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Mike's PoV:
Alles hatte nur die einheitliche, neutrale Farbe Weiß. Der Fußboden, die Wände, die Möbel. Verloren blickte ich mich in dem Raum um, in dem ich mich seit diesem Morgen befand. Das Gefühl für Zeit hatte ich schon längst verloren, immerzu ging ich an den Wänden entlang im Raum umher. Still liefen Tränen über meine Wangen, keine Kraft hatte ich mehr nur einen Laut von mir zu geben. Erschrocken zuckte ich zusammen als sich die schwere, eiserne Tür öffnete, eine der Krankenschwestern betrat den Raum. Mit beiden Händen hielt sie ein Tablett, welches sie auf den Tisch stellte. Etwas wich ich zurück und stellte mich in die Ecke des Raumes, welche am weitesten weg von ihr zu sein schien. Etwas angewidert verzog ich das Gesicht als ich das Essen auf dem Teller sah. Seit Tagen hatte ich nicht wirklich etwas gegessen.
"Du musst etwas essen, Mike.", sagte sie sanft woraufhin ich trotzig den Kopf schüttelte. Seufzend nickte sie und ging wieder zur Tür.
"Alice kommt heute Abend. Vielleicht möchtest du ja dann etwas essen.", sagte sie leicht lächelnd ehe sie das Zimmer wieder verließ.

Alice war die erste Person, der ich mich langsam anvertraute. Sie war eine der Psychologinnen in der Klinik. Sie schien mich zu verstehen und bedrängte mich im Gegensatz zu den Ärzten nicht. Ihr machte es nichts aus, dass ich nicht sprach, immerzu stellte sie nur Ja- und Neinfragen, welche ich entweder mit einem Nicken oder einem Kopfschütteln beantworten konnte. Sie war der einzige Trost in diesem mir völlig fremden Umfeld. Dennoch fühlte ich mich unwohl, wollte wieder zu meinen Eltern, doch nicht einmal sie durften zu mir. Ganz besonders vermisste ich auch ihn. Ob er mich vergessen hätte? Ob ich ihm noch etwas bedeutete? Ich wusste es nicht und es fraß mich innerlich auf. So gerne wollte ich den Blonden wieder sehen...

Chester's PoV:
Schweißgebadet wachte ich am Morgen auf, nicht viel Schlaf hatte ich in dieser Nacht bekommen. Andauernd wurde ich von Alpträumen, die mich immerzu verfolgten gequält. Wieder begann ich zu weinen als ich realisierte, dass die Träume keinesfalls nur Einbildungen oder Fantasien waren. Sie entsprachen der Realität. Niedergeschlagen stand ich auf, schwanke ein wenig. Müde tapste ich zu meinem Schrank und öffnete diesen. Geradewegs blickte ich auf das rote Basketballtrikot und zog dieses leise seufzend von dem Stapel anderer Shirts. Ab diesem Zeitpunkt begann wie üblich der gewohnte Schultag. Kein bisschen konnte ich mich konzentrieren, weder im Unterricht, noch beim Training. Mark war der erste, der dies wirklich zu bemerken schien.

Nach dem Training stand ich völlig fertig vor einem der Spiegel in der Umkleide, die Hände am Rand des Waschbeckens abgestüzt.
"Kitten, alles okay?", ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir, eine Hand legte sich auf meine Schulter. Mein bester Freund stellte sich neben mich und sah mich besorgt an. Leicht nickte ich und versuchte verzweifelt die Tränen, die in meine Augen traten, wegzublinzeln.
"Du darfst ruhig weinen.", sagte er ungewohnt sanft und schloss seine Arme um mich. Etwas überrascht zögerte ich ehe ich die Umarmung erwiderte, keine Kraft hatte ich um etwas dagegen zu zu sagen. Leise schluchzte ich in seine Schulter während er mir beruhigend über den Rücken strich. Nach einer Weile beruhigte ich mich wieder und löste mich wieder von ihm. Noch nie zuvor hatten wir uns umarmt, weswegen ich umso verwirrter war.
"Wow, ich hab dich noch nie weinen gesehen. Vom Badboy zum Softie.", lachte er leicht, was ich leise erwiderte. Wieder wurde mir bewusst, was dieser Junge mit mir gemacht hatte. Allein er war dazu in der Lage gewesen mir so den Kopf zu verdrehen, dass ich manchmal nicht einmal mehr wusste, wo oben und unten war. Noch eine Weile unterhielten wir uns bis wir uns schließlich voneinander verabschiedeten.

Letztendlich fand ich mich am Abend in meinem Wagen wieder, meine Gedanken kreisten. Schließlich fasste ich einen Entschluss. Geradewegs fuhr ich zur Klinik, in der sich die Liebe meines Lebens befand. Einige Momente betrachtete ich das große, graue Gebäude ehe ich aus dem Auto stieg und zum Eingang lief.
"Wie kann ich ihnen helfen?", fragte eine junge Frau an der Rezeption.
"Ich muss jemanden besuchen.", antwortete ich woraufhin sie mich abwartend ansah.
"Michael Shinoda.", fuhr ich fort, augenblicklich sah mich die Frau vor mir entsetzt an.
"Doctor Carter?", fragte sie eine Brunette Dame hinter sich, welche dich daraufhin zu ihr umdrehte.
"Es tut mir leid, aber Sie können nicht zu ihm.", sagte sie und sah mich entschuldigend an.
"Bitte, ich will ihn nur ein einziges Mal sehen.", flehte ich, seufzend nickte sie leicht.
"Folgen Sie mir bitte."

Völlig geschockt starrte ich durch die große Glasscheibe vor mir in den weißen, kalt wirkenden Raum, inmitten dessen sich der schwarzhaarige Junge befand. Auch die Klamotten, die er trug, waren weiß, wodurch die unzähligen blauen Flecken an seinen Handgelenken und Unterarmen besonders zum Ausdruck kamen. Tränen liefen über seine Wangen während er sich mit einer jungen Frau mit dunkelbraunen, locking Haaren, die gegenüber von ihm an dem Tisch saß, unterhielt. Immer wieder nickte er oder schüttelte den Kopf, seine Lippen öffneten sich nicht ein Mal. Tiefe Augenringe zeichneten sich auf der blassen Haut unter seinen geröteten Augen ab.
"Wie geht es ihm?", fragte ich leise ohne meinen Blick nur ein einziges Mal von ihm abzuwenden.
"Seit Tagen hat er sehr wenig, nahezu gar nichts gegessen, immerzu weint er. Alice ist die einzige Person, der er vertraut. Er redet nicht und leidet immernoch unter der Genophopie.", sagte sie woraufhin ich sie nur fragend ansah, "Eine Sexualangst. In seinem Fall lehnt er jedoch jegliche Formen körperlichen Kontakts ab."
Geschockt sah ich sie an. Er musste so viel leiden, so viel ertragen. Und das alles nur wegen mir.

~To be continued~

Starfighter \\ Bennoda ✔↬ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt