Part 3

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In meinen Kopf lief das Wörtchen „Arschloch" nun erfolgreich auf  Dauerschleife.  Immer noch besser, als weiter in diesen grauen Augen zu  versinken. Ich hörte mich jetzt schon, wie eine liebestolle Jungfer an.  Moment, ich war doch eine – verdammt. Am liebsten würde ich ihn es offen  ins Gesicht sagen, was für ein arroganter Arsch er ist  – okay, ich  würde das niemals wagen. Ich bekam ja schon Anfälle, wenn ich meinen  Kollegen nach Bauplänen fragen musste. Wie sollte ich dann überhaupt mit  einen komplett Fremden Konversation führen. Außerdem sagte ein kleiner  rationaler Teil von mir, dass ich danach meinen Job los wäre, was auch  nicht gerade so prickelnd war.
Heute hatte ich tatsächlich noch  nicht in den Spiegel geblickt, weil ich zufällig auf deiner werten  „Death" eingeschlafen bin, als ich unbezahlte Überstunden geschoben hab!  Idiot. Immerhin war nun die Frage geklärt in welchem Fachgebiet er  seinen Dr. hatte – es war tatsächlich Humanmedizin. Denn ich bezweifelte  stark, dass jemand anderes außer einem Mediziner Fachbegriffe wie  dieses Heterochromie in einen Raum werfen konnte.  Dass dieser  unsympathische Kerl überhaupt Kundschaft hatte, wunderte mich.  Wahrscheinlich hatte er irgendwelche reichen Säcke über den Tisch  gezogen und damit sein Vermögen gemacht.
Denn er benötigte ein  kleines Vermögen um sich die Death leisten zu können. Klar, ich wusste  den Preis nicht, den Steve veranschlagt hatte – wenig war es garantiert  nicht. Dies würde nicht zu seinem Geschäftsmodell passen. Erneut  unterzog ich den Arzt meines Vertrauens einer erneuten Musterung. Groß  gewachsen, bestimmt knapp unter  zwei Meter. Da konnte ich mit meinen  1,60 überhaupt nicht mithalten. Er überragte mich locker um zwei Köpfe.  Gleich schoss mir der Gedanke in den Kopf, wie es wäre, wenn er mich  küssen würde. Er würde seinen Kopf runter beugen müssen und ich müsste  mich auf die Zehenspitzen stellen. Seine Lippen würden auf meine treffen  und ich würde anfangen zu stöhnen. Halt. Stopp. Aus Liz. Das vor dir  ist ein Arschloch.
Außerdem ist er ein Arschloch und du bist eine  ungeküsste Jungfrau. Ich sollte wirklich meine Gedanken im Zaum halten.  Prompt spürte ich wie die Hitze in meine Wagen stieg, ob es nun an der  vorhergegangen Beleidigung lag, oder an der Tatsache, dass ich den Arzt  auf eine ungesunde Weise anziehend fand, konnte ich nicht mit Sicherheit  sagen.
„E-Entschuldigung.." stammelte ich nervös und trat verlegen  von einem Fuß auf den anderen. Warum zur Hölle entschuldigte ich mich  überhaupt? Weil ich einen verdammten Fachbegriff aus der Medizin nicht  kannte. So etwas Lächerliches. Ich war einfach zu unterwürfig für diese  Welt. Insgeheim hatte ja ein kleiner Teil von mir gehofft, dass Steve  mir etwas zur Hilfe eilen würde. Aber dieses andere Arschloch  präferierte es lieber still daneben zu stehen, Dankeschön.
Als ich  das Wörtchen aussprach, huschte ein genervter Schatten über sein  Gesicht. Fast schon so als, ob er es nicht leiden könnte, wenn sich  jemand entschuldigte. Oder er war immer noch sauer wegen meiner  Unwissenheit bezüglich medizinischer Fachbegriffe.
Peinliche Stille  erfüllte uns beide – Steve dagegen war immer noch komplett in seinem  Element und plapperte unermüdlich den Arzt mit technischen Details voll  und wie wunderbar und einzigartig die Death sei. Klar, ich mochte das  U-Boot am Anfang auch nun, wo ich festgestellt hatte, dass sie mich ins  Grab bringen würde, musste das Boot einige Sympathiepunkte einbüßen.
Trafalgar  tat dies lediglich mit einem Nicken ab und fand mich wesentlich  interessanter. Konnte dieser Kerl nicht langsam aufhören zu starren? An  mir war nichts Besonderes. Ich bin eine verdammte Kartenmacherin, wo  einen langweiligen und schlecht bezahlten Job hinterher geht. Sonst  nichts, also hör gefälligst auf mich anzustarren. Das hätte ich ihn am  liebsten ins Gesicht gesagt. Nur leider war ich zu schüchtern und zu  ängstlich. Am liebsten hätte ich es auf seine Präsenz geschoben, aber es  war bei allen Menschen so, die ich im Laufe meines Lebens begegnet bin. 
Aber in seiner Gegenwart war es besonders schlimm. Ich wollte auf  der einen Seite wirklich weglaufen und auf der anderen Seite immer neben  ihm stehen und ihn unterstützen. Er übte eine magische Anziehungskraft  aus, die ich nicht benennen konnte. Aber auch eine Düsterheit, die mir  einen Schauer über den Rücken jagte.
„Chef!" brüllte es von der  quietsch gelben Death zu uns herüber. Oh nein. Das war überhaupt nicht  gut. Irgendein Mechaniker musste wohl etwas entdeckt haben das die  unverzügliche Aufmerksamkeit von Steve benötigte.
Steve wirkte  ebenso begeistert, wie ich es war. Seinen Standpunkt konnte ich durchaus  nachvollziehen, er stand hier mit einem potenziellen Kunden und nun  sollte er diesen allein lassen. Ein absolutes No-Go, genauso gut hätte  er den Kaufvertrag verbrennen können.  Aber er musste ich dem  vermeintlichen Problem auf den Grund gehen. Seine Unentschlossenheit  spiegelte sich einen kurzen Augenblick in seinem Gesicht wieder. Dann  wandte er sich an den Kunden.
„Ich werde später wieder zu ihnen  stoßen. Liz wird Sie derweil mit der Anlage vertraut machen!" Er warf  mir einen Blick zu, der so viel bedeutete wie: Wenn du das vermasselst,  brauchst du morgen gar nicht erst wieder zu kommen. Und nun sollte ich  Kindermädchen für diesen überheblichen Trafalgar spielen. Ich lag doch  schon jetzt eine Woche hinter dem Zeitplan. Die Karten in meiner  Umhängetasche mussten dringend eingelesen werden. Das kostet alles  unnötige Zeit, die von meiner Schlafenszeit weggehen wird. Innerlich  seufzte ich frustriert auf. Äußerlich versuchte ich möglichst neutral zu  gucken und versuchte mir ein Lächeln in Richtung von Mr. Arrogant  abzuringen. Es scheiterte natürlich kläglich.
Warum zur Hölle sollte  ich jemanden herumführen? Ich konnte ja nicht mal einen Satz raus  bringen ohne zu stottern, wie sollte ich dann bitte eine Führung machen.  Das Übergewicht schien nun endlich den Verstand meines Chefs absorbiert  haben, anders konnte ich es mir nicht erklären. Mein Chef warf noch  einen kurzen Blick in unsere Richtung, verabschiedete sich von  Trafalgar. Von mir natürlich nicht, ich war immerhin nur das  Kindermädchen und ging schnaufend in Richtung Death. Irgendwie musste  ich es ja schon bewundern, dass er trotz seiner Masse so schnell bewegen  konnte. Gut, rollen war ja auch eine Art der Fortbewegung.
Tja, und  nun stand ich da wie ein begossener Pudel und wusste überhaupt nicht  was ich machen sollte. Ich entschied mich dafür die Etikette der  Höflichkeit zu bewahren und mich vorzustellen. Immerhin hatte ich im  Gegensatz zu meinem Gegenüber eine gute Erziehung genossen. Ja, ich trug  ihm diesen Satz mit den Spiegel immer noch hinterher.
„E-Elizabeth, ähm, .. Liz." Sagte ich und streckte ihm die Hand entgegen. Am liebsten würde ich schreiend davonlaufen.
„Trafalgar  Law." Erwiderte der trocken und schüttelte meine Hand. Ein Stromschlag  durchfuhr mich und automatisch löste ich meine Hand aus seinen Griff.  Sein Händedruck war nicht zu fest, aber auch nicht zu lasch gewesen.  Dennoch behagte es mir nicht, dass er mich berührt hatte. Wieder  breitete sich einen unangenehme Stille zwischen uns beiden aus. Er  erwartete bestimmt, dass ich etwas sagte oder Dinge erklärte, aber  ehrlich gesagt, wusste ich nicht so recht was ich sagen sollte.  Dementsprechend beschloss ich zu schweigen. 
Der Kerl starrte mich  die ganze Zeit an. Ich mochte seinen forschenden Blick auf mir nicht.  Seine grauen Augen hatten einen kalten Ausdruck, der mir eine Gänsehaut  einjagte. Immer noch hatte ich das starke Bedürfnis vor ihn zu fliehen.  Er war unheimlich. Unter seinem weißen Hemd konnte ich deutlich seine  Muskeln erkennen, da das Hemd nicht gerade viel Spielraum für Fantasien  übrig lies. Seine Beine steckten in er schlichten schwarzen Hose, dazu  trug er passende Schuhe. Wieder wusste ich nicht so recht, wie ich mich  verhalten sollte. Auf seine Brust starren und die Muskeln betrachten?  Oder doch lieber den Boden. Ich entschied mich für den Boden, ich wollte  nicht schon wieder rot anlaufen.
„Der Name?" Ich stockte. Meinte er  mich? Wir hatten uns doch eben schon vorgestellt. Das war nicht mal  eine halbe Minute her. War er geistig unterbemittelt? Erschrocken  blickte ich ihn an. Warum brach er das Schweigen? Vor ein paar Sekunden  war die Situation nach halbwegs erträglich für mich gewesen, doch nun  sah das Ganze wieder anders aus. Er erwiderte meinen Blick ohne mit der  Wimper zu zucken – nicht gerade angenehm. Mir lief ein Schauer über den  Rücken, ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis an einen Ort weit  weg von hier zu sein. Besser gesagt, weit weg von diesem kalten und  emotionslosen Blick. Der Blick eines Raubtieres, da s nur darauf wartete  mich zu fressen.
„N-Name?" Stotterte ich, heillos überfordert mit  der gesamten Situation. Ich hatte bis jetzt nie direkten Kontakt zu  Kunden gehabt und dieses Exemplar hier war mir alles andere als  wohlgesonnen. Zur Hölle mit Steve. Das nächste Mal konnte er die  Kundenbetreuung übernehmen. Es war immerhin auch sein Job und meiner war  der der Kartenmacherin.
„Von dem U-Boot." Die Worte kamen ihm so trocken über die Lippen, als spräche er über das Wetter – wie liebreizend.
„Ähm,  ja..also..i-ich nenne es Death". Ein amüsantes Glitzern trat in seine  Augen und seine Lippen kräuselten sich zu einer Art Lächeln. Das war der  Moment, wo ich richtig Angst bekam. Es war kein nettes Lächeln, sondern  ging eher in die Richtung diabolisch.
„Warum?"- „W-weil es mich  früher oder später ins G-Grab bringen wird." Oh nein. Das hatte ich  nicht wirklich laut gesagt. Automatisch biss ich mir auf die Unterlippe  um zu verhindern, dass ich in Tränen ausbrach. Ich hatte mich gerade bei  einem Kunden indirekt über die Arbeit beschwert. Wenn Steve das  mitkriegen würde, wäre ich meinen Job los. Verdammt schnell los. Sein  Blick folgte meiner Unterlippe. Sofort hörte ich auf mich daran  festzubeißen. Ich benahm mich wie ein verdammtes Kleinkind in seiner  Gegenwart. Du bist eine erwachsene, attraktive und selbstbewusste Frau,  redete ich mir gedanklich ein. Okay, attraktiv und selbstbewusst konnten  gestrichen werden. Aber immerhin war ich erwachsen, auch wenn ich  aufgrund meiner Größe immer wieder nach dem Ausweis gefragt wurde.
Noch  immer lag ein leichtes Schmunzeln in seinen Augen und ich wurde das  Gefühl nicht los, dass er mich gedanklich auszog. Allein der Gedanke  ließ mich abermals rot werden.
Plötzlich kamen trampelnde Schritte  auf uns zu. Noch mehr Menschen, Hilfe. Zwei komische Gestalten, die  lächerliche Anzüge trugen kamen auf uns zu gerannt.
„Käp-..!" –  „Was, Shachi?" Unterbrach Law einen der Neuankömmlinge abrupt. Warum  wurde ein vermeintlicher Arzt mit Käpt'n angesprochen?

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt