnerte mich an das, was heute geschehen war.

Die Weasleys, eine warmherzige Familie, bei der man sofort das Band der Verbundenheit spürt, hatten mich herzlich aufgenommen. Molly brillierte vor allem durch ihre Kochkünste, und ihr Essen war wahrlich köstlich. Obwohl ich normalerweise nicht viel aß, hatte sie mir stets neue Gerichte aufgetischt und darauf beharrt, wie wichtig es sei, gut zu speisen. Während die anderen mich amüsiert beobachtet hatten, hatte George beharrlich etwas auf meinen Teller getan und mir zwinkernd zugelächelt, nur um meinen ärgerlichen Blick mit einem frechen Grinsen zu erwidern. Es hatte mich glücklich gestimmt, sein Lächeln nach den Geschehnissen auf dem Friedhof zu sehen. Unsere Freundschaft sollte Bestand haben.

Nachdem ich Molly beim Aufräumen geholfen und die anderen nach Hause geschickt hatte, machte auch ich mich auf den Heimweg, doch nicht ohne das Versprechen, zurückzukehren. Würde ich jemals dazu in der Lage sein? Vielleicht könnte ich Draco mitnehmen, überlegte ich. Sofort schoss mir das Bild von Draco mit seinen leuchtend blonden Haaren zwischen den rothaarigen Weasleys in den Kopf, und wie sein finsterer Blick ununterbrochen auf mir ruhen würde. Er würde sich zweifellos unbehaglich fühlen, denn bei unseren gemeinsamen Mahlzeiten herrschte meist Schweigen, während er sich hinter seiner Zeitung versteckte und ich ein Buch las oder mich mit Mert unterhielt. Störte mich das? Nein, ich hatte mich an die Stille gewöhnt und empfand sie nicht mehr wie früher als unangenehm. Ehrlich gesagt genoss ich sie mittlerweile sogar, als bräuchten wir nur die Anwesenheit des jeweils anderen. Es war eben Dracos Art, und auf gewisse Weise auch meine.

Ich schob die Gedanken beiseite, entledigte mich meines Mantels, stellte meinen neuen Blumentopf auf den Boden und zog die Schuhe aus. Als ich nach Mert rief und keine Antwort erhielt, beschlich mich ein unbehagliches Gefühl. Normalerweise wäre er entweder sofort zur Stelle gewesen oder hätte bereits an der Tür gewartet, wie so oft, als ich noch für George gearbeitet hatte. Vielleicht war er bei Draco? Vielleicht hatte Draco die Zeit vergessen, während er hart im Büro arbeitete. Ich hoffte, dass seine Anstrengungen eines Tages Anerkennung finden würden. Vielleicht mit einem verdienten Urlaub? Doch schoss mir bei diesem Gedanken ein amüsiertes Bild von Draco im Urlaub durch den Kopf – gegen alle Wahrscheinlichkeit. Plötzlich zersplitterte Glas, gefolgt von wütenden Flüchen, hallten durch das Haus. Ein Schauer lief mir über den Rücken, während ich in Richtung des Salons blickte, aus dem die Laute kamen. Vielleicht Mert? Nein, so etwas würde Mert nie passieren. Ein Einbrecher? Unmöglich, dank der Schutzzauber, die Muggel fernhielten, und niemand aus der magischen Welt würde je bei Draco Malfoy einbrechen. Also musste es Draco selber sein. Hoffentlich.

Mit bedachten Schritten ging ich langsam auf die Tür zu und hielt inne. Langsam kroch die Angst in mir hoch, doch ich versuchte, sie zu bezwingen. Vielleicht war mein Mangel an Mut der Grund, warum ich kein Gryffindor geworden war. Nach einem tiefen Atemzug drückte ich den Türgriff herunter, öffnete die Tür langsam und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Draco saß in einem braunen Sessel, nur vom flackernden Kaminfeuer erleuchtet. Neben ihm entdeckte ich eine zerbrochene Flasche. Seine blonden Haare waren zerzaust, sein Gesicht gerötet, ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit in der Hand. Auf dem Tisch standen zwei leere und eine halbvolle Whiskyflasche. Offensichtlich hatte er getrunken, als sich mein Blick wieder auf ihn richtete.

Er schien mich immer noch nicht bemerkt zu haben, da er sein Glas schwenkte und ein wenig der Flüssigkeit verschüttete. Sein Blick war starr auf das Kaminfeuer gerichtet, abwesend. Sollte ich mich bemerkbar machen? Nein, nicht wenn er betrunken war. Die Erinnerung an die Szene, als er mich betrunken mit seinem Tagebuch entdeckt hatte, stieg in mir auf. Ein Schauer lief mir über den Rücken, und ich schluckte schwer. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich daran dachte, wie zornig er gewesen war und wie sehr mir damals vor ihm gegraut hatte, mehr als je zuvor. Es war wohl besser, zu gehen, bevor er mich bemerkte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 26 ⏰

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