18. Dingsabumsda-Sturm

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P.o.v.: Levi
Dieser Dummkopf, einfach mit einer Verletzung los zu stürmen. Klar, er war verliebt, aber war es das Wert? Außerdem, er hatte eine Vision gehabt. Wieso redete er nicht mit mir? Eigentlich wusste ich die Antwort bereits. Ich war Göpfert. Ich hatte ihm damals nicht glauben wollen, bis... Ja, bis was? Es war seltsam gewesen, so als ob ich sehen würde, was passiert war. Ich schüttelte den Kopf, ich wäre fast schon wieder in meinen Gedanken versunken. Ich würde warten, bis Akira zurück kommt. Das er eine Vision hatte und es mir nicht erzählte. Ich seufzte. Er hatte keinen Grund mir zu vertrauen, außer... außer dass ich sein Trigger war. Jeder Dimensionsspringer braucht irgendetwas oder irgendjemand, um Visionen zu bekommen. Aber das wusste er nicht.
"Komm, lass uns noch den Rest der Nacht schlafen", meinte Nero und ging in Richtung Bett. Ich schüttelte nur den Kopf und setzte mich im Schneidersitz vor die Tür. Nero seufzte. Dann setzte er sich an die Wand und lehnte sich an. Wenig später war er eingeschlafen. Seine Position sah sehr unbequem aus, aber anscheinend war er wirklich müde.

Als Akira endlich zurückkam, humpelte er noch mehr als davor. Ich schloss ihm die Tür auf. "Ich brauch deine Hilfe nicht", knurrte er mich an während er in Richtung seines Bettes humpelte. Ich schaute ihn still an und sagte schließlich: "Du humpelst." "Ach ne", erwiderte er: "Das ist mir noch gar nicht aufgefallen." Ich schloss die Tür wieder. "Wie war's?", fragte ich und drehte mich zu ihm um. Er stand vor seinem Bett, den Blick auf die Leiter gerichtet. Ich wartete eine Weile, ob er noch antworten würde, aber er schwieg. "Akira, bist du immer noch sauer, weil ich dich nicht gehen lassen wollte oder willst du nicht mit Göpfert reden?", redete ich weiter auf ihn ein, bekam aber immer noch keine Antwort. Ich ging zu ihm rüber. Da er anscheinend nicht selber auf sein Bett klettern konnte bot ich an, ihn hoch zu heben, was er aber nur mit einem motzigen "Fass mich nicht an" bedachte. Ich seufzte. "Wenn du willst kannst du den Rest der Nacht mein Bett haben", versuchte ich zu ihm durch zu dringen. Erst wirkte es so, als wolle er lieber die restliche Nacht vor seinem Bett stehen, aber dann ging er doch zu meinem und legte sich hin. "Komm aber ja nicht auf die Idee, dich in mein Bett zu legen", knurrte er. Was war nur mit ihm los? Vielleicht hatte es was mit der Vision zu tun. Ich sollte mich auch noch etwas ausruhen, bevor alle aufwachten.

Ich ging zu Nero rüber, hob ihn auf und trug ihn zu seinem Bett. Dann nahm ich mir einen Stuhl und schob ihn neben mein Bett. Auf dem Stuhl zu sitzen war deutlich bequemer, als der Boden. Akira schlief anscheinend schon, denn sein Atem ging gleichmäßig. Aber das letzte Mal, als ich dachte er schliefe, hat er ja auch nicht geschlafen. Vorsichtig deckte ich ihn zu.

Die restliche Nacht war kürzer als erwartet. Vielleicht bin ich zwischendurch auch auf dem Stuhl eingeschlafen. Ich stand auf und ging zum Waschbecken, um mich fertig zu machen. Dann zog ich mir schnell frische Sachen an, bevor die anderen aufwachten. Der blöde Reißverschluss meiner Jacke klemmte, weshalb ich sie nicht ganz schließen konnte. Wenn ich mich nicht irrte, hatte ich diese Jacke zuletzt an dem Tag an, an dem Akira angekommen ist. Aber so genau konnte ich es nicht sagen, denn alle Jacken sahen gleich aus und vielleicht klemmte nicht nur bei einer der Reißverschluss. Ich sah zu Akira hinüber. Er sah so friedlich aus, wie er da schlief. Nach und nach wachten auch die anderen auf. Nero wirkte verwirrt, als er sich in seinem Bett wieder fand. Ich musste schmunzeln. Die Wächter kommen bald, ich sollte Akira wecken. Als ich neben dem Bett stand, wachte er von ganz alleine auf. "Du bist schon so ein Stalker", beschwerte er sich und ich erwiderte: "Dir auch einen guten Morgen." "So viel gute Laune verdirbt mir den Morgen", moserte Akira weiter und setzte sich auf. Ich hielt ihm meine Hand hin, um ihn beim aufstehen zu helfen und er zog sich daran hoch. Doch als er sein verletztes Bein belastete, verzog er kurz sein Gesicht. Ich schob ihm den Stuhl hin, auf den er sich setzte. "Alles klar, Kleiner? Kann ich dir irgendwie helfen?", wollte ich wissen. "Wenn du das meinst, nein", antwortete er: "Aber, du kannst mir mein Frühstück holen." Ich nickte. Dann kamen auch schon die Wärter und brachten uns in den Speisesaal.

Ich holte mein und Akiras Frühstück und sagte dann zu Nero: "Wir essen in der Zelle, damit der Kleine nicht so alleine ist." Erst schien es so, als wolle er widersprechen, aber er ging dann doch mit mir zu einem Wächter und fragte ihn, ob wir in der Zelle essen durften. Tatsächlich wurden wir, mit unserem Essen, auf die Zelle zurück gebracht.

Als wir zurück waren, begrüßte uns Akira mit einem schnippischen "Seid ihr aus dem Speisesaal geflogen?", was mich zum lächeln brachte. Ich gab ihm das Frühstück, dass er mir halb aus der Hand riss. Nero schüttelte verständnislos den Kopf, setzte sich auf den Boden und  fing an zu essen. Ich setzte mich zu Akira an den Tisch. Wir aßen schweigend, bis Akira schließlich die Stille brach: "Entfernosturm." "Deine Vision?", fragte ich. Er nickte. Damit war das Thema für mich getan. Ich würde warten, bis er mehr erzählt. Nero war anscheinend nicht so geduldig, denn er fragte: "Ein was-Sturm? Könntest du mir bitte erklären, was dieser Int... En... Dingsdabumsda-Sturm sein soll?" Akira wirkte zwar genervt, aber er erklärte: "Rote Wolken, roter Giftregen, rote Blitze, die alles töten, was sich bewegt." Er sagte das, als wäre es nichts besonderes. "Und was kann man dagegen tun?", wollte der Gestaltwandler völlig aufgelöst wissen. "Nicht raus gehen", riet ich und Akira nickte. "Wir müssen irgendwie verhindern, dass andere an dem Tag rausgehen, sonst kommt es noch zu einem Dimensionsriss", fügte ich hinzu: "Die Frage ist nur, wie wir das tun." Akira nickte wieder nur, zu sehr mit essen beschäftigt, um lang zu antworten. Nero schaute verwirrt von mir zu Akira und wieder zu mir, während wir beratschlagten, wie wir das anstellen wollten.

"Wie wär's mit den Sendemasten!", schlug Akira nach einer Weile vor und ich ergänzte: "Ja, von dort aus könnten wir uns in sämtliche Nachrichten und Geräte einhacken. Wir bräuchten nur einen Hacker..." "Ich kann Hacken", meinte er und ich nickte. Dann nahm ich Akira sein Essen weg. "Was soll das?", riefen Nero und Akira, wobei Akira noch ein "Möchte-gern-Potter" anfügte. Er wollte gerade aufstehen, um sich das Essen zurück zu holen, als er plötzlich in der Bewegung stoppte und einen seltsamen Ausdruck in den Augen hatte, als würde er irgendwo hinschauen und doch nichts sehen. Nero schaute mich verständnislos an, während ich Akiras Teller wieder auf den Tisch stellte. Einen Augenblick später, klärte sich Akiras Sicht wieder und er ließ sich nach hinten in seinen Stuhl sinken. "In sechs Tagen", sagte er nur. Er wirkte erschöpft. Ich schaute zu Nero. Er würde eh alles Erfahren, wenn er mitkommt, was er zwangläufig musste. Aber noch würde ich ihm nicht meine Magie zeigen. Stattdessen schob ich Akira meine Portion hin. 

Prison of the WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt