Mike's PoV:
In Gedanken versunken blickte ich aus dem Fenster hinaus in den Park vor dem Klinikum. Vereinzelte Menschen hielten sich dort auf, darunter ein paar Kinder, die offensichtlich Freude an dem Schnee hatten. Dicke, weiße Flocken tanzen vom Himmel herab zu Boden. Schon bei dem Anblick begann ich leicht zu frösteln. Gerne wäre ich jedoch ebenfalls nach draußen gegangen und das weiße Zimmer, in dem ich mich noch immer unwohl fühlte, hinter mir gelassen. Leicht seufzte ich und wandte mich von dem Fenster ab. Noch immer ging es mir nicht wirklich besser und wieder war ich kurz davor aufzugeben. Dennoch glaubte ich tief in mir, dass ich es schaffen würde. Nur hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen sollte.

Erschrocken zuckte ich zusammen als es plötzlich an der Tür klopfte. Diese öffnete sich kurzerhand und Alice trat in den Raum bevor sie die metallerne Tür wieder hinter sich schloss. Etwas verwirrt blickte ich die Frau mit den lockigen, braunen Haaren an. In letzter Zeit war sie oft mir und schien möglichst viel Zeit bei mir verbringen zu wollen, worüber ich sehr verwundert war. Mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt allein zu sein und keinerlei Besuch zu haben. Nicht einmal meine Eltern oder Jason durften zu mir. Alice kam zu mir, einen kleinen, silbernen Schlüssel in ihrer Hand. Mit diesem öffnete sie vorsichtig die Handschellen, weswegen sich diese sogleich von meinen verwundeten Handgelenken lösten. Erleichtert atmete ich auf als das reibende Metall von der völlig gereizten Haut meiner beiden Handgelenke entfernt wurde.
"Die brauchst du nun nicht mehr.", grinste sie und steckte den Schlüssel zurück in die vordere Hosentasche ihrer blauen Jeans.
"Ich habe in der letzten Zeit, in der ich bei dir war, stark bemerkt, dass du dich trotzdem nach körperlichen Kontakt sehnst, Michael. Deswegen hab ich dir heute jemanden mitgebracht.", lächelte sie leicht. Langsam entstand Hoffnung in mir, wurde groß. Die Therapeutin begab sich wieder zur Tür, weiter wuchs die Anspannung, was mich erwarten würde, in mir weiter.

Plötzlich ertönte ein leises Miauen woraufhin sich meine Mundwinkel augenblicklich hoben. Alice drückte die Türklinke nach unten, sodass sich das schwere Metall einen Spalt breit öffnete. Ein kleines, grau-getigertes Kätzchen kam hereingetapst und musterte mit spitzen Ohren neugierig die Umgebung um sich herum. Ein wenig lief es durch das Zimmer ehe es schließlich zu mir kam. Verwundert legte es den Kopf schief und betrachtete mich gespannt. Langsam beugte ich mich zu dem kleinen Geschöpf herunter und hob es mit Vorsicht hoch. Ich nahm es auf meinen Arm und fing über das weiche Fell des Kätzchens zu streichen.
"Michael, hast du keinerlei Angst dieses Kätzchen anzufassen?", ertönte es von Alice woraufhin ich verneinend den Kopf schüttelte. Dies notierte sie sich auf eines der Blätter, welche in ihr Klemmbrett geheftet worden waren.
"Und wie ist es bei Menschen?", fragte sie und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich weiß es nicht.", gab ich schulterzuckend zurück, was auch meine ehrliche Antwort war. Ich wusste es einfach nicht. Alice antwortete mit einem knappen nicken und notierte sich wieder ein paar Stichpunkte auf ihren Zettel.

"Wie heißt er?", fragte ich, nachdem ich harausgefundne hatte, dass der kleine Stubentiger ein Kater war.
"Er hat keinen Namen. Wenn du willst, kannst du ihm einen Namen geben. Er wird ab nun deine Therapiekatze sein.", sagte die Brunette, ein stummes Nicken stellte meine Antwort dar.
"Wie wäre es mit Chester?", fragte ich leise und hob das Kätzchen vor mir in die Höhe um es besser betrachten zu können. Alice blickte von ihrem Klammbrett auf und sah mich ein wenig verwundert an.
"Wie dein Freund?", fragte sie verblüfft woraufhin ich simpel nickte.
"Dieser Chester. Hat er jemals etwas mit dir gemacht, was du nicht wolltest?", hakte sie weiter nach. Leicht schüttelte ich den Kopf. Er hatte mir immer Zeit gelassen und genau dies schätzte ich so sehr an dem Blonden.

"Wart ihr schon einmal weiter als nur küssen und kuscheln?", fragte sie woraufhin ich verwirrt die Augenbrauen zusammenzog.
"Warum willst du das wissen?", entgegnete ich ihr etwas harsch weswegen sie abwehrend ihre Arme hob. Nun hatte sie also selbst bemerkt, dass sie mit dieser Frage etwas zu weit gegangen war. Ich hasste es nunmal über solche Sachen mit anderen Menschen zu reden. Ganz besonders, wenn ich die Person nicht wirklich kannte.

Am Ende des Tages saß ich still in dem unbequemen Bett und strich immer wieder über das flauschige Fell von Chester, welcher sich in die Decke über meinem Schoß eingekuschelt hatte und nun bereits friedlich schlief. Das leise schnurren des kleinen Katers war deutlich zu hören und wirkte wenig beruhigend. Im Gegensatz zu dem Kätzchen war ich hingegen noch immer hellwach und auch an Schlaf war für mich in diesem Moment nicht zu denken.
'Warum hatte ich Angst davor, dass andere Leute mich berührten?'
Diese Frage quälte mich seit dem etwas seltsamen Gespräch mich Alice. Meine Gedanken kreisten wie wild durch meinen Kopf und hinderten mich bis spät in die Nacht daran zu schlafen. Jedoch war ich der Müdigkeit irgendwann erlegen. Ich hatte Schwierigkeiten meine Augen offen zu halten ehe ich in einen traumlosen, ruhigen Schlaf driftete. Allmählich gewohnte ich mich daran in dem gruseligen, kahlen Zimmer zu schlafen. Dennoch bevorzugte ich es nach wie vor in den starken Armen des Blonden einzuschlafen. Wie gerne ich ihn doch wieder sehen würde...

~To be continued~

Starfighter \\ Bennoda ✔↬ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt