„Wir reden morgen, dann bin ich dich hoffentlich los." Seine Worte verschwammen bereits, genauso wie der Raum vor mir. Endlich schloss ich die Augen und alles versank in Dunkelheit. Endlich Freiheit.
Mein Schädel dröhnte. Ich fühlte mich komplett beschissen. Vorsichtig schlug ich die Augen auf und schloss sie direkt wieder, als das helle Licht einer Neonröhre mich blendete. Mit einer Hand rieb ich mir über die Augen, um die lästige Müdigkeit zu verscheuchen. Gott, mein Schädel. In meinen nächsten Leben bestell' ich mir einen neuen. Dieser hier war definitiv zu nichts mehr gebrauchen.
Versuchsweise wackelte ich mit meinen Zehen. Die Lähmung hatte als etwas nachgelassen, obwohl ich immer noch etwas steif fühlte. Aber dies konnte auch auf meinen unbequemen Untergrund verschuldet sein. Erneut blinzelte ich gegen das Licht an und öffnete dann die Augen komplett.
Yeah. Scheint als wäre ich aus der Folterkammer nicht gerade raus gekommen. Stattdessen lag ich auf der Krankenliege. Toll, eine Matratze hatten die wohl nicht mehr übrig. Meine Rücken würde es ihnen danken.
Innerlich drehte es mir den Magen um. Schon wieder in der verdammten Folterkammer. War es nicht schon schlimm genug an Board der Death zu sein? Mussten sie mich dann auch noch in mein absolutes Lieblingszimmer bringen. Ich schluckte nervös. Sofort begann mein Kopf wieder die Szene vor mir abzuspielen. Law wie er vor mir kniete. Eine Spritze in der Hand. Was zur Hölle hatte der Kerl mir gegeben? Nach der Spritze hatte ich einen verdammten Blackout bekommen.
Sofern ich einen Blackout beurteilen konnte. Bis jetzt hatte noch nie übermäßig viel getrunken, oder war am Rande meiner Besinnung gewesen. Aber dies könnte sich bald ändern. Oder zumindest hatte ich jetzt einen guten Grund dafür und er fing mit „L" an.
Law machte mir Angst. Seine komplette Art. Wie er sich bewegte, wie er sich verhielt. Wie ein Löwe der nur darauf wartete, dass das Gegenüber einen Fehler beginn um sich dann darauf zu stürzen und ihm dann die Kehle aufzureißen.
Er gehörte zu der Kategorie Männer von denen ich mich bevorzugter Weise fern hielt. Kilometer entfernt. Nur leider war ich nun seinen Launen ausgesetzt. Mein Leben hing von seinen Wohlwollen ab. Diese Fremdbestimmung beunruhigte mich. Ein Fingerschnippen von ihm reichte aus und seine Crew würde mich von Board schmeißen. Ich konnte ihm glatt dankbar sein, dass ich noch lebte.
Erschrocken fuhr ich hoch und stieß prompt mit meiner Hand einen Ständer neben meiner Krankenliege um. Mit einem lauten Scheppern ging er zu Boden. Wer wusste, was die in der Zwischenzeit mit mir angestellt hatten. Sofort untersuchte ich meine Arme und Beine – nichts. Bis auf die Einstichswunde an meiner Schulter. Auch sonst fühlte ich mich relativ gut, meinen Schädel mal außen vor gelassen. Dementsprechend schloss ich, dass sie mich nicht in irgendeiner schändlichen Weise angefasst hatten. Immer hin ein kleiner Erfolg auf mein Konto. Meine Klamotten trug ich auch noch, obwohl sie langsam anfingen zu muffeln. Wie viel Zeit wohl vergangen war seit ich auf der Death als unfreiwilliger Passagier gelandet war.
Unfreiwilliger Passagier hörte sich immer noch besser an als „wird bald sterben und hat noch keine Idee für den Grabstein, aber eine geschwungene Schrift wäre ganz nett".
„Ach, auch schon wach Kleine?" Ja, ich wünschte ich könnte jetzt meinen Winterschlaf halten und zwar so lange bis Law weit weg war. Vielleicht konnte man ja die Zeit mit Distanz ersetzten. Law drehte sich lässig auf seinen Bürostuhl zu mir um und schenkte mir ein spöttisches Lächeln.
Das war nicht gut. Ein lächelnder Law war unheimlicher als ein emotionsloser Law. Okay, er war so oder so unheimlich. Ich bezweifelte stark, dass Law eine Antwort auf seine rhetorische Frage wollte, deshalb schwieg ich. Schweigen war bekanntlich Gold und Reden Silber.
Laws Augen ruhten ungeniert auf mir. Automatisch begann ich zu zittern. Law Lächeln wurde eine Spur breiter. Das Arschloch genoss es also mich so zu sehen, und das wundert dich? Du hast vom ersten Moment an gewusst, dass er nicht gerade der nette Nachbar von neben an ist, Idiotin. Ja, vielen Dank auch innere Stimme.
„Mitkommen." Ja, ganze Sätze. Prädikat und so ein Schwachsinn, wer braucht das schon – Law definitiv nicht. Klar, ich folge. Idiot. Noch abwertender konnte man kaum mit mir umgehen. Okay, in seinen Augen war ich das nervige Etwas, dass auf seinem U-Boot rumgammelte und den ganzen Verkehr aufhielt.
Toll, nun nahm ich ihn auch noch gedanklich in Schutz. Auf der einen Seite hasste ich Law wirklich, aber meine Angst überwiegte.
Nervös kaute ich auf meiner Lippe und machte mich daran meine Beine über die Liege zu schwingen.
„Heute noch? Hab nicht den ganzen Tag für dich Zeit, Kleine." Ich zuckte sofort zusammen und mein Zittern nahm wieder zu. Ich war ein lästiges Übel und er würde mich bald aus dem Weg schaffen. Brauchte man überhaupt einen Grabstein, wenn man über die Blanke der Death gehen musste. Da wäre der Grabstein wohl eine müßige Geldverschwendung.
Geduld ist eine Tugend die Law wohl noch nicht begriffen hatte. Außerdem ich war doch dabei – warum stresste der dann bitte so rum? Arsch.
Schwankend erhob ich mich. Law machte keine Anstalten mir zu helfen, wie wundervoll. Charmant und Gentleman-Verhalten konnte ich nun auch von der Liste streichen.
In mir widerstrebten sämtliche Atome in seine Richtung zu gehen, aber die Wahl hatte ich nicht wirklich. Widersetzten würde wahrscheinlich nicht so gut ankommen. Einfach brav mitspielen und regelmäßigen Atmen. Hätte er dich Tod sehen wollen, hätte er genug Gelegenheiten gehabt.
Er ging voraus und ich dackelte brav wie ein trainierter Hund hinterher. Auch wenn es mir nicht gerade leicht fiel. Meine Muskeln fühlten sich so steif an und jeder Schritt kostete mir mehr Kraft als gewöhnlich. Außerdem fühlte sich mein Kopf immer noch wie gematscht an.
Gemeinsam, sofern Law und ich jemals irgendetwas „gemeinsam" tun würden, gingen wir durch den Flur und er öffnete die eine Tür. Er hatte während der gesamten Zeit geschwiegen und war zügig voran geschritten. Er hatte es auch nicht eingesehen auf mein Tempo Rücksicht zu nehmen. Ja, ich hatte mittlerweile begriffen, dass Law mich nicht ausstehen konnte. Es beruhte sogar auf Gegenseitigkeit. Aber, dass er es so deutlich machen musste, war schon etwas kindisch.
Hinter der Tür lag die Küche. Wäre mein Kopf nicht noch immer leicht geschädigt, hätte ich den Bauplan zur Orientierung herangezogen, aber die Kopfschmerzen verhinderten dies.
Kaum war die Tür offen schallte uns der übliche Essenslärm entgegen. Besteck klapperte und Gespräche fanden statt. Neben der offenen Küche war ein großer Esstisch, der bereits ziemlich gut gefüllt war. Ich erkannte Shashi, der neben Pinguin saß. Bepo, der Eisbär war auch anwesend. Etwas abseits von dem Tisch standen drei gemütliche Sessels, die in Richtung des Tisches ausgerichtet. Daneben war ein kleiner Abstelltisch auf dem ein paar Bücher rumlagen.
Der Eisbär war in diesem Moment der kleinste Schock für mich. Immerhin war der relativ flauschig und lächelte. Automatisch hatte ich das Verlangen ist das weiche, weiße Fell zu greifen und nie wieder loszulassen. Die weiteren Personen in dem Raum waren mir größtenteils unbekannt. Zwei hatte ich einmal kurz gesehen, als ich auf dem Flur von Law weggelaufen war.
Alle trugen diese komischen Overalls – Law hatte definitiv nicht Mode studiert, sonst hätte er ein passenderes Outfit gewählt. Als Law in den Raum eintrat, senkte sich der Geräuschpegel sofort und die Gespräche wurden entweder eingestellt oder leiser weitergeführt. Das klimpern der Bestecke blieb.
Ich blieb währenddessen angespannt am Türrahmen stehen. Als würde ich freiwillig in die Höhle des Löwen gehen. Keine zehn Pferde würden mich da rein kriegen. Nie in meinen Leben würde ich mich zu ihnen an den Tisch setzten.
Normalerweise setzte ich mich nicht mal zu meinen Arbeitskollegen, die ich wahrscheinlich nie wieder sehen würde. Grundsätzlich gab es eine ganz einfache Regel: Bei fremden Menschen wird Abstand gehalten, komme was wolle.
Warum brachte mich Law zum Abendessen? Wollten sie danach Gruppenvergewaltigung spielen und ich war das Opfer. Ich konnte keine weiblichen Crew Mitglieder erkennen. Ich schluckte. Wieder hatte ich das große Bedürfnis wegzurennen. Nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen. Bis jetzt hatten alle Law im Visier, das war meine Chance.
Dementsprechend trat ich einen kleinen Schritt zurück. Es war so als hätte Law mittlerweile einen siebten Sinn für mich entwickelt. Denn er schien mein Vorhaben schon bemerkt zu haben.
„Setz dich, sofort." Knurrte er. Er hatte mittlerweile am Kopfende des Tisches Platz genommen und nahm sich entspannt Essen. Schön, dass einer von uns beiden entspannt war, ich war Meilenweit davon entfernt.
Wie immer hatte ich nicht wirklich die Wahl und trat in den Raum hinein. Durchs Laws Befehl und meine Bewegung schien nun auch der Rest der Crew auf mich aufmerksam zu werden. Unzählige Augenpaare blickten mich neugierig an. Meine Augen wurden immer größer und ich erstarrte zur Salzsäule.
Bitte, bitte schaut doch einfach, wo anders hin. Nervös schaute ich mich um. Vielleicht sollte ich doch schreiend aus dem Raum rennen. Konnte nicht jemand die Situation retten? Wo war mein Ritter in strahlender Rüstung? Tja. Der ist seit Jahren verschollen.
Ich holte tief Luft und stolperte in Richtung der Sessel und lies mich darauf sinken. Die Sessel waren taktisch am klügsten – sie standen am Weitesten vom Tisch weg und somit auch von der Crew. Zwar stand auf dem Tisch Essen und ich hatte wirklich Hunger, aber noch war ich in der Lage zu widerstehen.
Niemals würde ich in Richtung des Tisches gehen. Meine Reaktion schien Law zu belustigen. Ein kurzes Lächeln war über sein Gesicht gehuscht und nun war es wieder kalt.
Nervös zog ich meine Beine zu meinen Oberkörper und umschlang diese mit meinen Armen, somit bildete ich eine Art Mauer zwischen den Blicken und mir. Ich kaute nervös auf der Unterlippe und schaute mich hektisch im Raum um, um jede Gefahr schnellstmöglich zu erkennen und rechtzeitig davonzulaufen. Die größte Gefahr saß wohl am Kopfende des Tisches.
Das rothaarige Crewmitglied, dessen Bauch mich leicht an Steve erinnerte erhob sich und ging in Richtung Küche. Dort kramte er in ein paar Schüben und holte Teller mit Besteck hervor. Dann ging er zum Tisch und lud ordentlich Essen auf. Anschließend ging er in meine Richtung. Sofort verkrampfte ich mich. Der Kerl wollte doch nicht ernsthaft zu mir.
Okay, Rothaar war immerhin nicht Law, also entspann dich etwas. Er stellte das Essen auf den kleinen Tisch, wo auch die Bücher lagen und legte das Besteck dazu.
„Na Kleine, die Figur kriegen wir schon wieder hin!" Zaghaft lächelte ich ihn an. Es war wirklich der erste nette Satz, wo ich zuhören bekam. Außerdem hatte er mir Essen gebracht, welches herrlich duftete.
Er streckte mir die Hand entgegen. Kurz zuckte ich noch zusammen, dann gab ich mir einen Ruck und schüttelte kurz seine Hand. Körperkontakt – ekelhaft. Sein Händedruck war weder zu fest noch zu lasch. Schüchtern blickte ich zu ihm hoch und nickte ihm zu.
„Robert, der beste Koch, den du an Board finden wirst." Humor hatte er auch. Robert war schon etwas älter. Ich schätzte ihn Ende dreißig. Aber das machte ihn nicht weniger sympathisch. Seine braunen Augen funkelten mich neugierig an, aber nicht zu neugierig. Stattdessen lag auch ein beruhigender Ausdruck in seinen Augen.
„L-Liz.." nuschelte ich. Damit war der Höflichkeit genüge getan. Er wandte sich wieder ab und gesellte sich zu seinen Kameraden, aber nicht ohne mir vorher noch zu zwinkern.
Nun begutachte ich das Essen, das so herrlich duftete. Es gab Fisch in einer leckeren Soße und dazu Reis. Obwohl mir ehrlich gesagt egal war was es gab, Hauptsache Essen. Ich nahm den Teller auf meinen Schoß und begann das Essen in mich hinein zu schaufeln. Tischsitten waren in diesem Moment eher sekundär.
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Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]
أدب الهواةLaw x OC // [FERTIGGESTELLT] // Der Kerl starrte mich die ganze Zeit an. Ich mochte seinen forschenden Blick auf mir nicht. Seine grauen Augen hatten einen kalten Ausdruck, der mir eine Gänsehaut einjagte. „Der Name?" Ich stockte. Meinte er mich? E...