Part 5

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Drei Tage bis mein Leben wieder in Ordnung war – oder ich mir einen  neuen Job suchen konnte. Ich fand die erste Option wesentlich  angenehmer, als die zweite. Steve stand immer noch neben mir und  schnaufte so heftig als wäre er einen Marathon gelaufen. Ich  bezweifelte, dass er jemals einen laufen würde. Die Wahrscheinlichkeit,  dass er den Marathon durchrollte, mit Hilfe seines Bauches, war durchaus  wahrscheinlicher.
Steve nickte mir knapp zu und machte eine  wedelnde Handbewegung. Das war mein Zeichen mich verdrücken zu dürfen.  Endlich, denn mein Magen knurrte schon wieder. Es wurde wirklich Zeit,  dass ich die Seekarten in den Navigationsraum brachte und meinen Bericht  an die Techniker weiterreichte, damit die die Sensoren einstellen  konnten. Sonst würde es überhaupt nicht bringen, wenn ich sämtliche  Daten eingab.
Trafalgar Law warf ich noch einen kurzen Blick zu, den  er natürlich ignorierte. Warum ich ihn noch mal anschauen musste, war  mir selbst ein Rätsel. Da mich hier niemand mehr zu brauchen schien  stiefelte ich in Richtung Death. Dort herrschte reges Treiben. Erneut  balancierte ich den Zugang hinauf und befand mich wieder an dem Deck,  des Schiffes, das ich so sehr liebte, Achtung hier kommen mal wieder  Ironie und Sarkasmus ins Spiel. Geschäftsmäßig ging ich in den  Navigationsraum und legte meine Tasche mit den Seekarten ab.  Anschließend kramte ich den Bericht aus der Tasche und wandte ich mich  zum gehen. Beim hinausgehen verschloss ich die Tür hinter mir. Der  Schlüssel steckte bereits und somit brauchte ich ihn nur noch  umzudrehen. Dann stopfte ich den Schlüssel in meine Hosentasche und  machte mich auf die Suche nach der Techniker Truppe.
Nachdem ich mich  wieder sportlich betätigt hatte und den gesamten Flur wieder zurück  gestapft war fand  ich sie schließlich am Deck des Schiffes, beim Kaffee  trinken – Ja, das gute arbeitende Volk war wieder unter sich. Die Sonne  stand hoch im Zenit, somit höchste Zeit für die Mittagspause.  Vorstichtig näherte ich mich meinen Kollegen – immerhin könnten sie ja  auf mich losdrehen und mir meine Kehle durchschneiden, mein Gott. Krieg  dich gefälligst wieder ein. Als es ungefähr nur noch zwei Meter Abstand  waren räusperte ich mich. Meine drei liebenswerten Kollegen drehten sich  zu mir um.
„Mahlzeit Lizzy! Na alles fit? Magst auch ne Tasse  Kaffee?" Ich hasse Kaffee. Mein Herz schlug für Tee. Man konnte nie  genug verschiedene Teesorten in einer Küche haben. Kaffee war für mich  einfach nur ekelhaft. Dieses komische braune Gebräu konnten sie selber  trinken. Wenn ich Kaffee trank, dann grundsätzlich nur mit viel Zucker.  Sehr viel Zucker. Dazu einen großen Schuss Milch. Aber selbst dann,  schmeckte es mir noch nicht. Ich blieb lieber meinen Tee treu – ohne  Zucker oder Honig.
Fit war alles, bis du eine Konversation mit mir  anfangen wolltest. Eric war nun mal ein gut erzogener Junge und ein  Fachmann in seinem Gebiet. Er war immer nett und hilfsbereit. Ich mochte  ihn, wenn ich ein Problem hatte konnte ich immer zu ihm kommen und er  tat sein bestmöglichstes um mir zu helfen. Diese Charaktereigenschaft  wusste ich durchaus zu schätzen. Es gab nicht viele Menschen, die eine  so hilfsbereite Ader hatten wie Eric. Eric war groß und muskulös. Mach  eine (oder einer) hätte ihn bestimmt als gutaussehend abgestempelt, da  ich allerdings kein romantisches Interesse an ihm hatte wirkte er auf  mich „normal". Ob das normal jetzt gut oder schlecht war, wusste ich  selbst nicht.
Fakt ist, ich kam mit ihm gut aus.
„N-nein, danke.  H-hier der Bericht." Nuschelte ich in seine Richtung und hielt ihm den  Zettel hin. Den ich so feinsäuberlich mit meiner Sonntagskrakelschrift  beschrieben hatte. Für Eric war die Entzifferung dieser Hieroglyphen  kein Problem, er war schlimmeres von seinen anderen Kollegen gewohnt.  Derweil dachte ich immer, dass ich die einzige Sauklaue hier hatte – bis  ich durch Zufall mal einen anderen Bericht in die Finger bekommen  hatte. Beim überreichen des Zettels achtete ich peinlich berührt darauf  seine Hand nicht zu berühren. Es war mir einfach unangenehm. Eine kleine  Stimme in meinen Kopf schalt mich: „Was willst du denn machen, wenn du  in einer Beziehung bist?" – Da ich in keine Beziehung war verdrängte ich  die kleine Stimme in meinen Kopf.
Eric musterte den Zettel und ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Er wirkte durchaus zufrieden.
„Lediglich  die Kalibrierung der Sensoren? Das sollte ich in einer Stunde fertig  haben." Nun bildete sich auf meinem Gesicht ein Lächeln. Es war die  erste gute Nachricht des Tages. Wenn die Sensoren eingestellt waren,  konnte ich die nähere Umgebung scannen und somit gleich unsere Insel  eingeben. Andernfalls hätte ich jede Fixpunkte für die Koordinaten  erstellen müssen und diese hätten nur einen groben Umriss ergeben. Somit  ersparte er mir viel Zeit und Nerven. Endlich hatte ich den Eindruck  ich würde etwas vorwärtskommen mit der Death.
Eric und seine  Kollegen würden jetzt noch ihre restliche Pause genießen und ich könnte  derweil mir etwas zu essen besorgen. Ich verabschiedete mich höflich,  natürlich nicht ohne zu stottern und ging Richtung Haupttor um in die  Innenstadt von „Cloud Nine" zu kommen. Meine Stimmung hatte sich seit  der Aussage von Eric um 180 Grad gedreht und so ging ich ansatzweise  fröhlich durch die Innenstadt.
Cloud Nine war besonders berühmt  durch ihre Schiffsarbeit. Wir waren die zweite Insel auf der Grand Line.  Obwohl es hier natürlich darauf ankam, welche Route gewählt wurde.  Piraten hatten wir nicht sehr viele hier. Dementsprechend hatten wir  auch keine Marine Basis. Auch die Regierung schien mittlerweile etwas  auf das Geld zu achten und baute nicht mehr auf jeder belieben Insel  einen Stützpunkt für die Marine.
Unsere kleine Insel war sonnig und  lediglich neun kleine Wolken waren jeden Tag zu sehen. Es war ein  wunderschönes Wetterphänomen, welches nur sich bei Gewittern  verabschiedete. Die Insel war relativ dicht besiedelt. Die Innenstadt  war schon geräumig und links und rechts reihten sich verschiedene  Stände. Bei uns war irgendwie jeder Tag ein Markttag. Die Stadt war  idyllisch und harmonisch eingerichtet. Das Kopfsteinpflaster wurde  regelmäßig gereinigt und aus den Fensterbalkonen hingen verschiedene  Blumen, die unsere Stadt noch den farbigen Touch verliehen.
Cloud 9  wurde in einem Zeitungsartikel unter den Top 20, der attraktivsten  Städte der Grand Line bewertet. Aber auch die Insel hatte ihre  Schattenseiten. Grundsätzlich war hier alles teuer. Gute und bezahlbare  Wohnungen waren hier Mangelware und wenn fand man sie nur noch etwas  außerhalb. Auch die Verkehrsanbindungen waren nicht bombastisch. In den  letzten Jahren hatte unser geschätzter Bürgermeister leider komplett  verschlafen, dass immer mehr Menschen hierher, die täglich von dem  äußeren Ring in die Innenstadt mussten um ihrer Arbeit nachzugehen.
Da  ich am Hafen arbeite und auch im äußeren Ring wohnte, hatte ich damit  kein Problem. Die Pendler hier mussten viel Zeit zu ihren Arbeitsplatz  in Kauf nehmen. Das Hauptfortbewegungsmittel bei uns in der Stadt waren  Fahrräder, aber die Gassen waren teilweise sehr eng. Dadurch kam es  immer wieder zu Engpässen oder Verstopfungen. Ich ging lieber zu Fuß,  das war deutlich sicherer. Wir hatten hier ziemlich viele  Verkehrsunfälle, zwar nichts dramatisches, aber auf zwei Beinen zu  stehen war für mich einfach angenehmer.
Die Bäckerei meines  Vertrauens lag bereits in Sichtweite und ich stiefelte zielstrebig  darauf zu. Der Inhaber Leonardo stand schon unter den Tresen und grüßte  mich höflich. Leonardo war fast so klein wie ich und schob wie Steve  auch eine Kugel vor sich her. Nein, er ist nicht schwanger. Ich nahm mir  drei belegte Brötchen mit, denn ich wusste, dass ich einen straffen  Zeitplan hatte. Wann ich das nächste Mal was unter die Beißer bekam  stand noch in den Sternen – es kam ganz darauf an, wie viele Überstunden  noch anstanden.
Anschließend machte ich mich auf den Weg zu meiner  Wohnung. Zuvor hatte ich noch einen Blick auf die Uhr geworfen. Etwas  Zeit war noch übrig bis Eric fertig mit der Kalibrierung war. Da meine  Wohnung eh auf den Weg lag, war es für mich kein großer Umweg. Nachdem  ich meine Haustür aufgesperrt hatte erstreckte sich vor mir das Chaos.  Es galt hier der Grundsatz: „Nur das Genie, beherrscht das Chaos".  Unordnung war bei mir an der Tagesordnung. Meine kleine Einzimmerwohnung  war spärlich eingerichtet, aber für mich vollkommen ausreichend. Je  weniger Platz man hatte, desto weniger musste ich schließich putzen. Ich  suchte meine Umhängetasche und stopfte die Brötchen zusammen mit ein  paar Wasserflaschen hinein. Anschließend schmiss ich die Tasche auf mein  Bett und sprang noch unter die Dusche. Zeit hatte ich schließlich noch.  Mir waren ja die Hände gebunden. Ich konnte erst wirklich arbeiten,  wenn Eric die Kalibrierung fertig hatte.
Und in meinen Augen würde es bestimmt nicht schneller gehen, wenn ich die ganze Zeit in der Werft wäre.
Nachdem  ich geduscht hatte und mich in frische Klamotten geschmissen hatte. Ein  schlichtes graues Top ohne irgendwelche Aufschriften und eine  Röhrenjeans, machte ich mich auf den Weg zurück zu meinen Arbeitsplatz.
Das  Haupttor stand immer noch offen und Kisten wurden hinein- und  herausgetragen. Um die Death herum wimmelte es an Menschen und es  herrschte geschäftsmäßiges Treiben. Auf halber Strecke eilte mir Eric  entgegen.
„Hey Liz, bin gerade fertig geworden. Falls du noch was  brauchst, ich bin im Kontrollraum." Würd sagen mein Timing ist einfach  unschlagbar.
„D-danke." Murmelte ich. Eric war einfach ein korrekter  Kerl. Ich bezweifelte, dass ich noch mal die Hilfe von Eric in Anspruch  nehmen musste. Deshalb nickte ich ihm zum Abschied zu und bewegte mich  Richtung Deck der Death. Auf dem Weg dorthin musste ich höllisch  aufpassen, dass ich nicht mit jemanden zusammenprallte oder über  irgendwelche herumstehenden Kisten stolperte.
Ich ging wieder in  Richtung Navigationsraum und musste mir eingestehen, dass die Death ein  wirklich schickes Schiff war. Der dunkle Holzboden, die hellen Wände,  bildeten wirklich einen schönen Kontrast. Ich schloss die Tür zu meinem  neuen Büro auf und schmiss meine Umhängetasche auf die Couch. Die andere  Tasche lag immer noch auf dem Schreibtisch, dort wo ich sie  zurückgelassen hatte.
Der Bildschirm fuhr währenddessen hoch und ich  klickte mich durch das Programm. Zunächst einmal musste ich mir einen  groben Überblick beschaffen. Die Sensoren wurden grün angezeigt, das  hieß wohl so viel, wie einsatzbereit. Diese Technik ist einfach toll,  die jetzt schon in diesem U-Boot verbaut war, alles funktionierte über  Touch und war auf dem ersten Blick ziemlich einfach zu bedienen. Ob es  bei der Eingabe der Daten sich genauso einfach verhielt würde sich noch  herausstellen.
Und so begann ich mit meiner Arbeit. Ich scannte die  Insel Cloud 9 und die Umrisse wurden mir angezeigt. Sofort verglich ich  das Bild mit dem in meinen Kopf und musste feststellen, dass es noch  nicht optimal war. Dementsprechend versuchte ich dann die Kalibrierung  zu verfeinern, was eine ziemlich nervige Arbeit war. Hier und da an  einem Rädchen drehen. Diesen und jenen Wert hochschrauben, dass das Bild  optimal wurde.
Wenn das System einmal richtig eingestellt war,  würde jeder Umriss einer Insel exakt auf dem Bildschirm wiedergegeben  werden. Je nach Größe und Entfernung der Insel. War eine Insel sehr nah,  desto exakter wurde der Grundriss der Insel. War die Insel weiter weg,  war es lediglich ein Punkt auf der digitalen Karte, die auf meinem  linken Bildschirm angezeigt wurde.
Ich drehte und schraubte herum,  aber nie kam der exakte Umriss der Insel heraus. Egal was ich tat.  Irgendwo war ein Fehler. Fest stand, dass meine Karten niemals komplett  deckungsgleich mit dem Umriss auf dem Bildschirm sein würden, aber so  eine große Differenz hatte ich noch nie gehabt.
Wenn ich die  Feineinstellung für die Kalibrierung beendet hatte konnte ich anfangen  die Seekarten einzugeben. Dann würde das System die Karten mit der  Insel, die vor einem lag abgleichen und somit wusste man welche Insel  man ansteuerte. Leider ging dies nur auf eine geringe Distanz, ab ca. 5  km Entfernung kann das System genau sagen, welche Insel vor einem liegt. 
Der nächste Knackpunkt war: Es gab Insel, die noch niemals erfasst  wurden, somit konnte ich sie auch nicht eintragen. Ich konnte lediglich  die Insel eintragen, die bereits auf einer Seekarte gezeichnet worden  waren. Des Weiteren mussten die Seekarten von Seiten der Regierung  abgestempelt worden sein um die Echtheit zu überprüfen. Erst dann durfte  ich sie eintragen. Andernfalls konnte ich rechtlich belangt werden, da  ich sonst falsche oder unpräzise Angaben eintragen könnte. Somit könnte  ich dem Käufer schaden und uns würde eine Klage auf Schadensersatz  ereilen. Dann würde Steve mich definitiv töten.
Die nächsten Stunden  verbrachte ich damit der Kalibrierung den letzten Schliff zu verpassen.  Die Uhr zeigte mittlerweile kurz vor Mitternacht an und ich war immer  noch nicht zufrieden. Entweder die Sensoren waren beschädigt oder  irgendetwas stimmte grundlegend nicht. Der Umriss der Insel wurde  einfach nicht exakter. Es war zum Haare raufen.
Müde rieb ich mir  die Augen. Ich saß seit Stunden auf diesem Bürostuhl und versuchte alles  Mögliche. Zusätzlich kam der beschwerende Faktor hinzu, dass ich keine  Gebrauchsanleitung hatte und mich selbst durchbeißen musste.  Wahrscheinlich gehörte ich wirklich zu den wenigen Personen, die immer  gerne Gebrauchsanleitungen lasen, bevor sie anfingen. Die Anleitungen  verliehen mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit. Denn wenn man sich im  Normalfall an die Anleitung hielt und alles exakt befolgte und es trat  ein Fehler auf – konnte es nicht an einem selbst liegen. Diesen Faktor  fand ich relativ beruhigend. Was wahrscheinlich mit meinem geringen  Selbstbewusstsein zusammen hing.
Müde verschränkte ich die Arme und  legte meinen Kopf drauf. Nur ein kurzes Nickerchen und dann würde ich  weiter Arbeiten. Ich war heute nicht mal ansatzweise so weit gekommen,  wie ich wollte, aber es half nichts. Mein Körper sehnte sich nach  Schlaf.
Wieder wurde ich geweckt durch das laute Poltern. Gestern  hieß es in drei Tagen würde das Schiff fertig sein – das hieß, dass ich  noch heute und morgen hatte um es zu vollenden. Immer noch vollkommen  verschlafen griff ich zu meiner Tasche und nahm ein paar Bissen von  meinen Brötchen. Anschließend trank ich etwas und setzte mich wieder auf  meinen Bürostuhl und begann das gleiche Spiel wie gestern.
Es war zum kotzen. Meine Laune war am Tiefpunkt.
Es klopfte bedächtig an der Tür und Eric trat ein.
„Mahlzeit,  du siehst nicht gerade glücklich aus. Ich hab mir gedacht, ich bring  dir einen Kaffee vorbei." Am liebsten hätte ich gesagt, dass ich keinen  Kaffee mag, aber dann würde ich seine nette Geste komplett ruinieren.  Ich war einfach zu nett. Also nahm ich dankend die Tasse entgegen und  nahm einen Schluck. Igitt. Wie konnte man das Gebräu nur trinken.
Ich  schüttelte meinen Kopf um meine Frustration zu verdeutlichen. Normal  war ich nicht der Typ, wo sich bei anderen ausheulte, ich litt lieber  still vor mich her.
„E-egal was ich versuche die Umrisse unserer  Insel werden nicht exakter. Zwar ist es schon besser als am Anfang, aber  nicht optimal." Erklärte ich ihm sachlich. Es viel mir wesentlich  leichter mich über Sachliches zu unterhalten als über emotionales. Eric  warf mir einen mitleidigen Blick zu. Toll, das brachte mich hier leider  überhaupt nicht weiter. Konstruktive Lösungsvorschläge wären bei weitem  besser gewesen, aber es war nun mal nicht sein Fachgebiet. Er konnte war  Sensoren einstellen und Kalibrierungen vornehmen, aber für das letzte  Feintuning war immer ich zuständig.
„Das wird schon noch. Bis jetzt  hast du immer alles rechtzeitig fertig bekommen!" Versuchte mich Eric  aufzubauen. Mein Blick huschte zu dem Blätterhaufen, wo die Seekarten  durcheinander lagen. Allein für die Seekarten, hätte ich im Normalfall  Wochen gebraucht. Jetzt wo die Kalibrierung immer noch nicht optimal  war, verzögerte sich das Ganze noch etwas.
„B-bestimmt.." Nuschelte ich.
„U-und  wie läuft es bei euch?" Fragte ich. War ich schon so frustriert, dass  ich nun auch noch Smalltalk machte. Was war denn heute los. Ich war  einfach zu nett heute. Nein, du hast lediglich nicht ausgeschlafen und  bist gerade ein geistiger Tiefflieger.
„Meinen Informationen nach  ist das U-Boot so gut wie fertig. Lediglich deine Abteilung braucht noch  etwas Zeit. Die Aufräumarbeiten haben schon wieder begonnen. Steve ist  ziemlich zufrieden und der Käufer ist auch schon informiert. Es war ja  auch nicht viel zu machen. Allein der Standard der in diesem Schiff  verbaut ist ein Traum. Alles auf dem neusten Stand der Technik – es war  so wundervoll an diesem U-Boot zu arbeiten. Hoffentlich bekomme ich  jemals in meinen Leben noch einmal so ein Boot zum optimieren." Eric  geriet gerade zu ins Schwärmen. Hier merkte ihm deutlich an, wie sehr er  seinen Job liebte und das seine Leidenschaft schier grenzenlos  erschien. Ich lächelte. Ein bisschen eifersüchtig war ich auf ihn – er  schaffte es seinen Gefühlen so leicht Ausdruck zu verleihen. Während ich  um jeden Satz kämpfen musste.
Innerlich stöhnte ich auf.  Aufräumarbeiten. Alles war fertig, nur meine Abteilung nicht. Ich könnte  vor Scharm in Grund und Boden versinken. Womit hatte ich das verdient?  Selbstzweifel krochen in mir hoch. Jemand anders hätte es bestimmt schon  fertig gebracht. Nur die kleine Liz schaffte es wieder nicht  fristgerecht zu arbeiten. Ich biss mir auf die Unterlippe, ein typisches  Zeichen dafür, dass ich mich unwohl fühlte oder nervös war.
„Lass dich nicht weiter aufhalten!" Verabschiedete sich Steve und trollte davon.
Es  war wieder Abend. Ich war mittlerweile schon ein kleines Schrittchen  weiter. Statt weiter am Inselumriss zu scheitern ging ich über die  Scanner zu überprüfen, die dafür zuständig waren nicht, dass das U-Boot  rechtzeitig Alarm schlug, falls es Unterwasser Geröll in Sicht war.
Ich  schielte auf meine Armbanduhr. Es war kurz nach Mitternacht. Ich schob  Überstunden ohne Ende und erzielte kaum Ergebnisse. Es war zu  frustrierend. Müde rieb ich mir erneut meine Augen. Ich sollte wirklich  nach Hause und mich in mein Bett verkrümeln, statt hier einen  aussichtslosen Kampf zu führen.
Müde erhob ich mich. Trank noch  einen Schluck und wandte mich zur Tür. Als ich in dem Flur trat hörte  ich Stimmen. Wer zur Hölle trieb sich um die Uhrzeit hier noch herum?
„Dreh halt einfach das Licht an, du Idiot!" Diese Stimme konnte ich auf Anhieb niemanden von meinen Kollegen zuordnen.
„Pah!  Dann müsste ich deine hässliche Visage sehen. Ich kann mich auch im  Dunkeln zu recht finden!" Erwiderte eine zweite Stimme.
„Meine Visage? Deine Eltern waren doch Chemiker und haben an deinem Gesicht herum experimentiert!" Kam es von der ersten Stimme.
„Müsst  ihr euch immer streiten?" Fragte eine dritte Stimme. Sie klang ziemlich  bedrückt, als würde es ihm wirklich zusetzten, dass die beiden so  miteinander umgingen.
„Klappe, Bepo!" Kam es laut von Stimme eins und zwei.
„E-Entschuldigung.." kam es relativ leise von der dritten Stimme.
„Du sollst dich nicht immer entschuldigen!" Fauchte die erste Stimme wieder.
Mein  Gott, was lief denn bei denen falsch? Die Stimme drei wollte doch nur  nett sein. Ekelhaft so ein Verhalten. Es beschlich mich langsam das  Gefühl, dass ich mich schleunigst aus dem Gang entfernen sollte.  Irgendetwas stimmte hier nicht.
Keiner meiner Kollegen würde um  diese Zeit noch arbeiten und niemand würde so einen Umgangston an den  Tag legen. Ich schlich zurück zu meinem Büro. Noch immer konnte ich die  Stimmen im Gang vernehmen. Sie machten sich nicht gerade Mühe leise zu  sein.
„Der Käpt'n müsste bald soweit sein." Was? Was ging hier bitte  ab. Ich bekam Angst. Käpt'n? Eine verdammte Schiffsübergabe fand immer  nachmittags statt. Oder in der Früh, aber niemals kurz nach Mitternacht.  Mein Herz begann stärker zu pumpen. Es schlug mir bis zum Hals. Leise  zog ich die Tür hinter mir zu. In Gedanken versuchte ich mir einen  möglichen Fluchtplan zurecht zu legen.
Sofort rief ich gedanklich  den Bauplan ab. Die drei Stimmen waren im Hauptflur, um an Deck zu  gelangen musste ich an ihnen vorbei. Ausgeschlossen. Ich konnte zwar  viel, aber mich unsichtbar machen und an ihnen vorbei schleichen war  geradezu unmöglich. Außerdem was tat ich, wenn sie bewaffnet war. Mein  Herz setzt einen Schlag aus. Ich war noch nie irgendwie in Kontakt mit  Waffen geraten und das sollte weiterhin so bleiben.
Schnell sammelte  ich sämtliche Dokumente ein und und stopfte sie in meine Umhängetasche.  Die Tasche mit dem Proviant nahm ich auch. Die Schritte kamen näher.  Was sollte ich nur tun. Das Licht hatte ich schon ausgeschalten, nun sah  ich mich suchend um. Gott sei Dank, war es nicht stockdunkel. Grobe  Umrisse konnte ich trotzdem noch erkennen.
Mit dem Mut der  Verzweiflung quetschte ich mich in dem Schrank und zog die Schranktüren  zu. Meinen beiden Taschen hielt ich fest an die Brust gedrückt. Verdammt  noch mal. Wie komme ich aus der Nummer wieder raus. Angenommen, die  drei suchten nach Wertgegenständen wären sie in ein paar Stunden wieder  weg. So lange musste ich hier ausharren. Ich spitzte die Ohren. Mein  eigenes Herz kam mir in diesen Sekunden so schrecklich laut vor.  Innerlich flehte ich es an doch etwas leiser zu schlagen. Selbst das  Geräusch meines Atems kam mir so laut vor. Bitte, lass sie einfach nicht  in diesem Raum kommen.
Meine Bitten wurden wie immer nicht erhöht. Die Tür ging auf und ich hörte Schritte.
„Ehy,  Bepo scheint so als wäre hier dein neuer Arbeitsplatz!" Meinte eine  Stimme euphorisch. Steve hatte mir gar nichts von einem neuen Kollegen  erzählt, aber seit wann fingen Kollegen kurz nach Mitternacht an. Ich  versuchte flacher zu atmen um ja nicht aufzufallen. Panik schnürrte  meine Kehle zu. Sie waren so nah. Wie ein kleines Kind kniff ich meine  Augen zusammen und dachte nur noch: „Sie sind gar nicht da. Niemand ist  hier. Alles wird gut".
Aber nichts würde gut werden.
„Ich hab doch überhaupt keinen Plan davon." Murmelte dieser Bepo. Der arme Kerl klang wie ein Mobbing Opfer.
„Quatsch, du hast uns immerhin bis hierher gebracht!" Meinte die zweite Stimme lobend.
„Ja,  ich mein so ein Schiff unterwegs zu Schrotten kann jeden Mal passieren,  auch dem besten Navigator." Meinte die erste Stimme ironisch. Irgendwie  kam mir diese Stimme, jetzt, wo ich sie von Nahen hörte bekannter vor.  Aber ich wagte mich immer noch nicht aus meinem Versteck heraus.
„Entschuldigung" – „Du sollst dich nicht immer entschuldigen!" – Schon wieder hackten die beiden auf ihm rum.
Die Schritte entfernten sich. Erleichtert atmete ich aus als die Tür in Schloss fiel.
Dann  ging ein Ruck durch die Death und ich stöhnte gequält auf. Sie waren  nicht auf der Suche nach Wertsachen – sie klauten das verdammte U-Boot  und ich war noch hier drauf und ich hatte keine Möglichkeit so schnell  hier runter zu kommen. Das U-Boot glitt weiterhin durchs Wasser, das  spürte ich. Normal sollten jetzt die Sicherheitsvorkehrungen greifen,  aber das U-Boot stoppte kein einziges Mal. Die Diebe hatten es  geschafft. Sie hatten die Death geklaut und ich war noch im  Navigationsraum im Schrank versteckt. Und Diebe waren bekanntlich nicht  sehr nett. Die Death würde mich wahrlich ins Grab bringen.

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt