Mike's PoV:
Es schien als würde sich nun endlich alles bessern. Seit dem Treffen mit Chester, bei dem ich mich erstmals getraut hatte  wieder Körperkontakt mit anderen aufzunehmen, wich mir das breite Grinsen nicht mehr von den Lippen. Auch die Ärzte schienen davon positiv überrascht zu sein. Wieder einmal lag ich auf dem unbequemen Bett in meinem Zimmer, an das ich mich inzwischen schon gewöhnt hatte. Nachdenklich blätterte ich durch meinen Ordner, in den ich die Noten sämtlicher Songs ordentlich eingeheftet hatte. Etwas frustriert darüber, dass ich jedes Lied bestimmt auswendig und mit geschlossenen Augen spielen konnte, blätterte ich die letzte Seite um. Enttäuscht klappte ich den Ordner zu und stand auf um diesen zurück in das Regal auf der anderen Seite des Zimmers zu stellen. Auf dem Weg dorthin fiel jedoch etwas zwischen dem eingehefteten Stapel von Blättern heraus und segelte elegant zu Boden. Etwas genervt seufzte ich auf und bückte mich hinunter. Verwundert betrachtete ich dann den für mich anfangs undefinierbaren, gefalteten Zettel vor mir bevor ich diesen aufhob. Vorsichtig entfaltete ich diesen und erblickte sogleich die mit Kugelschreiber gezeichneten, etwas krummen Notenzeilen, auf denen noch keinerlei Noten vorhanden waren. Einfach leere Notenzeilen mit vereinzelten Wörtern darunter.

"Crawling", las ich die Überschrift laut vor und blickte gleichzeitig etwas verwirrt drein bevor ich mich wieder an den Song erinnern konnte. Ich hatte ihn damals geschrieben als dies alles angefangen hatte.
'Crawling in my skin. These wounds, they will not heal. Fear is how I fall, confusing what is real.', war das einzige, was mir bis jetzt eingefallen war. Es hatte einfach zu meiner Situation gepasst und durch Lieder konnte man das, was man tief im Inneren trägt, wesentlich besser ausdrücken. Ich wusste nicht, ob ich überhaupt singen konnte, da ich es noch kein einziges Mal ausprobiert hatte, dennoch liebte ich es selbst Musik zu erschaffen. Deshalb nahm ich mir wie sooft meinen Kugelschreiber zur Hand beschloss sogleich den Song weiterzuschreiben. Wieder ging ich zurück zum Bett und ließ mich auf dieses fallen ehe ich begann zu schreiben. Immer wieder kaute ich dabei an den hinteren Ende des Stiftes während ich scharf nachdachte bevor ich ein paar wenige Wörter auf das Papier brachte. So ging es eine ganze Weile bis es auf einmal an der Tür klopfte.

"Herein.", sagte ich tonlos, da ich vermutete, dass es einer der Ärzte sein würde. Jedoch täuschte ich mich bei meiner Vermutung. Mit einem leisen, wimmernden Quietschen öffnete sich die metallene Tür und die Person dahinter kam zum Vorschein.
"Hallo, Mikeylein.", grinste der Junge, der wie Chester geschätzt zwei Köpfe größer war als ich. Geschockt blickte ich zu Tyler auf, der quälend langsam die Tür hinter sich schloss ehe er auf mich zu schritt. Schließlich ging er neben dem Bett in die Hocke und sah mich eindringlich an, weswegen ich augenblicklich etwas zurückwich.
"Du siehst absolut scheiße aus. Ich kann nicht fassen, dass du so tief gesunken bist, dass du dir so einen Blödsinn einreden lässt, Michael. Genophobie? Das glaubst du doch wohl selbst nicht.", murmelte er herablassend ehe sich wieder das übliche schmutzige Grinsen auf seinen Lippen ausbreitete.
"Was wohl passieren würde, wenn ich dir zu nahe kommen würde. Hättest du dann irgendwelche allergische Reaktionen?", schmunzelte er provuzierend und kam mir mit seiner Hand gefährlich nahe.
"Das ist nicht lustig, Tyler.", wisperte ich und presste mich an die Wand hinter mir. Nun stand er direkt vor mir, der Mann, der mir dies alles angetan hatte und dennoch keinerlei Reue zeigte.

Wieder flogen mir die grausamen Bilder der Vergangenheit durch den Kopf, alles schien vor meinen Augen revue passieren.
Er hatte mich sozusagen bei sich zuhause gefangen genommen und mit mir das angestellt, was ihm gefiel. Am Anfang war es noch einigermaßen erträglich, doch mit der Zeit wurde es immer schlimmer. Sowohl meine körperlichen als auch meine mentalen Beschwerden wuchsen bis ins Unerträglichste. Jeden Tag als er nach der Schule nach Hause kam, begann ich unkontrolliert vor Angst zu zittern. Es war so schmerzhaft und demütigend zugleich.
"Ich will nicht! Bitte hör doch auf!", hatte ich damals unter Tränen geschrien. Jedoch hatte er nicht nachgegeben, er hatte es nie getan.
Er war der Grund, warum ich hier war und es mir nun so schlecht ging.

"Ich finde es sehr unterhaltsam wie gut du schauspielern kannst.", lachte er finster und kam noch näher, was mich dazu veranlasste aufzuspringen und auf die andere Seite des Raumes zu laufen. Grinsend schüttelte er den Kopf und kam langsam auf mich zu. Immer weiter drängte er mich in eine Ecke des Raumes bis er letztendlich direkt vor mir stand. Grob packte er meine Handgelenke und presste sie aggressiv neben meinen Kopf an die Wand.
"Siehst du, es ist nicht schlimm. Man kann dich doch anfassen.", sagte er gleichgültig. Doch in diesem Moment ging in mir etwas komplett anderes voran. Meine Atmung war schnell und flach, sodass ich kaum noch Luft bekam.
"Einer Schlampe wie dir gefällt es doch, wenn man sie anfasst.", grinste der Größere dreckig und fuhr mit der einen Hand unter mein Shirt während er mit der anderen weiter meine Handgelenke über meinem Kopf zusammenhielt, sodass ich daran gehindert wurde mich irgendwie zu wehren. Mir wurde übel, so übel, dass ich meinte mich gleich übergeben zu müssen. Alles schmerzte, brannte. Meine Luftröhre schien sich immer weiter zuzuschnüren, noch ein letzter verzweifelter Hilfeschrei ertönte auf meiner Kehle ehe ich kraftlos zusammensackte. Ich bekam noch mit wie Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern in das Zimmer gestürmt kamen bevor alles schwarz wurde...

~To be continued~

Alle, die Linkin Park nicht nur kennen, weil In The End, Burn It Down, Castle Of Glass oder Final Masquerade zufällig einmal im Radio lief, wissen vermutlich, was heute für ein Tag ist. Jeder, der wie ich gerade heulend und zusammengerollt in seinem Bett sitzt, Linkin Park auf voller Lautstärke durch Kopfhörer hört und sich die ganze Zeit fragt warum so ein wundervoller Mensch von uns gehen musste, soll sich jetzt ganz fest umarmt fühlen.
Mittlerweile ist es drei Jahre her, aber dennoch sitzt der Schock tief.
'Time is a valuable thing', lautet einer der Zeilen in In The End und wieder einmal sagen allein diese Worte die pure Wahrheit aus. Schätzt jede Minute, die ihr habt, denn es könnte jederzeit vorbei sein. Nie hätte es jemand bei Chazzy gedacht. Er schien immer glücklich, hatte eine wundervolle Familie und Freunde, aber dennoch musste das passieren.
War es die Kritik über das Album One More Light? Der Stress? Der Tod von Chris Cornell, der einer seiner besten Freunde war?
Wir wissen es nicht. Dennoch wissen wir eins:

Der Engel mit den unverwechselbaren, blau-roten Flammen auf seinen Unterarmen rockt nun den Himmel!

Danke für die schöne Kindheit, für die unvergleichliche Musik, die ihr mit uns geteilt habt und die Hilfe durch schwere Phasen...

Wir werden dich nie vergessen, Chester Charles Bennington 🖤🖤

Starfighter \\ Bennoda ✔↬ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt