20. Schlafen

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P.o.v.: Levi

Ich hasse Elfen. Anfangs hatte ich Angst gehabt, dass meine Gefühle doch die Oberhand gewonnen hätten, aber als ich gehört habe das Sina eine Elfe ist, war mir einiges klar. Trotzdem... sie hat mit einem Teil von mir gespielt, den ich vor langer Zeit komplett verschlossen habe. Ich wusste gar nicht, dass dieses Gefühl noch existiert.

Ich saß auf dem Bett im Gästezimmer. Akira hatte noch irgendetwas mit seiner Familie zu besprechen und ich würde heute Abend alle Kraft brauchen, die ich bekommen könnte. Der Ausbruch letzte Nacht war anstrengend gewesen. Nero schlief schon und das sollte ich besser auch tun. Ich ließ mich nach hinten ins Bett fallen und schloss die Augen.

Als ich aufwachte, schlief Nero immer noch. Ich weiß nicht was mich geweckt hatte. Langsam setzte ich mich auf und schaute zum Fenster. Die Sonne schien noch, es war wahrscheinlich gerade 18 Uhr. Noch zwei Stunden. Ich fasse mir meine Haare hinter meinem Kopf mit den Händen zusammen. Dann stand ich auf und ging zur Zimmertür. Als es hinter mir rumpelte, drehte ich mich um und sah Nero auf dem Boden liegen. Fluchend rieb er sich den Kopf: "Bastard, pass doch auf, du Depp." Ich ging zu ihm rüber, legte meinen Kopf schief und lächelte ihn entschuldigend an. "Tut mir echt leid, habe vergessen, dass das Ding hier noch da ist", sagte ich mich. Irgendwie sah er süß aus, wie er da auf dem Boden saß. Nein, sah er nicht. "Du Depp! Kannst du nicht einmal aufpassen! Das hast du doch schon mal gebracht!" Ich hielt ihm meine Hand hin: "Tut mir echt leid." Er nahm meine Hand und ich zog ihn hoch. "Wie spät ist es eigentlich?", fragte Nero und nachdem ich geantwortet hatte, meinte er: "Wir sollten schauen, ob wir den anderen bei den Vorbereitungen helfen können." Ich nickte und wir gingen zu den anderen ins Wohnzimmer.

Auf dem Tisch lagen neben einer hochwertigen Filmausrüstung, auch eine weiße Maske, die wahrscheinlich für mich war. Schließlich war ich das Sprachrohr in dieser Sache. Mir würden die Leute glauben, schließlich war ich ein Magier und Magier lügen nie, auch wenn sie nicht immer die ganze Wahrheit sagten. "Braucht ihr noch bei irgendetwas Hilfe?", fragte ich Sina, als sie zusammen mit Akira das Zimmer betrat. Zum Glück spielte sie diesmal keine Spielchen mit uns. Sie nickte: "Ihr könnt in dem Raum dort drüben aufbauen. Die Wand haben wir schon gestrichen, aber wir wussten nicht, wie ihr das Setting haben wollt." Nero nickte und ich meinte: "Die Maske ist für mich, oder?" "Damit man dich nicht erkennt, Schwachkopf!", antwortete Akira. Ich schaute ihn eine Weile an, dann sagte ich: "Du hast ja kurze Haare." "Musst du immer das Offensichtliche aussprechen", erwiderte er. Es war keine Frage, eher eine Aussage und ich konnte in diesem Moment nicht deuten, ob er genervt oder belustigt war. "Ja", gab ich ihm meine Antwort. Er schüttelte darauf nur den Kopf, nahm das Stativ und ging in Richtung des Raumes. Ich nahm das Ringlicht und folgt ihm. Wahrscheinlich nahm Nero die Kamera mit und Sina des Laptop und das Ansteck-Mikrofon.

Eine Wand des Raumes war grün gestrichen. Vor ihr würde ich später stehen. Gegenüber davon stellten wir die Ausrüstung auf. Bevor Akira und Sina zum Sendemasten führen, ging Nero kurz zu Akira rüber und drehte mir den Rücken zu. Ich konnte sehen, wie er Akira über die Schläfen strich. Dann holte er etwas aus seiner Jackentasche und gab es Akira. War das etwa seine andere Fähigkeit, ich würde ihn später fragen müssen. "Damit müsste es klappen", meinte er und kam zu mir zurück. Ich sprach ihn nicht darauf an. Ich war zu müde. Ich würde mich noch zusammenreißen müssen. Ich nahm das das Mikro und steckte mir es an. Dann stellte ich mich vor die Wand, um den Sound- und Kameracheck durchzuführen.

P.o.v.: Eldra

Verdammt! Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Akira war immer noch nicht wieder aufgetaucht. War er etwa abgehauen? Was mich am meisten wunderte war, dass Levi und Nero auch fehlten. Ich habe Nero immer so eingeschätzt, dass er vernünftig wäre und auf eine frühzeitige Entlassung hinarbeitete. Aber so kann man sich irren. Vielleicht haben Levi und Akira ihn auch dazu gezwungen... Akira... Er war so sauer auf mich gewesen... War er etwa deswegen abgehauen... Ich griff nach der Fernbedienung. Ein wenig Fernsehen würde sicher meine Gedanken zerstreuen. 

Ich zappte ein wenig durch die Programme, Abendnachrichten hier, Talkshows da. Nichts interessantes. Nach ganzen zehn Minuten fand ich dann doch etwas annehmbares. Einen Krimi. Zwar hatten die Autoren dieses Streifens offensichtlich keine Ahnung von gar nichts, aber was soll's. Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz und eine mir bekannte Stimme sagte: "Wir unterbrechen das Programm für eine Eilmeldung." Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, woher ich diese Stimme kannte. Wahrscheinlich irgendein Nachrichtensprecher, den ich schon öfters gehört habe. Ich zappte ein paar andere Sender durch, aber überall wurde die gleiche Meldung ausgestrahlt. Mir blieb eigentlich keine andere Wahl, als sie anzuschauen.

Ein dünner Mann mit langen, blauen, fliegenden Haaren kam ins Bild und stellte sich vor eine Wetterkarte. Aber das war gar nicht das seltsamste. Dieser Mann trug eine weiße Maske, aus der nur seine hellblauen Augen heraus leuchteten und wenn ich sage sie leuchteten, dann meine ich auch dass sie leuchteten, wie kleine Lämpchen. Diese Haare und Augen waren typisch für einen Magier, um genauer zu sein für einen Magier des Mondes. "Dies ist eine Unwetterwarnung", sagte der Mann ruhig. Diese Stimme, wer war dieser Mann? Ich wusste, ich kannte ihn. "In vier Tagen wird eine riesige Unwetterfront von Westen über das ganze Land ziehen", sprach der Moderator weiter und zeigte es auf die Karte. Diese Stimme... Das war doch... LEVI! Aber wie konnte er in die Magierform wechseln, er hatte doch einen Bannzauber... War er vielleicht doch stärker, als wir annahmen? "Allerdings wird es kein normaler Sturm sein", fuhr er fort: "Es wird ein Entfernosturm sein." Es wurden Bilder von roten Wolken eingeblendet und Levi erklärte, was ein solcher Sturm sei. "Wir raten ihnen, auch die Woche nach dem Regen, das Haus nicht zu verlassen, da die Giftgase, die durch den Regen auf die Erde gelangt sind, sich in diesem Zeitraum noch in der Atmosphäre befinden. Durch chemische Reaktionen werden sie gegen Ende der Woche des Sturmes aufgelöst worden sein. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit", beendete er seine Ansprache und der Bildschirm wurde wieder schwarz. Dann ging der Krimi weiter, doch ich konnte mich nicht mehr auf die Handlung konzentrieren.

P.o.v.: Levi

"Und wie war's? Hat alles geklappt?", fragte ich Nero, nachdem er die Aufnahme beendet hatte. "Gut, hoffentlich hat Akira es geschafft sich in sämtliche Netzwerke einzuhacken und selbst wenn nicht, wird diese Nachricht wohl die Meldung in sämtlichen Netzwerken sein", meinte dieser lächelnd. Ich lehnte mich gegen die Wand und ließ mich an ihr herunter gleiten. Ich fühlte mich müde, obwohl ich den ganzen Tag geschlafen hatte. Hatte ich etwa übertrieben? Ehe ich mich versah, war ich auch schon eingeschlafen. 

Prison of the WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt