Kapitel 10

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Kurz nach halb acht saß ich im Tanzsaal und wartete auf Till. Das leise Ticken der Wanduhr und das dumpfe Gelächter meiner Mitschüler war zu hören. Die Sonne ging langsam unter und verbreitete warmes Licht. Ich lehnte mich an den Spiegel hinter mir und genoss die Sonnenstrahlen. Die Zeit verging. Ich sah zum zwanzigsten Mal auf die Uhr, aber Till kam nicht. Seufzend begann ich etwas für Geschichte heraus zu suchen, doch ich konnte mich nicht konzentrieren. Warum kam der Vollidiot nicht? Gerade als beschlossen hatte zu gehen und mein Zeug zusammen packen wollte, wurde die Tür aufgerissen und ein ziemlich genervter Till stand plötzlich vor mir. „Da bist du ja." murmelte ich nur kurz, weil ich keine Lust hatte, die volle Ladung seiner schlechten Laune abzubekommen. Lustlos lies er sich neben mich fallen, darauf bedacht möglichst viel Abstand zu lassen. „Was muss ich machen?" fragte er und kramte sein Tablet heraus. „Frauen der französischen Revolution der untersten Bevölkerungsschicht." antwortet ich ihm knapp. „Dein Ernst?" seine Stimme klang gereizt. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. „Mein voller! Du bist ja nicht gekommen also hab ich angefangen." er lies den Kopf nach hinten an die große Spiegelwand fallen und schloss die Augen. Seine, noch vom duschen, nassen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er atmete ein und wieder aus. Ich zwang mich ihn nicht weiter anzustarren und das Internet weiter zu durchforsten. Irgendwann fing auch er an, wie ein bekloppter auf seinem Tablet rum zu hacken. Eine Weile lies ich ihn, doch irgendwann reichte es mir. Mit einer schnellen Bewegung zog ich ihm sein Pad weg und hielt es in die Luft: „Hey, Mahn!...Das Tablet kann nichts für deine schlechte Laune." sagte ich und sah ihn an. „Gib's her." er versuchte danach zu greifen doch ich war schneller und zog es weg. „Was is' los?" fragte ich und für einen kurzen Moment dachte ich er würde es mir erklären, doch es kam nur ein: „Geht dich n Scheißdreck an. Und jetzt gib mir mein Pad." er klang müde, ausgelaugt und nicht so impulsiv wie sonst immer. Ich setze mich im Schneidersitz vor ihn hin und schob sein Tablet in meinen Rucksack. „Was ist los?" fragte ich erneut und hoffte diesmal auf eine Antwort. „Geht dich nichts an." beteuerte er wieder, aber ich merkte wie seine Mauer fiel. Seine Augen fesselten mich, grün-blau wie der Ozean. Doch ein Sturm tobte darin. Sein Blick war nicht so starr und kalt wie sonst, nein er war aufgewühlt. Er atmete tief ein und gleich wieder aus. Er wendete seinen Blick nicht ab von mir, sah mich nur an, atmete immer wieder ein und aus und ich merkte wie er langsam zur ruhe kam. Ich schwieg, weil ich wusste das er mir eh nichts erzählen würde, was er nicht wollte. 
„Besser?" fragte ich mach einer Weile. Er nickte langsam und fuhr sich durchs Haar. Ich lächelte leicht und zog sein Tablet wieder aus meinem Rucksack. „Dann kann es ja jetzt weiter gehen." ich setzte mich wieder neben ihn, aber diesmal mit weniger Abstand und er rückte nicht weg. Was war das gerade? Was war zwischen uns passiert? Ich war überfordert.

I don't wanna lose control! ||Tillartha FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt