5.

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Mike's PoV:
"Warum ausgerechnet du?", stöhnte ich genervt auf als der Größere gerade in eine mir völlig unbekannte Straße abbog.
"Du raubst mir noch den letzten Nerv.", gab er augenverdrehend von sich ohne den Blick von der Straße abzuwenden.
Völlig erschöpft und entnervt stiegen wir schließlich aus dem schwarzen Wagen das Älteren und betraten das riesige, mehrstöckige Haus, in dem sich sein Apartment befand. Mit letzter Kraft schleppten wir uns die Treppen hinauf bis der Blonde letztendlich vor einer der weißen Türen stehen blieb. Ein Klicken hallte durch das gesamte Treppenhaus und wir traten in die Wohnung ein.
"Du wohnst alleine?", fragte ich etwas ertstaunt woraufhin er nickte. Eine Weile herrschte eine bedrückte Stille zwischen uns woran man wieder einmal erkannte, dass ich nicht der Beste darin war ein Gespräch zu beginnen. Außerdem war die Stimmung zwischen uns noch immer sehr angespannt. Schließlich konnte keiner von uns beiden den jeweils anderen bis jetzt leiden.
"Wie heißt du eigentlich?", fragte mich der Ältere.
"Walter.", gab ich ironisch von mir, was jedoch mein Gegenüber nicht zu bemerken schien.
"So heißt du? Okay...etwas ungewöhnlich, aber-", begann er etwas verlegen während er seine Jacke an die Garderobe hing. Nicht einmal ansatzweise konnte ich es verhindern lauthals aufzulachen woraufhin er mich erschrocken ansah.

"Was ist jetzt wieder?", fragte er etwas genervt und ein leichtes Seufzen verließ seine Lippen.
"Ich heiße eigentlich Michael. Wie ist dein Name?", schmunzelte ich, weshalb er ebenfalls wage zu grinsen begann.
"Chester.", lächelte er während er sich seine ebenfalls durchnässten Schuhe von den Füßen striff.
"Du kannst übrigens im Gästezimmer schlafen.", fügte er noch hinzu und zeigte in die Richtung, in der der Raum lag. Ich nickte und begab mich kurzerhand dorthin. Wenig Licht fiel in das eher schlicht gehaltene Zimmer und das Getöse des Sturms war nicht zu überhören. Wie gebannt starrte ich aus dem Fenster und blickte auf die Hauptstraße nieder, welche nun beinahe ausgestorben wirkte. Kein Auto war mehr draußen zu sehen.
"Ich hab dir frische Wäsche gebracht.", ertönte die Stimme des Blonden hinter mir woraufhin ich mich erschrocken umdrehte.
"Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken.", murmelte er verlegen und legte den kleinen Stapel Wäsche auf das Bett. Als Antwort gab ich ein leises, kaum hörbares 'Danke' von mir ehe der Ältere wieder aus dem Raum verschwand.

Still zog ich die mir viel zu großen Sachen von Chester an ehe ich das Zimmer verließ und mich anschließend auf die Suche nach dem Älteren machte.
"Die Sachen sind dir viel zu groß.", lachte dieser als er mich erblickte woraufhin ich genervt die Augenbrauen zusammenzog.
"Denkst du das hätte ich nicht selbst bemerkt?", fauchte ich.
"Schön langsam nervst du mich. Hast du deine Tage oder was?", fragte er aufgebracht weswegen ich beleidigt aufschnaubte.
"Wer nervt hier wen? Denkst du, dass ich dich leiden könnte, so wie du dich benimmst, du arrogantes Arschloch!?", gab ich harsch zurück.
"Gut, dann sind wir uns ja ganz einer Meinung. Ich kann nämlich Kinder wie dich auch nicht ausstehen.", knurrte er woraufhin ich mich einfach umdrehte und ging.
"Gute Nacht, du Idiot!", rief ich ihm noch zu bevor ich die Zimmertür zuschlug. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen und kuschelte mich in die Decke. Eine Ewigkeit versuchte ich einzuschlafen, doch es gelang mir nicht. Immer wieder zitterte ich ängstlich auf als ein weiterer Blitz grell über den dunklen Nachthimmel zuckte, was furchteinflösende Schatten in den Raum warf. Energisch prasselte der Regen weiterhin an die Scheiben. Ein Gewitter war einer der Dinge vor denen ich am meisten Angst hatte. An Schlaf war für mich nicht einmal ansatzweise zu denken. Dieser Tag war eindeutig zu viel für mich gewesen. Leise fing ich an zu schluchzen und zog die Knie an meine Brust. Ich wollte nur, dass alles besser werden würde und dieser Wunsch sollte sich nach nicht allzu langer Zeit erfüllen.

Chester's PoV:
Ein leises Schluchzen, was durch das laute Gegröhle des Donners nur kaum zu hören war, war zu vernehmen, weswegen ich mich zum Zimmer des Jüngeren begab.
"Warum heulst du? Vermisst du deine Mama?", spottete ich woraufhin er mich mit verweinten Augen ansah. Als er jedoch beim nächsten Blitzeinschlag zusammenzuckte, bauten sich Schuldgefühle in mir auf.
"Du hast Angst.", murmelte ich mitfühlend und ging kurzerhand zu ihm. Schweigend setzte ich mich neben ihn auf das Bett und zog den weinenden Jungen in meine Arme. Kurz zögerte ehe er sich an mich presste und in meine Schulter schluchzte.
"Hey Kleiner, hör auf zu weinen.", sagte ich sanft und strich ihm langsam über den Rücken.
"Warum ist zurzeit alles so schwer?", schniefte er.
"Was meinst du?", fragte ich etwas vorsichtig, da ich bereits jetzt bemerkt hatte, wie sensibel er war.
"Zuerst zwingen mich meine Eltern mit hierher zu ziehen, heute morgen musste ich erfahren, dass mein Freund mich die ganze Zeit betrogen hat und nun machst du mich auch dauernd runter.", wisperte er woraufhin ich kurz erstarrte.
"Dein...Freund? Du bist schwul.", stellte ich etwas verwundert fest.
"Findest du das schlimm?", fragte er, weswegen ich auf der Stelle den Kopf schüttelte.

Ab diesem Moment herrschte Stille zwischen uns. Jeder ging nun seinen eigenen Gedanken nach. Nach einiger Zeit bemerkte ich, dass der Jüngere eingeschlafen war. Lächelnd betrachtete ich den Jungen, welcher sich eng an mich gekuschelt hatte und nun mit dem Kopf auf meiner Brust schlief. Wieder ließ ich mir die Ereignisse des heutigen Tages durch den Kopf gehen während ich durch die weichen Haare der Kleineren fuhr. Warum hatte ich das getan? Ich hätte ihn einfach alleine lassen können. Warum hatte ich ihn getröstet und umarmt? All diese Fragen ließen mir bis spät in die Nacht keine Ruhe...

~To be continued~


Starfighter \\ Bennoda ✔↬ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt