Grob stieß er mit einen Fuß die Tür zum Deck auf und trat in die Kälte. Nun war ich ihm noch dankbarer für die Decke. Es war wirklich kalt. Vor allem ich trug immer noch die Sachen von Grey Spooks, die nicht gerade auf Winter ausgelegt waren.
Was mich draußen erwartete lies mich geistig erstarren. Law und seine gesamte Crew waren in der Mitte des Decks zusammengetrieben und komplett umstellt. Des Weiteren hatte keiner von ihnen Waffen, oder machte einen kampfbereiten Eindruck.
Wir waren so ziemlich am Arsch. Der Feind hatte uns komplett in seiner Gewalt.
Noch immer stand ich an der Seite von Blondie, der meinen Oberarm fest im Griff hatte – Körperkontakt. Ekelhaft. Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen. Die Gegner machten alle einen kampfbereiten Eindruck, anders als wir. Sie wirkten stark und rücksichtlos. Allerdings konnte ich sie auf Anhieb keiner Gruppierung zuordnen. Also spielte ich das bewährte Ausschlussspiel. Marine konnte ich streichen, da die Marine größtenteils in Uniform unterwegs war, was hier nicht der Fall war. Der Haufen war kunterbunt angezogen und hatte nicht das typische Blau der Marine an. Ebenso konnte ich die Regierung ausschließen, die würden solch hässliche Klamotten auch nicht anziehen. Blieben nur noch Piraten oder Revolutionäre.
Bei Piraten hatte ich das Problem, dass ich nicht wusste, wie diese sich untereinander verhielten. Gab es so etwas wie den berühmten Piraten-Kodex? Oder einen Ehren-Kodex. In erster Linie wollten Piraten immer nur das Beste: Geld, Macht und Ruhm. War man dann einem potenziellen Konkurrenten positiv gesinnt? Wohl eher nicht. Immerhin konnte dieser einen die Beute streitig machen. Aber gab es nicht auch Allianzen zwischen den Piraten? Vielleicht waren die Feinde hier, um die Bedingungen auszuhandeln – okay, das glaubst wohl selbst nicht. Genau aus diesem Grund hatten sie uns auch umstellt und in die Mitte getrieben, wie eine Scharfherde, die zur Schlachtbank geführt wurde.
Die letzte Option waren die Revolutionäre, aber die konnte ich überhaupt nicht einnorden. Ich hatte noch nie welche getroffen – zumindest nicht bewusst.
Blondie bugsierte mich zu einer Kiste, die in der Nähe der Reling stand und bedeutete mir Platz zu nehmen. Ich widersprach selbstverständlich nicht, sondern tat wie mir geheißen. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen – immer schön die Füße stillhalten. Ich zog die Beine an meinen Oberkörper und umschlang diese mit meinen Händen, um mich ganz klein zu machen. Blondie blieb neben mir stehen und musterte unsere Gruppe. Sein Blick war fast schon spöttisch, fast so als würde er uns überhaupt nicht ernst nehmen, oder als Bedrohung ansehen. Viel eher als ein notwendiges Übel, mit dem er reden musste.
Mir entging auch nicht, dass Law mich während der gesamten Zeit ignorierte. Er hatte mir lediglich einen Blick zugeworfen und dann sich wieder abgewandt, in seiner typisch kalten Manier. Vielen Dank auch, schön, dass du dir Sorgen gemacht hast – wäre doch nicht nötig gewesen. Penner.
Die Crew warf derweil immer wieder besorgte Blicke auf mich und versuchte sich gegenseitig aus den Weg zu räumen, um einen besseren Blick auf mich zu erhaschen. Natürlich, sie hatte mich nun über eine Woche nicht mehr gesehen und waren selbstverständlich neugierig, wer konnte es ihnen schon verübel? Als das Gedrängel zunahm, zischte Law etwas und rief die Bande damit zur Ruhe. Immerhin hatte er seine Leute (größtenteils) im Griff, das musste man ihm lassen.
„Sind das alle?", meinte Blondie zu einem Schwarzhaarigen, der allen Ernstes ohne Oberteil dastand. Ich konnte seinen durchtrainierten Oberkörper eingehend betrachten. Okay, der Kerl war absolut heiß – eine richtige Sahneschnitte. Passend zu dem nicht vorhandenen Oberteil trug er Shorts und einen sommerlichen Hut. Fror der Kerl überhaupt? War bei ihm irgendein Gen abhanden gekommen, das die Kälte wahrnahm.
Mr. Ich-bin-immun-gegen-Kälte schien die Frage von Blondie gekonnt zu ignorieren und starrte mich neugierig an. Prompt lief ich unter dem forschenden Blick rot an und wandte beschämt das Gesicht in eine andere Richtung. Hatte mich der Kerl etwa beim starren erwischt? Mein Gott war das peinlich.
Blondie verdrehte genervt die Augen, als ihm der Blick seines Kollegen auffiel. Diese Geste ließ ihn seltsam menschlich erscheinen und nahm mir einen Teil meiner Angst. Er war kein emotionsloser Stein, sondern besaß durchaus Emotionen, damit konnte ich arbeiten.
„Hab' unter Deck niemanden mehr gesehen", meinte Mr. Ich-steh-auf-Kälte und setzte sich neben mich auf die Kiste. Ich erstarrte noch mehr zum Eiszapfen (Achtung: Dezente Anspielung auf die vorherige Zeile – vielleicht checkt jemand den Humor).
‚Rühr dich nicht vom Fleck', murmelte die innere Stimme eindringlich. Nicht die potenzielle Bedrohung auf dich Aufmerksam machen. Alles ist gut. Ganz ruhig, Liz. Der Kerl neben dir wird dich schon nicht erwürgen, solange du keinen Muckser von dir gibst.
Mr. Ich-bin-unglaublich-heiß lehnte sich lässig zurück und schlug die Beine über. Ich biss mir auf die Lippe und wandte den Blick wieder ab.
„Fangen wir an?", fragte Blondie genervt oder gelangweilt, so recht konnte ich den Ton nicht einnorden. Womit anfangen? Wollten sie uns nun alle abschlachten. Genug Männer hatten sie dabei. Unser gesamtes Deck wimmelte von Feinden, kein Wunder, dass Law keinen Kampf riskiert hatte. Oder hatten sie es auf unsere nicht vorhandenen Schätze unter Deck abgesehen. Obwohl unter Deck waren sie bereits gewesen, sie wussten genauso gut wie ich, dass es unten nichts zu holen gab. Was wollten sie von uns.
„Klar, fang an", meinte der Schwarzhaarige und schloss die Augen. Anscheinend hatte mein neuer Sitznachbar wenig bis gar keine Sprachkenntnisse, denn sonst wäre ihm das ‚Wir' wie Plural im vorherigen Satz von Blondie aufgefallen.
„Wie? Du könntest auch mitmachen", fragte sein Gegenüber wieder nach. Anscheinend waren die beiden so etwas wie die Anführer.
„Ne, ich muss auf die Kleine hier aufpassen", meinte Mr. Aufpasser. Das konnte er doch nicht ernst meinen, sah ich etwa so gefährlich oder fluchtgefährdet aus, dass ich einen Aufpasser brauchte? Blondie schien ähnliche Gedanken zu haben und schüttete den Kopf und ging in die Mitte des Decks zu meiner Crew. Das er mich, ebenso wie Law, ‚Kleine' nannte ignorierte ich gekonnt. Meine Körpergröße war nichts besonderes, neben mir wirkte jeder Normalsterblicher wie ein Riese, zumindest dachte ich das. Derweil waren es bloß ein paar Zentimeter.
‚Meiner Crew' wann war es soweit gekommen, dass ich Laws Crew als meine ansah. Waren sie mir schon so sehr ans Herz gewachsen. Anscheinend.
Genervt baute sich Blondie vor der Crew auf und begann seine Ansprache.
„Okay, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit", ja wir auch nicht. Schön, dass er endlich zur Sache kam. Nun verdrehte mein Nachbar genervt die Augen und flüsterte in meine Richtung:
„Marco ist so eine Drama-Queen", Blondie hieß also Marco. Irgendwie passte der Name überhaupt nicht zu ihm. Innerlich beschloss ich ihn weiter Blondie zu nennen.
„Wer ist euer Käpt'n?", fragte Marco genervt in die Menge. Er wollte sich nicht mit dem Fußvolk abgeben, sondern gleich mit den wichtigen Leuten reden, wie Law.
Doch bevor irgendeiner ein weiteres Wort sagen konnte, betrat mein persönlicher Albtraum das Schiff. Ich war nicht hinterm Mond aufgewachsen, auch wenn ich es mir teilweise gewünscht hätte – ich erkannte einen Kaiser, wenn er quasi vor mir stand.
Mein Kopf ruckte regelrecht in seine Richtung. Trotz seines Alters und der vielen Narben, die seinen Oberkörper zierten, wirkte Whitebeard keines Wegs schwach, oder alt. Ganz im Gegenteil in seinen Augen loderte ein Feuer, welches ich noch nie gesehen hatte. Es war als hätte man mich aus meiner Trance gerissen. Erst jetzt nahm ich das riesige Schiff neben unseren war auf dessen Segel das Logo der Kaiserpiratenbande war. Wir waren verloren.
Die Aura, die den Kaiser umgab, ließ mich erschauernd, dies war Macht in seiner reinsten Form. Klar, Law besaß auch eine gewisse Ausstrahlung, aber verglichen mit der des Kaisers wirkte es wie ein kleiner unbedeutender Funke. Nun fiel mir auch das Logo an Marcos Jacke auf. Ob es Law auch gesehen hatte? Und deshalb keinen Kampf riskiert hatte. Es wäre Selbstmord gewesen sich mit einer solchen Crew anzulegen. Doch was trieb die Crew in diesem Teil der Grand Line?
Ich riskierte einen Blick in Laws Richtung. Sein Blick war kalt, keine Emotionen – er trug das perfekte Pokerface, aber das brauchte er auch. Whitebeard nickte Marco zu und bedeutete ihm damit fortzufahren.
Währenddessen trat Law vor und stand nun dicht vor Marco.
„Ist dir kalt?", fragte der Schwarzhaarige neben mir und ich schreckte aus meinen besorgten Gedanken.
„Ähm..w-wie b-bitte?", stotterte ich und versuchte verzweifelt mein Zittern zu unterdrücken. Bis eben war mir gar nicht aufgefallen, dass ich zitterte. Das er überhaupt etwas verstand verwunderte mich. Meine Stimme klang so fremd, selbst in meinen eigenen Ohren.
„Naja, du zitterst?", fragte er besorgt nach. Seine Augen nahmen einen warmen Ausdruck an und tief in meinen inneren regte sich etwas wie Zutrauen. Ich bezweifelte, dass mein Sitznachbar ein Unmensch war, dafür wirkte er zu nett.
Ich zuckte hilflos mit Achseln und schaute wieder in Richtung Law. Wie ein kleines verschrecktes Reh musste ich hier auf meiner Kiste sitzen und einen bedauerlichen Eindruck machen.
Vorsichtig legte der Schwarzhaarige eine Hand auf meine Schulter. Ich fuhr regelrecht zusammen und machte mich noch kleiner als ohnehin schon. Sofort nahm er seine warme Hand wieder weg und guckte mich betreten an, irgendwie erinnerte mich dieser Ausdruck an Bepo.
„Alles gut, ich tu dir nichts. Ich bin übrigens Ace", dazu setzte er ein breites Grinsen auf und guckte mich tröstend an.
„ähm..L-liz", nuschelte ich. Es wäre unhöflich gewesen hätte ich mich nicht vorgestellt.
„Bist du Piratin?", fragte er neugierig und seine braunen Augen funkelten mich neugierig an. Seine brauen Augen wirkten offen und erweckten mein Vertrauen.
Sofort schüttelte ich den Kopf – ich war keine Piratin und würde auch niemals eine werden.
„Was machst du dann auf einen Piratenschiff?", fragte Ace irritiert. Ja, das wüsste ich auch gern. Eigentlich war ich die Navigatorin von diesem Haufen, aber mittlerweile eher Ballast. Nun begann er mich eingehender zu betrachten. Wieder lief ich rot an – natürlich. Was er wohl sah? Ein zierliches Mädchen, das unglaublich blass war bis auf die widerwillige Röte auf den Wangen. Zwei Augen, das eine Eisblau, das andere dunkler. Braune Haare, die zottig und schlaff herunterhingen. Es war wahrlich kein schöner Anblick, eher ein ziemlich heruntergekommener. Außerdem musste ich unglaublich ausgezerrt wirken, wahrscheinlich hatte ich noch ein paar Kilos in der Woche verloren, durch die künstliche Ernährung. Ja, es musste wirklich bedeutend schönere Anblicke, als den meinen geben.
Als ich auf seine Frage noch immer keine Antwort geben konnte, oder wollte. Wurden seine Augen langsam skeptisch. Sein Blick wanderte wie von selbst zu der Crew und wieder zu mir. Dann loderte etwas wie Zorn in seinen Augen auf und seine entspannte Haltung änderte sich. Was hatte er denn auf einmal?
Es dauerte kurz bis der Groschen fiel. Ein Mädchen unter Piraten, ein Mädchen dessen gesundheitlicher Zustand angeschlagen war. Er hielt mich für eine Gefangene, für ein Opfer. Aber war ich das nicht auch? Auf eine paradoxe Art war ich es. Aber mittlerweile war ich keine Gefangene mehr. Mir stand es frei zu gehen, das war von Anfang an der Deal gewesen. Sobald ich meine Arbeit beendet hatte konnte ich gehen, aber das Versprechen an Robert würde mich daran hindern. Bis zum bitteren Ende würde ich Law helfen, sofern es mir möglich war, meine Mittel waren bekanntlich begrenzt.
Wütend ballte Ace neben mir die Hände und starrte die Piratencrew finster an. Bildete ich mir das ein, oder war gerade tatsächlich ein kleiner Funke auf seinen Händen zu sehen gewesen.
„Was wollt ihr?", erklang nun Laws Stimme. Er schien überhaupt nicht zufrieden mit der gesamten Situation. Gut, wer war das in diesem Fall schon – verübeln konnte ich es ihm auf jeden Fall nicht.
„Euren Navigator inklusive Log-Port", stellte Marco klar. Ich fuhr regelrecht zusammen. Kurz huschte Laws Blick in meine Richtung, aber nur einen Augenblick so, dass es keinen auffiel. Was wollten sie mit mir? War ihrer während eines Sturms über Board gegangen? Niemand brauchte zwei Navigatoren, aber einen musste man haben.
„Abgelehnt", meinte Law kalt. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte angespannt. Es war selbstverständlich, dass er die Forderung ablehnen musste. Ohne Log-Port und ohne Navigator saß er mitten auf der Grand Line fest. Er würde durch die Gegend irren.
Fast wie von selbst tastete meine Hand zu meinem Handgelenk und erstarrte. Mein Log-Port war weg. Er war nicht länger an meinem Handgelenk, sofort ging meine Hand Richtung Hosentasche, dort wo mein Kompass war. Er war noch da. Gott sei Dank. Aber wo zur Hölle war mein Log-Port. Sofort hielt ich Ausschau nach Bepo, er war der einzige, wo etwas Ahnung bezüglich der Navigation hatte, wenn Law halbwegs intelligent war hatte er ihm Bepo gegeben, damit dieser uns halbwegs durch den Sturm brachte. Bepo stand neben Shachi in einen orangefarbenen Overall, der sein Handgelenk verdeckte, aber ich war mir sicher, dass er den Log-Port hatte.
Wer würde schon einen Log-Port an einen Eisbär vermuten? Das wäre so ziemlich meine letzte These.
Marcos Miene verfinsterte sich Dank Laws Antwort prompt und er machte eine Geste. Einer der Whitebeardpiraten packte daraufhin Shachi und zog ihn aus der Menge und setzte ihm eine Klinge an dem Hals.
Laws Pokerface flackerte einen Moment und wurde dann wieder kalt. Aber die Reaktion hatte nicht nur ich gesehen, sondern auch Marco.
„Also?", fragte Marco erneut. Die Drohung war glasklar: Fang an mit uns zu kooperieren oder wir töten eins deiner Mitglieder nach den anderen. Mir wurde etwas flau im Magen. Sie sollten aufhören – sofort.
Stopp. Ich war hier die Navigatorin, sie brauchten mich. Sie sollten die anderen in Ruhe lassen und zwar sofort. Ich musste dem Ganzen ein Ende bereiten und zwar sofort. Es konnte nicht sein, dass erneut Unschuldige starben – wegen mir. Ein Teil von mir fühlte sich in die Vergangenheit zurück katapultiert. Es war eine ähnliche Situation wie bei Robert, ich hätte mich nur stellen müssen und niemand wäre zu Schaden gekommen. Noch einmal konnte es nicht so weit kommen lassen. Unter gar keinen Umständen wollte ich erneut das Blut eines Heartpiraten an meinen Händen haben.
Ich machte Anstalten mich zu erheben, doch Bepo fokussierte mich und schüttelte eindringlich mit dem Kopf. Was wollte er mir mitteilen? Hatte Law einen Plan? Oder warum bat mich Bepo um Zurückhaltung.
Marco wurde jede Sekunde ungeduldiger und gab schließlich ein Zeichen, als Law immer noch keine Reaktion zeigte.
Shachi, der einen seltsam gelassenen Ausdruck zur Schau stellte, wurde fester gepackt und die Klinge ritzte nun ganz die ersten Hautschichten seiner Kehle an.
„Vielleicht bringt ihr gerade den Navigator um", sagte Law trocken und wandte sich wieder zu Marco. Dieser erstarrte und warf Law einen wütenden Blick zu. Dann wandte er sich Shachi zu.
„Bist du der Navigator?", fragte er scharf. Oh je, langsam schien er wirklich die Geduld zu verlieren.
„Vielleicht", erwiderte Shachi und blickte Marco fest in die Augen. Nun verstand ich langsam das Spiel, das Law mit den Whitebeardpiraten spielte. Sie wusste nicht wer von uns der Navigator war und sie brauchten diesen dringend. Law hatte die Notsituation erkannt und wusste, dass die feindlichen Piraten das Risiko eines potenziellen Navigatorverlust nicht eingehen konnten. Er würde jeden einfach als Navigator betiteln. Marco würde auch niemanden umbringen, solange er sich nicht sicher war.
Zwar pokerte Law hoch, aber er wusste wie man spielte. An Intelligenz mangelte es ihm tatsächlich nicht. Ein kleiner Teil von mir bewunderte Law für seinen riskanten Schachzug, der andere Teil fragte sich, wie er aus der Nummer wieder rauskommen wollte.
Auch Marco schien das Spiel, in dem er sich befand, langsam zu begreifen und verzog das Gesicht. Am interessantesten empfand ich die Reaktion von Whitebeard, der ein leichtes Grinsen auf den Lippen hatte, in seinen Augen schimmerte sogar eine Art von Bewunderung für Law. Natürlich, er hatte in einer für sich ausweglosen Situation einen Vorteil gezogen, dass konnte nicht jeder Pirat. Kein Wunder, dass so etwas der Kaiser zu würdigen wusste.
„Gut, dann spielen wir anders", knurrte Marco und winkte Ace. Dieser seufzte und murmelte in meine Richtung eine Entschuldigung. Für was entschuldigte er sich bitte?
Grob packte Ace mich am Arm und zerrte mich hoch und schleifte mich in Richtung meiner Crew. Automatisch begann ich nach ihm zu treten und versuchte mich zu winden. Ich traf ihm sogar am Schienenbein, allerdings tat dies mir deutlich mehr weh als ihm, denn er marschierte einfach weiter. Schnell stellte ich mein Gezappel wieder ein, als ich merkte, dass mein Körper solche Anstrengung nicht verkraften konnte. Mein Sichtfeld bekam schon wieder einen leicht schwärzlichen Rand und mein Kopf begann von neuen zu dröhnen. Ich war noch immer zu schwach. Also blieb es bei den paar Sekunden Gegenwehr, die mich völlig fertig machte.
Wir platzierten uns wenige Schritte von Law entfernt. Fest hatte mich Ace im Griff. Schüchtern blickte ich nun zu ihm hoch, seine Miene war nun nicht mehr so offen und freundlich wie eben. Warum mussten Menschen immer so grausam sein?
„Wie schaut es mit ihr aus? Ist sie auch Navigatorin?", fragte Marco spöttisch. Anscheinend erhoffte er sich von Law nun eine andere Reaktion, da ich das einzige Mädchen in der Crew war und somit ein potenzieller Schwachpunkt. Außerdem machte ich einen ziemlich erbärmlichen Eindruck, würde Ace mich nicht so fest halten, würde ich am Boden kauern.
Law verzog keine Miene und zuckte lediglich gleichgültig mit den Achseln. War ich ihm wirklich so egal? Natürlich war ich das, er musste sein Spiel aufrecht erhalten. Aber es schmerzte trotzdem, dass er mich keines Blickes würdigte.
„Bist du der Navigator?", fragte mich Marco nun. Grundsätzlich galt, dass ich eine schlechte Lügnerin war, aber in diesem Fall musste ich nicht lügen.
Ich nickte und blickte schnell wieder nach unten.
„Ace", forderte Marco und ich merkte deutlich, dass es Ace missfiel, dass er so sehr herumkommandiert wurde. Ebenfalls merkte ich nun den Blick von Whitebeard in meinen Nacken, der mich neugierig musterte.
Ace ballte eine Hand zur Faust und dann brannte seine Hand. Seine Hand brannte wortwörtlich, allerdings schien sie ihn nicht zu verbrennen, sondern schmiegte sich an seine Hand und ließ diese unberührt zurück. Ace war ein Teuefelsfruchtnutzer. Er packte mich fester und machte Anstalten mich mit seiner Feuerhand zu berühren. Das war der Moment in dem meine Sicherungen durchgingen und ich sämtliche Kraftreserven aufbrachte.
Reine Panik durchflutete mich und mein Körper spannte jeden Muskel an, es war mir gleich, ob es schmerzte. Mein Ziel war ganz einfach: Ich musste weg von diesem Feuer. Ich begann um mich zu schlagen und erwischte aus Versehen seine brennende Hand. Automatisch stieß ich ein krächzendes hohes Geräusch aus, was unter anderen Umständen ein Schrei wäre. Doch mein Gezappel stellte ich nicht ein, obwohl ich mich verbrannt hatte. Er sollte mich loslassen. Ich bekam immer mehr Panik, meine Sicht schränkte sich immer mehr ein, aber ich kämpfte weiter wie eine Löwin. Alles war besser, als am lebendigen Leib verbrannt zu werden. Er sollte aufhören mir solche Angst zu machen. Mein Atmen wurde immer hektischer und schon merkte ich den altbekannten Schmerz in meiner Brust. Mein Herz begann nun auch panisch auf und ab zu Hüpfen in meiner Brust.
Panisch schnappte ich nach Luft, aber sie schienen meine Lungen nicht zu erreichen. Ich schlug wie eine Wilde um mich. Tränen traten mir in die Augen. Ein gebranntes Kind scheute das Feuer, reichte es nicht, dass meine Heimat in Schutt und Asche lag. Sie war ebenso niedergebrannt, sollte ich nun auch in den Flammen zugrunde gehen? Von Sekunde zu Sekunde merkte ich, wie meine Kräfte schwanden und meine Sicht wurde immer trüber. Doch ich konnte meinen Blick nicht von der brennenden Faust nehmen. Was war das für ein Monster, das mich in seiner Gewalt hatte. Wieder trat ich mit meinen Fuß zu und traf nur auf stählende Muskeln. Warum griff keiner ein, warum half mir keiner? Dieses Monster..
„Monster", flüsterte ich ganz schwach in meiner Panik. Doch es war laut genug, dass Ace es vernahm. Ein Ruck ging durch meinen Körper. Er hatte mich losgelassen und starrte mich entgeistert an. Auf allen Vieren kroch ich rückwärts, einfach nur noch weg von ihm. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Seine Augen schienen mich um Vergebung zu bitten, doch ich wollte einfach nur entkommen.
Mich packten zwei starke Arme von hinten und zogen mich weiter weg von dem Monster. Meine erste Reaktion war natürlich nach hinten zu schlagen.
„Schh... alles gut..", murmelte eine Stimme und ich merkte, dass ich nun bei meiner Crew war. Will hatte mich gepackt und in den schützenden Kreis der Crew gezogen und strich mir immer wieder sanft über den Rücken, um mich zu beruhigen. Doch leider half das überhaupt nichts. Ich wollte mich nicht beruhigen. Meine Augen starrte noch immer voller Furcht zu Ace, ich konnte ihn nicht aus den Augen lassen. Er war eine Bedrohung, ein Monster direkt aus der Hölle entsprungen. Wer hatte ein solches Monster auf die Welt gebracht.
Noch immer flüsterte Will mir beruhigende Worte ins Ohr, aber ich wollte nicht aufhören zu zittern. Mein ganzer Körper vibrierte förmlich. Irgendetwas wurde über meine Schultern gehängt, wahrscheinlich eine Jacke oder so. Viel bekam ich nicht mehr mit. Meine Gedanken schweiften immer mehr ab.
Erneut versuchte der Koch zu mir durchzudringen indem er eine Hand auf meine Schulter legte. Dies hatte auch das Monster getan, sofort ruckte ich weg und schlug nach Will. In diesem Moment wollte ich nicht mehr entscheiden wer Freund und wer Feind war. Sie waren alle gleich. Alle wollten mich zerstören, die einen schnell, die anderen langsam.
Law hatte den Blick von Marco abgewandt und starrte mich an. Er ging einen Schritt in meine Richtung und schien sich dann wieder zu besinnen.
Ich zog die Knie an und legte meine Arme um die Knie und wiegte mich hin und her. Neben mir ließ sich plötzlich jemand nieder. Sofort fuhr ich zusammen und starrte auf Bepo, der nu neben mir saß. Er schaute mich ganz ruhig an und lächelte leicht. Doch ich wollte nichts mehr von dieser Welt sehen, die voller Monster war, die darauf warteten mich zu verschlingen oder verbrennen.
„Auf kleine Mädchen losgehen könnt ihr schon mal", zischte Will aufgebracht in Aces Richtung. Das Monster hob abwehrend die Hände und warf mir immer wieder entschuldigende Blicke zu. Erst jetzt fiel mein Blick auf mein linkes Handgelenk – es war verbrannt. Es war feuerrot und die Haut wirkte uneben und trocken und es brannte. Eine einzelne Träne tropfte auf mein Handgelenk und fast schon erwartete ich eine Art Zischen, doch die Flüssigkeit rann herunter und tropfte auf den Boden. Ganz langsam beruhigte ich mich wieder.
„Es war keine Absicht", murmelte Ace betreten und warf mir immer wieder verzweifelte Blicke zu. Er bat regelrecht um Vergebung, doch ich war von nun an gebrandmarkt, wie ein Stück Vieh, das am Markt versteigert wurde.
„Weshalb braucht ihr einen Navigator", fragte Law in die Stille.
„Meuterei", erwiderte Ace trocken und wandte den Blick nicht von mir ab. Fast schon wie ein bettelender Hund sah er mich aus seinen brauen Augen.
„Euer Navigator hat gemeutert?", fragte Law, er klang überrascht. Ob er überrascht war weil er eine Antwort bekommen hatte, oder wegen der Antwort selbst.
„Nein. Der Deserteur hat den Navigator umgebracht, sich den Log-Port gekrallt und sich aus dem Staub gemacht. Das war vor vier Tagen. Ihr seid das erste Schiff am Horizont gewesen, was wir seitdem erblickt haben und unsere Chance wieder auf Kurs zu kommen", antwortete Marco. Ace ballte währenddessen wütend die Faust. Sofort zog ich wieder den Kopf ein, kaum merkte er es, gab er seine bedrohliche Haltung wieder auf.
„Mein Sohn hat uns alle verraten", meinte Whitebeard traurig. Auf einmal empfand ich den alten Mann nicht mehr als stark, sondern vielmehr als gebrochen. Er bedauerte den Verrat und machte sich selbst Vorwürfe. Die Stimmung an sich hatte sich auch komplett bei diesen Worten geändert. Die Crew wirkte nicht angriffslustig, sondern vielmehr traurig. Natürlich, sie hatten einen Kameraden verloren, einen Freund. Wir wussten zu gut wie es sich anfühlt. Jedoch war unser Kamerad von der Weltregierung ermordet worden und nicht aus eigenen Reihen.
Die Tatsache, dass Whitebeards eigener Sohn ihn verraten hatte, machte die Situation nicht gerade besser. Mitleid überkam mich. Kein Wunder, dass Marco so rabiat vorging.
Law blieb stumm. Er hatte seine Antworten, aber er war kein Samariter. Nun wandte sich Whitebeard direkt an Law. Von Käpt'n zu Käpt'n. Anscheinend hatte Marco genug getan.
„Entweder ihr helft uns bis zur nächsten Insel oder wir versenken euch. Zwar beinhaltet dies auch unseren eigenen Untergang, aber wir haben keine Angst vor dem Tod", erklang die tiefe Stimme von Whitebeard. Nun begann die Sache interessant zu werden. Wahrscheinlich hatten sie gemerkt, dass sie auf unsere Kooperation angewiesen waren und diese konnte er nicht erzwingen.
„Wir segeln als Flotte und kämpfen gemeinsam bis zur nächsten Insel, quasi eine halbe Allianz", stellte Law klar. Eine Allianz unter Piraten, faszinierend welche Wendungen mein Leben doch für mich bereithielt.
„So sei es", nickte Whitebeard und wandte sich ab. Doch dann drehte er sich noch einmal um und starrte mich eindringlich an.
„Es war nicht die Absicht meines Sohnes dich zu verletzen, Kind", sagte er ruhig und sprang an Deck seines Schiffes. Die Hälfte seiner Crew folgte ihm und unser Deck leerte sich zügig. Marco starrte noch immer grimmig durch die Gegend und hatte sich zu dem Monster gesellt. Dieser hatte noch immer diesen bedauernden Gesichtsausdruck und guckte mich traurig an.
Law schritt zügig auf seine Crew zu.
„Auf eure Posten", kommandierte er so gleich in alter Manier. Bepo blieb selbstverständlich an meiner Seite sitzen. Erst jetzt merkte ich, dass er seine Pfote schützend auf meinen Rücken gelegt hatte. Law hob die Decke auf, die ich wohl verloren hatte, als das Monster mich zu Marco zerrte. Er trat auf mich zu und sein Gesicht zeigte eine Art Grimasse, sollte das etwa ein Grinsen darstellen?
„Na ausgeschlafen, Prinzessin?", fragte er spöttisch und legte mir die Decke um die Schulter. Träge schüttelte ich den Kopf. Jetzt, wo die Anspannung langsam aus meinen Knochen wich und das Adrenalin nicht mehr durch meine Adern pumpte merkte ich wie kaputt ich war.
Ich fühlte mich richtig erbärmlich.
Plötzlich tauchte Ace neben Law auf. Das Monster war ein paar Zentimeter kleiner als mein Käptn. Verlegen kratzte sich Mr. Superheiß am Hinterkopf und kniete sich vor mir hin. Sofort erwachten meine trägen Glieder wieder zum Leben und ich robbte förmlich nach hinten um Distanz zwischen mir und Ace zu schaffen.
„Zeig mal her", murmelte er und deutete auf mein Handgelenk. Keine Chance, niemals würde ich ihm irgendeins meiner Körperteile hinhalten. Das konnte er so was von vergessen. Auch wenn er mich noch so bittend aus seinen brauen Augen anschaute. Nein. Er sollte mich nie wieder anfassen.
„Glaub du hast genug angerichtet", kam es spitz von Law. Er gab sich nicht einmal mehr Mühe die Wut in seiner Stimme zu unterdrücken. Erst jetzt viel mir auf wie sehr sich Law zusammen riss. Als neben mir auch noch ein deutliches Knurren von Bepo kam wusste ich endgültig Bescheid. Sie würden ihn regelrecht zerfleischen, wenn er mir zu nahe kam.
„Mit dir redet keiner", stellte Ace klar und erhob sich wieder und stand nun Law ganz dicht gegenüber. Was trieben die zwei da. Hilfesuchend sah ich mich um, gab es irgendjemanden der den potenziellen Streit verhindern konnte. Es waren lediglich noch Bepo und Marco anwesend. Dieser hatte die Arme verschränkt und musterte Ace mit zusammengezogenen Augenbrauen, machte aber keine Anstalten einzugreifen.
„Fass sie nie wieder an", zischte Law. So eine Reaktion hatte ich von ihm nie zuvor zu Gesicht bekommen. Er hatte sich richtig groß gemacht, die Schultern waren gestraft und sein Blick sprach nur Bände ‚Fass sie an und du wirst ein Wunder erleben'. Er war tierisch angepisst und schien alles dran zu setzen mich zu beschützen. Sonst war seine Miene immer so kalt und unberechenbar gewesen, doch nun schien er wütend. Dieses Mal nicht auf mich, sondern auf sein Gegenüber. Ace war ihm ein Dorn im Auge. Noch nie war Law mit einer solch sichtbaren Ablehnung auf einen anderen Menschen zugegangen.
„Da hat sie auch ein Wörtchen mitzureden, oder bestimmst du immer über ihren Kopf hinweg", stichelte Ace weiter. Die Stimmung spannte sich merklich an und irgendwie fühlte ich mich hilflos, es gab nichts was ich tun konnte um für eine Deeskalation zu sorgen.
Ace schien Law zu hassen und Law schien Ace zu hassen. Naja, immerhin beruhte das Ganze auf Gegenseitigkeit.
Ich kuschelte mich tiefer in die Decke um die Kälte zu vertreiben.
„Ich bring sie zum Arzt, er soll sich das anschauen", sagte Ace mit einer festen Stimme und machte einen entschlossenen Schritt auf mich zu. Ich wusste nicht, ob er es aus reiner Nächstenliebe tat, oder weil er Schuldgefühlte hatte. Mein Favorit war eher das letztere. Aber ich wollte mich nicht noch einmal von ihm anfassen lassen.
„Der ist bereits anwesend und nun zieh Leine", drohte Law, dessen Hand zur Faust geballt war.
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Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]
Fiksi PenggemarLaw x OC // [FERTIGGESTELLT] // Der Kerl starrte mich die ganze Zeit an. Ich mochte seinen forschenden Blick auf mir nicht. Seine grauen Augen hatten einen kalten Ausdruck, der mir eine Gänsehaut einjagte. „Der Name?" Ich stockte. Meinte er mich? E...