Part 15

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„Law?" lallte ich wieder. Langsam musste er ziemlich genervt von mir sein.
„Was?" Erwiderte dieser trocken.
„Hasst du mich?" lallte ich. War ich überhaupt noch verständlich.
„Nur ein bisschen."
„Ich  mag dich ein bisschen zu sehr. Aber gleichzeitig hab ich Angst vor dir.  Du hast so schöne Augen Law und wenn du lachst funkeln sie." Law geriet  daraufhin aus dem Takt und schwieg. Meine Augen waren mittlerweile  zugefallen. Es war zu anstrengend sie offen zu halten.
„Du wirst dich morgen hassen für alle deine Worte." Meinte er trocken.
„Aber es war alles die Wahrheit." Murmelte ich ganz leise. Nur für mich. Ob es Law hörte oder nicht, wusste ich nicht.
Den Rest des Weges verbrachten wir schweigsam.
Law  ging weiter in Richtung Death, derweil kuschelte ich mich an seine  Brust. Er war angenehm warm, fast schon eine übergroße Wärmflasche.  Meine persönliche Wärmflasche. Er trug mich buchstäblich auf den Händen,  vielleicht sollte er das öfters machen. Wir erreichten die Decktür.
„Code?"  fragte Law. Warum fragte der Kerl, ich hatte sie doch allen mitgeteilt,  oder? Er war hin und wieder wirklich schwer von Begriff.
„Seite 428  im Handbuch. Dritter Absatz, Zeile 4, 1-7-1-3." Lallte ich. Bis ich  wieder in der Lage war vollständige Sätze zu sprechen, würde noch  einiges an Zeit vergehen.
Er grinste nur zufrieden. Das Arschloch  hatte den Code doch selbst gewusst, jede Wette. Die Wege eines Laws  werden sich mir wohl nie ergründen. Er tippte den Code in das  Bedienungsfeld ein und schon schwang die Tür auf. Gemeinsam traten wir  durch die Türschwelle. Besser gesagt, er trat durch – ich hing wie ein  nasser Sack in seinen Armen. Man könnte das Ganze auch noch romantisch  ausdrücken: Er trug mich, seine Braut, über die Türschwelle in unser  Eigenheim. Richtig knuffig, wenn auch nicht so knuffig wie Bepo.
Automatisch musste ich kichern, was Law wieder zu nerven schien.
„Was?" Schnauzte er mich an.
„Wir  sssind jetzzt verheiratet. Du hast mich, wie eine Braut über die  Türschwelle getragen!" kicherte ich. Eindeutig zu viel Alkohol. Wann  begann der menschliche Körper mit dem Abbau, bestimmt erst, wenn es zu  spät war.
„Fragt sich nur, wer von uns beiden sich morgen dann die  Kugel gibt." Meinte Law trocken. Was meinte er nun damit? Als würde ich  mich jemals für meine Worte schämen. Niemals! Er trug mich weiter bis  zum Krankenzimmer, oder Folterkammer. Ich stöhnte auf. Bitte nicht  dieser Raum.
„Stell dich nicht so an." Fuhr mich Law an. Nun war er  wieder genervt, naja konnte mir doch egal sein. Immerhin würde er mir  niemals etwas antun.
„Nicht ssschon wieder in die Folterkammer." Lallte ich. Daraufhin musste Law schmunzeln. Sein Gesicht blieb trotzdem kalt.
„Vielleicht  solltest du öfters Namen auswählen, Death und Folterkammer sind ja ganz  passend." Moment. Folterkammer war passend? Was zum Henker hatte der  Kerl nun wieder mit mir vor. Egal was war, ich war es nicht. Er  platzierte mich auf der Krankenliege und verschwand kurz. Ich unternahm  gar nicht erst einen Versuch von dort runter zu gehen. Mein Bein war  immer noch nicht fit. Wunderheilung gab es anscheinend nicht.
Als er  zurückkam hatte er verschiedene Utensilien bei sich und krempelte mir  die Hose hoch, um mein Bein zu betrachten. Er verzog keine Miene und  sein Blick wurde sachlich. Er begann mein Bein abzutasten, kaum drückte  er zu durchfuhr mich ein Schmerz und ich zuckte zurück und versuchte  nach ihm zu treten. Natürlich scheiterte ich. Was fiel diesem ignoranten  Arsch ein, mich an meinem Bein zu befummeln. Ekelhaft!
„Stillhalten."  Murmelte Law und drückte weiter herum. Natürlich begann ich mich wieder  zu wehren und wollte erneut nach ihm treten.
„Es gibt tatsächlich  Dinge an dir, die mir im nüchternen Zustand besser gefallen." Murmelte  Law frustriert. Pah, als würde ich nüchtern stillhalten. Niemals!
„Hä?" Lallte ich nur. Er schüttelte lediglich den Kopf und fuhr weiter fort.
„Nichts  gebrochen. Im schlimmsten Fall angebrochen. Ziemlich starke Prellung  des Schienbeins. Leicht schmerzhaft, sollte morgen oder übermorgen  vollständig belastbar sein." Leicht? Wie bitte? Leicht schmerzhaft? Law  hatte anscheinend keine Ahnung was Schmerzen waren. Das hier war nicht  leicht. Schön, dass der super-duper Arzt wieder eine tolle Diagnose  gestellt hatte.
Der Raum begann sich mal wieder vor meinen Augen zu  drehen – aber ich sah noch keine Einhörner. Also alles im grünen  Bereich. Law hievte mich hoch und wir gingen in Richtung des  Schlaftrackts. Er schmiss mich in mein Bett und stellte einen Eimer  neben mir ab.
„Viel Spaß." Meinte er. Wobei denn bitte? Was sollte  ich mit einen Eimer? Der Strand war etwas weit weg und Sandburgenbauen  war nicht meine Stärke. Verwirrt guckte ich ihn an. Er grinste nur  hinterhältig – unheimlich. Er wandte sich ab und ging. Ja, lass mich nur  allein du Penner!
Der Raum drehte sich immer munter um mich herum.  Hin und her schaukelte ich bis mein Magen schließlich zu rebellieren  begann und ich ihn zu entleeren begann. Nun war ich Law dankbar für den  Eimer.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einem hämmernden Kopf auf  und fragte mich was zur Hölle ein halbleerer Eimer in meinem Zimmer  verloren hatte. Was zur Hölle ist gestern passiert. Ich schaute an mir  runter – das war nicht meine Jacke. Okay, die Hose gehörte mir, aber war  nicht mehr so ganz in einen ansehnlichen Zustand. Was war gestern? Ich  wusste noch, dass wir zur Bar gegangen waren, aber danach absolute  Schwärze.
Nun inspizierte ich mich weiter. Ich trug lediglich Jacke –  wo zur Hölle ist mein BH?! Panik überkam mich. Mein Schädel dröhnte  weiter. Nun schaute ich mein Bein an. Es war grün und blau. Was war mit  meinem Bein passiert?
Was war eigentlich hier los?! Ich sprang aus  dem Bett. Das Pochen meines Beines ignorierte ich. Schnell kramte ich  aus dem Kleiderschrank ein paar Anziehsachen heraus und streifte mir  diese über. Robert, musste sie dort abgelegt haben – auch meine eigenen  Sachen waren nun wieder im Schrank. Sogar frisch gewaschen. Was für ein  Service.
Ich brauchte dringend Antworten und es gab nur einen Mann,  der mir sie liefern konnte – Robert. Der Mann meines Vertrauens. Mühsam  machte ich mich auf den Weg in die Küche. Ich fühlte mich fürchterlich  und ekelhaft. Mein Gehirn war frisch durchgeknetet und Orientierung  hatte ich auch nicht mehr. Mein Gang war auch nicht mehr der beste ich  humpelte mehr als ich ging, weil ich mein verletztes Bein nicht  übermäßig belasten wollte.
Vorsichtig öffnete ich die Tür zur Küche.  Ein paar Crewmitglieder, einschließlich Law saßen munter am Tisch und  aßen. War ich etwa die Einzige, die so in den Seilen hing. Robert  stellte derweil belegte Brötchen und Obst auf den Tisch. Dann entdeckte  er mich und begann zu strahlen. Oh nein. Morgenmensch – 3.2.1. – Lauf.
„Guten  Morgen, Lizzy! Na komm setz dich. Hopp hopp! Gleich gibt es Tee und  Obst für dich." Trällerte Robert. Boh, ne. In meinen Schädel hämmerte es  – konnte Robert nicht schweigen? Oder ganz ganz leise flüstern? Ich  stöhnte auf und humpelte zu meinen Sessel. Bitte, konnten nicht alle  gehen.
Law starrte mit grimmiger Miene in die Zeitung, war wohl ein Bericht, der ihm nicht so ganz zusagte.
Im  Vorbeigehen nuschelte ich etwas, das wie ein ‚guten Morgen' klang. Ein  paar nickten mir zu. Andere aßen still weiter. Letztere waren mir  sympathischer.
Kaum saß ich schwang die Tür wieder auf und Shachi  und Pinguin kamen in den Raum. Warum verdammt wirkten die beiden auch  noch putzmunter und ich hing in den Seilen.
„Boh, Liz – wir müssen  unbedingt heute wieder feiern gehen!" Brüllte Shachi enthusiastisch. Was  ging hier ab? Ich beschoss den Ausruf zu ignorieren, das wäre das  Beste.
„Seit wann humpelst du eigentlich?" Fragte mich Robert. Wenn  ich das wüsste – wenn ich überhaupt irgendetwas wüsste. Ich hatte doch  keinen Plan, was ich gestern gesagt oder getan hatte. Ihm musste wohl  mein miserables Gangwerk Richtung Sessel aufgefallen sein.
„Ähm..ich..also..k-keine Ahnung?" Fragte ich. Nun schaute auch Law auf und legte die Zeitung auf die Seite.
„Wie?  Du weißt nichts mehr?" Murmelte Pinguin enttäuscht. Hatte ich irgendwas  mit Pinguin am laufen. Unsicherheit machte sich in mir breit. Warum  mussten die so laut reden. Ich stöhnte auf und fasste mir wieder an den  Kopf. Hilflos zuckte ich mit den Achseln.
„Sie ist die Treppe runter  gefallen." Meinte Law bezüglich Roberts Frage. Wie viel hatte ich bitte  getrunken? Bis jetzt war ich immer heil eine Treppe hoch und wieder  runter gekommen. Robert musterte Law skeptisch.
„In der Bar war keine  Treppe." Sprach Robert misstrauisch. Aus welchem Grund sollte Law  Robert anlügen. Die beiden verstanden sich relativ gut.
„Nachdem sie  die Bar verlassen hatte." Sagte Law nun wieder desinteressiert und  griff wieder nach seiner Zeitung. Damit war das Gespräch wohl beendet,  dennoch verzog der Koch die Miene. Robert hatte mir derweil Essen  hingestellt und ein Glas Wasser mit Pulver und hatte etwas von: „Für  deinen Kopf." Gemurmelt.
„Du kannst dich an nichts erinnern?" Fragte  nun Bepo und guckte mich aus großen Augen an. Der Kerl war einfach  putzig. Wieder zuckte ich hilflos mit den Achseln und begann zu Essen.  Alkohol macht Birne hohl – anscheinend machte es sie wirklich leer.
Die  Küche hatte sich nun gut gefüllt und fast die gesamte Crew war  anwesend. Mein Magen war einigermaßen gefüllt und mein Kopf dröhnte,  dank Robert nicht mehr so schlimm. Eventuell könnte ich Law nach  Schmerztabletten für mein Bein fragen, aber da er eine grausame und  masochistische Ader hat, bezweifelte ich, dass ich welche bekommen  würde. Da konnte ich mir die Mühe auch sparen.
„Ich will nicht  länger als nötig auf der Insel bleiben. Alle sind mehr oder weniger fit,  das heißt wir beginnen nun mit den Einkäufen. Eine Gruppe übernimmt  Vorräte. Andere medizinische Gerätschaften etc. Wenn der Log-Port die  neue Route berechnet hat, möchte ich unverzüglich aufbrechen." Er teilte  die Gruppen ein. Bepo und ich bildeten das Team ‚neue Seekarten'  kaufen. Das war Mal ein Team, wo ich mich wohl fühlte. Bepo war ein  angenehmer Zeitgenosse und vor allem nett. Er war außerdem stark und  konnte mich beschützen.
Die Insel ‚Grey Spooks' war noch immer nicht  das Fleckchen Erde, wo ich meine Zeit gerne verbrachte. Die Gassen  waren alles andere als einladend und die Gestalten waren unheimlich.
Nachdem  wir alle gegessen hatten brachen wir auf. Mit Bepo an meiner Seite ging  in die Planke herunter, obwohl ich eher humpelte.
„Du weißt  wirklich nichts mehr?" Ergriff Bepo als wir durch die Straßen gingen.  Noch immer sahen die Häuser verrottet aus. Kein schöner Anblick, wieder  sehnte ich mich nach Cloud 9 – Meiner Heimat. Dort, wo die Welt noch in  Ordnung war. Aber nun bei Tageslicht wirkte die Stadt um einiges  angenehmer. Zwar immer noch trist und karg, aber die Aura des Bösen war  verschwunden. Ich nickte und Bepo schwieg wieder.
„Bepo?" Ergriff ich nun das Wort. Fragend schaute mich Bepo an.
„Warum  ist Law eigentlich so?" Ich erinnerte mich an gestern, wo er mich wie  den letzten Dreck behandelt hatte und mich vor der gesamten Mannschaft  bloßgestellt hatte. Auch Bepo schien zu merken worauf ich anspielte.
„Law  ist kein Unmensch, auch wenn du in als einen empfindest." Sagte Bepo.  Ich erkannte den Vorwurf in seiner Stimme. Er mochte es nicht, wenn  jemand schlecht über seinen Käptn sprach. Was verständlich war, aber Law  war wirklich nicht nett. Eher Kategorie Arschloch mit Stern.
„Wenn  du etwas länger noch bei uns bist, wirst du das schon merken." Merkte  Bepo an. Tja, nur leider hatte ich nicht vor länger als nötig zu  bleiben. Auch wenn Bepo und Robert nett waren. Oder Shachi und Pinguin  liebevolle Chaoten waren – Piraterie war nicht meine Welt. Am Ende würde  ich gejagt werden und als Piratin gelten, nur weil ich mit ihnen  unterwegs war.
„Bepo, wenn das System fertig ist – bin ich definitiv  weg." Bepo musterte mich nun enttäuscht. Wahrscheinlich mochte mich der  Kerl wirklich und ich war nun wieder grob zu ihm gewesen. Sofort nagte  ein schlechtes Gewissen an mir. Bedrückt ging nun Bepo neben mir her.  Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Ich hatte ihn wirklich verletzt. 
„A-aber ich bin doch nicht aus der Welt?" Versuchte ich Bepo zu  trösten. Er schien mir das nicht ganz zu glauben, aber er merkte, dass  ich versuchte zu schlichten. Somit schenkte er mir ein Lächeln.
„So  leicht geben wir dich nicht auf!" Meine Bepo und grinste mich schelmisch  an. Sie würden mich nicht mit Gewalt festhalten, oder? Aber  wahrscheinlich wollte Bepo nur erreichen, dass ich auch wieder lächelte.  Somit tat ich ihm den Gefallen.
„Genau!" lächelte ich. Das Lächeln  erreichte meine Augen zwar nicht, aber Bepo schien zufrieden zu sein.  Wir waren schon ein merkwürdiges Gespann. Ein Eisbär und ein  Menschenmädchen.
Bepo deutete auf einen kleinen gammligen Laden.  Oberhalb der Tür baumelte ein Schild ‚Grey Seacards' – wirkte sehr   vertrauensvoll. Sofort stockte ich und guckte Bepo fragend an. Er  wollte nicht etwa in das Haus. Es wirkte leicht einsturzgefährdet.
Mein  ‚Partner' schien keine Bedenken zu haben und packte mich an der Hand  und zog mich Richtung Tür. Körperkontakt. Moment mal. Stop! Ekelhaft.  Sofort entzog ich meine Hand. Bepo schien das nicht zu stören. Er  öffnete die Tür und trat ein.
Toll, hier draußen. Allein auf den  Straßen von ‚Grey Spooks' wollte ich auch nicht stehen bleiben. Da war  ich doch lieber bei Bepo, bevor mir irgendwelche Gestalten über den Weg  liefen. Ach verdammt, ich hasse Menschen.
Mutig humpelte ich durch die Tür. Die Türklingel begann kurz zu schellen. Sofort tauchte hinter der Theke ein alter Mann auf.
„Falls  ihr Beratung braucht, seid ihr hier falsch. Bin gerade in der  Mittagspause! Aber ich behalte euch genau im Auge." Nach diesem Satz  wandte sich der Inhaber wieder der Zeitung zu. Okay. Draußen vor der Tür  warten wäre doch besser gewesen. Bepo schien das nicht zu stören. Er  strahlte die deckenhohen Regale an, die voller Seekarten waren. Eher  mittelmäßige Sammlung in meinen Augen, aber Bepo war leicht zu  beeindrucken.
Als würden wir Seekarten stehlen. Das hatte ich nun wirklich nicht nötig, ein Blick reichte mir.
Kopfschüttelend  ging ich durch die Reihen. Der Laden war von innen genauso schäbig wie  von außen. Das Pergament würde früher oder später zu Staub zerfallen.  Auch Seekarten benötigten Pflege.
Die Karten waren ohne anständige Sortierung in die Regale gestopft. Ekelhaft. Ordnung ist das halbe Leben.
Noch  immer leicht angeekelt griff ich nach einer und rollte sie aus. Ich  brauchte den Titel der Karte gar nicht anzuschauen. Allein die Form der  Insel verriet mir, dass es sich um ‚Pinky Dimension' handeln musste.  Außerdem war die Karte schlampig gearbeitet. Ekelhaft, so etwas hätte es  bei Steve nicht gegeben. Eine minderwertige Firma musste sie produziert  haben. Auf der Karte stand nicht einmal der Name des Verfassers.  Minderwertig. Schlechte Qualität. Dieser Laden war Zeitverschwendung.
Bepo  streunte zwischen den anderen Regalen umher und schien geradezu  entzückt. So toll waren die Karten hier wirklich nicht. Dann schien Bepo  regelrecht zu explodieren vor Freude. Hatte der Kerl etwas genommen. Es  waren Seekarten!
„Liz! Komm mal!" Rief er ganz aufgeregt. Was war  nun schon wieder. Ich eilte zu ihm. Groß war der Laden ja nicht, daher  konnte ich ihn sofort finden.
Guck mal. Er deutete auf ein Regal und  zog eine Karte hervor. Das Pergament war gestempelt und hatte das Logo  von Steves & Sons. Mein Arbeitgeber. Tja, weit verbreitet waren die  Karten ja nicht, wenn sie es gerade nur bis zur Nachbarinsel schafften.
Bepo deutete auf die Unterschrift.
„Ist  E. Donovan ein Kollege von dir? Sämtliche Karten von dem sind  bombastisch." Er hatte beinahe Sternchen in den Augen. Ein Kollege?  Nein, ich hatte keine Kollegen.
„Ähm..nein. Das bin ich. Elizabeth Donovan." Murmelte ich und lief rot an. Bepo schien meine Karten zu bewundern.
Bepo schien mich nun zu bewundern, er schaute mich an als wäre ich eine Gottheit.
„Die  sind alle von dir!" Hauchte er fassungslos. Ich zuckte mit den Achseln,  klar ich hatte auch nur eine ein Mann Abteilung. Mein Partner starrte  mich immer noch voller Faszination an und legte die Karten zurück in das  Regal.
Die Türklingel ertönte erneut als die Tür aufschwang. Ich  spähte um die Ecke. Zwei Gestalten in langen schwarzen Mänteln traten  über die Schwelle und wandten sich zur Theke. Sofort tauchte wieder der  alte Mann auf. Sein Haar war schon ziemlich grau. Erneut verzog er die  Miene. Er schien wirklich keine Kunden in seinen Laden zu wollen.
„Falls  ihr Beratung braucht, seid ihr hier falsch. Bin gerade in der  Mittagspause!" Schnauzte er die Fremden genauso unhöflich wie uns an.  Automatisch packte ich Bepo und zerrte ihn weg von dem Regal. Diese  Männer waren nicht freundlich. Gänsehaut kroch meinen Rücken hoch. Auch  Bepo wirkte nun wacher und folgte meinem Zerren. Da durch waren wir auch  nicht länger im Blickfeld der Fremden.
„Klappe, alter Mann." Raunte  der eine. Die Gänsehaut verstärkte sich und ich begann zu zittern. Der  Alte legte nun die Zeitung auf die Theke.
„Was wollt ihr hier?!"  Beschwerte sich nun der Inhaber. Nicht gut. Die Stimmung wurde immer  gedrückter. Auch Bepo warf mir einen nervösen Blick zu.
„Auf Befehl  der Weltregierung, händigt uns sämtliche Karten der Firma ‚Steves &  Sons' aus. Sofort." Was zur Hölle, wollten die beiden mit meinen  Seekarten. Automatisch machte ich wieder einen Schritt in Richtung  meiner Karten. Als würde ich zulassen, dass meine Schätze von diesen  unheimlichen Typen mitgenommen wurden. Niemals.
Doch dieses Mal hielt mich Bepo zurück und zischte.
„Wenn  du zu dem Regal gehst, gerätst du in ihr Blickfeld." Er griff nach  meinen Arm und zog mich energisch zurück. Welches Interesse hatte die  Weltregierung an den Seekarten! Sie konnten, sie jederzeit bei Steve  anfordern im Archiv.
Nein. Das konnten sie nicht mehr, da sämtliche Karten auf der Death lagen. Mir wurde wieder schlecht.
„Die Weltregierung! Pah. Was hat dieser Haufen schon wieder vor? Unschuldige Kinder töten?!" Vorsicht, alter Mann.
„Ihr  bekommt eure Entschädigung, alter Mann." Meinte der andere teilnahmslos  und warf einen Beutel voller Gold zur Theke. Das schien die Wogen etwas  zu glätten.
„Hinten Rechts. Letztes Regal. Dort sind alle." Gab der  alte Mann schließlich nach. Noch immer hatte die Gänsehaut nicht  abgenommen. Weiterhin zitterte ich. Bepo schien auch wachsam und langsam  und leise zog er mich hinter die anderen Regale. Nun konnten wir den  Inhaber sehen und einen Fremden, der neben ihm stand.
Der andere Typ  sammelte derweil sämtliche Karten aus dem Regal ein. Was wollte die  Regierung damit. Klar, es waren die besten Karten, aber die anderen  taugten zur Not auch. Es waren nur Kopien, die Originalen hatte ich.
„Sind das alle?" Fragte die Stimme. Sie hatten alle Karten in einen Seesack gestopft.
„Klar,  es war mir eine Ehre mit der Weltregierung Geschäfte zu machen." Pure  Ironie lag in seiner Stimme. Auch der Hass war unverkennbar. Dummer  alter Mann. Hör auf. Du begibst dich auf einen steinigen Pfad!
„Uns ebenso." Erwiderte der Mann.
Dann  ging alles ganz schnell. Der Mann zückte ein Messer und rammte es den  alten Mann in den Bauch. Sofort wollte ich aufschreien. Aber Bepo  presste eine Pfote gegen meinen Mund.
„Sei still. Zeugen braucht  keiner." Zischte er leise. Sie hatten den Mann umgebracht. Dies war der  erste Mord der sich vor meinen Augen abspielte.
Die Männer in  schwarz nickten sich kurz zu und traten aus dem Geschäft. Den Inhaber  ließen sie am Boden zurück. Beim Hinausgehen griff einer noch nach dem  Sack voller Münzen und nahm ihn wieder mit. Was für elendige Ratten.  Kaum fiel die Tür ins Schloss konnte mich Bepo nicht mehr halten. Ich  stürzte zu dem Inhaber. Auch wenn er uns mies behandelt hatte, so musste  ich doch irgendetwas tun.

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt