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Chester's PoV:
Vor Nervosität biss ich mir so fest auf die Unterlippe, sodass der Geschmack von Blut in meinen Mund gelangte. Heute würde Mike endlich entlassen werden, worüber ich mich wahnsinnig freute. Dennoch überwog dem die Angst, die Angst wie er reagieren würde. Schon allein, weil er sensibel war, konnte ich es nicht übers Herz bringen ihn zu verletzen und trotzdem würde ich es tun. Leicht angewidert verzog ich das Gesicht und versuchte den leicht metalligen Geschmack mit etwas Wasser hinunterzuspülen ehe ich mich wieder auf die Straße vor mir konzentrierte. Weiterhin wurde ich von den Gedanken, die quer durch meinen Kopf kreisten, gequält.

Etwas erleichtert atmete ich auf als ich den nervenaufreibenden Stadtverkehr hinter mir gelassen hatte und auf dem Parkplatz des riesigen Klinikums einparkte. Mein Herz begann noch heftiger gegen meine Brust zu schlagen und für einen kurzen Augenblick meinte ich nicht mehr atmen zu können.
"Chester Charles Bennington, du bist schon ein großer Junge und schaffst das.", redete ich mir selbst immer wieder ein, jedoch brachte es nichts. Nach einer ganzen Weile entschied ich mich auszusteigen, stand direkt im Angesicht des riesigen, angsteinflößenden Gebäudes. Nur zögerlich schaffte ich es die ersten Schritte in die Richtung des Eingangs der Klinik zu gehen.

Immer mehr begannen meine Hände zu zittern, dennoch wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte. Langsam näherte ich mich Mike's Zimmer, weswegen sich die Anspannung in mir jede einzelne Sekunde vergrößerte. Vor der metallenen, weißen Tür blieb ich stehen und legte meine Hand, deren Innenfläche völlig verschwitzt war, auf die Klinke. Diese drückte ich nach unten, die Tür sprang mit einem Klicken, welches durch den gesamten Flur hallte, auf, wodurch das Zimmer meines Freundes zum Vorschein kam.

Leise ging ich ein paar Schritte in den Raum und erblickte sogleich den Jüngeren, der noch immer friedlich schlief. Ein sachtes Lächeln schlich sich bei den Anblick augenblicklich auf meine Lippen. Beinahe geräuschlos schloss ich die Tür hinter mir ehe ich mich dem Jungen näherte. Schließlich kniete ich mich neben das Bett auf den kalten, harten Boden und betrachtete den Kleineren schmunzelnd. Die pinken Lippen waren einen kleinen Spalt breit geöffnet und die dunklen Haare fielen ihm strähnchenweise in die Stirn. Zärtlich strich ich ihm über die Wange und setzte ihm einen Kuss direkt auf die Nasenspitze woraufhin er leicht mit dieser zuckte ehe er die Augen noch immer leicht verschlafen öffnete. Sobald er jedoch mich erblickte schien er augenblicklich hellwach zu sein und fuhr erschrocken hoch.

"Hey, Kleiner.", sagte ich sanft lächelnd, was er etwas müde erwiderte.
"Wie viel Uhr ist es denn?", fragte er und rieb sich mit der einen Hand das Auge während er sich mit der anderen hinter seinem Rücken leicht auf der Matratze abstützte.
"Kurz vor halb elf.", lachte ich woraufhin er etwas erschrocken die Augen aufriss bevor seine Wagen begannen rot anzulaufen.
"Ich hatte einen wunderbaren Traum und du hast ihn zerstört indem du mich geweckt hast.", schmollte er und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein kleines Kind.
"Um was ging es in dem Traum?", fragte ich lächelnd und stellte mich wieder aufrecht hin.
"Es ging darum, dass wir ganz viele Kinder haben.", begann er zu erzählen ehe er die Namen sämtlicher Namen der Kinder aufzählte. Auch der Name Harry fiel dabei. Wieder musste ich an das winzige Baby denken, welches so niedlich und unschuldig war. Und trotzdem würde es alles zerstören.

"Chester, hörst du mir noch zu?", riss mich Mike's Stimme aus den Gedanken woraufhin ich völlig erschrocken zusammenzuckte.
"Huh? Ja, natürlich.", grinste ich verlegen weswegen er nur lachend die Augen verdrehte. Schließlich stand er von dem harten, unbequemen Bett auf und lief in Richtung des Schrankes, welcher auf der anderen Seite des Zimmers stand. Diesen klappte er auf und zerrte eine Tasche heraus bevor er begann seine Sachen unordentlich in diese zu werfen. Verträumt sah ich ihm dabei zu und beobachtete jede einzelne seiner Bewegungen genauestens.

"Können wir los?", fragte er begeistert und versuchte hektisch in den anderen Ärmel des roten Flanellhemdes zu schlüpfen. Leicht lachend nickte ich und half ihm.
"Danke.", murmelte er und ein schüchternes Lächeln begann die pinken Lippen des Kleineren zu umspielen. Ich schulterte die Tasche und wunderte mich augenblicklich über das erdrückende Gewicht.
"Was hast du da drin? Steine?", fragte ich während ich hinter dem Kleineren den Flur entlanglief. Lachend schüttelte er den Kopf und ging zur Rezeption. Nur wenige Minuten musste ich warten bis er den Ärzten und Krankenschwestern noch ein letztes Mal wank ehe er wieder zu mir gelaufen kam. Er legte seine Hand in meine freie weswegen mein Herz augenblicklich fest gegen meine Brust zu schlagen begann. Weiter quälte mich mein schlechtes Gewissen Mike das Herz brechen zu müssen.

Erleichtert und gleichzeitig niedergeschlagen kam ich mit dem Jüngeren in meiner Wohnung an. Die SMS von Rachel hatte die Situation nicht wirklich verbessert.
'Kommst du Harry holen?', las ich den kurzen Text, welcher mich doch beinahe dazu brachte in Tränen auszubrechen.
"Mikey, wir müssen reden.", begann ich und zog somit die Aufmerksamkeit des Kleineren ganz auf mich.
"Ich bin Vater geworden.", sagte ich tonlos, still bahnten sich Tränen ihren Weg über meine Wangen. Der Jüngere nichte nur und blickte zu Boden.
"Wer ist die Mutter?", fragte er leise.
"Es ist Rachel.", sagte ich nach einer kurz anhaltenden Stille zwischen uns. Mike blickte zu mir auf. Auch er hatte angefangen zu weinen und herzzereißend zu schluchzen. Wie ich es hasste meinen Jungen weinen zu sehen.
"Schon okay. Ich bin nutzlos und das muss ich mit sechzehn eben allmählich begreifen.", lächelte er unter Tränen, "Aber, dass ich es so erfahren muss, verletzt mich sehr. Und ich war so naiv und habe dir geglaubt. Ich hab wirklich geglaubt, dass du mich liebst."
Nun war also genau das geschehen, wovor ich am meisten Angst hatte. Die Angst ihn zu verlieren...

~To be continued~

Starfighter \\ Bennoda ✔↬ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt