11. Tomatensuppe

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P.o.v. Akira

Das einzige Geräusch, das gelegentlich die Stille durchschnitt, war das Platschen, wenn ein Tropfen Wasser auf eine Pfütze traf. Anfangs hatte ich sie gezählt. Doch bei dem Tropfen Nummer 5748 hatte ich aufgehört, weil ich eingeschlafen war. Ich ließ kraftlos meinen Kopf hängen. Ketten gingen von meinem Hals in alle Richtungen ab. "Er hat keine Anzeichen auf einen Blutrausch... Sollen wir ihn zurück bringen?", fragte einer er Wärter. "Ja, denke schon.", erwiderte darauf ein anderer. Ich regte mich nicht als die Tür auf ging. Er kniete sich neben mich und machte die Ketten los. "Na los, Kleiner, steh auf.", verlangte er. Ich stemmte mich auf meine Beine und trottete hinter den Wärtern her. Einer lief voraus und zwei hinter her. Sie hatten offensichtlich Angst, dass ich durch das Blut stärker war. Doch ich dachte nicht mal daran, irgendwas zu versuchen. Ich lief einfach stumpf weiter. Was sollte das alles eigentlich noch. Ich hatte mich doch schon mit meinem Tod abgefunden.

Sie machten die Zelle auf und stießen mich nach drinnen. Die Anderen sahen mich an, erwarteten dass ich irgendetwas sagte. Doch ich wendete nur meinen Blick ab und lief auf mein Bett zu. "Ist alles in Ordnung?", fragte Kristal. Ich zögerte kurz griff dann aber schließlich schweigend nach der Leiter. Wie lange hatte ich eigentlich gefehlt. Wahrscheinlich mehrere Tage... Ich legte mich mit dem Rücken zu ihnen hin und zog mit beiden Armen meine Knie an meine Brust. Was jetzt? Ich hatte Blut getrunken... Das Blut von Blondie. Ich... ich hatte meine Zähne in dem Arm des Menschen vergraben ohne noch irgend eine Kontrolle zu haben. Ich habe mich noch nie so machtlos gefühlt.

"Hey was haben die denn mit dir gemacht?", fragte Levi. Ich reagierte bloß mit einem Ohrenzucken. Er wollte mir gerade seine Hand auf die Schulter legen worauf ich mit kalter Stimme sagte: "Fass mich nicht an." Er sah mich schweigend an und legte schließlich eine Gabel direkt vor meine Nase. Ich nahm diese und legte sie hinter mich auf die Matratze und murrte: "Behalt diese dumme Gabel! Und lass mich in Ruhe!" Levi stupste mich mit einem Finger an und fragte: "Ist da etwa jemand grummelig?" Knurrend fuhr ich herum und erwischte ihn mit meiner Kralle an der Wange während ich schrie: "Jetzt hör endlich auf!" Er fasste sich an die Wange, an der Blut runter lief und machte keine Anstalten, mich irgendwie in Frieden zu lassen. Bei dem Anblick von seinem Blut kamen wieder die Bilder in mir hoch. Zwanghaft versuchte ich mich davon abzuhalten mich zu übergeben. Während alle mich wie erstarrt ansahen.

Die erste die was unternahm war Kristal. Sie zog Levi von mir weg und schimpfte: "WAS zur Hölle sollte das denn? Ich dachte ihr wärt Freunde!" Ich sah sie schweigend an und unterdrückte ein Zittern. "Ist doch nur ein Kratzer.", meinte Levi. Wut kochte in mir auf. Doch ich schluckte sie wie eine Handvoll Nägel einfach runter. Es tat weh und war schwer... doch es war besser so. Ich legte mich wieder hin und betrachtete meine weißen Krallen die von Levis Blut rote Spuren hatten.

"Ach so sie haben Blondie übrigens um positioniert. So weit weg von uns, wie nur möglich. Du wirst ihn nicht mehr so oft sehen wie sonst.", meinte Levi so ganz beiläufig. Ich meinte gefühlskalt: "Besser so..." Die Verwunderung die von ihm ausging, erschlug mich fast. "Blondie geht es gut.", sagte er knapp. Das interessierte mich aber gar nicht... oder. Ich ignorierte ihn. "Alles auf Anfang!", rief er und setzte sich auf meine Bettkannte, um mich an zu starren. Ich legte die Ohren an und knurrte: "Halt deine Fresse und kümmer dich endlich, um deinen eigenen Kram!" "Tu ich doch...", meinte Levi. Ich schimpfte: "Ich bin nicht DEIN Kram. Lass... lass mich einfach jetzt in ruhe!" Da legte er auf einmal seine Arme um mich. JETZT reichts ich hab die Nase voll. Ich stieß ihn vom Bett und wollte ihn attackieren worauf Nero mich am Genickpackte und zu Boden drückte. "Hört auf alle Beide! Ihr seid gerade nicht viel besser als Cooper!", schimpfte er. Cooper beschwerte sich darauf: "Hey!"

"Schon gut, ich hatte wirklich alles im Griff!", erwiderte Levi auf die Worte von Nero. Dieser warf ihm vor: "Darum geht es gar nicht! Siehst du nicht, dass du Akira damit weh tust?!" Während er das sagte setzte er mich wie einen kleinen Welpen auf meinem Bett ab. "Ich weiß, was ich tu!", beharrte Levi auf seiner Aussage. Nero drohte: "Wenn du das nicht hier beendest, werde ich die Wärter rufen!" "Schon gut. Schon gut. Ich geh ja schon!", sagte Levi und öffnete die verschlossene Tür um die Zelle zu verlassen. Darauf hin schüttelte Nero nur ungläubig den Kopf. Ich knurrte: "Komm ja nicht auf den beschissenen Gedanken, dass ich dir dafür etwas Schulde!" Darüber musste er lächeln. Ich legte mich hin und starrte wieder die Wand an. Irgendwann kam Levi zurück. Wie ich feststellen musste kurz vor dem Essen. Denn da kam ein Wärter und führte uns zu dem Speisesaal. Alle aus dem Knast saßen dort. Und als kleiner Mensch wie ich nun mal einer war konnte ich eh nicht weit sehen. Es gab zum Abendessen Tomatensuppe und einen Schokoladenpudding. Schon allein von dem Anblick der roten Suppe wurde mir wieder kotzübel. Ich schob das Tablett von mir weg und beschäftigte mich damit die Gabel immer und immer wieder in den Tisch rammte.

"Soll ich noch meine Hand drunter legen?", fragte Levi. Ich sah auf und murmelte: "Tu, was du nicht lassen kannst." Rammte die Gabel ein letztes Mal in den Tisch und stand dann ohne ein Wort auf. "Häftling! Hinsetzen!", schrie der neue Wärter der offensichtlich Blondies Position einnahm. Ich sah ihn nur mit meinem kalten, nüchternen Blick an. Dann wandte ich mich an Even: "Wenn du noch einen Nachtisch willst kannst du meinen haben. Die Gabel, falls du dich selbst dafür bestrafen willst, steckt im Tisch." Nach dem ich das gesagt hatte lief ich auf eine Ecke zu, in der ich mich absetzte. Wenn ich noch weiter auf diese dumme Suppe starren musste, würde ich mich wirklich übergeben.

Als wir endlich zurück zur Zelle durften, legte ich mich wortlos auf meinem Bett ab. Doch ich konnte nicht schlafen. Irgendwann mitten in der Nacht verließ Levi die Zelle...

Prison of the WarriorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt