Die ersten Sätze sind immer die Schlimmsten. Es ist wie das Zeichnen von Seekarten, der erste Strich, die erste Linie ist entscheidend. Ist der erste Strich missraten, so möchte man am liebsten das Papier zusammenknüllen und gegen die nächste Wand schmeißen. In der Hoffnung, dass es daran abprallt und zielsicher im Mülleimer landet, der auf ganz mysteriöser Weise an der Wand lehnt.
Nur, dass ich den Mülleimer natürlich nicht getroffen habe. Außerdem war mein erster Strich nicht schlecht, es war der Zweite der nicht ordentlich genug war.
Genervt starrte ich auf die Uhr, kurz vor Feierabend. Noch eine knappe halbe Stunde, dann könnte ich endlich meiner Arbeit entfliehen. Grundsätzlich mochte ich meine Arbeit, ich arbeite in einer Werft, welche sich auf den letzten Schliff von Schiffen spezialisiert hat. Unsere Hauptarbeit bestand darin Schiffen den letzten Glanz zu verleihen – meistens ging es dabei um die technische Ausstattung. Meine Tätigkeit bestand darin Seekarten anzufertigen oder zu kopieren und gelegentlich Navigationssysteme einzurichten, was nicht allzu oft vorkam, da diese Technik noch nicht so verbreitet ist. Es klingt deutlich spannender, als es wirklich ist. Die meiste Zeit hocke ich in meinem stickigen Büro und fertige Kopien von Seekarten an, die irgendein Glücklicher irgendwann mal gezeichnet hat. Die meisten Schiffe, die hier ankommen sind komplett neu und sollen direkt mit verschieden Schnick Schnack ausgestattet werden. Dann gibt es die Schiffe der Marine, welche regelmäßig vorbei kommen, um auf den neusten Stand der Technik zu bleiben. Piraten oder Rebellen haben wir extrem selten, da unsere Preise einfach übertrieben sind und ein einfacher Pirat es sich kaum leisten kann. Manchmal wird unser Unternehmen auch mit dem Verkauf der Schiffe beauftragt, somit kann sich der Eigentümer einiges an Zeit sparen, da er das Schiff nicht bis zum nächsten Hafen bringen muss und das Unternehmen sämtliche Serviceleistungen übernimmt, für die meisten Kunden ist das der ausschlaggebende Punkt. Weniger Arbeit – dafür auf etwas Geld verzichten. Zusätzlich fallen die Transportkosten weg und die Abnutzung von dem Schiff. Wir streichen dafür eine Provision ein, eigentlich nicht wir, sondern lediglich mein Chef Steve.
Meine letzte Kopie, die nun neben dem Mülleimer lag, war zwar besser als das Original, wurde meinen Ansprüchen trotzdem nicht gerecht. Es war nicht so, dass ich hohe Ansprüche hatte, aber mein Chef, der eine gewissenhafte und saubere Arbeitsweise sehen wollte, hätte mir das Blatt so oder so zerrissen und mit den Worten:
„Eine solch schlampige Arbeitsweise wird hier nicht toleriert!" Dazu hätte er die Stirn kraus gezogen und seine Augen zusammengekniffen und seinen Mund ganz leicht geöffnet. Danach hätte er sich umgedreht mit einem dramatischen Schnaufen und wäre seines Weges gegangen, wobei sein Bauch ihm vorauseilte. Nach etwa drei Schritten würde er stehen bleiben und mich anschnauzen, dass ich gefälligst heute noch einen anständigen Entwurf vorlegen sollte.
Momentan gab es kein Schiff, welches hier war und somit auch keine wirkliche Arbeit für mich, außer Kopien anzufertigen, damit diese über unseren Nebenerwerb verkauft werden konnten. Von dem Geld, was unsere Werft „Steve's and Son's" damit verdiente, sah ich relativ wenig, ich ließ mich mit einem eher mäßigen Gehalt abspeisen. Die Überstunden wurden auch nicht bezahlt, bei einer Weigerung, hätte ich wohl am nächsten Tag die Kündigung auf den Tisch, egal wie gut oder schlecht meine Arbeit war. Obwohl es eher unwahrscheinlich, wenn nicht gerade unmöglich, dass ich mich jemals weigern würde, dazu fehlte mir einfach das nötige Selbstbewusstsein.
Bei den anderen Abteilungen unserer Werft sah es anders aus. Die meisten gammelten herum, oder waren auf die Nachbarinsel gefahren um dort Urlaub zu machen, da momentan keine Schiffe zur Reparatur oder zur Aufbesserung hier waren. Erst morgen sollte ein neues Schiff eintreffen und unser Chef schob jetzt schon Panik, dass wir den Auftrag nicht rechtzeitig beenden würden, obwohl wir noch nicht mal angefangen hatten. Als Leiterin der Navigationsabteilung (die übrigens nur aus meiner Wenigkeit bestand) konnte ich es mir nicht leisten Urlaub zu nehmen. Selbst wenn, mein Chef Steve würde es niemals genehmigen. Seit 5 Jahren machte ich nun diesen Job und ich war auch die einzige Navigator in, die man weit und breit finden konnte, aber genug Vertrauen in meine Fähigkeiten um zu kündigen und mir einen besser bezahlten Job zu suchen hatte ich nicht. Die meisten würden mich eh ablehnen. Es war nicht so, dass ich es nicht probiert hatte. Bevor ich herkam, hatte ich mich bei der Marine beworben, war sogar zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Jedoch, als ich dann den ersten Schritt in den Raum setzte, wo das Bewerbungsgespräch stattfinden sollte, schrumpfte mein Selbstbewusstsein dermaßen zusammen, dass ich einfach nur stumm blieb und bei Fragen einfach nur stammelte. Der abwertende Blick, den mir die alte Schabracke damals zugeworfen hatte, hatte komplett gereicht. Die Sätze, die dann kamen waren nicht gerade besser: „Wenn die da auf einem Schiff navigiert und das Schiff in ein Unwetter kommt, haut es die bestimmt über die Reling! Dann können wir die Kleine aus dem Wasser ziehen". Mein persönlicher Favorit war jedoch: „Zum Mittagessen können Sie schon nach da bleiben, wir bieten auch hoffnungslosen Bohnenstangen Essen an. Soll ich Ihnen vielleicht die Türe aufhalten nicht, dass Sie sich verletzen?!". Die Oma hatte irgendwo auch Recht. Ich gehörte nicht auf ein Schiff, welches die weiten der Meere entdeckte und in Stürme geriet. Dafür war ich einfach nicht stark genug. Körperlich war ich einfach zu zierlich und zu klein. Teilweise war ich auch zu schwach und in Stresssituationen bekam ich Herzrasen und Panikattacken – was natürlich beste Voraussetzungen für Seefahrten ist. Allgemein, fragte ich mich heute, was mich damals geritten hatte, dass ich mich bei der Marine beworben hatte. Die körperlichen Gegebenheiten waren einfach nicht da. Mein Herz war viel zu schwach. Grundsätzlich war ich kein kränklicher Mensch, nur wenn Gewitter oder ein Wetterumschwung sich anbahnte, wurde ich krank. Je heftiger der Sturm war, desto heftiger waren meine Symptome, teilweise dauerte es Tage nach einem Gewitter bis ich wieder einigermaßen fit war. In die Arbeit quälte ich mich trotzdem, ein Fehlen wurde hier nicht toleriert und irgendwie musste ich ja doch meinen Lebensunterhalt verdienen. Vor Unwettern fühlte mich häufig müde oder ausgelaugt, als wäre ich einen Marathon gelaufen, was ich selbstverständlich niemals freiwillig machen würde.
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Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]
FanfictionLaw x OC // [FERTIGGESTELLT] // Der Kerl starrte mich die ganze Zeit an. Ich mochte seinen forschenden Blick auf mir nicht. Seine grauen Augen hatten einen kalten Ausdruck, der mir eine Gänsehaut einjagte. „Der Name?" Ich stockte. Meinte er mich? E...