Part 25

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Meine Lösung für meine Probleme bestand erst mal darin – mich zu  verkriechen. Oh Wunder, heute strotze ich ja geradezu vor Tatendrang.  Mein Weg führte in mein altbekanntes Heim – die Navigationskammer. Seit  meinem Zusammenbruch hatte ich hier drinnen nicht viel Zeit verbracht  und nun überprüfte ich meine Gerätschaften. Innerlich wusste ich, dass  es sich hierbei nur um eine Ablenkung handelte, weil ich zu feige war  mich mit den wirklichen Problemen zu widmen. Nun saß ich auf meinen  altbekannten Stuhl und drehte an verschiedenen Rädchen, um die Sensoren  zu kalibrieren. Die Meisten waren noch gut im Schuss. Lediglich ein paar  Feinjustierungen mussten vorgenommen werden. Ich genoss die Zeit, die  ich nun für mich hatte. Es war schön wieder meinen Kopf in die Arbeit zu  stecken, es lenkte mich ab vor den Problemen, die vor mir lagen.  Außerdem fand ich hierbei auch eine Art ‚innere Ruhe'. Zum ersten Mal  seit geraumer Zeit hatte ich etwas Zeit zum durch schnaufen. Vollkommen  entspannt machte ich es mir auf den großen Stuhl bequem und ging in den  Schneidersitz. Meine alte Taschenuhr legte ich auf das Armaturenbrett  und begann die Zeiger mit dem vom Log-Port zu vergleichen. Es war  einfach so faszinierend, wie die Uhr und der Log-Port auf eine Weise  harmonierten, die ich nicht verstand. Wer auch immer diesen Kompass  erfunden hatte, war ein wahrer Meister seiner Zunft gewesen.  Gedankenverloren nahm ich es in die Hand und begann es zu drehen. Es gab  keine Hinweise auf den Erschaffer – nichts. Einige Kratzer und  schrammen hatte die kleine Uhr, aber sonst war sie gut in Schuss. Des  Weiteren konnte ich sie zeitlich gar nicht einordnen, weder das Alter  noch sonstiges. Vielleicht war sie erst vor Jahren erschaffen worden,  oder auch vor Jahrhunderten.
Es klopfte an der Tür und Bepo trat ein.  Er wirkte relativ gut gelaunt und schaute glücklich auf als er mich  erblickte. Anscheinend konnte ich doch für Stimmung in einem Raum  sorgen. Dann fiel sein Blick auf die Uhr in meiner Hand, kurz runzelte  er die Stirn.
„Ist das die Uhr von der Insel?", fragte er und warf  mir einen fragenden Blick zu und zog sich den Stuhl neben mir heran.  Einen kurzen Moment machte ich mir Gedanken, ob er wusste, was genau es  sich mit der Uhr auf sich hatte. Jedoch hatte ich niemanden etwas davon  erzählt – zumindest fast niemanden. Okay, ich hatte es niemanden direkt  gezählt, eher indirekt, dass ich damit in der Lage war alle Inseln zu  finden.
Stumm nickte ich als Antwort und ließ die Uhr in meiner  Tasche verschwinden, man sollte nicht noch unnötig Aufmerksamkeit auf  den Gegenstand lenken. Ich wusste zwar, dass ich Bepo vertrauen konnte,  aber eine kleine Stimme in meinen Kopf hielt mich zurück.
„Du  solltest damit zu Tom gehen. Taschenuhren sind schon längst überholt.  Lass dir doch ein Armband dafür machen?" schlug Bepo in einen  freundlichen Ton vor. Dieser Eisbär war einfach ein erstaunlicher Bär.  Immer wieder verblüffte er mich mit seiner resoluten Freundlichkeit, die  in der Lage war einen sofort zu entwaffnen.  Aber viel mehr  interessierte ich mich dafür, was Bepo angesprochen hatte. Die Idee mit  dem Armband war wirklich Gold wert – immerhin war eine Armbanduhr bei  Weitem unauffälliger als eine Taschenuhr. Klein genug war das Gehäuse,  also sollte ich wohl den Vorschlag demnächst umsetzen. Außerdem konnte  ich mit diesem indirekten Botengang wieder Zeit verpläppern und so Law  aus dem Weg gehen.
Doch ich beschloss Bepo nichts von meinen Überlegungen mitzuteilen und wandte mich fragend an ihn.
„Wie  ist es dir als Navigator ergangen als ich... ähm.. verhindert war?", ein  besserer Begriff viel mir nicht ein. Das Wörtchen ‚krank' wollte ich  nicht in den Mund nehmen, immerhin war ich für den kurze Rest meines  Lebens schon krank. Da musste man den Teufel auch nicht gleich an die  Wand malen.
Ich hatte absichtlich einen freundlichen und höflichen  Ton gewählt, denn ich wollte nicht, dass Bepo die Frage falsch  auffasste, dass ich an seinen Fähigkeiten zweifelte.
Prompt wurde Bepo rot und kratzte sich verlegen mit der Pfote hinterm Ohr – ein unheimlich süßer Anblick.
„Ähm..also...eigentlich  ganz g-gut?" stotterte Bepo in einen fragenden Ton. Innerlich musste  ich schmunzeln und meine Lippen verzogen sich sogar äußerlich zu einem  Lächeln. Es lag nicht daran, dass Bepo so schüchtern und tollpatschig  wirkte, sondern daran, dass er mich an mich erinnerte. Damals wie ich  wie ein verängstigtes Reh in der Ecke saß – was ich immer noch  meisterhaft in der Gegenwart von Law beherrschte.
„Aber ein paar  Fragen hätte ich da noch!", fiel es Bepo ein und schon begann er mich zu  durchlöchern. Er würde einmal ein sehr guter Navigator werden und was  sollte schon mit mir als Lehrerin schief gehen?
„Wie ist das mit der  Kalibrierung? Wie beeinflussen die verschiedenen Winde die  Unterwasserströmung? Wie kann ich ein Gewitter vorhersagen? Kann ich  auch neue Karten eingeben und den passenden Alarm aktivieren und  deaktivieren?", fragte er aufgeregt und überflutete mich mit seinen  Fragen.
So begann ich mich mit meinen Erklärungen und demonstrierte wie man den Inselalarm deaktivierte.

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt