Part 19

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„Aus dem Seekartenladen. Der alte Herr hat sie mir vermacht, quasi."  Auch Law klappte die Uhr auf und begann zu drehen. Auch er hatte kein  Glück. Die Zeiger blieben unverändert. Law drehte die Uhr gefrustet und  der Zeiger bewegte sich. Er schien das nicht mitzubekommen. Der große  Zeiger, der bei mir noch auf 9 Uhr gestanden hatte, stand bei ihm auf 10  Uhr, aber er hielt die Uhr auch in einen anderen Winkel.
„Kaputt." Meinte er und machte Anstalten sie ins Meer zu schmeißen.
„Stopp!"  Brüllte ich. Es hatte Klick bei mir gemacht. Unsere Probleme gehörten  nun der Vergangenheit an, wenn meine Theorie stimmte.
Law schaute  irritiert zu mir rüber, solche Gefühlsausbrüche war er wohl nicht von  mir gewohnt – ich übrigens auch nicht. Sein Blick verhieß nichts Gutes,  anscheinend dachte er, die Alte neben ihm war nun komplett verrückt  geworden. Tja, ich konnte es im nicht verübeln, immerhin hatte ich in  letzter Zeit ziemlich viel scheiße gebaut.
„Gib mir keine Befehle."  Knurrte er und warf mir die Uhr zu. Es war auch kein Befehl gewesen,  lediglich ein gut gemeinter Ratschlag, den er besser befolgen sollte.  Ein kleiner Teil freute sich darüber, dass er mir die Uhr so  widerstandslos überlassen hatte. Ohne weitere Diskussionen vom Zaun zu  brechen. Anscheinend begannen Law und ich immer besser zur harmonieren,  sofern man das Wort Harmonie jemals zwischen uns verwenden konnte.
Mehr  oder weniger geschickt, für meine Verhältnisse tendenziell eher  geschickt, fing ich die Uhr auf. Wieder klappte ich die Uhr auf und  begann die Uhr systematisch zu drehen – siehe da, der Zeiger bewegte  sich mit. Teilweise in die entgegengesetzte Richtung und teilweise mit.  Wieder warf ich einen Blick aufs Meer. Im Westen geht die Sonne unter,  im Osten geht sie auf. Es passte. Vor mir ging die Sonne unter und der  Zeiger zeigte auf nach rechts.
Die Uhr war keine Uhr, sondern ein  Kompass. Zufrieden klappte ich das Gerät wieder zu und steckte es in die  Tasche. Meine These war richtig gewesen, die Uhr war keine Uhr, sondern  ein Hilfsmittel, dass uns das Leben ziemlich erleichtern würde.
„Und?  Hat dir dein ‚Ich-dreh-das-nutzlose-Ding-im-Kreis' etwas gebracht."  Purer Spott sprach aus seiner Stimme. Gebracht hatte es tatsächlich  etwas. Nun war ich in der Lage uns überallhin zu bringen. Allerdings  wollte ich mein Wissen noch nicht sofort mit Law teilen. Etwas hielt  mich davor zurück. Würde die Crew ohne einen Log-Port zurückkehren,  würde ich mein Wissen weitergeben. Aber die nächsten Stunden wollte ich  über meine Entdeckung schweigen.
Noch konnte ich mir nicht  hundertprozentig sicher sein, dass der Kompass komplett richtig  kalibriert war. Oder ob er ideal funktionierte, allein auf die  untergehende Sonne wollte ich mich nicht verlassen, das wäre zu töricht.  Meine These musste ich erst bestätigen, wenn ich zusammen mit Log-Port  und Kompass segeln würde, könnte ich abschätzen, wie gut es ohne  Log-Port möglich war. Nur mit Hilfe des Kompasses zu segeln war mir zu  unsicher. Ich hatte zwar ein gewisses Maß an Vertrauen in meine  Fähigkeiten, aber ich wollte es nicht herausfordern – noch nicht. Außer  es wäre unbedingt notwendig, falls die Crew keinen Log-Port auf der  Insel fand.
„Nicht wirklich." Um mein Bedauern zu unterstreichen  schüttelte ich den Kopf. So viel zum Thema Vertrauen. Klar, würde Law es  jemals mitkriegen, würde ich garantiert eins auf den Deckel bekommen,  aber noch viel schlimmer würde die Situation enden, wenn ich uns  blindlings durch die Grand Line manövrierte.
Law zuckte mit in  Achseln. Ihn schien das Ganze nicht mehr zu interessieren. Es war  schließlich nur eine Uhr. Warum sollte er sich also damit abgeben. Er  schloss die Augen und ließ sich in den Sand sinken. Auf einmal wirkte er  komplett harmlos und entspannt.
„D-du Law?" Fragte ich zögerlich.
Er knurrte lediglich, ich nahm es als Zustimmung auf.
„Wie  ist das weitere Vorgehen?" fragte ich schüchtern. Er schlug die Augen  nicht auf sondern blieb gelassen auf dem Rücken liegen.
„Wir warten."  Meinte der Chirurg tonlos. Warten. Eine Disziplin, in der ich schon  immer schlecht war. Tja. Da musste ich wohl durch.
Während Law  entspannt im Sand lag und seinen Gedanken nachhing starrte ich in die  Wellen. In ein paar Stunden würde die Sonne komplett hinter den Wellen  verschwunden sein und die Schwärze der Nacht würde die Insel heimsuchen. 
„Law?" Fragte ich erneut. Diesmal noch etwas zögerlicher. Genervt schlug Law die Augen auf.
„Was?"  fragte er genervt. Oh je, ich sollte meine Fragerei besser wieder  einstellen. Doch mittlerweile hatte ich ein gewisses Interesse an ihm,  ich konnte es mir selbst nicht erklären. Vielleicht lag es daran, dass  ich einfach nicht aus diesen grauen Augen schlau wurde.
„W-warum  bist du Pirat?" Schüchtern wandte ich meinen Blick wieder ab. Es war  wirklich eine Frage, die mich interessierte. Klar, seine Familie war  tot, doch irgendetwas musste ihn doch an diesen Leben gereizt haben. Er  hätte auch ein bürgerliches Leben wählen können, doch das hatte er  nicht. Nein, er präferierte ein Leben voller Gefahren und Freiheiten.  Warum dieser Weg? Als Arzt hätten ihm alle Türen offen gestanden. Er  hätte sich bei der Marine bewerben können, hätte die Welt auch auf  andere Weise sehen können.
„Freiheit." Ein einzelnes Wort kam über  seine Lippen. Freiheit? Das war es. Ich verstand es nicht. Er hätte auch  auf der Insel Freiheit haben können.
„Die hättest du doch auch einfacher haben können?" Fragte ich erneut nach. Eigentlich war es viel mehr eine Feststellung.
„Klar,  wäre es manchmal einfacher gewesen, aber der einfachste Weg ist nicht  immer der Richtige." Verwirrte starrte ich ihn. Was meinte Law damit?  Konnte er sich nicht etwas weniger kryptisch ausdrücken? Dann wäre ich  ihm sehr verbunden. Meinte Law, dass er sich das Leben absichtlich  schwer machte. Warum quälte er sich absichtlich?
Law schloss die Augen wieder und seine Brust hob und senkte sich leicht. Er wirkte beinahe friedlich.
„Nur  deswegen bist du Pirat geworden?" Fing ich wieder an nach einer Zeit.  Es war schrecklich, ich war mir ziemlich sicher, dass er mittlerweile  ziemlich genervt sein musste. Allerdings sah man ihm das nicht an, sonst  hätte ich wahrscheinlich nicht den Mut weiter zu fragen.
„Andere  Punkte außer Freiheit?" Fragte Law nochmal nach. Er schien sich etwas  unsicher zu sein, was genau ich von ihm wollte. Ich nickte, aber schnell  stellte ich fest, dass seine Augen nach wie vor geschlossen waren,  deswegen grummelte ich ein:
„Ja."
„Freunde, Geld und Macht – such  dir die Punkte aus, wo dir gefallen." Damit war das Gespräch wohl von  seiner Seite aus beendet. Seine Antwort viel etwas harscher aus als die  vorherige.
„Macht?" fragte ich neugierig nach.
„Weshalb Macht?  Jeder Mensch strebt nach Macht." Antwortete Law ausweichend. Eine solche  Standardantwort hatte ich von ihm nicht erwartet. Allerdings  bekräftigte dies meinen Eindruck, dass ich nun wirklich genug gefragt  hatte und nun besser die Klappe halten sollte.
Betroffen schwieg ich, wie immer hatte ich die Situation zwischen uns verschlechtert.
Nach wenigen Minuten schlug Law die Augen auf. Überrascht schaute ich zu ihm rüber. Mein Blau traf sein Grau.
„W-was?"  Stotterte ich schüchtern und wandte den Blick ab. Es war mir einfach  peinlich ihn so anzustarren, obwohl er mich eigentlich zuerst angeschaut  hatte. Er erhob sich und klopfte sich den Sand aus den Klamotten.
„Wir  bekommen Gesellschaft." Meinte er düster und Verzog die Miene. Einen  kurzen Moment erschrak ich. Bekamen wir etwa negative Gesellschaft? War  die Unterstützung der Weltregierung schon angekommen? Oder waren  schmierige Typen der Insel unterwegs zu uns.  All diese panischen  Gedanken begannen sich nun in meinen Kopf herumzutreiben.
Doch all diese Sorgen waren unbegründet, denn es war lediglich ein Teil der Crew, die Law aus seiner Ruhe gerissen hatten.
Auch  ich erhob mich und stellte mich etwas hinter Law. Fast so als wäre er  mein großer Beschützer, der mich von allen Unheil dieser Welt bewahren  konnte. Bis jetzt hatte er das ja auch getan, mehr oder weniger. Es war  immer wieder faszinierend, welches Gefühl von Sicherheit ich in der Nähe  von Law empfand. Er war wie mein großer starker Ritter, aber er war  auch der Mensch, der mich am meisten in meinen Leben verletzt hatte. Ich  kannte niemanden, der so oft auf mir herum getrampelt hatte und mich  verspottet hatte.
Shachi kam mit einem fetten Grinsen auf uns zu und  schwenkte in der einen Hand eine Kette. Er strahlte wie ein  Honigkuchenpferd, denn in seiner Hand war ein Log-Port. Das erste Team  schien erfolgreich gewesen zu sein. Sie kamen kurz vor Law zum stehen,  er schmiss mir den Log-Port zu. Geschickt fing ich ihn auf und musterte  ihn eingehend. Der Log-Port war das gleiche Modell, wie der vorherige.  Auch der neue Kurs war schon eingestellt – optimal. Anscheinend hatte  ich mich in Shachi und Pinguin doch getäuscht, sie waren doch zu etwas  zu gebrauchen.
Law warf mir einen fragenden Blick zu, er wollte  wissen, ob der neue Log-Port sich für unsere Zwecke eignete. Pinguin war  etwas weniger leiser.
„Und? Passt der?" Er lächelte mich ganz stolz  an, fast so als wollte er einen Keks dafür haben, dass er einen Log-Port  besorgt hatte. Irgendwie niedlich. Erschrocken stellte ich fest, dass  ich den Haufen wirklich mochte, früher hätte ich solche Kleinigkeiten  als nervig oder ekelhaft bezeichnet, mittlerweile empfand ich es als  niedlich. Meine Miene verschloss sich kurz und dann nickte ich Law zu.
„Ähm..w-wir  können jederzeit aufbrechen." Das reichte Law als Antwort. Was war nur  los mit mir? Noch immer war ich etwas geschockt, ich empfand Sympathie  für die Crew. Obwohl diese ein Haufen voller Mörder waren, nur weil sie  auf C9 nichts verbrochen hatten, hieß das nicht, dass sie Engel waren.
„Wir  brauchen noch einen Ersatz für Robert und die Bestattung wird auch noch  vollzogen." Seine Stimme klang seltsam unnachgiebig. Hätte man mich  nach meiner Meinung gefragt, hätte ich seine Entscheidung angezweifelt.  Die Marine saß uns im Nacken, jede Minute, die wir länger auf der Insel  verweilten trieb uns näher in die Arme der Marine. Es war taktisch  unklug, wir hatten schon einen Mann verloren, wollte Law noch einen  zweiten verlieren?
Auf der menschlichen Ebene, schätze ich seine  Entscheidung. Immerhin war Robert ein geschätztes Mitglied seiner  Mannschaft, er verdiente jeden Respekt, den man ihm geben konnte. Ebenso  brauchten wir jemanden, der sich mit Nahrungsmittel auskannte, es wäre  fatal los zuziehen ohne jemanden, der uns mit verschieden Vitaminen  versorgen konnte. Außerdem würden Shachi und Pinguin keine drei Tage  ohne vernünftiges Essen überstehen. Das Gejammer würde sich Law bestimmt  nicht auf Dauer antun, hoffte ich zumindest.
Mein Blick ging in  Richtung Robert. Seine Leiche lag immer noch unberührt am Strand. Auf  eine seltsame Art wirkte er friedlich. Einen kurzen Moment hielt ich in  Gedanken inne und blendete die Außenwelt gekonnt aus.
Meine Außenwelt  drängte sich mir je wieder auf, als der restliche Teil der zu uns  stieß. Sie hatten allerhand Materiealien dabei: Ein kleines Boot, Heu,  Fackeln, Pech und Kisten, die mit verschiedenen Nahrungsmitteln befüllt  waren.
Außerdem war ein neues Gesicht dabei. Das war also unser  neuer Koch, sofern Law in als würdig einstufen würde. Ich schätzte den  neuen Kerl etwas kleiner als den Käpt'n ein. Forschen Schrittes kam er  in unsere Richtung, noch immer Stand Law vor mir und schirmte mich  ziemlich von den Blicken des Neuen ab. Interessiert versuchte ich an  Laws breiten Rücken vorbei zu spähen. Leider nur mit mäßigen Erfolg. Ich  trat einen Schritt zur Seite um ihn besser betrachten zu können.
Kurz  vor Law blieb der Neue stehen und streckte ihn die Hand hin. Der Käpt'n  schien noch keine Anstalten zu machen sie zu ergreifen. Derweil mustere  ich ihn eingehend. Er war wenige Zentimeter kleiner, als Law. Also  ziemlich groß für einen Mann, daneben musste ich aussehen wie ein Zwerg.  Er hatte schwarze Haare, der zerzaust in alle Richtungen abstanden, ein  sehr hübscher Anblick. Er hatte bestimmt viele Frauenherzen gebrochen,  dazu hatte er ein charmantes Lächeln und hohe Wangenknochen. Eine  attraktive gerade Nase, aber am meisten faszinierten mich die Augen. Er  schien ein ähnliches blau zu haben, wie ich. Es war um einige Nuancen  dunkler als mein eisblau, aber nicht weniger attraktiv. Viel mehr  wirkten sie, wie dunkle Saphire, deren Inneres viele Geheimnisse hatten. 
Kurz um. Viel zu attraktiv für mich und irgendwie unheimlich. Ich  mochte ihn nicht. Automatisch riet mir mein Instinkt von ihm Abstand zu  halten. Hatte mein Instinkt sich nicht ähnlich bei Law verhalten? Bis  jetzt war ich mit meinen Thesen immer richtig gewesen. Ich traute diesem  Koch nicht, er war zu perfekt. Zu charmant.
„William, ich bevorzuge  aber nur Will." Noch immer hielt er die Hand ausgestreckt und machte  keine Anstalten sie zurückzuziehen. Während ich meine Musterung schon  beendet hatte, starrte Law den Typen weiter grimmig an. Er schien auch  nicht ganz angetan zu sein. Aber das konnte man schwer sagen, da seine  Miene komplett verschlossen war.
Seine Stimme war pure Harmonie in  meinen Ohren. Laws Stimme hatte immer etwas rauchiges, etwas  gefährliches, während diese Stimme einfach nur samtig und aalglatt  klang. Zwar nicht weniger attraktiv, hätte ich aber die direkte Wahl  würde ich jederzeit die von Law präferieren. Ein kleiner Teil fragte  sich, warum ich überhaupt anfing die beiden zu vergleichen. Energisch  schüttelte ich den Kopf um die lästigen Gedanken loszuwerden. Dieser  Will war wunderschön und gefährlich.
„Willkommen." Damit packte Law  die Hand von Will und schüttelte sie. Ich fühlte mich als würden wir  unserem Untergang entgegensteuern. Die beiden nickten sich zu.  Anscheinend war das Ganze nun beschlossene Sache. Will war das neue  Mitglied der Heart-Piratenbande. Na dann, herzlich Willkommen, William.
Etwas  störte mich gewaltig an den Kerl. Klar, grundsätzlich lehne ich jeden  Menschen ab, aber diese Perfektion, die vor mir stand war mir  unheimlich, geradezu suspekt. Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe haben.  Entschieden trat ich einen kleinen Schritt zurück.
Damit lenkte ich  jedoch die Aufmerksamkeit von Will zu mir. Sofort trat der neue Koch  einen Schritt in meine Richtung und streckte den Arm nach mir aus. Einen  kurzen Moment bildete ich mir ein gieriges Glitzern aufleuchten zu  sehen. Tief in meinen Inneren wusste ich, dass er mich lediglich  begrüßen wollte, doch ich wollte nur weg von ihm. Innerlich schwor ich  mir, mich nicht allein mit ihm in einem Raum zu sein. Niemals.
Will  machte einen weiteren Schritt auf mich zu und streckte immer noch die  Hand nach mir auf. Da stellte sich auf einmal Law in den Weg. Überrascht  wandte ich meine Aufmerksamkeit meinen Käpt'n zu. Moment mal, „meinen"  Käpt'n. Law hatte sich demonstrativ zwischen uns gestellt, fast so als  wollte er mich von Will abschirmen. Irritiert runzelte ich die Stirn.  Traute er Will etwa auch nicht? Oder wollte er mich beschützen? Aber  seit wann machte das Law so offensichtlich.
Auch Will wirkte  aufgrund Law heftiger Reaktion etwas überrascht und trat einen Schritt  zurück und hob abwehrend beide Hände in die Höhe. Fast schien es so als  wollte er die gesamte Situation beruhigen.
„Entschuldigung, wusste  nicht, dass man die Kleine in Ruhe lassen soll." Ich kniff die Augen  zusammen. Wenn mich hier jemand ‚Kleine' nennen durfte, dann Law. Damit  hat es sich. Der Käpt'n schien ganz ähnlicher Meinung zu sein.
„Die  ‚Kleine' heißt Liz. Schreib dir das hinter die Ohren." Seine Stimme  klang kalt und abweisend. Seine Miene war komplett verschlossen, doch  ich wusste, dass es unter seine Maske brodelte. Will hatte einen  schweren Fehler gemacht indem er direkt auf mich zugesteuert war, er  stand nun unter Beobachtung von Law.
Erst jetzt fiel mir der entscheidende Punkt auf:
Law  hatte mich zum ersten Mal verteidigt. Er hatte klar und deutlich  gemacht, dass ich hier einen Stellenwert hatte und dass andere besser  die Finger von mir lassen sollten. Gleichzeitig hatte er den neuen in  die Schranken gewiesen. Er hatte zwei Fliegen mit einer Klappe  geschlagen.
Der Käpt'n war ein intelligenter Spielpartner, ich hoffte, dass Will sich dieser Sache schnell bewusst wurde.
„Verstanden."  Meinte Will ebenso trocken und warf mir einen letzten Blick zu. Ich  trat einen Schritt zur Seite und wurde somit von Law verdeckt. Ich war  mir meiner Geste durchaus bewusst, ich stellte mich unter Laws Schutz  und Will musste ein ziemlicher Idiot sein, wenn er es nicht mitbekam.
Unsere  kleine Auseinandersetzung hatte lediglich Bepo argwöhnisch beobachtet.  Die anderen Crew-Mitglieder waren damit beschäftigt die Vorbereitungen  für Roberts Beerdigung zu treffen.
„Irgendwelche Zwischenfälle?"  Wandte sich Law mit geschäftsmäßigem Interesse an seinen Vizen.  Mittlerweile war ich der festen Überzeugung, dass Bepo die rechte Hand  war. Keinem aus der Crew vertraute Law so sehr wie Bepo. Er war auch der  einzige, der jederzeit das Wort gegen Law erheben durfte, ohne, dass er  gleich eins auf den Deckel bekam. Ja, Bepo war mehr als nur ein  sprechender Bär, er genoss das Vertrauen von Law. Das war etwas, was für  viele unerreichbar war – mich eingeschlossen.
„Nicht wirklich. Die  meisten Bewohner der Stadt haben sich in ihre Häuser zurückgezogen. Die  Kneipen sind größtenteils noch leer, wahrscheinlich liegt das an der  frühen Abendstunde." Ja, die Insel war noch nie voller Leben gewesen,  anders als C9 in dessen Straße das Leben geradezu pulsierte.
Noch  immer spürte ich den Blick von Will auf mir, aber ich beschloss ihn zu  ignorieren. Law würde auf mich aufpassen. Immerhin hatte er es Robert  versprochen, so wie ich versprochen hatte die Crew bis ans Ende zu  begleiten.
„Nach der Beerdigung brechen wie zügig auf." Sagte Law zu  Bepo. Dieser nickte nur zustimmend, es gab keinen Grund länger als  nötig auf dieser Insel zu verweilen, immerhin saßen uns die Marine und  die Weltregierung im Nacken. Währenddessen befestigte ich den neuen  Log-Port an meinen Handgelenk – sicher war sicher.
„Wir sind fertig!"  Schall es von dem anderen Ende der zu uns herüber. Die Crew hatte die  Vorbereitungen getroffen. Bepo trat neben mich und gemeinsam gingen wir  zu der Crew, Law eilte voraus gefolgt von Will.
Erst jetzt viel mir  auf, dass ich mich noch immer nicht entschuldigt hatte. Vorsichtig griff  ich nach Bepos Tatze und drückte sie ganz sanft.
„ähm..E-entschuldige,  was ich dir vorhin alles an den Kopf geschmissen habe.." Murmelte ich  betreten. Bepo strahlte mich entzückt an und erwiderte meinen Händedruck  ganz leicht.
„Schon gut." Daraufhin ließ ich seine Pfote wieder  los, man musste es ja nicht gleich übertreiben. Bepo hatte es  schließlich damals im Kartenladen nur gut mit mir gemeint.
Wir  versammelten uns im Kreis. In der Mitte war Robert, doch er lag nicht  mehr im Sand. Sondern war auf das Boot gelegt worden, das Boot war  gefüllt mit Heu und Stroh. Einige Mitglieder hielten Fackeln in ihren  Händen, sie würden später der Entzündung des Bootes dienen.
Es war die Bestattung, die eines Königs würdig war.
Als  ich ein kleines Mädchen war, war meine Auffassung von Recht und Unrecht  so simple, wie die Sonntagsgeschichten, die man uns immer erzählte.
Keiner  sagte etwas, niemand wollte die Stimmung zum Kippen bringen. Wir alle  standen gemeinsam da, doch jeder ging seinen Gedanken nach.
Beinahe  andächtig ging Shachi auf Law zu und überreichte ihm die Fackel, dann  stellte er sich wieder an seinen alten Platz. Das Gesicht des Kapitäns  wurde von den Flammen erhält. Mittlerweile war die Sonne schon  untergegangen. Lediglich ein dünner weinroter Streifen erhellte den  Horizont, aber dieser reichte nicht um den Himmel zu erhellen.
Aber  das musste auch nicht sein, es war nicht die Stunde des Lichtes, es war  die Stunde der Trauer, in der Trauer brauchte man kein Licht, das einem  Hoffnung gab. Man wollte allein sein. Seinen Gedanken freien Lauf lassen  und nicht die schönen Dinge dieser Welt erblicken.
Einen kurzen Moment glaubte ich so etwas wie Trauer über Law Gesicht huschen zu sehen, dann wandte er sich Robert zu.
„Der  Tod ist gewiss. Der Zeitpunkt jedoch ungewiss." Murmelte Law ganz  leise. Ich musste die Ohren spitzen um mir auch ganz sicher sein, dass  er etwas gesagt hatte.
Dann hob Law die Fackel und senkte sie auf Roberts Leiche. Noch immer verweilte das Boot im Sand.
„Room  – Shambles." Flüstere Law. Eine blaue Kuppel spannte sich über uns –  noch nie in meinen Leben hatte ich etwas so schönes gesehen. Dann  starrte ich auf den Punkt, wo eben noch das Boot gestanden hatte. Es war  weg. Ich blickte in die Richtung in die alle Blickten – hinaus aufs  Meer. Dort wenige Meter vom Ufer entfernt loderte das kleine Boot. Als  ich den Blick wieder suchend nach der blauen Kuppel wandte, war diese  wie von Zauberhand verschwunden.
Law hatte Teufelskräfte.  Warum...Tiefer Trauer übernehm nun mein Herz. Warum hatte er sie nicht im  Kampf eingesetzt? Wollte er etwas nicht, dass die Regierung Wind von  seinen Kräften erfuhr? War er wirklich so eigennützig, dass er sein  Leben über das der anderen Stellte. Er hätte uns alle damit retten  können.
Warum demonstrierte er seine Kräfte jetzt? Mein Blick traf seinen. Blau gegen Grau, das Grau gewann, wie es das immer tut.
Eine einzelne Träne lief mir über die Wange.
„Lasst  uns aufbrechen." Meinte Law tonlos und wandte sich ab und ging in  Richtung Death. Wie metaphorisch, er ging in Richtung Tod, gingen wir  das alle? Hatten wir unser eigens Grab geschaufelt. Bevor ich mir weiter  Gedanken weiter machen konnte, durchfuhr mich ein stechender Schmerz.

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt