14. schöne Wände

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p.o.v Levi

Am nächsten morgen wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt. Ich war froh, die engen Mauern hinter mir gelassen zu haben, zumindest für eine kurze Zeit konnte ich frei sein. Aber allmählich wurde mir langweilig. Ich sollte wieder zurück gehen, um Akira brauchte ich mir keine Sorgen zu machen, ihm ging es wieder besser. Vielleicht kam ich auch wieder an ihn ran. Aber jetzt sollte ich mich besser irgendwo verstecken, sonst würde ich noch bemerkt werden und dafür ist es noch zu früh. Ich würde mich in dem gleichen Gebäude, wie jeden Tag verstecken. Es gab dort einige Freizeitaktivitäten und selbst am ersten Tag, als sie im Gefängnis keinen Stein auf dem anderen gelassen hatten, hatten sie mich nicht gefunden.

Ich öffnete die Tür des Hauses, die immer noch so leicht zu knacken war, hatten sie wirklich nicht bemerkt, dass sich jemand Zutritt zu diesem Wohnheim verschaffte. Ehrlich die waren manchmal echt blind oder dumm oder beides. Schnell schlich ich die Treppen hoch, in das Zimmer, in dem ich mich immer versteckte. Leise öffnete ich die Tür und trat ein. Und sah den jungen Mann, dem das Zimmer gehörte auf dem Bett sitzen und eine Zeitschrift lesen. Irgendwie hatte ich das Gleiche schon mal erlebt, dachte ich. Und setzte mich an den Schreibtisch in dem Zimmer. Ein Gläschen Schmerztabletten stand auf dem Tisch, genau neben einer Packung Salz-Kekse, die ich mir jetzt nahm. Ich hatte in den letzten Tagen nicht so viel gegessen. Das Rascheln der Kekspackung riss meinen unfreiwilligen Gastgeber aus den Gedanken. Er tastete sofort nach seiner Waffe, die neben ihm auf dem Nachtisch lag, lies sie aber sofort wieder sinken, nachdem er mich erkannte. "Levi?", begrüßte er mich verwundert. Ich lächelte und sagte: "Dir auch einen guten Morgen, Blondie. Ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass ich deine Kekse esse." Er nickte nur und fragte: "Was machst du hier in meinem Zimmer, ich dachte, du wärst abgehauen?" Ich zuckte mir den Schultern: "Hatte ich auch vor, aber habe mich dann um entschieden. Keine Ahnung, warum. Als ich fast draußen war, hatte ich so ein komisches Gefühl, dann bin ich umgedreht." In Blondies Gesicht spiegelten sich Verwunderung und Verwirrung ab. Dieses Gefühl. Ich hatte ein unbestimmtes Gefühl gehabt, dass etwas schlimmes passieren würde, wenn ich nicht hier blieb. Es war wie damals gewesen, als ich Akira verhört hatte. 

"Wie geht es deinem Arm?", wollte ich, nachdem wir eine Weile mit unangenehmen Schweigen verbracht hatten, wissen. "Schon besser", meinte er: "Die Ärzte haben gesagt, dass er doch richtig zusammen wachsen könnte. Wie ha..." Anscheinend hatte er das Versprechen, dass er gegeben hatte nicht vergessen. Wieder breitete sich unangenehme Stille im Raum aus und diesmal brach der blonde Mann sie: "Du bist also der berühmte Göpfert, der vor drei Jahren den Dienst quittierte und ein halbes Jahr später dann verschwand." Ich nickte, er wusste also wer ich war. Man hatte um meinen angeblichen Ausbruch ziemlich viel Wind gemacht, da muss er es erfahren haben. "Weiß Akira es schon?", erkundigte ich mich und diesmal nickte er. Nun wusste er es also. Wie würde er reagieren? Würde er mich jetzt hassen, oder würde er sich an die letzten Tage erinnern. Ich hoffte auf Letzteres, auch wenn ich eher vom Ersten ausging. Er war mir eh schon sauer, da ich Blondie nicht zurück gehalten hatte. Zumindest gehe ich davon aus. Mein Blick wanderte zur Uhr, die über der Tür hing. "Wenn ich du wäre, würde ich mich beeilen", meinte ich: "Dein Frühstück endet bald, Blondie." Er stand auf und sah mich an. Ich drehte mich um und schaute an die Wand. Sie hatte eine weiße Tapete mit hellblauen Ornamenten. Ich fuhr die Striche mit meinem Finger nach. "Ich bin fertig, du kannst dich wieder umdrehen", sagte er und als ich mich umdrehte, hatte er schon sein Wächteroutfit an und war bereit zu gehen. Er sah mich an: "Was wirst du nun tun?" "Wahrscheinlich gehe ich zurück zur Zelle und lasse mich zusammenschlagen", antwortete ich achselzuckend und musste schmunzeln, als ich Blondies entsetzten Blick sah. Ich verstand nicht, was die Leute an schlagen so... seltsam oder besser böse fanden. Klar, es tat schon weh, aber es war doch normal geschlagen zu werden? "Du brauchst dir keine Sorgen machen", meinte ich: "Heute Abend bin ich nicht mehr da." Dann drehte er sich um und ging. Als er weg war, legte ich mich mit einem seiner Bücher in sein Bett. Es war ziemlich bequem, also beschloss ich ein wenig zu schlafen.

Als ich aufwachte, war es bereits später Nachmittag. Wenn mich jetzt auf den Rückweg machen würde, könnte ich der Küche noch einen Besuch abstatten. Ich stand auf und ging noch kurz in die Dusche, die direkt neben dem Zimmer war und wusch mich. Danach machte ich mich auf den Rückweg. Ich ging an der Küche vorbei und nahm mir einen Apfel und ein Brot mit. Damit setzte ich mich auf die kleine Mauer vor dem Eingang, um es zu essen. Die Sonne war eben unter gegangen und die ersten Sterne waren schon zu sehen. Es würde eine klare Nacht werden. Ich hörte Schritte und rutschte schnell von der Mauer und versteckte mich in den Schatten. Die zwei Männer, denen die Schritte gehörten, näherten sich und leuchteten die Mauer mit ihren Taschenlampen kurz an. "Ich hätte wetten können, ich habe hier jemanden gesehen", meinte der Eine, doch der andere erwiderte: "Hier ist aber niemand, wir können weiter gehen." Dann entfernten sich die Beiden wieder. Ich hatte Glück gehabt, dass sie mich nicht gefunden hatten. Es wäre dann doch ein ziemlich trauriges Ende für meinen kleinen Ausflug gewesen. Als sie weit genug entfernt waren, stand ich auf, setzte mich auf die Mauer und aß auf. Danach ging ich in das Gebäude. Gegen Mitternacht kam ich bei uns in der Zelle an. Ich öffnete leise die Tür und schlich nach drinnen. Kristal drehte sich im Schlaf um und murmelte irgendetwas. Alle schliefen, selbst Akira. Ich ging zu meinem Bett und legte mich rein. Aber ich konnte nicht schlafen.

Ich muss dann doch eingeschlafen sein, denn ich wurde am nächsten morgen dadurch geweckt, dass mich jemand am Hals packte und aus dem Bett hob. "Du hast doch den Arsch offen, hier einfach wieder aufzutauchen, Göpfert", knurrte Akira. "Guten morgen, Akira", antwortete ich und öffnete nacheinander meine Augen. "Halt die Schnauze, Opi", fauchte er und warf mich gegen die Wand. Als ich gegen die Wand schlug, wurde die Luft aus meiner Lunge gepresst. Ich versuchte mich gar nicht ab zu federn oder zu wehren. Ich wusste, wofür die Schläge waren. Inzwischen waren auch die anderen aufgewacht und gerade als Akira wieder zuschlagen wollte, wurde er von Nero gepackt und von mir weggezogen. Besorgt kam Kristal zu mir und fragte: "Geht es dir gut?". Ich nickte und antwortete: "Ich habe alles im Griff. Ihr könnt ihn wieder loslassen." Nero zögerte kurz, aber das nutzte Akira um sich von ihm loszureisen und wieder auf mich zu zu kommen. Ich stieß Kristal, die sich vor mich gestellt hatte zur Seite und stand auf. Nur um sofort, durch einen Schlag in den Magen wieder auf die Knie zu fallen. Da mischte sich Cooper ein: "Hey, Kleiner, darf ich auch mal zu schlagen?" "Wenn du dich da nicht raus hältst, bist du der nächste, der dran ist", drohte Akira knurrend und trat nach mir. Nach einer Weile hatte er anscheinend genug, da er mich wieder am Hals auf hob, gegen die Gitterstäbe warf und sich dann wieder ins Bett legte.

Durch den Krach des letzten Aufpralls aufgescheucht, kamen einige Wächter angerannt. Sie wirkten verwirrt, als sie mich sahen. "Insasse Levi Göpfert, stehen Sie auf und stellen Sie sich mit Gesicht zur Wand!", befahl mir einer mit schneidender Stimme. Mühsam rappelte ich mich auf und tat wie geheißen. Ich sah die Wand an. Sie war in einem dreckigem grau gestrichen. Es war eine langweilige Wand ganz im Gegenteil zu denen im Wärterhaus. "Ihr anderen geht zu euren Betten und rührt euch nicht vom Fleck!", fuhr der Wärter fort. Dann kam er, zusammen mit ein paar anderen Wächtern in die Zelle. Als sie bei mir angekommen waren, schrie der Wärter: "Jetzt heben Sie langsam die Hände hinter ihren Kopf!" Es war unangenehm laut, da er direkt hinter mir war. Langsam hob ich die Hände, also wirklich langsam. Als ich merkte, wie der Mann hinter mir unruhig wurde, musste ich lächeln, was zum Glück niemand sah. Dann tasteten sie mich ab. Dachten sie wirklich ich wäre so dämlich, etwas in die Zelle mitzubringen? Nach knappen zehn Minuten, waren sie dann auch mal fertig und ich bekam den Befehl, die Hände hinter den Rücken zu nehmen. Dann führten sie mich ab.

Prison of the WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt