Part 2

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Meine Motivation hatte definitiv ihren Tiefpunkt erreicht und das nach  verdammten zehn Minuten. Nachdem ich mich von meinen Chef gebührend  verabschiedet hatte und ihn innerlich mit sämtlichen Schimpfwörtern  beworfen hatte, die ich kannte – es waren nicht sehr viele, da ich  anständig erzogen wurde. Ich wünschte es wären mehr gewesen. Hatte ich  mich auf den Weg gemacht.
Zum Glück war bereits ein Zugang zum Deck  des U-Bootes gelegt worden und somit musste ich nur über eine breite  Planke balancieren (Ja, Gleichgewicht und Körperhaltung waren auch nicht  meine Stärken) und stand schon auf dem Deck des U-Bootes. Das quietsch  gelbe Ding, das für meine unbezahlten Überstunden verantwortlich war  (Möge es irgendwann in der Hölle schmoren), ist alles andere als klein.  Ich würde es fast schon als mittelgroß bezeichnen. Danke Gott, falls es  dich gibt verfluche ich dich hiermit ganz offiziell – wünsch dir noch  ein angenehmes Leben.
Zum Glück war ich nicht die einzige, die  bereits am arbeiten war, einige meiner Kollegen saßen schon beisammen  und überlegte, wie sie am Besten vorgehen könnten. Langsam näherte ich  mich der Gruppe von Mechaniker, die es sich bei einer ruhigen Ecke  bequem gemacht haben. Verdammt, am liebsten wäre ich weiterhin auf  Sicherheitsabstand zu meinen Kollegen geblieben.
Es war nicht so,  dass ich sie nicht mochte oder sie unfreundlich wären. Aber ich  bevorzugte es generell lieber allein zu arbeiten und nicht unter zu  vielen Menschen zu sein. Die drei Mechaniker schienen mich noch gar  nicht registriert zu haben, als ich mich ihnen langsam näherte. Es half  einfach nichts, ich musste sie ansprechen ohne den Bauplan des U-Bootes,  konnte es Stunden dauern bis ich den gewünschten Navigationsraum  gefunden hatte. Wirklich Lust länger als nötig zu bleiben hatte ich auch  nicht. Deswegen musste ich wohl oder übel meine Kollegen ansprechen.  Ich fasste mir ein Herz und versuchte etwas selbstbewusster aufzutreten –  haha, das konnte nur so was von in die Hose gehen.
„E-Entschuldigung,  ähm.. habt ihr zufällig den Bauplan?" Nervös wippte ich auf und ab. Ja,  ganz große klasse, so wirkst du bestimmt selbstbewusst. Aber hey,  immerhin hatte ich einen kompletten Satz gesagt ohne zu nuscheln.  Während ich die Frage gestellt hatte, versuchte ich krampfhaft meine  Lippen zu einen Lächeln zu bewegen. Wahrscheinlich sah es eher aus wie  eine Grimasse.
Ich konnte einfach nicht mit Menschen umgehen, ich  wollte nicht mit ihnen sprechen oder mit ihnen interagieren. Am liebsten  hatte ich einfach meine Ruhe. Es war auch nicht so, dass ich extrem  schlimme Erfahrungen mit Menschen hätte, aber ich konnte einfach nichts  mit ihnen anfangen. Wenn mich jemand foltern wollte, müsste er mich nur  in einem Raum voller Menschen sperren und ich würde ihn sofort meine  tiefsten Geheimnisse verraten um frei zu kommen, die zwar nicht  besonders interessant waren, aber immerhin könnte ich ihnen etwas sagen.  Wenn sie mich einfach in Ruhe ließen, wäre ich die wohl zufriedenste  Gefangene der Welt. Etwas paradox nicht wahr. Aber war nicht jeder  Gefangene irgendwo froh, wenn man ihn in Ruhe ließ? Wahrscheinlich gab  es noch ein paar mehr Menschen, die so tickten wie ich – die wo nichts  mit ihrer eigenen Rasse anfangen konnten.
Einer der drei, nickte mir  freundlich zu. Laut meinen Informationen hieß er Daniel, oder war es  doch Dennis. Ich hatte keinen Plan. Etwas schämte ich mich zwar dafür,  dass ich nicht mal die Namen meiner Kollegen kannte, aber auf der  anderen Seite ich hatte ja nicht viel mit ihnen zu tun.
„Klar, da  drüben." Er deutete auf einen Tisch, auf dem viele Seiten Papier  zerstreut lagen – Ordnung ist das halbe Leben, diese These traf hier mal  überhaupt nicht zu. Innerlich stöhnte ich auf. Das gesamte Prozedere  (Kollegenkonversation, Teamfähigkeiten ausbauen blablaba) hätte ich mir  auch schenken können – vielleicht suchte ich das nächste Mal einfach  vorher selbst, statt gleich zu fragen. Effizienter und schneller wäre  natürlich Option 2, aber die hatte was mit Konversation zutun –  ekelhaft. Die Mechaniker waren nicht gerade für ihre ordentliche  Arbeitsweise bekannt. Nun konnte ich erst mal noch sämtliche Papiere  durchwühlen in der Hoffnung gleich das richtige Dokument zu finden. Ich  bedankte mich höflich, selbstverständlich wieder mit einem gestotterten.
„D-Danke." Und wandte mich wieder ab – wie ich Interaktionen hasste.
Nachdem  ich sämtliche Papiere gefühlte zehn Mal links und rechts gedreht hatte,  fand ich den Bauplan. Der Raum mit den verschieden Gerätschaften war  unten, während die Steuerzentrale oben war. Heizungskeller und  Generalschaltung waren unten verbaut. Ich beschloss mir einen ersten  Eindruck von der Steuerzentrale zu gönnen. Wirklich Lust hatte ich  nicht, genau genommen sehnte ich mich einfach nur noch nach meinem Bett.  Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich bereits  seit 30 Minuten in meinem flauschigen Bett liegen könnte.
Ich  schielte noch mal auf den Bauplan und wagte mich ins Innere des  U-Bootes. Von außen war das hässlich wie die Nacht und erinnerte mich  stark an meine Badeente, aber von innen sah es deutlich besser aus. Der  Boden war edel ausgestattet mit Mahagoni Holz und die Wände waren weiß  gestrichen. Es gab bereits Wegweiser, die fest an die Wand angebracht  waren, so dass sich selbst der letzte Idiot hier zu Recht finden konnte.  Der Flur war schön hell gehalten und die Lampen, die Licht spendeten,  waren ziemlich edel anzusehen. Mir gefiel das Ding von innen deutlich  besser, als von außen. Alles wirkte akkurat und strukturiert – Nun  konnte ich besser nachvollziehen, warum Steve diesen Auftrag angenommen  hatte. Mit diesem Ding konnte man durchaus ein hübsches Sümmchen an  Gewinn einstreichen. Vorausgesetzt man strich es außen etwas anders,  aber das war ja nicht meine Aufgabe. Neugierig stiefelte ich weiter und  vergaß fast meine Müdigkeit. Da ich den Bauplan bereits in meinem Kopf  abgespeichert hatte, brauchte ich die Wegweiser fast gar nicht  anzuschauen. Nur gelegentlich warf ich einen Blick drauf, um  festzustellen, ob sie mit dem Plan identisch waren.
Neugierig, wie  ich nun war stöberte ich durch das Deck. Hier waren der  Gemeinschaftsraum und die Küche und der Speisesaal. Obwohl das Wörtchen  Speisesaal etwas übertrieben war. Die Küche war offen und bereits  ziemlich gut ausgestattet. Ich bin leider keine talentierte Köchin,  solange das Wasser mir nicht verbrannte, war das für mich ein Erfolg auf  ganzer Linie. Die Küche war passend zu dem hölzernen Boden auch aus  Mahagoni und mit schwarzen Arbeitsplatten verziert – Ich tippte auf  Granit. Ziemlich robust, langlebig und optisch nett anzusehen. Die  technischen Gerätschaften waren auch schon drinnen.  Gleich daneben war  der Esstisch mit passenden Stühlen.
Recht zügig beendete ich meinen  kurzen Rundgang und ging nun zur Steuerzentrale. Nach einem kurzen  Fußmarsch kam ich an. Ich öffnete gespannt die Tür und erblickte einen  typischen Steuerraum. Links und rechts reihten sich hohe Regale, die  leer standen. Links und rechts von der Tür waren jeweils verschließbare  Schränke. Frontal war eine große Wand mit verschiedenen Bildschirmen.  Darunter reihten sich verschiedene Steuerapparaturen und natürlich ein  paar Bürostühle. In der Steuerzentrale hatte ich prinzipiell nichts  verloren, allerdings musste ich das System im Navigationsraum anschalten  und dies ging zumeist nur über die Steuerzentrale.
Selbstverständlich  gab es hier auch den berühmten roten Knopf, der das gesamte System  abschalten konnte, aber der brachte mich im Moment nicht weiter.  Stattdessen suchte ich nach dem Anschaltknopf. Irgendwann fand ich den  Hebel, obwohl ich eher geraten hatte und einfach irgendeinen Hebel  umgelegt habe. Grundsätzlich sollte man immer den Größten nehmen und die  Kleinen in Ruhe lassen, das hatte mir mal ein Techniker erklärt. Im  Stillen dankte ich meinen Kollegen und schaute zu wie das gesamte System  langsam hochfuhr. Ich blickte auf meine Armbanduhr, seit drei Stunden  hatte ich Feierabend und ich war noch nicht mal in die Nähe der  Navigationsgeräte gekommen.  Ich seufzte frustriert auf, schon als ich  heute Morgen aufgestanden bin, hatte ich das Gefühl, dass heute ein echt  ekelhafter Tag werden würde. Erst wurde ich angemotzt von Steve, auf  Grund meiner (für ihn) schlampigen Zeichnungen und nun schob ich  Überstunden. Meine gute Laune hatte sich nun vollends von mir  verabschiedet und ich spielte mit dem Gedanken ihr hinterher und aus der  Tür zu folgen.
Aber ich brauchte den Job, um meinen Lebensunterhalt  zu finanzieren – eine Kündigung konnte ich mir nicht leisten.  Das  System war mittlerweile vollständig hochgefahren und es war an der Zeit  für mich den Navigationsraum aufzusuchen. Ich fand ihn relativ zügig,  was nicht besonders verblüffend war, angesichts der Tatsache, dass ich  die Baupläne bereits in meinem Kopf verinnerlicht hatte.
Diesen Raum  empfand ich als deutlich gemütlicher, als den vorherigen, zwar waren  hier auch die gleiche Regale und großzügigen Schränke verbaut, aber es  gab auch eine Couch – es gab doch noch einen Gott auf dieser Erde. Ich  fuhr mir mit meiner linken Hand durch meine Haare und seufzte frustriert  auf – irgendwann war halt der Punkt erreicht, wo ich einfach keine Lust  mehr hatte zu arbeiten. Ich fuhr das System hoch und beschloss mich auf  die Couch zu legen und zu warten. Müde schloss ich die Augen und die  Welt um mich herum ging in Schwarze über.
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Ich stöhnte auf und  zuckte zusammen. Woher kam der plötzliche Lärm? Konnte man nicht einmal  seine Ruhe haben und ausschlafen? Orientierungslos sah ich mich um. Das  hier war definitiv nicht mein Schlafzimmer  und nicht meine Couch, denn  von meiner eigenen Couch hatte ich niemals solche Rückenschmerzen  bekommen, wie von der hier. Allgemein, was war das hier? Dann viel es  mir, wie Schuppen von den Augen. Das verdammte gelbe Ding – verdammter  Steve. Verdammte Couch und verdammter Rücken. Wieder ertönte ein  schrilles Geräusch, dieses Mal konnte ich es allerdings einordnen –  Baulärm. Erschrocken sah ich auf die Uhr, es war neun Uhr in der Früh.  Aber hey, immerhin war ich schon auf meinem Arbeitsplatz – so konnte  Steve wenigstens nicht meckern. Mein Magen begann zu knurren. Ja, das  Abendessen war gestern wohl etwas zu kurz gekommen, aber eventuell  könnte ich später beim Bäcker um die Ecke mir eine belegte Semmel holen  und mein Frühstück nachholen. Das klang schon etwas verlockender.
Ich  wandte mich der Bildschirmfront zu und setzte mich auf den vorgesehenen  Stuhl. Ich checkte welche Daten bereits im System vermerkt waren –  Narda. Keine einzige Karte oder Orientierungspunkte waren vermerkt. Bis  man sämtliche Koordinaten eingab, würde Tage, wenn nicht sogar Wochen in  Anspruch nehmen. Ich hatte mich wohl geirrt, gestern war zwar schon  schlimm, aber verglichen an der Arbeit die mir jetzt bevorstand wohl  kaum der Rede wert.
Ich ging weiter das System durch und fand  heraus, dass sämtliche Scanner neu kalibriert werden müssten. Dies lag  nicht in meinen Aufgabenbereich, aber ich musste es trotzdem im  Protokoll vermerken.  Ich würde sämtliche geografischen Daten in das  System manuell eingeben müssen. Dieses Ding würde mich noch wahnsinnig  machen, oder mich ins Grab bringen. Genervt stand ich auf und begann in  den Schränken nach dem Handbuch zu suchen. Immerhin mussten die Pfeifen,  die das System gemacht haben irgendetwas dagelassen haben – so  zumindest die Theorie. Im Schrank wurde ich fündig: „Handbuch für  GT-DT-929" – Ernsthaft?! Wer zur Hölle nannte dieses Ding bitte  GT-DT-929. Meine Genervtheit schlug in Frustration um, als ich  feststellen musste, dass überhaupt nichts über die Eingabe von Daten im  Handbuch vermerkt war. Dieses verdammte Ding. Ich beschloss kurzer Hand  es nur noch „Death" zu nennen, das U-Boot würde früher oder später mein  Untergang sein. Durch, dass nirgends Vermarkungen über die Einspeisung  von Daten gegeben waren, konnte ich selbst noch Mal mehr Zeit einplanen  bis ich effektiv arbeiten könnte – Wundervoll.
Ich hatte jetzt schon  überhaupt keine Lust mehr auf meine Arbeit, obwohl ich mit Leib und  Seele für die Navigation lebte. Mein Plan war nun folgender: Schritt  eins: Zurück gehen in mein Büro. Anschließend würde ich meinen Bericht  schreiben und meinen Kollegen auf die fehlende Kalibrierung hinweisen  und, das die Scanner auch dringend noch geprüft werden müssten. Dann  würde ich ins Archiv gehen und sämtliche Seekarten mitnehmen und in das  System eingeben. Irgendwas zwischen diesen Aufgaben würde ich mir auch  noch was zum Essen holen, denn mein Magen knurrte schon wieder.
Müde  rieb ich mir noch einmal die Augen und wandte mich zum Gehen. Ich würde  mich noch viel zu oft in diesem Raum aufhalten. Gestern Abend ging es  noch deutlich ruhiger auf der Death zu (wie ich sie nun hasserfüllt in  Gedanken nannte) nun waren schon einige Mitarbeiter wieder anwesend und  polierten das Schiff, pardon U-Boot, auf Hochglanz. Techniker eilten  umher und es herrschte reges Treiben. Auf dem Flur musste ich höllisch  aufpassen, dass ich mit niemanden zusammen stieß – Körperkontakt war so  ziemlich das letzte was ich wollte – Kurz danach kamen Gespräche über  Gefühle oder Emotionen.
Ich huschte größtenteils unentdeckt übers  Deck. Gelegentlich schallte es aus einer Ecke „Guten Morgen, Lizzy!",  worauf ich ein ziemlich schlechtes Lächeln in die Richtung aus der die  Stimme kam warf. Ich bezweifelte, dass ich besonders beliebt war –  immerhin hatte ich kaum Kontakt zu den anderen Abteilungen, aber es gab  eben nur wenige weibliche Mitarbeiterinnen, also fiel man gewollt oder  ungewollt immer irgendwie auf.
In meinem Büro angekommen kritzelte  ich mit meiner Sonntagsschrift, die eher einer Krakelschrift einer  dreijährigen ähnelte, auf einem Zettel die Mängel auf. Die Mechaniker  schrieben auch nicht schöner als ich, und ihre Schrift konnten die ja  auch gegenseitig entziffern also gab ich mir nicht besonders viel Mühe  akkurat zu schreiben. Ich nahm mir meine Umhängetasche vom Stuhl und  ging gleich weiter ins Archiv – in den düsteren Keller, wo sich die  Spinnen wohl fühlten und meine Wenigkeit mitten drin – da kommt wieder  Freude auf. Dort sammelte ich sämtliche Karten ein und vermerkte dies  anschließend im Protokoll. Immerhin waren diese Karten einiges wert und  Steve würde ausrasten, wenn eins seiner Schätzchen fehlte. Ich stopfte  das Pergament in meine Tasche und machte mich wieder auf dem Weg nach  oben.
Ich machte mich wieder auf den Weg zur Death, um die Seekarten  dort abzuliefern und irgendeinen Mechaniker meinen Befund in die Hand  zu drücken. Dieser Teil würde der deutlich unangenehmere Teil werden.
Es  kam wie es kommen musste auf halber Strecke kam mir Steve entgegen und  an seiner Seite war ein hochgewachsener junger Mann. Mein Boss strahlte  mich an – Ach ja, heute versuchen wir wieder nett zu wirken, wo ein  Kunde neben ihm steht. Dann machen wir halt gute Miene zum bösen Spiel.  Steve schwenkte übertrieben den Arm. Oh nein – das bedeutet, dass ich  auf jeden Fall mit ihm Konversation führen muss. Bitte Gott, und Boden  verschlinge mich bitte! Meine stillen Gebete wurden (wie immer) nicht  erhört. Das ungleiche Duo kam immer näher, verdammt. Umdrehen und gehen  und so tun, als hätte ich sie nie gesehen war nun auch nicht mehr  möglich. Beide hatten mich anvisiert.
Über Steves Stirn rannte der  Schweiß und er schien ziemlich aus der Puste zu sein. Seine Wangen waren  leicht gerötet und er schien ziemlich aufgeregt zu sein. Dies konnte  nur bedeuten, dass der schwarzhaarige Kerl neben ihm ein potenzieller  Käufer war. Oh nein, Liz wenn du jetzt irgendetwas Falsches sagst, dann  kannst du deinen Lebensunterhalt so was von vergessen.
„Ähm..G-guten  Morgen Boss!" nuschelte ich ansatzweise höflich. Oh Gott, wie kann man  einfach nichts auf die Reihe kriegen. Ich war einfach zu unfähig. Nun da  die beiden deutlich näher waren konnte ich den (wahrscheinlich)  potenziellen Käufer näher betrachten. Er sah sehr hübsch aus, okay, er  war verdammt attraktiv. Seine schwarzen Haare waren leicht verstrubbelt,  was ich unheimlich süß fand, obwohl ich den Begriff süß für diesen Kerl  unpassend fand. Er hatte etwas an sich, was ich im ersten Moment nicht  beschreiben konnte. Eine Art Dunkelheit und Finsternis umgab ihn und es  schien als wäre er unnahbar. Automatisch hatte ich das Gefühl ich müsste  ein paar Schritte zurücktreten, um Abstand zwischen uns zu gewinnen.  Nur um dieser Aura zu entkommen, die mich so sehr einschüchterte. Seine  Augen waren grau, aber sie schienen eine solche Tiefe zu haben, dass ich  Angst hatte mich ihn ihnen zu verlieren. Doch sie blickten mich starr  an. Ein neugieriges Funkeln war darin zu erkennen, fast so als hätte er  irgendein Interesse an mir. Schnell schlug ich mir diesen Gedanken aus  dem Kopf. Ich war definitiv nicht sein Kaliber, ein Kerl wie er groß,  attraktiv und muskulös könnte jede haben, warum sollte er dann seine  Zeit mit mir verschwenden.
„Guten Morgen Liz! Das mein lieber Herr  Dr. Trafalgar ist die Leiterin der Navigationsabteilung, sie wird sich  vorzüglich um die Navigationsgeräte ihres zukünftigen U-Bootes kümmern!"  Mein Gott, es war noch nicht mal zehn Uhr und mein Chef war schon so  euphorisch. Ekelhaft. Der zweite Teil war eindeutig an den potenziellen  (viel zu attraktiven) Käufer Trafalgar gerichtet. Dieser tat das  Rumgeschleime lediglich mit einem Nicken ab – irgendwie sympathisch,  dass er sich nicht so um den Finger wickeln lies.  Aber irgendetwas  störte mich an dem Dr.. Das Gesamtbild passte irgendwie nicht. Ärzte,  die ich kannte hatten ein offenes freundliches Wesen. Dieses Exemplar  hier war düster, schien überhaupt keinen Funken Mitgefühl zu versprühen.  Im Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht wusste in welchem  Fachbereich er seinen Dr. gemacht hatte, konnte ich mir nicht sicher  sein, ob er wirklich Humanmediziner war. Eventuell war er Physiker, oder  Waffenexperte.
Seine Augen ruhten immer noch auf mir. Ich fühlte  mich wie ein kleines unbedeutendes Lamm und er schien der Löwe zu sein,  der mich jede Sekunde in Stücke reißen konnte. Einen kurzen Moment  fasste ich den Mut seinen Blick zu erwidern. Ich hielt nicht lange  stand, sofort senkte ich meinen Blick wieder. Diese Augen, es war als  würden sie sich in meine Seele bohren und mich in Stücke reißen. Wieder  widerstand ich den Drang einen Schritt zurückzuweichen.
Plötzlich wandte er das Wort an mich.
„Sie  leiden unter Heterochromie?" Seine Stimme schnitt durch die Stille, wie  ein Peitschenschlag. Derweil war es gar nicht so still. Ich stellte  fest, dass ich fast alles ausgeblendet hatte, wie den Lärm, der vom  U-Boot vor uns ausging. Das Rauschen des Wassers – all das hatte ich  irgendwo tief in meinen Kopf verschlossen. Aber was zur Hölle meinte er  mit „Heterochromie"? Anscheinend musste er an meinen verdutzten  Gesichtsausdruck meine Unwissenheit festgestellt haben. Ich sollte  wirklich lernen mich mehr zu beherrschen, allerdings hatte ich langsam  den Eindruck als wäre dies in seiner Gegenwart unmöglich. Er zog mich  einfach so in seinen Bann – ich konnte nicht fliehen. Ich konnte mich  nicht losreißen. Ich war eine Gefangene, seine Gefangene. Er verzog das  Gesicht, anscheinend ärgerte er sich über meine Unwissenheit. Er schien  es nicht zu mögen, wenn das Gegenüber, wohl nicht den gleichen  Wissenstand, wie er besaß.
„Die Farbe Ihrer Augen ist  unterschiedlich. Das eine ist eisblau, während das andere ein paar  Nuancen dunkler ist. Es sollte Ihnen bereits aufgefallen sein, es ist  nicht schwer zu übersehen. Oder haben Sie noch nie in einen Spiegel  geblickt?". Arschloch. Überhebliches Arschloch.

Still falling for you - Trafalgar Law x OC [abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt